Möchte man eine fremde Sprache lernen, so muss man sich nicht nur mit
Grammatik, deren Anwendung und der mündlichen Sprachproduktion
auseinandersetzen, auch und besonders das Zusammenspiel von Lauten und deren
Umsetzung in schriftliche Zeichen sind wesentliche Bestandteile des
Fremdsprachenlernens, da die Lautwahrnehmung das Schreiben beeinflusst und
diese wiederum das Sprechen durchdringt.
Leider kann der Satz „Sprich, wie du schreibst“ im Deutschen nicht ohne
Einschränkung angewendet werden, Laute und Buchstaben sind nicht zwangsläufig
identisch. Wie soll ein Deutschlerner am Anfang seines Lernprozesses
beispielsweise verstehen, dass „ich“ und „ach“ nicht beide gleich, das „ch“ nicht
immer wie [ç] ausgesprochen wird, wenn er sich nicht mit der Laut-Buchstaben-
Beziehung auseinandersetzt?
Wie soll ein Spanier verstehen, dass er das (erste) „e“ in dem Wort „beten“ länger
auszusprechen hat, jedoch so geschrieben wird, wie er es aussprechen würde, weil
es im Spanischen keinerlei Unterscheidung für die Länge der Vokale gibt, die Vokale
also immer gleich kurz ausgesprochen werden?
Diese Schwierigkeiten spanischsprachiger Lerner beim Erwerb der deutschen
Sprache sollen in der vorliegenden Seminararbeit untersucht werden. Anhand
ausgewählter Beispiele soll die Problematik der unterschiedlichen Verschriftlichung der
Laute veranschaulicht werden.
Zunächst soll ein Überblick über die verwendeten Begriffe „Phonetik“, „Phonologie“ und
„Orthographie“ gegeben werden. Anschließend werden die generellen Unterschiede des
deutschen und spanischen Phoneminventars kurz vorgestellt und die daraus
resultierenden möglichen Fehlerquellen in der Aussprache und der Schreibung
veranschaulicht werden.
Daran anknüpfend sollen anhand vier ausgewählter Beispiele die Komplexität und die
Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Lauten in Buchstaben (und umgekehrt) bei der
Erlernung des Deutschen für spanischsprachige Lerner heraus gearbeitet werden. Schließlich soll in diesem Zusammenhang auch auf diese Problematik als Ergebnis
mangelnder Wertschätzung einer fundierten Ausspracheschulung im DaF-Unterricht
eingegangen werden.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Begriffserklärungen
2.1. Phonetik
2.2. Phonologie
2.3. Orthographie
3. Unterschiede des Phoneminventars Deutsch-Spanisch
3.1. Vokale
3.2. Konsonanten
4. Einige besondere Schwierigkeiten von spanischsprachigen Deutschlernern
4.1. Die s-Schreibung
4.2. Die Vokale
4.3. Problematik der Phoneme /b/ und /v/
4.4. Die Auslautverhärtung
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Möchte man eine fremde Sprache lernen, so muss man sich nicht nur mit Grammatik, deren Anwendung und der mündlichen Sprachproduktion auseinandersetzen, auch und besonders das Zusammenspiel von Lauten und deren Umsetzung in schriftliche Zeichen sind wesentliche Bestandteile des Fremdsprachenlernens, da die Lautwahrnehmung das Schreiben beeinflusst und diese wiederum das Sprechen durchdringt.
Leider kann der Satz „Sprich, wie du schreibst“ im Deutschen nicht ohne Einschränkung angewendet werden, Laute und Buchstaben sind nicht zwangsläufig identisch. Wie soll ein Deutschlerner am Anfang seines Lernprozesses beispielsweise verstehen, dass „ich“ und „ach“ nicht beide gleich, das „ch“ nicht immer wie [ç] ausgesprochen wird, wenn er sich nicht mit der Laut-Buchstaben-Beziehung auseinandersetzt?
Wie soll ein Spanier verstehen, dass er das (erste) „e“ in dem Wort „beten“ länger auszusprechen hat, jedoch so geschrieben wird, wie er es aussprechen würde, weil es im Spanischen keinerlei Unterscheidung für die Länge der Vokale gibt, die Vokale also immer gleich kurz ausgesprochen werden?
Diese Schwierigkeiten spanischsprachiger Lerner beim Erwerb der deutschen Sprache sollen in der vorliegenden Seminararbeit untersucht werden. Anhand ausgewählter Beispiele soll die Problematik der unterschiedlichen Verschriftlichung der Laute veranschaulicht werden.
