1 EINLEITUNG
Gewalt gibt es seit Beginn der Menschheit. Sie diente schon der primitivsten menschlichen Rasse zu Überlebenszwecken, war Bestandteil von Stammesritualen, man verschaffte sich dadurch Respekt und Achtung, sie diente sogar der Unterhaltung. Auch unzählige Kriege der Vergangenheit und Gegenwart zeugen von der Gewaltbereitschaft des Menschen. Glaubt man der Religionsgeschichte, dann erfolgte die erste Gewalthandlung von Kain, der seinen Bruder Abel erschlug. Weitere historische Beispiele sind Folter, Hexenverbrennungen, Gladiatorenkämpfe und die Inquisition. Aber auch in jüngster Vergangenheit findet man unzählige Beispiele für Gewalthandlungen, man denke nur an die Judenverfolgungen durch Hitler im 2. Weltkrieg oder an diverse Terroranschläge, die Angst und Schrecken verbreiten.
Fast immer wird Gewalt angewandt, um sich einen persönlichen Vorteil zu verschaffen oder gesellschaftliche Bedürfnisse zu befriedigen, angefangen vom Mobbing in der Schule bis hin zu Kriegen, in denen tausende Menschen getötet werden.
Wir sind tagtäglich mit Gewalt konfrontiert, nicht unbedingt, weil wir sie selbst erfahren oder anwenden, sondern weil wir Nachrichten hören und Erzählungen lesen, weil wir uns Filme ansehen und Computer spielen.
Aber wenn Gewalt so alltäglich ist und zu unserem Leben gehört wie die Luft zum Atmen, warum diskutiert man dann überhaupt noch darüber? Warum findet man sich dann nicht damit ab und zählt sie zu den Bestandteilen einer Gesellschaft? Vielleicht, weil Gewalt sich immer wieder neu erfindet und immer noch schrecklichere Ausmaße annimmt, die Menschen immer wieder aufs Neue schockiert und die Gewalt Ausübenden immer jünger werden. Wenn ein Kind zum Mörder wird, Tiere quält oder sich selbst verstümmelt, dann horcht die Gesellschaft auf, dann sucht sie Schuldige und fragt sich, wie es soweit kommen konnte. Oft hört man dann die immer lauter werdenden Stimmen, die den Medien die Schuld daran geben und dadurch unzählige Diskussionen anheizen – denn hier scheiden sich die Geister. Die einen sind der festen Überzeugung, Medien wie das Fernsehen seien Kulturzerstörer und eine Bedrohung für die Menschheit, die anderen streiten all diese Vorwürfe ab und befürchten keinerlei negative Auswirkungen. Wieder andere geben den Medien eine Teilschuld und rechnen noch andere Faktoren dazu.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Definition von Gewalt
- 3 Gewalt versus Aggression
- 3.1 Ursachen von Aggression
- 3.2 Formen von Aggression
- 4 Formen von Gewalt
- 4.1 Personale Gewalt
- 4.1.1 Physische Gewalt
- 4.1.2 Psychische Gewalt
- 4.1.3 Sexuelle Gewalt
- 4.2 Strukturelle Gewalt
- 4.3 Derzeitige Rechtslage
- 4.4 Mobbing, Bullying, Stalking
- 4.4.1 Mobbing
- 4.4.2 Bullying
- 4.4.3 Stalking
- 4.1 Personale Gewalt
- 5 Gewalt in der Schule
- 5.1 Gewalt im Alltag der Schule
- 5.2 Reale Vorfälle von Gewalt in der Schule
- 5.3 Gewalt gegen Lehrer/innen unter Einbeziehung des Amoklaufs in Erfurt
- 5.4 Rechtsextremismus an Schulen
- 6 Mögliche Ursachen und Erklärungsansätze für Gewalt bei Kindern und Jugendlichen
- 6.1 Anthropologischer Ansatz
- 6.2 (Leistungs-) Gesellschaft
- 6.3 Familiäre Erziehungsbedingungen
- 6.4 Gewalt im sozialen Nahraum
- 6.4.1 Wie kommt es zu Gewalt im sozialen Nahraum?
