Mit der Bildungsrevolte der 1960er und 1970er Jahre und dem darauf folgenden Ausbau und der breiten Öffnung des Bildungssystems wurde der Zugang zu höherer Bildung jeder Person unabhängig von deren sozialer, ökonomischer und kultureller Herkunft möglich und gesetzlich verankert. Zielsetzung dieser Bildungsexpansion war die quantitative Ausweitung der Bildungsbeteiligung sowie die Verbesserung der Bildungschancen aller sozialen Klassen und Schichten. Bildung ist „zur wichtigsten Grundlage für materiellen Wohlstand moderner Gesellschaften geworden“.1Beim Zugang zu Bildung ist Chancengleichheit als wichtiges gesellschaftliches Gut ein Gebot sozialer Gerechtigkeit in der Bundesrepublik. Alle sollen entsprechend ihren Leistungen und Fähigkeiten gleiche Chancen zum Erwerb mittlerer oder höherer Bildungsabschlüsse erhalten. Theoretisch ist es somit jedem möglich, die Schulbildung zu erhalten, zu der er befähigt ist. Offiziell wird dabei der meritokratischen Logik oder anders ausgedrückt, dem Leistungsprinzip gefolgt, d.h. jeder wird nach der tatsächlich erbrachten Leistung bewertet und eingestuft und erhält aufgrund dieser Einstufung weitere Zulassungen. Eine Selektion nach wirtschaftlicher Situation oder Schichtzugehörigkeit wird öffentlich dementiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Chancen(un)gleichheit im Bildungssystem Deutschlands
- Ungleichheit der Bildungschancen - Betrachtungsweisen
- Die Bildungsexpansion und Ihre Folgen
- Entwicklung des Bildungssystems seit den 60er und 70er Jahren - Exkurs
- Entwicklung der quantitativen Bildungsbeteiligung
- Mehr Bildungschancen aber weniger Bildungsgerechtigkeit - Das Paradox der Bildungsexpansion
- Bourdieus Theorie kultureller Reproduktion
- Soziale Felder, Habitus und Distinktion
- Kapitalarten und deren Transformation
- Ökonomische Kapital
- Soziales Kapital
- Kulturelles Kapital
- Kapitaltransformation
- Zusammenhang von sozialer Selektivität, Reproduktion der Kapitalien und Chancenverteilung im sowie Statuszuweisung durch das Bildungssystem
- Ungleichheit der Ausstattung mit Ressourcen und Selektivität
- Die Bedeutung formaler Bildungsabschlüsse für den sozialen Statuserwerb
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Reproduktion sozialer Ungleichheit im deutschen Bildungssystem. Im Fokus steht die Frage, warum trotz Bildungsexpansion der Anteil von Arbeiterkindern an höherer Bildung weiterhin geringer ist als der von Kindern aus privilegierten Schichten. Die Arbeit untersucht dazu die Erklärungsansätze von Pierre Bourdieu.
- Analyse der ungleichen Bildungschancen im deutschen Bildungssystem
- Untersuchung der Auswirkungen der Bildungsexpansion auf die Bildungsbeteiligung
- Erläuterung der zentralen Konzepte von Bourdieus Theorie der kulturellen Reproduktion
- Anwendung der Bourdieuschen Theorie zur Erklärung der Reproduktion sozialer Ungleichheit im Bildungssystem
- Bedeutung von Ressourcen und formaler Bildungsabschlüsse für den sozialen Statuserwerb
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet das Problem der ungleichen Bildungschancen in Deutschland und skizziert die Zielsetzung der Bildungsexpansion. Das erste Kapitel analysiert die verschiedenen Betrachtungsweisen von Ungleichheit im Bildungssystem und untersucht die Entwicklung des Bildungssystems seit den 1960er Jahren. Im zweiten Kapitel werden die zentralen Konzepte von Bourdieus Theorie der kulturellen Reproduktion vorgestellt, darunter soziales Kapital, ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, Habitus und Lebensstile. Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Zusammenhang von sozialer Selektivität, Reproduktion von Kapitalien und der Verteilung von Chancen im Bildungssystem. Dabei wird die Bedeutung von Ressourcen und formalen Bildungsabschlüssen für den sozialen Statuserwerb herausgearbeitet.
Schlüsselwörter
Soziale Ungleichheit, Bildungssystem, Bildungsexpansion, Pierre Bourdieu, Kulturelle Reproduktion, Soziales Kapital, Ökonomisches Kapital, Kulturelles Kapital, Habitus, Distinktion, Chancenverteilung, Statuszuweisung, Bildungsabschlüsse.
- Arbeit zitieren
- Esther Uhlmann (Autor:in), 2006, Hängt der Bildungsabschluss noch immer von der sozialen Herkunft ab? Die Theorie der kulturellen Reproduktion von Pierre Bourdieu, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54858