In jeder Alltagskommunikation treffen wir auf verschiedene Arten des Sprechens. Kein Sprecher gleicht in seiner Wortwahl, Intonation oder Syntax einem anderen. Selbst ein und derselbe Sprecher kann sich, je nach Kontext, verschiedener Stile bedienen. So wird ein Dialektsprecher, der an der Universität studiert, wahrscheinlich im häuslichen Umfeld eher die dialektale Variante wählen, während er im universitären Kontext wahrscheinlich den Standard benutzt und seinen Wortschatz dem elitären Umfeld anpasst.
Stilist dabei kein fester, in der Wissenschaft terminologisch klar definierter Begriff, besonders, wenn es sich um den Stil des Sprechens handelt.
Man bringt mit Sprechstil oder Sprachstil in erster Linie immer geschriebene Texte in Verbindung und die Art und Weise, welche rhetorischen Techniken ein Autor verwendet. Im Mündlichen kann Stil entweder eine Sprachvariante meinen, zum Beispiel Standard oder Dialekt, eine auffällige Prosodie oder Wortwahl oder ebenfalls die Verwendung bestimmter Techniken, wie eine rhetorisch ausgefeilte Sprache oder das permanente Nicht-Eingehen auf andere Sprecherbeiträge.
Im Grunde lässt sich der Begriff Stil als all das zusammenfassen, was von der „Norm“ abweicht und dem Gesagten einen persönlichen Ausdruck, eine individuelle Note verleiht. In diesem Sinn ist auch das Zitat von Arthur Schopenhauer zu verstehen: der Stil spiegelt unsere Gedanken und Empfindungen wieder. Um es in einer metaphorischen Umschreibung wiederzugeben: eine Rede kann daher nicht verstanden werden, wenn man nur den Inhalt, nicht aber die Verpackung berücksichtigt.
Die Verwendung verschiedener Stile ist insofern für ein Gespräch wichtig, als damit mittels der Kontextualisierung transportiert werden kann, wie eine Aussage gemeint ist.
Ein volkstümliches Sprichwort heißt: „Der Ton macht die Musik“ und in diesem Sinne sagt uns der Stil, wie wir eine bestimmte Rede zu verstehen haben.
Der Sprecher transportiert also nicht nur durch das Gesagte einen Sinn, sondern eben vor allem auch dadurch, wieder etwas sagt. Deutlich wird dies zum Beispiel dann, wenn wir eine Unterhaltung in einer fremden Sprache hören und erkennen, ob es sich um eine Liebeserklärung oder ein Streitgespräch handelt, ohne die einzelnen Worte zu verstehen.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Hauptteil
- I. Allgemeine Auffälligkeiten
- 1. Sprecherwechsel
- 2. Pronomenkonflikt ich / Sie beim Protokoll
- 3. Kooperation (Kinderpapa / Kindesvater)
- 4. Nonverbales
- II. Sozialer Stil der Polizistin
- 1. Verständnissicherung
- a) Rückversicherungen
- b) Paraphrasen
- 2. Missverständnisse
- 3. Rollenkonflikt
- 4. Tabuthemen
- 1. Verständnissicherung
- III. Sozialer Stil der Klientin
- 1. Unsicherheit und Verneinungen
- a) Stockungen
- b) „niemand nicht“
- 2. Listen und Allquantoren
- 3. „weißt du“
- 4. „“
- 1. Unsicherheit und Verneinungen
- I. Allgemeine Auffälligkeiten
- C. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die sozialen Stile des Sprechens in einem Gespräch zwischen einer Polizistin und einer jungen Türkin im Kontext einer polizeilichen Vernehmung. Die Arbeit analysiert die sprachlichen Besonderheiten dieses Gesprächs und die Rolle des Stils in der Kommunikation unter diesen Bedingungen.
- Analyse des Sprecherwechsels und der Rollenverteilung im Gespräch
- Untersuchung der Verständnissicherung und der Verwendung von Rückversicherungen und Paraphrasen
- Identifizierung von Missverständnissen und dem Einfluss des Rollenkonflikts auf die Kommunikation
- Analyse der nonverbalen Kommunikation und der Verwendung von Hörersignalen
- Untersuchung der Unterschiede im Sprachstil der Polizistin und der Klientin
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Begriff des Sprechstils vor und erläutert seine Bedeutung in der Alltagskommunikation. Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse eines Gesprächsausschnitts einer polizeilichen Vernehmung zwischen einer deutschen Polizistin und einer jungen Türkin. Der Kontext des Gespräches wird erläutert und die Besonderheiten der Situation hervorgehoben.
Der Hauptteil der Arbeit analysiert die sprachlichen Auffälligkeiten des Gesprächs, darunter der Sprecherwechsel, der Pronomenkonflikt, die Kooperation und das Nonverbale. Anschließend werden die sozialen Stile der Polizistin und der Klientin im Detail untersucht.
Schlüsselwörter
Soziale Stile des Sprechens, Gesprächsanalyse, polizeiliche Vernehmung, Interkulturelle Kommunikation, Rollenverteilung, Verständnissicherung, Rückversicherungen, Paraphrasen, Nonverbale Kommunikation, Hörersignale, Sprachstil, Genderlekt.
- Citation du texte
- MA Katrin Denise Hee (Auteur), 2006, Soziale Stile des Sprechens - interkulturelle Kommunikationsanalyse einer Polizeivernehmung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54502