Historische Musik im Film. "Henry V" und die Schlacht von Azincourt


Dossier / Travail, 2018

16 Pages, Note: 3,0

Anonyme


Extrait


Inhaltsverzeichnis:

1 Einleitung

2 Überblicksinformationen
2.1 Mitwirkende an Film und Geschichte
2.1.1 William Shakespeare
2.1.2 Laurence Kerr Olivier
2.1.3 William Walton
2.2 Produktion und zeitgeschichtliche Hintergründe
2.3 Historische Einordnung mit besonderem Augenmerk auf die Schlacht von Agincourt

3 Vergleich von Henry V Suite und dem Agincourt-Carol
3.1 Suite Henry V
3.2 Vergleich

4 Schlussbetrachtungen

5 Literaturverzeichnis

Anmerkung der Redaktion: Der Anhang ist aus urheberrechtlichen Gründen nicht Teil dieser Arbeit.

1 Einleitung

In der nachfolgenden Arbeit soll der Frage nachgegangen werden wie historische Musik im besonderen Genre der Filmmusik verarbeitet wird.

Jeder, der einen Fernseher, Computer oder ähnliches zuhause hat, wird Tag täglich mit Filmen aller Art konfrontiert. Sei es, dass man einen tollen Spielfilm anschaut oder eine nette Serie. Auch die kurzen meist störenden Filmchen, die den Hauptfilm unterbrechen, kann man dazuzählen, da sie meist auch mit Musik unterlegt sind, die ganz bestimmte Reaktionen oder Gefühle beim Rezipienten hervorrufen soll.

Dank des Internets lassen sich Filme auch von unterwegs ansehen oder sogar, meistens nicht ganz legal, herunterladen oder man sucht gleich in einer der immer mehr an Beliebtheit gewinnenden online Videotheken wie Netflix oder Maxdome nach seinem Lieblingsfilm.

Bei diesen Möglichkeiten, die uns dauerhaft und rund um die Uhr mit Filmen jeglicher Art versorgen, vergessen wir oft genauer hinzusehen oder besser gesagt zu hören.

Die Filmmusik, die von uns nur noch unterbewusst wahrgenommen wird, ist das wichtigste Werkzeug eines guten Films schlechthin. Filmmusik geht weit über eine hübsche Nebenmelodie, die die Handlung umspielen soll, hinaus. Wie vielfältig Musik eingesetzt werden kann und auch wird, ist wirklich einzigartig. Sie kann die Stimmung im Film in eine andere ganz konträre Stimmung umkippen lassen, gewisse Motive können an einzelne Personen gebunden sein, die immer nur dann auftauchen, wenn diese Person zu Gegend ist. Die Musik erzählt uns ganz heimlich alles, was wir über den Film wissen sollten. Sie dient als Rückblick, sie zeigt was gerade passiert, aber auch was noch passieren wird. Deshalb ist es empfehlenswert sich einmal besonders mit der Filmmusik auseinanderzusetzen.

Im Film Henry V von 1944 wird ein alt bekanntes historisches Lied in die Filmmusik eingeflochten. Diese Arbeit soll sich damit beschäftigen, wie viel von dem ursprünglichen Carol in der Musik für diesen Film noch übrig geblieben ist.

Zunächst werden die Mitwirkenden an der Entstehung des Films vorgestellt. Anschließend werden die zeitgeschichtlichen Hintergründe der Produktion und diese selbst näher beleuchtet. Nach einer zeitgeschichtlichen Einordnung, wobei besonders auf die Schlacht von Agincourt eingegangen wird, folgt der Vergleich der Henry V Suite von William Walton in der Vassung von Christopher Palmer und dem traditionellen Lied Agincourt-Carol.

2 Überblicksinformationen

Bevor ich auf den Vergleich der beiden musikalischen Werke zu sprechen komme, halte ich es für äußerst wichtig eine Art Überblick über die wichtigen Personen, die an der Entstehung des Films von 1944 beteiligt waren und über die Situation vor und während des thematisierten historischen Geschehens zu schaffen.

2.1 Mitwirkende an Film und Geschichte

2.1.1 William Shakespeare

Der Autor des Dramas The Life of Henry the Fifth, das für diesen Film die Vorlage war, heißt William Shakespeare. Sein Geburtsdatum lässt sich nicht genau festlegen, getauft wurde er allerdings am 26.04.1564 in Stratford-on-Avon, Warwickshire, weshalb seine Geburt auf den 23.04.1564, drei Tage vor der Taufe, festgelegt wurde 1. Ein weiterer Grund für diese Datierung ist, dass William Shakespeare am selben Tag 1616 - ebenfalls dort - verstarb.