- 6.5 Wohn- und Lebensbedingungen
- 6.6 Gruppeneinfluss
- 6.7 Medieneinfluss
- 7 Sind Medien heimliche Miterzieher?
- 7.1 Was Kinder und Jugendliche an Gewaltfilmen interessiert
- 7.2 Wie Kinder und Jugendliche Gewalt im Fernsehen verstehen
- 7.3 Kontrollmechanismen
- 7.3.1 FSK
- 7.3.2 Zensur
- 7.3.3 PG (Parental Guidance)
- 8 Mediale Gewalt - Untersuchungen und Thesen zu Rezeption und Wirkung
- 8.1 Katharsisthese und Inhibitionsthese
- 8.2 Stimulationsthese
- 8.3 Habitualisierungsthese
- 8.4 Kultivierungs- oder Emotionalisierungsthese
- 8.5 Suggestions- oder Imitationsthese
- 8.6 Rationalisierungsthese
- 8.7 Nullhypothese oder These der Wirkungslosigkeit
- 8.8 Resumée
- 9 Gewalt im Film, Gewalt durch Film: Exemplarische Filmanalysen
- 9.1 Stanley Kubrick
- 9.1.1 A Clockwork Orange (1971) - Gewalt als Kunst
- 9.1.1.1 Titel und Inhalt
- 9.1.1.2 Schauspieler und ihre Rollen
- 9.1.1.3 Filmischer Code
- 9.1.1.4 Einfluss und Wirkung
- 9.1.1 A Clockwork Orange (1971) - Gewalt als Kunst
- 9.2 David Fincher
- 9.2.1 Fight Club (1999)
- 9.2.1.1 Titel und Inhalt
- 9.2.1.2 Schauspieler und ihre Rollen
- 9.2.1.3 Filmischer Code und Besonderheiten
- 9.2.1.4 Einfluss und Wirkung
- 9.2.1 Fight Club (1999)
- 9.3 Oliver Stone
- 9.3.1 Natural Born Killers (1994)
- 9.3.1.1 Titel und Inhalt
- 9.3.1.2 Filmischer Code und Besonderheiten
- 9.3.1.3 Einfluss und Wirkung
- 9.3.1 Natural Born Killers (1994)
- 9.4 Lars von Trier
- 9.4.1 Dogville (2003)
- 9.4.1.1 Titel und Inhalt
- 9.4.1.2 Schauspieler und ihre Rollen
- 9.4.1.3 Filmischer Code und Besonderheiten
- 9.4.1.4 Einfluss und Wirkung
- 9.4.1 Dogville (2003)
- 9.5 Michael Haneke
- 9.5.1 Benny's Video (1992)
- 9.5.1.1 Titel und Inhalt
- 9.5.1.2 Filmischer Code und Besonderheiten
- 9.5.1.3 Einfluss und Wirkung
- 9.5.1 Benny's Video (1992)
- 9.6 Resumée
- 9.1 Stanley Kubrick
- 10 Mögliche Präventionsmaßnahmen für eine gewaltfreie Jugend
- 10.1 Medienerziehung der Eltern
- 10.2 Medienerziehung in der Schule
- 10.3 Allgemeine Gewaltprävention in der Schule
- 11 Resumée
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die Darstellung von Gewalt im Spielfilm, beleuchtet verschiedene Rezeptionsweisen und Auswirkungen und erörtert mögliche Präventionsmaßnahmen. Das Ziel ist es, ein umfassendes Bild der Thematik zu liefern und verschiedene Perspektiven zu berücksichtigen.
