Im Juli diesen Jahres war es endlich soweit. Mehr als zwölf Monate nach dem von der Europäischen Union geforderten Termin trat das neue deutsche Energiewirtschaftsgesetz in Kraft und setzte somit die EU-Richtlinie um, mit der die Liberalisierung des Binnenmarktes für Elektrizität und Gas beschleunigt werden soll. Damit reagierte man auf die Defizite bei der Umsetzung der bereits 1996 erlassenen Richtlinie zur Förderung von mehr Wettbewerb im Elektrizitätsbinnenmarkt. Trotz der Öffnung des deutschen Strommarktes 1998 musste die Monopolkommission in ihrem 15. Hauptgutachten im Sommer 2004 feststellen, dass sich im deutschen Elektrizitätssektor ein wettbewerbsloses Oligopol aus Verbundunternehmen herausgebildet hatte, das den deutschen Markt gegenüber Dritten abschottete. Darüber hinaus wurde bemängelt, dass die Netzzugangsentgelte der aus horizontalen und vertikalen Unternehmenszusammenschlüssen bestehenden Verbundwirtschaft im europäischen Vergleich zu hoch sind und dass dieses Problem durch das Kartellamt nicht in den Griff zu bekommen ist.1Dies ist insbesondere deshalb bedenklich, weil eine preisgünstige Stromversorgung ein wichtiger Standortfaktor für Energieintensive Industrien ist und somit im Wettbewerb mit anderen Ländern steht. Gerade gegenüber Billigstromländern wie beispielsweise Großbritannien, Schweden oder Polen hat Deutschland besonders schlechte Aussichten, in diesem Wettbewerb zu bestehen, da der Industriestrompreis hierzulande teilweise mehr als 50% über dem Niveau der anderen Staaten liegt. Daneben wirkt sich das überhöhte deutsche Strompreisniveau negativ auf die Kaufkraft der privaten Haushalte und damit auch auf die Binnennachfrage und das Wirtschaftswachstum aus. Ziel dieser Diplomarbeit ist es, den von regulativen Eingriffen geprägten Liberalisierungsverlauf und den damit einher gehenden Ordnungsrahmen der deutschen Elektrizitätswirtschaft zu analysieren, um anschließend einen Ausblick auf die mögliche zukünftige Entwicklung zu geben. Problematisch hierbei ist die Tatsache, dass sich der gesamte Stromsektor momentan im Umbruch befindet, da das neue Energiewirtschaftsrecht der Elektrizitätswirtschaft zahlreiche Fristen gewährt, um den gesetzlichen Vorgaben nachzukommen. Währenddessen ist die zuständige Regulierungsbehörde damit beauftragt, ein neues Regulierungsverfahren für den Netzbereich zu entwickeln.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Besonderheiten und Rahmenbedingungen der Elektrizitätswirtschaft
- 2.1 Ursachen staatlicher Regulierung in der Elektrizitätswirtschaft
- 2.1.1 Das natürliche Monopol im Elektrizitätssektor
- 2.1.2 Externe Effekte
- 2.2 Besonderheiten des Elektrizitätssektors
- 2.3 Strompreise und Energiemix in Deutschland
- 2.4 Die deutsche Elektrizitätswirtschaft vor der Liberalisierung
- 2.1 Ursachen staatlicher Regulierung in der Elektrizitätswirtschaft
- 3. Der Begin der Liberalisierung auf dem deutschen Elektrizitätsmarkt 1998
- 3.1 Die Binnenmarktrichtlinie Elektrizität
- 3.2 Das Energiewirtschaftsgesetz von 1998
- 3.2.1 Durchleitung und Netzzugang
- 3.2.2 Unbundling
- 3.2.3 Politische Sonderlasten
- 4. Die Reform des Ordnungsrahmens für die Elektrizitätswirtschaft 2005
- 4.1 Überblick über die Umsetzung der Richtlinie im deutschen Energiewirtschaftsrecht
- 4.2 Unbundling im deutschen Energiewirtschaftsrecht
- 4.2.1 Rechtliche Entflechtung
- 4.2.2 Operationelle Entflechtung
- 4.2.3 Informationelle Entflechtung
- 4.2.4 Buchhalterische Entflechtung
- 4.3 Regulierung des Netzbetriebs in Deutschland
- 4.3.1 Aufgaben der Netzbetreiber
- 4.3.2 Netzanschluss
- 4.3.3 Netzzugang
- 4.3.4 Entgeltregulierungskonzepte des EnWG
- 4.3.5 Befugnisse der Regulierungsbehörde, Sanktionen
- 5. Instrumente zur Anreizregulierung
- 5.1 Yardstick Competition
- 5.2 Price-Cap-Regulierung
- 5.3 Revenue-Cap-Regulierung
- 5.4 Bewertung
- 6. Fazit
- Literatur- und Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit analysiert den Liberalisierungsverlauf des deutschen Elektrizitätsmarktes unter besonderer Berücksichtigung der regulatorischen Eingriffe. Ziel ist es, den Ordnungsrahmen der Elektrizitätswirtschaft zu untersuchen und einen Ausblick auf die zukünftige Entwicklung zu geben. Die Arbeit beleuchtet die Herausforderungen der Liberalisierung in einem von staatlichen Eingriffen geprägten Sektor, insbesondere im Hinblick auf die Sicherung der Versorgungssicherheit, die Preisgestaltung und die Förderung von Wettbewerb.