Zunächst soll ein Überblick über die verwendeten Begriffe „Phonetik“, „Phonologie“ und „Orthographie“ gegeben werden. Anschließend werden die generellen Unterschiede des deutschen und spanischen Phoneminventars kurz vorgestellt und die daraus resultierenden möglichen Fehlerquellen in der Aussprache und der Schreibung veranschaulicht werden.
Daran anknüpfend sollen anhand vier ausgewählter Beispiele die Komplexität und die Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Lauten in Buchstaben (und umgekehrt) bei der Erlernung des Deutschen für spanischsprachige Lerner heraus gearbeitet werden.
Schließlich soll in diesem Zusammenhang auch auf diese Problematik als Ergebnis mangelnder Wertschätzung einer fundierten Ausspracheschulung im DaF-Unterricht eingegangen werden.
2. Begriffserklärungen
2.1. Phonetik
Die drei Begriffe sollen hier zum weiteren Verständnis erklärt werden. Die Beschreibungen sind der Reihe „Linguistik fürs Examen“ (Altmann, Ziegenhain, 2002) entnommen. Unter Phonetik wird im Allgemeinen die Untersuchung der physikalischen und physiologischen Eigenschaften von sprachlichen Lauten verstanden (Altmann, Ziegenhain, 2002, 23). Diese Wissenschaft beschäftigt sich also mit den messbaren Eigenschaften von Lauten.
Bei der Phonetik werden drei Teilbereiche unterschieden:
- artikulatorische Phonetik: Dabei wird die Erzeugung von Sprachlauten untersucht und der Ort und die Art der Lautbildung beschrieben.
- akustische Phonetik: Sie untersucht die physikalischen Eigenschaften der Sprachlaute, also die Quantität (Dauer), die Frequenz (Tonhöhe) und die Intensität der Laute.
- auditive Phonetik: Hierbei werden die Vorgänge der Sprachlautaufnahme durch das Ohr und das Gehirn untersucht, also die Wahrnehmung der Laute. Die Möglichkeiten zur Aufnahme, Differenzierung und Identifizierung von Lauten werden ermittelt.
2.2. Phonologie
Der Wissenschaftsbereich, der sich mit der Funktion der Sprachlaute beschäftigt, nennt man Phonologie. Es geht als um die funktionale Klassifikation der Lautsegmente. Dieser funktionale Unterschied besteht in der Differenzierung von Wortbedeutungen, die mittels der Bildung sogenannter Minimalpaare überprüft wird. Durch die Bildung dieser Wortpaare sind die Phoneme des Deutschen erkennbar. Phoneme sind die kleinsten bedeutungsunterscheidenden Einheiten.
So können bei dem Vergleich des Wortpaares
Gras – Glas
die Phoneme /r/ und /l/ ermittelt werden, die diese beiden Wörter voneinander unterscheiden.
Die Phonologie ist ein eigenständiger Teilbereich der Phonetik. Zum besseren Verständnis soll in dieser Arbeit stets der Terminus Phonetik verwendet.
2.3. Orthographie
Die primäre Aufgabe der Schreibung besteht darin, Phomeme durch Buchstaben wiederzugeben. Dieser phonologische Grundsatz ist eines der wichtigsten Prinzipien der Orthographie. Die gehörten Laute sollen nach einer einheitlichen Schreibordnung grafisch umgesetzt werden. Das erste „Orthographische Wörterbuch“ von Konrad Duden 1880 beeinflusste die deutsche Rechtschreibung maßgeblich (Meyers Lexikonredaktion, 2001, 566). 1996 wurden Regeln für eine reformierte Rechtschreibung beschlossen, die sehr umstritten ist, nicht überall im deutschsprachige Raum gleich angewendet werden (darauf wird im Folgenden noch genauer eingegangen) und jetzt wieder überarbeitet werden soll.
Mangelnde Beherrschung der Laut-Buchstaben-Beziehung und Schriftinterferenz sind häufige Fehlerquellen phonetischer Fehler, woran man auch wieder die Bedeutung für die Beherrschung beider Teilgebiete innerhalb des Sprachlernprozesses erkennt.
Diese möglichen Fehlerquellen ergeben sich aus der Tatsache, dass es bei der Wechselbeziehung zwischen Lauteinheiten (Phoneme) und Schriftzeichen (Grapheme) zu erheblichen Schwierigkeiten kommen kann, die auch aus den unterschiedlichen Phoneminventaren der verschiedenen Sprachen resultieren kann.