- Definition und Differenzierung von Gewalt und Aggression
- Analyse verschiedener Formen von Gewalt (personale, strukturelle Gewalt)
- Gewalt in der Schule und deren Ursachen
- Der Einfluss von Medien auf die Gewaltbereitschaft von Kindern und Jugendlichen
- Mögliche Präventionsmaßnahmen zur Gewaltprävention
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Gewalt ein und verweist auf deren historische und aktuelle Relevanz. Sie hebt die Kontroverse um den Einfluss der Medien auf die Gewaltbereitschaft hervor und deutet die zentrale Fragestellung der Arbeit an: Wie beeinflusst die Darstellung von Gewalt in Spielfilmen die Rezeption und das Verhalten der Zuschauer, insbesondere von Kindern und Jugendlichen? Die Einleitung schafft den Rahmen für die nachfolgenden Kapitel und veranschaulicht die Aktualität und Bedeutung des Themas.
4 Formen von Gewalt: Dieses Kapitel bietet eine detaillierte Klassifizierung von Gewaltformen. Es unterscheidet zwischen personaler Gewalt (physisch, psychisch, sexuell) und struktureller Gewalt und beleuchtet die rechtliche Einordnung von Mobbing, Bullying und Stalking. Die Darstellung der verschiedenen Gewaltformen liefert eine wichtige Grundlage für die spätere Analyse von Gewaltdarstellungen im Film und ermöglicht ein differenziertes Verständnis der komplexen Phänomene.
5 Gewalt in der Schule: Dieses Kapitel fokussiert auf Gewalt in schulischem Kontext. Es beschreibt alltägliche Gewaltformen an Schulen, analysiert reale Vorfälle, geht auf Gewalt gegen Lehrer ein (inkl. dem Amoklauf von Erfurt) und untersucht den Aspekt von Rechtsextremismus an Schulen. Der Kapitelzusammenhang verdeutlicht die Notwendigkeit von Präventionsmaßnahmen und betont den Ernst der Situation.
6 Mögliche Ursachen und Erklärungsansätze für Gewalt bei Kindern und Jugendlichen: Hier werden verschiedene Erklärungsansätze für Jugendgewalt vorgestellt und diskutiert, darunter anthropologische Ansätze, soziologische Perspektiven (Leistungsgesellschaft), familiäre Einflüsse, Gewalterfahrungen im sozialen Nahraum, Wohn- und Lebensbedingungen sowie Gruppendruck und Medieneinfluss. Durch die Integration verschiedener Theorien und perspektivischen Betrachtungsweisen wird ein umfassendes Verständnis der komplexen Ursachen von Gewalt bei Kindern und Jugendlichen geschaffen.
7 Sind Medien heimliche Miterzieher?: Dieses Kapitel widmet sich gezielt der Rolle der Medien bei der Entstehung und Verstärkung von Gewaltbereitschaft. Es erörtert das Interesse von Kindern und Jugendlichen an Gewaltdarstellungen im Film, deren Verständnis von medialer Gewalt, und es beleuchtet verschiedene Kontrollmechanismen wie FSK, Zensur und PG-Ratings. Die Diskussion der verschiedenen Thesen zur Wirkung medialer Gewalt ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit.
8 Mediale Gewalt - Untersuchungen und Thesen zu Rezeption und Wirkung: Dieses Kapitel stellt verschiedene Theorien zur Wirkung medialer Gewalt vor, von der Katharsisthese bis zur Nullhypothese. Es bewertet diese Thesen kritisch und vergleicht sie miteinander, um die Komplexität und den Forschungsstand zu diesem Thema zu beleuchten. Die umfassende Darstellung der verschiedenen Theorien liefert eine solide Grundlage für die Interpretation der im folgenden Kapitel analysierten Filme.
9 Gewalt im Film, Gewalt durch Film: Exemplarische Filmanalysen: In diesem Kapitel werden ausgewählte Spielfilme (u.a. von Kubrick, Fincher, Stone, von Trier und Haneke) hinsichtlich ihrer Gewaltdarstellung analysiert. Die Analysen untersuchen die filmischen Mittel, die zur Darstellung von Gewalt eingesetzt werden, und diskutieren deren mögliche Wirkung auf die Zuschauer. Die Auswahl der Filme ermöglicht einen breiten Blick auf verschiedene Stile und Genres der Gewaltdarstellung im Film.
