Das mittlere Rheingebiet ist für die jüdische Geschichte von herausragender Bedeutung – im Jahre 50 gründeten Veteranen der römischen Armee am Rhein Colonia Agrippinensis, das spätere Köln, und 321 findet sich dort die erste Quelle, die die Anwesenheit eines Juden in einer Stadt am Rhein bezeugt. Aus den allgemeinen Siedelungsmustern der Zeit kann davon ausgegangen werden, dass Juden schon viel früher vor Ort waren, da sie mit den römischen Legionen vor allem als Handelsleute umherzogen, und so schon früh in vielen Teilen Europas siedelten. Wenngleich nicht die ältesten Gemeinden, waren Speyer, Worms und Mainz zum einen von herausragender wirtschaftlicher, kultureller und politischer Bedeutung für das Aschkenasische (Nordeuropäische) Judentum, und zum anderen waren sie stark miteinander verbunden, in gewissem Sinne eine aus drei Teilen bestehende Einheit.
Diese Gemeinden litten besonders schwer unter den Pogromen zum Zeitpunkt des ersten Kreuzzuges im Jahre 1096. Ziel dieser Arbeit ist, die Entwicklung der rechtlichen Stellung der Juden von der Zeit des Römischen Reiches bis 1096 nachzuzeichnen, um einen Hintergrund für die genauere Analyse der Ereignisse während und unmittelbar vor den Pogromen zu haben. Die wichtigsten Anhaltspunkte sind dabei zeitgenössische Quellen, insbesondere Gesetzestexte, Urkunden und Privilegien, aus denen sich Informationen über den rechtlichen Status der Juden gewinnen lassen. In dieser Hinsicht besonders erwähnenswert sind die Judenschutzbriefe Ludwigs des Frommen und die auf Grund ihrer großen Bedeutung besonders genau behandelten Privilegien von Speyer 1084, sowie Worms und Speyer 1090.
Um ein möglichst vollständiges Bild des Lebens dieser Gemeinde zu präsentieren, wird auch das wirtschaftliche, berufliche und kulturelle Leben der jüdischen Gemeinden der drei Städte thematisiert. Diese Darstellung basiert ebenfalls zu einem großen Teil auf Quellen, in denen von verschiedenen Aktivitäten der rheinischen Juden berichtet wird. Auf der Vorstellung der drei wichtigsten Gemeinden folgt die Behandlung der Pogrome von 1096. Hier wird anhand der Hebräischen Quellen der Ablauf der Ereignisse nachgezeichnet, und mit Bezug auf die Literatur kommentiert. Die zusammenfassende Schlussbetrachtung diskutiert mögliche Ursachen und auslösende Faktoren der Pogrome. Abgerundet wird die Arbeit von einem kurzen Ausblick, in dem die Folgen der Pogrome für die Situation der Juden in den Jahren nach 1096 betrachtet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bemerkungen zur Literatur
- Die Entwicklung der rechtlichen Stellung der Juden bis zum ersten Kreuzzug
- Die rechtliche Stellung der Juden im Römischen Reich
- Die rechtliche Stellung der Juden im Fränkischen Reich
- Die rechtliche Stellung der Juden im 10. und 11. Jahrhundert
- Jüdische Gemeinden in Speyer, Worms und Mainz und die Pogrome 1096
- Quellen zum Alter der Gemeinden von Mainz und Worms
- Die Privilegien von 1074, 1084 und 1090
- Das Wormser Privileg von 1074
- Das Speyerer Privileg von 1084
- Judenviertel und Schutzmauer
- Wirtschafts- und Handelsvergünstigungen
- Rechtliche Stellung, Organisation und Selbstverwaltung der Gemeinden
- Die Wormser und Speyerer Urkunden von 1090
- Die Speyerer Urkunde von 1090
- Die Wormser Urkunde von 1090 und die Diskussion über Ursprung und Echtheit
- Berufliche Tätigkeiten und wirtschaftliche Bedeutung der jüdischen Gemeinden
- Das kulturelle Leben der jüdischen Gemeinden
- Judenverfolgungen vor 1096
- Die Pogrome von 1096
- Der Aufbruch der Kreuzfahrer und die Warnung der französischen Juden
- Die Ereignisse in Speyer
- Die Ereignisse in Worms
- Die Ereignisse in Mainz
- Zusammenfassung
- Ausblick
- Literatur
- Quellen
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den jüdischen Gemeinden von Speyer, Worms und Mainz im mittleren Rheingebiet im 11. Jahrhundert. Ihr Ziel ist es, die rechtliche Stellung der Juden von der Zeit des Römischen Reiches bis 1096 zu beleuchten, um die Ereignisse während und unmittelbar vor den Pogromen von 1096 besser zu verstehen.
- Die rechtliche Stellung der Juden im Römischen Reich und im Fränkischen Reich
- Die Privilegien und Urkunden der jüdischen Gemeinden von Speyer, Worms und Mainz
- Die wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung dieser Gemeinden
- Die Pogrome von 1096 und deren Auswirkungen auf die jüdische Bevölkerung
- Der Ausblick auf die rechtliche Situation der Juden im Reich nach 1096
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung, die die Bedeutung des mittleren Rheingebiets für die jüdische Geschichte beleuchtet und den Schwerpunkt auf die Gemeinden von Speyer, Worms und Mainz legt. Anschließend werden die verwendeten Quellen vorgestellt und erläutert. Im Kapitel 2 wird die rechtliche Stellung der Juden vom Römischen Reich bis zum ersten Kreuzzug nachgezeichnet, wobei die wichtigsten Gesetzestexte und Urkunden analysiert werden. Kapitel 3 befasst sich mit den jüdischen Gemeinden in Speyer, Worms und Mainz: ihre Geschichte, die Privilegien, ihre wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung sowie die Verfolgungen vor 1096. Der Fokus liegt auf den Pogromen von 1096, wobei die Ereignisse in Speyer, Worms und Mainz anhand der Hebräischen Quellen und der entsprechenden Literatur detailliert beschrieben werden.
Schlüsselwörter
Jüdische Gemeinden, Rhein, Speyer, Worms, Mainz, Pogrome, 1096, rechtliche Stellung, Privilegien, Urkunden, Wirtschaftsleben, kulturelles Leben, Hebräische Quellen, Literatur.
- Arbeit zitieren
- Sean McGinley (Autor:in), 2004, Jüdische Gemeinden am Rhein und die Pogrome von 1096, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54986