Die Schule in Stratford, die William besuchte, hatte einen guten Ruf. Der Unterhalt wurde vom Bezirk bezahlt und war somit für die Schüler kostenlos. Da sein Vater, John Shakespeare, ein angesehener Händler und Landwirt war, der später sogar zum Bürgermeister erkoren wurde, kann man vermuten, dass William Shakespeare eine gute Ausbildung erhielt. Diese beinhaltete zu dieser Zeit „das Studium der lateinischen Sprache, Dichtung und Geschichte“ 2. Williams Mutter, Mary Arden of Wilmcote, stammte von einem alten, aber unbedeutendem Adelsgeschlecht ab und erbte so ein kleines Stück Land. Zur damaligen Zeit bedeutete die Heirat für seinen Vater John Shakespeare einen hierarchischen Aufstieg.

Im Alter von 18 Jahren heiratete William Anne Hathaway. Aus dieser Heirat gingen drei Kinder hervor: Susanna (26.05.1583) und die Zwillinge Hamnet und Judith (02.02.1585). Sein einziger Sohn Hamnet verstarb im Alter von elf Jahren 3. Die Todesursache ist bis heute ungeklärt.

Ab 1594 gehörte er den Lord Chamberlain´s Man an, die den besten Schauspieler Richard Burbage, das beste Theater, nämlich das Globe Theatre, und mit William Shakespeare den besten Dramatiker dieser Zeit besaßen. Shakespeares wachsender Wohlstand machte sich nicht nur an der finanziellen Teilhabe am Globe Theatre bemerkbar, auch die Beantragung eines Familienwappens 1596 und der Erwerb eines großen Hauses am Rande Stratfords, wo er sich 1611 zurückzog 4, unterstreichen diese Annahme.

Kurz vor seinem Tod verfasste William Shakespeare ein Testament, das noch immer als Original vorliegt.

Zu seinen berühmtesten Werken zählen neben den Dramen Romeo und Julia, Hamlet und Heinrich V auch seine Sonette und Gedichte wie Venus und Adonis.

2.1.2 Laurence Kerr Olivier

Die Hauptrolle in dem Film Henry V übernahm der damals wohl bekannteste männliche Schauspieler Laurence Kerr Olivier. Er wurde am 22.05.1907 in Dorking, Surrey als Sohn des anglikanischen Pfarrers Gerard Kerr Olivier geboren5. Er begann sehr früh mit dem Schauspielen und schon mit 15 Jahren spielte er in Die widerspenstige Zähmung mit. Zwei Jahre später folgte der Besuch einer Schauspielschule, 1927 war er für ein Jahr Teil der Birmingham Repertory Theatre Company, wo er seine erste Hauptrolle in London bekam und schon zwei Jahre später konnte er sein Broadway-Debüt in New York feiern.

Berühmt wurde er durch Filme wie Alfred Hitchcocks Rebecca (1940), wo er als Maxime de Winter auftrat. Internationale Bekanntheit erreichte er durch die Filme Henry V (1944) und Hamlet (1948). 1957 war er als Hauptdarsteller und Produzent neben Marilyn Monroe bei Der Prinz und die Tänzerin zu sehen. 1963 wurde er erster Direktor des Englischen Nationaltheaters (ehemals Old Vic Theatre), bei dessen Gründung er auch beteiligt war. 1970 wurde Laurence Kerr Olivier als erster Schauspieler durch einen Treueeid zum Lord auf Lebenszeit ausgezeichnet. 23 Jahre zuvor wurde er von König Georg VI von England zum Ritter geschlagen.

Am 11.07.1989 verstarb Olivier in Brighton, Sussex.

2.1.3 William Walton

Sir William Turner Walton wurde am 29.03.1902 in Oldham, Lancashire als Sohn des Chorleiters und Gesangslehrers Charles Walton und der Sängerin Louisa Turner geboren und ist ein englischer Komponist und Dirigent. Er brachte sich das Komponieren größten Teils selbst bei. Mit 16 Jahren errang er erste Aufmerksamkeit mit einem Klavierquartett5. Mitte der dreißiger Jahre begann Walton seine „andauernde filmmusikalische Karriere mit einer rhythmisch prägnanten Ballettmusik für Escape me never/Verlass mich nie wieder (1935)“ 6. Mit der Musik für die Film Henry V, Hamlet und Richard III verschaffte er sich einen Rang und Namen unter den großen britischen Filmkomponisten. 1937 komponierte William Walton sogar den Krönungsmarsch Crown Imperial für König George VI von England. Zehn Jahre später erhielt er als einer der ersten die Goldmedaille der R oyal Philharmonic Society.

