Integration des Englischen in die deutsche Sprache im 19. und 20. Jahrhundert


Trabajo Escrito, 2003

18 Páginas, Calificación: 2,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Einfluss des Englischen im 19. und
Anfang des 20. Jahrhunderts
2.1 Sprachkritik im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts

3. Der Einfluss des Englischen nach 1945 (auf Westdeutschland)

4. Anglizismen im Bereich Sprache
4.1 Anglizismen in Fachsprachen
4.1.1 Wissenschaft/ Forschung
4.1.2 Sport
4.1.3 Tourismus/ Flugverkehr

5. Anglizismen in den Medien
5.1 Werbung
5.2 Pressesprache

6. Anglizismen im Bereich Kommunikation
6.1 Jugendsprache

7. Fazit: Reden wir jetzt „Denglisch“?

Literatur

Die Integration des Englischen in die deutsche Sprache im 19. und 20. Jahrhundert

1. Einleitung

1909 wetterte der Schulmeister und Sprachpurist Hermann Dunger gegen den wachsenden englischen Einfluss: „Englisch ist jetzt fein, Englisch ist Trumpf! Für manchen jungen Deutschen ist es das höchste Ziel seines Ehrgeizes, für einen Engländer gehalten zu werden. Wie der Deutsche früher der Affe des Franzosen war, so äfft er jetzt den Engländer nach.“[1]

Es wurde schon früh Kritik laut am fremdsprachlichen Einfluss. Eine wahre Entlehnungsflut aber setzte erst in der Zeit nach 1945 ein, wobei der Deutsche jetzt zum „Affen des Amerikaners“ wurde, wie Dunger es vielleicht ausgedrückt hätte.

Die englische Sprache ist heutzutage im Deutschen allgegenwärtig. Ein kurzer Blick in die Zeitung genügt, um dieses Phänomen zu erkennen. Anglizismen, bzw. Amerikanismen, finden sich in der Werbung, der Pressesprache, den Medien allgemein in großer Anzahl. Doch wie viele Anglizismen tatsächlich in die Alltagssprache übergehen, ist schwer zu belegen. Fest steht, dass seit dem 19. Jahrhundert der Einfluss des Englischen auf das Deutsche stetig zugenommen hat.

Die Arbeit beschäftigt sich entsprechend des Seminarthemas mit der Integration des Englischen in das Deutsche in den Bereichen Sprache, Kommunikation und Medien. Eine klare Einteilung in diese Kategorien ist nicht immer möglich gewesen, da sie sich gegenseitig beeinflussen und auch teilweise überlappen, daher ist die von mir gemachte Unterteilung nicht als strikte Abgrenzung, sondern eher als Orientierung an diesen übergeordneten Themenschwerpunkten zu betrachten. Da es sich um eine sprachliche Beeinflussung handelt, nimmt der Bereich Sprache naturgemäß einen größeren Raum ein.

Beginnend mit den Gründen für die wachsende Bedeutung des Englischen im 19. und 20. Jahrhundert und einer kurzen Beschreibung des Widerstands der Sprachpuristen, soll die Arbeit einen Überblick über die beeinflussten Bereiche geben, die Art der Beeinflussung und gegebenenfalls mögliche Motive für die Verwendung von Anglizismen aufzeigen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Zeit nach 1945 in Westdeutschland. Auf die Pressesprache habe ich besonders Bezug genommen, da sie ein häufig verwendeter Forschungsgegenstand und am ehesten objektiv zu erfassen ist.

2. Der Einfluss des Englischen im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts

Grundlegend macht es die enge Verwandtschaft der beiden Sprachen dem Deutschen leicht, Ausdrücke und Wörter aus dem Englischen zu integrieren.[2]

Berührungspunkte der beiden Sprachen gab es schon im Mittelalter, jedoch in sehr geringem Ausmaß und auf wenige Bereiche, wie die Kirchensprache, beschränkt.[3]

Mit dem Einsetzen der Industriellen Revolution kam es dann zu einem raschen Anstieg der Entlehnungen. England übernahm eine führende Rolle in Industrie und Handel (Beispiele für Anglizismen aus diesem Bereich: Kartell, Partner, Standard) , im Verkehrswesen (Lokomotive, Tunnel, Express), im Pressewesen (Reporter, Interview, Essay) und auch auf politischer Ebene (Demonstration, lynchen, Streik, Parlament).[4] Die wirtschaftlichen Verflechtungen schritten voran, einhergehend mit stärkeren sprachlichen Entlehnungen. Ab 1825, die erste Eisenbahn für den öffentlichen Verkehr wurde in England eröffnet, begann sich der Zustrom englischer Entlehnungen immens zu verstärken.[5]

