Der Name „Bad Kleinen“ steht nicht nur für einen tragischen Polizeieinsatz, sondern auch für die mutmaßliche Verschleierung der Hintergründe seitens der Ver- antwortlichen und eine damit verbundene Krise des Rechtsstaats. Doch was davon ist im Nachhinein Realität, was Konstruktion, Manipulation und Legende? Am 27. Juni 1993 wurden während eines gemeinsamen Einsatzes von BKA und GSG 9 auf dem Bahnhof von Bad Kleinen der RAF-Terrorist Wolfgang Grams und der BGS-Beamte Michael Newrzella getötet, was sich in der Folge zu einem Polizei- und Politikskandal entwickelte und schließlich in einem Medienskandal kulminierte. So wie der Einsatz von Mogadischu zum Symbol für die gelungene „Feuertaufe“ der deutschen Spezialeinheit geworden ist und damit den Mythos GSG 9 begründet hat, so stellte Bad Kleinen – zumindest eine Zeit lang – gewissermaßen den Kontrapunkt dar. Pannen während des Einsatzes, Fehler und Ungereimtheiten während der anschließenden Ermittlungen und schließlich die Theorie einer möglichen Hinrichtung Grams rückten Polizei, Justiz und Politik in ein zweifelhaftes Licht. Wie zweifelhaft dieses Licht wirklich war, welche Rolle die Medien spielten und welche Intentionen Teile der Presse dabei verfolgten, soll im Folgenden ergründet und vor dem Hintergrund der soziologischen Funktion des Skandals eingeordnet werden. In linksextremen Kreisen liefert der Einsatz von Bad Kleinen bis heute Nährboden für komplexe Verschwörungstheorien. Recherchiert man im Internet zu diesem Thema, stößt man auf Unmengen an Thesen, die stets eine gemeinsame Kernüberzeugung eint: Für die Sympathisanten der RAF ist klar, dass Wolfgang Grams ein „Opfer“ der Staatsmacht wurde. Aber auch in politisch gemäßigteren Kreisen scheint es nach wie vor sicher, dass die genauen Umstände ungeklärt seien, unbestreitbar aber, dass die Verantwortlichen das Recht gebeugt und die Öffentlichkeit belogen hätten. Ich möchte hingegen versuchen, diesen Skandal jenseits von politisch motivierten Spekulationen in einem bislang weniger beachteten Sinne zu analysieren, den der Rechtsanwalt und ZDF-Journalist Butz Peters folgendermaßen ausgedrückt hat: "Bei diesem in der deutschen Geschichte einmaligen Polizei-Desaster ist nichts ungeklärt. Es war kein Staats-Mord, allerdings ein einzigartiges Versagen renommierter bundesdeutscher Medien."
Inhaltsverzeichnis
- 2 Der Sachverhalt
- 2.1 Vorgeschichte
- 2.2 Der Einsatz am 27. Juni 1993
- 2.3 Die Ermittlungen und Reaktionen der Öffentlichkeit
- 3 Analyse des Skandals
- 3.1 Die Rolle der Medien
- 3.2 Strukturelle Defizite
- 4 Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert den Skandal um den Polizeieinsatz von Bad Kleinen, bei dem der RAF-Terrorist Wolfgang Grams und der BGS-Beamte Michael Newrzella getötet wurden. Sie untersucht die Ereignisse aus der Perspektive des Rechtsstaats und der Medien, insbesondere die Frage, wie die Medien die Ereignisse darstellten und welche Rolle sie im Skandal spielten.
- Die Rolle der Medien im Skandal von Bad Kleinen
- Die Konstruktion des Skandals durch die Medien
- Strukturelle Defizite des Rechtsstaats in Bezug auf den Einsatz
- Die Folgen des Skandals für das Vertrauen in die staatlichen Institutionen
- Die Verwendung des Skandals als Instrument der politischen Auseinandersetzung
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 beschreibt den Sachverhalt des Polizeieinsatzes von Bad Kleinen. Es werden die Vorgeschichte des Einsatzes, die Ereignisse am 27. Juni 1993 und die anschließenden Ermittlungen und Reaktionen der Öffentlichkeit beleuchtet. Kapitel 3 analysiert den Skandal und beleuchtet die Rolle der Medien im Skandal sowie strukturelle Defizite des Rechtsstaats. Die Arbeit endet mit Schlussbetrachtungen in Kapitel 4.
Schlüsselwörter
Der Skandal von Bad Kleinen, Polizeieinsatz, RAF, Medien, Rechtsstaat, strukturelle Defizite, Verschwörungstheorien, Medienmanipulation, politische Instrumentalisierung.
- Citation du texte
- Christian Hesse (Auteur), 2006, Skandal im Skandal. Der Polizeieinsatz von Bad Kleinen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54984