Als Walton ein Jahr später die Argentinierin Susana Gil heiratete, zog er nach Ischia um. 1951 wurde auch er zum Ritter geschlagen.

William Walton gilt allgemein als ein eher langsam schaffender Künstler. Er komponierte neben einem guten Dutzend Filmmusiken ein umfassendes Werk für Bühne und Konzertsaal 7.

Es ist nicht nur wichtig die Mitwirkenden an Produktion und Musik zu kennen, sondern sich auch die zeitgeschichtlichen Hintergründe und die Schwierigkeiten bei der Produktion an zu sehen, wenn man die Filmmusik näher untersuchen will.

2.2 Produktion und zeitgeschichtliche Hintergründe

Die Handlung des Films Henry V – der Originaltitel lautet: the chronicle history of King Henry the Fift with his Battell fought at Agincourt in France – folgt dem historischen Drama von William Shakespeare. Thematisiert wird ein Ausschnitt aus dem hundertjährigen Krieg, wobei die Engländer ganz klar die Sympathieträger darstellen, verständlicherweise, denn Shakespeare war schließlich selbst überzeugter Engländer. Unter Punkt 2.3 werde ich näher auf die Umstände und die Thematik eingehen.

Die Produktion wurde vor einige Herausforderungen gestellt beginnend mit der Auswahl der Mitwirkenden am Film. Der Hauptdarsteller und Regisseure Laurence Olivier wollte ursprünglich William Wyler für die Regie, allerdings war Wyler der Auffassung, dass nur Olivier selbst ein Shakespeare-Stück angemessen inszenieren konnte 8. Die Rolle der Prinzessin wollte Oliviers Frau Vivien Leigh übernehmen, allerdings lehnte dies ihr Studio ab, da die Rolle zu klein war 9. John Gielgud dagegen war mit der ihm angebotenen Rolle des französischen Königs nicht zufrieden.

Der herrschende Krieg erschwerte die Produktion zusätzlich. Die Luftschlacht um England zwischen Juli und Oktober 1940 ist nur eines der großen vorangegangenen Ereignisse. „Nach der Besetzung Frankreichs und vor dem Eintritt der UdSSR kämpfte Großbritannien allein gegen Hitlerdeutschland“ 10. Es war der Kampf der deutschen Luftwaffe gegen die britische Royal Air Force. Wie auch bei der Schlacht von Agincourt, die unter Punkt 2.3 näher erläutert wird, war der Gegner der Briten, hier die Deutschen bei Agincourt die Franzosen, zahlenmäßig weit überlegen. Dennoch verloren sie die Schlacht. Die deutsche Luftwaffe kämpfte mit dem Jäger Typ Messerschmitt, die Briten dagegen mit Spitfires und Hurricanes. Die Spitfires waren „schneller, wendiger, leichter zu fliegen und stabiler gebaut“ 11. Die Hurricanes waren zwar schwerfällig, dafür aber gepanzert. Des Weiteren waren die Einsatzzeiten der Engländer höher, da ihre Luftwaffe im Südosten Englands die Fliegerhorste hatte. Die Tanks der Messerschmitts hingegen umfassten nur rund 400l mit geringer Reichweite. Ihnen blieben pro Feindflug nur 20 bis 30 Minuten Einsatzzeit. „Effektiv konnten die ‚Spitfires‘ täglich genauso lang kämpfen wie die statistisch knapp dreifach zahlreicheren Messerschmitts“ 12.

Winston Churchill, der am 10. Mai 1940 Regierungschef von Großbritannien wurde, fasst dies Schlacht in einer seiner berühmtesten Reden wie folgt zusammen: „ Never in the field of human conflict was so much owed by so many to so few – Nie zuvor in der Geschichte menschlicher Konflikte hatten so viele so wenigen so viel zu verdanken“ 13.

Churchill wollte, dass der Film Henry V als moralische Aufrüstung wissen. Laurence Oliviers schwierigste Aufgabe bei der Produktion dieses Filmes war es also, den Spagat zwischen Patriotismus in Kriegszeiten und einem gut produzierten Film zu schaffen. Als Vorlage hatte er das Drama von William Shakespeare, allerdings musste er einige Passagen streichen, die nicht zur Zielverfolgung beigetragen hätten. So wurde beispielsweise die Exekution einer Heinrichs Freunde nicht in den Film übernommen 14. Auch die Dreharbeiten wurden durch den herrschenden Krieg erschwert. So konnte der eigentliche Handlungsort England nicht als Drehort genutzt werden. Man verlagerte in das neutrale Irland. Die Ressourcen waren ebenfalls knapp, weshalb alle Rüstungsteile durch silbergefärbte Wolle imitiert werden mussten.