3. Unterschiede des Phoneminventars Deutsch-Spanisch
3.1. Vokale
Die beiden Sprachen unterscheiden sich im Vokalreichtum. Während sich das Spanisch durch ein größeres Vokalaufkommen in der Sprache auszeichnet, weist das Deutsche einen größeren qualitativen Vokalreichtum auf (Paul, 1994, 7).
So kennt das Spanische nur die fünf Vokalphoneme /a/, /e/, /i/, /o/ und /u/, das deutsche Vokalsystem weist hingegen 16 Vokalphoneme auf: /a/, /a/, /e/, /e/, /Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten/, /i/, /i/, /ü/, /ü/, /u/, /u/, /o/, /o/, /ö/, /ö/, /ä/. (Lühr, 2000, 213f) Auch Diphthonge kennt man in der spanischen Sprache nicht, was auch zu weiteren Schwierigkeiten führen kann, worauf hier aber nicht weiter eingegangen werden soll.
Im Spanischen unterscheiden sich die Vokale durch den Grad der Zungenhebung (hoch-mittel-tief) und die Hebungsrichtung der Zunge (vorne-zentral-hinten). Beim Deutschen spielen hingegen auch die Lippenstellung (gerundet/ungerundet), die Qualität bzw. der Kieferwinkel(offen/geschlossen) und die Quantität (lang/kurz) eine Rolle (Lühr, 2000, 212). Diese weiteren Unterscheidungsmerkmale erschweren es den spanischsprachigen Lernern die ihnen unbekannten Laute zum ersten überhaupt wahrzunehmen und zum zweiten diese auch korrekt in die Schriftsprache zu übertragen, da sie keinen Unterschied wahrnehmen und da sie außerdem dieses Phänomen nicht mit ihrer Muttersprache vergleichen können.
3.2. Konsonanten
Auch die Konsonanten unterscheiden sich in den beiden Sprachen. Das Deutsche zeichnet sich durch ein geringfügig höheres Konsonantenaufkommen aus und besitzt zwei Phone, die in der spanischen Sprache nicht vorhanden sind (ç und v).
So verfügt das Deutsche über die folgenden 19 bzw. 20 Phoneme: /p/, /t/, /k/, /b/, /d/, /g/, /f/, /s/, /ç~x/, /h/, /v/, /z/, /j/, /m/, /n/, /h/, /l/, /r/, /ò/. (Lühr, 2000, 216)
Das Spanische besitzt nur 19 Phoneme, die auch nicht im gesamten spanischsprachigen Raum einheitlich ist[1]. Die spanische Hochsprache weist folgende Phoneme auf:
/p/, /t/, /k/, /b/, /d/, /g/, /f/, /s/, /c/, /x/, /j/, /m/, /n/, /h/, /l/, /r/, /l/, /q/, /t/.
4. Einige besondere Schwierigkeiten von spanischsprachigen Deutschlernern
4.1. Die s-Schreibung
Die Zuordnung der dental-alveolaren Frikative nach Buchstaben ist für spanischsprachige Lerner problematisch, weil sie die Unterscheidung stimmhaft/stimmlos in ihrer Muttersprache nicht kennen und so auch Probleme bei den Rechtschreibregeln haben. Vor und nach der Reform von 1996 ist die Setzung von <ss> oder <ß> dem Wechsel der Vokalquantität untergeordnet (Schiemann, Bölck, 2003, 152).
So wird der stimmhafte dental-alveolare Frikativ /z/ im Silbenanlaut vor Vokalen gesprochen, der stimmlose dental-alveolare Frikativ /s/ hingegen im Silbenin- und Silbenauslaut (Kaunzner, 1997, 78f).
Der stimmhafte dental-alveolare Frikativ [z] wird immer <s> geschrieben. Beispiele hierfür sind: rei s en, Na s e, s ehen, zu s ammen, S ahne
Bei dem stimmlosen dental-alveolare Frikativ [s] sind die Rechtschreibregeln schon schwieriger. Hier gibt es drei unterschiedliche Arten der s-Schreibung, dieser Laut wird entweder mit <s>, mit <ß> oder mit <ss> geschrieben:
- Nach einem langen Vokal schreibt man <ß>: Stra ß e, Fu ß, grü ß en
- Nach Diphthongen schreibt man ebenfalls <ß>: rei ß en, hei ß en, drau ß en
- Nach kurzen Vokalen hingegen schreibt man <ss>: Wa ss er, na ss, kü ss en, bi ss chen
[...]
[1] Auf diese Besonderheit soll hier nicht weiter eingegangen werden, da das den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde.
- Quote paper
- Anna-Lisa Esser (Author), 2005, Ausgewählte orthographische Fehlerquellen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55023
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