Schlüsselwörter
Gewalt, Aggression, Spielfilm, Medieneinfluss, Rezeption, Wirkung, Prävention, Schule, Jugendgewalt, Filmanalyse, Katharsisthese, Stimulationsthese, Mobbing, Bullying, Stalking, Rechtsextremismus.
Häufig gestellte Fragen zur Diplomarbeit: Gewalt im Spielfilm
Was ist der Inhalt der Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht die Darstellung von Gewalt in Spielfilmen, analysiert verschiedene Rezeptionsweisen und Auswirkungen und erörtert mögliche Präventionsmaßnahmen. Sie liefert ein umfassendes Bild der Thematik und berücksichtigt verschiedene Perspektiven, von der Definition von Gewalt und Aggression über die Analyse verschiedener Gewaltformen (personale und strukturelle Gewalt) bis hin zum Einfluss von Medien auf die Gewaltbereitschaft von Kindern und Jugendlichen und möglichen Präventionsmaßnahmen.
Welche Arten von Gewalt werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit differenziert zwischen personaler Gewalt (physisch, psychisch, sexuell) und struktureller Gewalt. Sie beleuchtet auch Mobbing, Bullying und Stalking und deren rechtliche Einordnung. Ein besonderer Fokus liegt auf Gewalt in der Schule, inklusive realer Vorfälle und Rechtsextremismus an Schulen.
Welche Ursachen für Gewalt bei Kindern und Jugendlichen werden diskutiert?
Die Arbeit untersucht verschiedene Erklärungsansätze für Jugendgewalt, darunter anthropologische Ansätze, soziologische Perspektiven (Leistungsgesellschaft), familiäre Einflüsse, Gewalterfahrungen im sozialen Nahraum, Wohn- und Lebensbedingungen, Gruppendruck und Medieneinfluss.
Welche Rolle spielen Medien in der Arbeit?
Die Arbeit analysiert den Einfluss von Medien auf die Gewaltbereitschaft von Kindern und Jugendlichen. Sie erörtert das Interesse an Gewaltdarstellungen, das Verständnis von medialer Gewalt und Kontrollmechanismen wie FSK, Zensur und PG-Ratings. Verschiedene Theorien zur Wirkung medialer Gewalt (Katharsisthese, Stimulationsthese, usw.) werden vorgestellt und kritisch bewertet.
Welche Filme werden analysiert?
Die Arbeit analysiert exemplarisch ausgewählte Spielfilme von bekannten Regisseuren wie Stanley Kubrick (A Clockwork Orange), David Fincher (Fight Club), Oliver Stone (Natural Born Killers), Lars von Trier (Dogville), und Michael Haneke (Benny's Video). Die Analysen untersuchen die filmischen Mittel der Gewaltdarstellung und deren mögliche Wirkung auf die Zuschauer.
Welche Präventionsmaßnahmen werden vorgeschlagen?
Die Arbeit schlägt Präventionsmaßnahmen vor, die sich auf Medienerziehung in der Familie und Schule sowie auf allgemeine Gewaltprävention in der Schule konzentrieren.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Gewalt, Aggression, Spielfilm, Medieneinfluss, Rezeption, Wirkung, Prävention, Schule, Jugendgewalt, Filmanalyse, Katharsisthese, Stimulationsthese, Mobbing, Bullying, Stalking, Rechtsextremismus.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in Kapitel gegliedert, beginnend mit einer Einleitung und einer Definition von Gewalt und Aggression. Es folgen Kapitel zu verschiedenen Gewaltformen, Gewalt in der Schule, Ursachen von Jugendgewalt, dem Einfluss der Medien, verschiedenen Theorien zur Wirkung medialer Gewalt und exemplarischen Filmanalysen. Die Arbeit schließt mit einem Resümee und Vorschlägen zu Präventionsmaßnahmen.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für alle, die sich mit den Themen Gewalt, Medien und Jugend auseinandersetzen, insbesondere für Pädagogen, Sozialarbeiter, Medienwissenschaftler und Studenten der entsprechenden Fachrichtungen.
- Quote paper
- Sabine Petrowisch (Author), 2006, Gewaltdarstellungen im Spielfilm, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54929