- Das natürliche Monopol im Elektrizitätssektor und die Notwendigkeit staatlicher Regulierung
- Die Herausforderungen der Liberalisierung des Elektrizitätsmarktes, insbesondere im Hinblick auf die Netzregulierung und die Entflechtung der Wertschöpfungsketten
- Die Rolle der Bundesnetzagentur als Regulierungsbehörde und die Entwicklung von Anreizregulierungsmodellen für den Netzbetrieb
- Die Auswirkungen der politischen Sonderlasten auf das Strompreisniveau und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Elektrizitätswirtschaft
- Die Bedeutung der Versorgungssicherheit und die Notwendigkeit eines stabilen Netzbetriebs im liberalisierten Strommarkt
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 bietet eine Einführung in die Grundlagen der Elektrizitätswirtschaft, indem es die Besonderheiten des Strommarktes im Vergleich zu anderen Märkten beleuchtet. Es werden die Ursachen staatlicher Regulierung im Elektrizitätssektor, insbesondere das natürliche Monopol im Netzbereich und die externen Effekte der Stromproduktion, erläutert. Außerdem werden die Zusammensetzung des Strompreises, der Energiemix in Deutschland und die Situation des deutschen Strommarktes vor der Liberalisierung im Jahr 1998 dargestellt.
Kapitel 3 analysiert den Beginn der Liberalisierung des deutschen Elektrizitätsmarktes im Jahr 1998. Es werden die EU-Binnenmarktrichtlinie Elektrizität von 1996 und das deutsche Energiewirtschaftsgesetz von 1998, welches die europäischen Vorgaben in nationales Recht umsetzte, näher betrachtet. Die Arbeit beleuchtet die verschiedenen Netzzugangssysteme, die Unbundling-Vorschriften und die politischen Sonderlasten, die den Liberalisierungsprozess beeinflussten.
Kapitel 4 befasst sich mit der Reform des Ordnungsrahmens für die Elektrizitätswirtschaft im Jahr 2005. Es werden die europäischen Beschleunigungsrichtlinie von 2003 und die deutsche Umsetzung in Form des Zweiten Gesetzes zur Neuregelung des Energiewirtschaftsrechts, welches im Juli 2005 in Kraft trat, analysiert. Die Arbeit beleuchtet die verschiedenen Formen des Unbundlings, die Aufgaben der Bundesnetzagentur als Regulierungsbehörde und die verschiedenen Entgeltregulierungskonzepte, die im neuen Energiewirtschaftsgesetz verankert sind.
Kapitel 5 stellt verschiedene Instrumente zur Anreizregulierung vor, die zur Effizienzsteigerung im Netzbereich eingesetzt werden können. Es werden die Yardstick Competition und die Cap-Regulierung, insbesondere die Price-Cap- und die Revenue-Cap-Regulierung, im Detail betrachtet und ihre Vor- und Nachteile diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den deutschen Elektrizitätsmarkt, die Liberalisierung, die Regulierung, das natürliche Monopol, die Entflechtung, das Unbundling, die Netzregulierung, die Anreizregulierung, die Bundesnetzagentur, die Yardstick Competition, die Price-Cap-Regulierung, die Revenue-Cap-Regulierung, die Versorgungssicherheit und die Strompreise. Die Arbeit beleuchtet die Herausforderungen der Liberalisierung in einem von staatlichen Eingriffen geprägten Sektor und analysiert die Auswirkungen der politischen Sonderlasten auf die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Elektrizitätswirtschaft.
- Quote paper
- Robert Matzdorf (Author), 2005, Wettbewerb und Regulierung auf dem deutschen Elektrizitätsmarkt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54947
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