Das Budget für den Film belief sich dennoch auf rund zwei Millionen US-Dollar, was bis dahin die teuerste britische Produktion darstellte 15.

Als nächstes komme ich auf die historische Einordnung der wiedergegebenen Geschichte zu sprechen. So können Parallelen zwischen den Situationen Geschichte – Film erkannt werden und man bekommt eine Vorstellung wie der Agincourt-Carol entstanden ist.

2.3 Historische Einordnung mit besonderem Augenmerk auf die Schlacht von Agincourt

Die Handlung spielt zur Zeit des Hundertjährigen Krieges (1337-1453). Alles begann als „klassische mittelalterliche Fehde zwischen zwei Herrscherhäusern um feudale Rechtsansprüche“ 16. Schon zur Regierungszeit des englischen Königs Heinrich II (1154-1189) wurden große Teile Frankreichs durch Erbschaft, Heirat und Zukäufe von der englischen Krone beherrscht. Dadurch wurde der französische König Philipp II strak zurückgedrängt. Als König Philipp VI von Valois im Mai 1337 Aquitanien, das sich im Lehensbesitz des englischen Königs befand, einnahm und militärisch besetzen ließ, eskalierte die Situation. König Eduard III erhob plötzlich selbst Anspruch auf den französischen Thron, da er als Sohn von Isabella ein Enkel Philipps des Schönen war und nicht wie Philipp von Valois nur ein Neffe. Die Streitigkeiten waren nun nicht länger ein Feudalkonflikt, sie steigerten sich hin zu einem nationalen Krieg.

[...]


1 Andriz: William Shakespeare. Fragmente eines Lebens, http://www.william-shakespeare.de/biographie1.html, 27.09.2018

2 Ebd., 27.09.2018

3 Vgl. Ebd., 27.09.2018

4 Vgl. Andriz: William Shakespeare. Fragmente eines Lebens, http://www.william- shakespeare.de/biographie1.html, 27.09.2018

5 Vgl. who´s who: Laurence Olivier, http://www.whoswho.de/bio/laurence-olivier.html, 28.09.2018

6 Kloppenburg, Josef: Das Handbuch der Filmmusik. Geschichte – Ästhetik – Funktionalität, Laaber 2012, S. 371

7 Vgl. Name, Vorname (GHE): William Walton, in: Manuel Gervnik/Matthias Bückle (Hrsg.), Lexikon der Filmmusik, Laaber 2012, S. 564

8 Vgl. LynxBot: Heinrich V (1944). Ein Film von Laurence Olivier, https://de.m.wikipedia.org/wiki/Heinrich_V._(1944), 28.09.2018

9 Vgl. Ebd., 28.09.2018

10 Davis, Mark: Wie der zweite Weltkrieg Großbritannien geprägt hat, https://de.euronews.com/2015/05/04/wie-der-zweite-weltkrieg-groaebritannien-gepragt-hat, 27.09.2018

11 Kellerhoff, Sven Felix: Warum Hitler die Luftschlacht um England verlor, https://www.welt.de/kultur/article8633764/Warum-Hitler-die-Luftschlacht-um-England-verlor.html, 27.09.2018

12 Ebd., 27.09.2018

13 Davis, Mark: Wie der zweite Weltkrieg Großbritannien geprägt hat, https://de.euronews.com/2015/05/04/wie-der-zweite-weltkrieg-groaebritannien-gepragt-hat, 27.09.2018

14 Vgl. Davis, Mark: Wie der zweite Weltkrieg Großbritannien geprägt hat, https://de.euronews.com/2015/05/04/wie-der-zweite-weltkrieg-groaebritannien-gepragt-hat, 27.09.2018

15 Vgl. LynxBot: Heinrich V (1944). Ein Film von Laurence Olivier, https://de.m.wikipedia.org/wiki/Heinrich_V._(1944), 28.09.2018

16 Leick, Romain: Der Hundertjährige Krieg. „Zittere und verzage!“, http://www.spiegel.de/spiegelgeschichte/der-hundertjaerige-krieg-alte-fehde-zwischen-england-und- frankreich-a-984008.html, 27.09.2018

Fin de l'extrait de 16 pages

Résumé des informations

Titre
Historische Musik im Film. "Henry V" und die Schlacht von Azincourt
Université
University of Augsburg
Note
3,0
Année
2018
Pages
16
N° de catalogue
V542577
ISBN (ebook)
9783346176882
ISBN (Livre)
9783346176899
Langue
allemand
Mots clés
azincourt, film, henry, historische, musik, schlacht
Citation du texte
Anonyme, 2018, Historische Musik im Film. "Henry V" und die Schlacht von Azincourt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/542577

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