Um 1900 verdrängte Englisch schließlich in Berlin das Französische als Sprache der „oberen Zehntausend“ (Dandy 1830 , Snob 1870 , flirten 1890, Gentleman, Club, Smoking, Tennis, Picknick, Cocktail).[6]

2.1 Sprachkritik im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts

Noch bis zum Ende des 19.Jahrhunderts stand die deutsche Sprache hauptsächlich unter lateinischem und französischem Einfluss.[7] Um 1800 erschien ein Buch von Campe mit dem Titel „Über die Reinigung und Bereicherung der deutschen Sprache“, sowie ein „Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke.“[8]

Mit der wachsenden Bedeutung des Englischen regte sich dann schon um 1900 Kritik von Sprachpuristen am fremdsprachlichen Einfluss.

So erließ 1875 Generalpostmeister von Stephan eine Verordnung, fremdsprachliche Ausdrücke im Postwesen zu verdeutschen.[9] Diese waren allerdings meist noch französischen Ursprungs.

1885 gründete Hermann Riegel den „Allgemeinen Deutschen Sprachverein“ mit eindeutig puristischer Zielsetzung.[10]

1899 hielt der bereits erwähnte Purist Hermann Dunger in Berlin einen Vortrag unter dem Titel „Wider die Engländerei in der deutschen Sprache“.[11] Erstmals lag die Konzentration ausschließlich auf dem englischen Fremdwort.

Ebenfalls 1899 titelte die „Zeitschrift des allgemeinen deutschen Sprachvereins“: „Englisch wird Weltsprache“.[12] Die Bedeutung des Englischen wurde also schon früh erkannt, aber eher als Bedrohung angesehen.

Der Widerstand der Puristen konzentrierte sich zunächst noch auf Latinismen und Gallizismen, denn die Zahl der Anglizismen war im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch vergleichsweise gering. Kinderling führte 1795 in seiner Schrift „Über die Reinigkeit der deutschen Sprache“ gerade einmal 11 Anglizismen.[13]

Der Einfluss war jedoch auch damals schon höher, denn einige Wörter wurden vom Deutschen völlig assimiliert und sind somit als Anglizismen nicht mehr offensichtlich erkennbar (z.B.: Boot, seit 1554 im Hochdeutschen belegt; Streik, seit 1880 eingebürgert; Keks, seit 1884 belegt).[14] 1909 stellte Hermann Dunger eine Liste mit ca.1000 Anglizismen auf, wobei er aber auch fachsprachliche[15] Anglizismen mitzählte.

3. Der Einfluss des Englischen nach 1945 (auf Westdeutschland)

Wolfgang Viereck hat drei Perioden der stärkeren Entlehnung im 20. Jahrhundert unterschieden: „Die Zeit bis zum Ersten Weltkrieg, die Zwischenkriegszeit und die Zeit nach 1945.“[16] Während der Einfluss im Ersten Weltkrieg, geprägt durch eine puristische Haltung, und während der Nazizeit spürbar abebbte, war gerade die Zeit nach 1945 gekennzeichnet durch eine „aktiv aufnehmende Sprachhaltung der Nachkriegsdeutschen“, die „möglichst viele von den kleinen, äußerlichen und als neu, freiheitlich und modern bewerteten Dingen mit englischen Wörtern benannte[n]“.[17] Nach 1945 übte das Englische von allen Sprachen zweifellos den größten Einfluss auf das Deutsche aus, wobei hier eine zunehmende Verlagerung des Gewichts vom britischen Englisch (im weiteren als „BE“ abgekürzt) hin zum amerikanischen Englisch (AE) erfolgte.[18]

Die Gründe hierfür sind vielfältig:

Nach dem Krieg stand Deutschland unter dem Einfluss der Besatzungsmächte, eben neben Russland und Frankreich auch England und die USA, zu denen auch dank der westlich orientierten Bündnispolitik Adenauers ein starker Bezug herrschte.[19] Der Marshall-Plan verstärkte die Bindung (West-) Deutschlands an die westlichen Besatzungsmächte, insbesondere an die USA; Deutschland wurde NATO-Mitglied und Partner der Westmächte im Kampf gegen den Kommunismus.[20] Nach dem Krieg hielten sich viele englischsprachige Soldaten in Deutschland auf, durch Emigration, Kriegsgefangenschaft und später durch zahlreiche Austauschprogramme war der Kontakt zu den englischsprachigen Ländern, bes. zu den USA, viel intensiver als früher.[21]

Neben den genannten politischen, militärischen und wirtschaftlichen Verflechtungen gab es auch kulturelle Einflüsse: So herrschte nach den Kriegsjahren und dem Gang ins Exil vieler Intellektueller ein gewisser Nachholbedarf der Deutschen auf dem Gebiet der Literatur, so dass viele amerikanische Werke nach Deutschland kamen. Auch in anderen Bereichen wie Film (Hollywood!), Fernsehen, Zeitungen, Zeitschriften, Schlager oder Musicals waren (und sind) die USA Vorbild. Zudem herrschte unter Jugendlichen eine regelrechte „Amerikamanie“.[22]

Zudem wurden mit der Einführung neuer Erfindungen und Sachen die entsprechenden Begrifflichkeiten mit übernommen. Zum Beispiel auf kulturellem Gebiet Jazz und Swing. Diese Musikrichtungen waren vorher in Deutschland nicht bekannt und wurden mitsamt dem dazugehörigen Vokabular integriert (allerdings schon vor 1945), so war es auch bei anderen Neuerungen ohne deutsche Entsprechung wie dem Supermarkt oder dem Park and Ride.[23]

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die nach 1945 zunehmende Globalisierung, die wirtschaftliche, politische und kulturelle Internationalisierungstendenz, sowie die atlantische und europäische Integrationspolitik.[24]

[...]


[1] Broder Carstensen: Wieder: Die Engländerei in der deutschen Sprache. In: Die deutsche Sprache der Gegenwart. Vorträge gehalten auf der Joachim Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften. Hamburg am 4. und 5. November 1983 von B. Carstensen, F. Debus, H. Henne, P. von Polenz, D. Stellmacher und H. Weinrich, Göttingen 1984. S.43/44.

[2] Broder Carstensen: Englische Einflüsse auf die deutsche Sprache nach 1945, Heidelberg 1965. S.17.

[3] Wolfgang Viereck: Britisches Englisch und Amerikanisches Englisch/ Deutsch. In: Sprachgeschichte. Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung, Erster Halbband, hg. von Werner Besch u.a., Berlin/ New York 1984. S.938f.

[4] Peter Von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte. Vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart, Bd.3, Berlin/ New York 1999. S.401.

[5] Viereck: Brit. Engl. und Amerik. Engl./ Deutsch. S. 939.

[6] Von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte.S.401

[7] Wolfgang Viereck: Zur Thematik und Problematik von Anglizismen im Deutschen. In: Studien zum Einfluß der englischen Sprache auf das Deutsche, hg. von ders., Tübingen 1980. S.9.

[8] Viereck: Brit. Engl. und Amerik. Engl./ Deutsch. S. 939.

[9] Ders.: Zur Them. und Probl. von Angl. im Deutschen. S.10.

[10] Ders.: Zur Them. und Probl. von Angl. im Deutschen. S.10.

[11] Viereck: Zur Them. und Probl. von Angl. im Deutschen..: S.10.

[12] Carstensen: Wieder: Die Engl. in der dt. Spr.. S.43.

[13] Viereck: Zur Them. und Probl. von Angl. im Deutschen. S.11.

[14] Ders.: S.11.

[15] siehe hierzu: Kap.4.1 ff. dieser Arbeit: „Anglizismen in Fachsprachen“

[16] Viereck: Brit. Engl. und Amerik. Engl./ Deutsch. S. 940.

[17] Von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte. S.402.

[18] Viereck: Zur Them. und Probl. von Angl. im Deutschen. S.11.

[19] Von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte. S.401.

[20] Carstensen: Engl. Einfl. auf die dt. Sprache nach 1945. S.15.

[21] Ders.: S16.

[22] Ders.: S.16.

[23] Ders.: S.19.

[24] Von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte. S.404.

Final del extracto de 18 páginas

Detalles

Título
Integration des Englischen in die deutsche Sprache im 19. und 20. Jahrhundert
Universidad
University Karlsruhe (TH)  (Institut für Literaturwissenschaften)
Curso
Sprach-, Kommunikations- und Mediengeschichte des Deutschen im europäischen Kontext
Calificación
2,0
Autor
Año
2003
Páginas
18
No. de catálogo
V55047
ISBN (Ebook)
9783638500968
ISBN (Libro)
9783656796459
Tamaño de fichero
572 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Integration, Englischen, Sprache, Jahrhundert, Sprach-, Kommunikations-, Mediengeschichte, Deutschen, Kontext
Citar trabajo
Jan Wirschal (Autor), 2003, Integration des Englischen in die deutsche Sprache im 19. und 20. Jahrhundert, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55047

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