Der Familienbegriff bei Hermann Hesse. Überlegungen zu Leben und Werk


Term Paper (Advanced seminar), 2003

34 Pages, Grade: 2,0


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Biographische Betrachtungen
2.1 Kindheit im traditionellen Elternhaus
2.2 Das Scheitern der ersten Ehen
2.3 Getrenntes Zusammenleben - Ninon und Hermann Hesse

3. Von der Hausgemeinschaft zu Kernfamilie - Familie im Wandel zwischen Antike und Gegenwart

4. Der Familienbegriff in der literarischen Arbeit Hesses
4.1 Unterm Rad
4.2 Siddhartha
4.3 Der Steppenwolf
4.4 Narzißund Goldmund

5. Ergebnisse

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„ Er konnte nur deshalb mit mir leben - 35 Jahre, weil ich wußte, daßseine Arbeit, und nicht nur sie, auch die Bereitschaft zur Arbeit, für ihn das Wichtigste war; Liebe und Gemeinschaft, Freundschaft und Kameradschaft, das alles kam erst in zweiter Linie. “ 1

Ninon Hesse, Hermann Hesses dritte Ehefrau, konnte als knapp Siebzigjährige gelassen aussprechen, was die Basis ihres Zusammenlebens mit dem Dichter ausmachte: sie musste sich der künstlerischen Arbeit Hesses von Anfang an unterordnen. Denn dass Hesse sein Leben als Künstlertum sah, das ihn als Person in seiner ganzen Freiheit forderte, ist unbestreitbar und zeigt sich in verschiedenen Selbstaussagen2. So wundert es die Beobachter Hesses heutzutage auch nicht, dass er sich oft über Jahre in selbstauferlegte Isolation begab, Lesereisen und Kontakte zu seinen Nachbarn vermied, entspricht das doch dem Lebenswandel eines zwanghaften Individualisten. Unbeachtet bleiben daneben aber oftmals die Versuche Hesses, sich trotz der Angst vor zeitlicher, geistiger und persönlicher Einschränkung durch ein Gegenüber auf Bindungen einzulassen. Diese Versuche treten am augenscheinlichsten in seinen drei Hochzeiten zutage. War seine erste Ehe, die durch seine drei Söhne zu einer Familie heranwuchs, auch durch die Krankheit seiner Frau Maria bedingt gescheitert, so zeigte sich spätestens in seiner zweiten Verbindung mit Ruth Wenger die Unvereinbarkeit seiner Arbeit mit dem Privatleben. Dennoch heiratete Hesse 1931, obgleich von tiefen Zweifeln begleitet, ein drittes Mal. Die Ehe mit Ninon Dolbin hatte den Rest seines Lebens Bestand. Von einem harmonischen, gleichberechtigten Zusammenleben war aber auch diese Zeit nicht gekennzeichnet, worauf im Kapitel 2.3 noch explizit eingegangen wird.

Die Künstlerehe betrachtete Hesse zeitlebens als naturgegebenes Problem. Bezüglich seiner Erzählung Roßhalde, in der dieses Problem thematisiert wird, schreibt Hesse 1914:

„ Die unglückliche Ehe, von der das Buch handelt, beruht gar nicht auf einer falschen Wahl, sondern tiefer auf dem Problem der Künstlereheüberhaupt, auf der Frage, obüberhaupt ein Künstler oder Denker, ein Mann, der das Leben nicht nur instinktiv leben, sondern vor allem möglichst objektiv betrachten und darstellen will - ob so einerüberhaupt zur Ehe fähig sei. “ 3

Die Diskrepanz zwischen menschlichen Instinkten und berufsgegebenen notwendigen Einschränkungen hatte Hesse also noch vor seiner ersten Ehe vermutet. Dennoch zieht er nicht die Konsequenz, auf sie zu verzichten. Ablesbar daran ist der Wunsch nach Gemeinschaft und Zugehörigkeit, der in Hesses Leben allerdings immer einherging mit dem Bedürfnis der Vereinzelung - eine Unvereinbarkeit, die als Erlebnismuster in verschiedenen Werken Hesses Niederschlag findet. Aus dieser Auffälligkeit entwickelt sich die Fragestellung der vorliegenden Arbeit: Welche Einstellung hatte Hesse zur Familie bzw. zu familienähnlichen Verbindungen und wie spiegelt sie sich in seiner literarischen Arbeit wider? Eine grundlegende Beobachtung soll schon an dieser Stelle erwähnt werden: In keinem seiner bekannten Romane4 entwirft Hesse ein Familienleben seines Protagonisten, immer ist er alleinstehend. Zur Beurteilung dieser und anderer Charakteristika soll die vorliegende Arbeit einen Beitrag leisten.

Die Darstellung ist in drei thematische Schwerpunkte unterteilt - in einen biographischen, einen mentalitätsgeschichtlichen und einen werkbezogenen. Im ersten Teil wird natürlich nur auf die für die Fragestellung wichtigen Lebensumstände Hesses eingegangen, also auf die Familientradition der Eltern und Großeltern, die Erfahrungen in seinen Ehen, das Verhältnis zu seinen Söhnen u.ä. Als Quellen werden dabei vor allem die Briefe Hesses benutzt, da diese wohl am unverfälschtesten die Überzeugungen Hesses dokumentieren. Leider kann im Rahmen dieser Arbeit nur auf die gängigen Briefsammlungen5 zurückgegriffen werden, so dass man sich darüber bewusst sein muss, eine möglicherweise nicht vollständig repräsentative Auswahl vorliegen zu haben.

So wie es zu Themen wie dem Sterben, der Arbeit oder der Religiosität seit Menschenbeginn sich dem Wandel unterzogene kollektive Einstellungen gab, so ist auch der Begriff „Familie“ bewussten und unbewussten Leitlinien, nach denen Menschen in epochentypischer Weise Vorstellungen entwickeln, unterworfen. Diesem sozialen Wissen widmet sich die Disziplin der Mentalitätsgeschichte6. Mit ihr als Instrument soll sich dem familiären Leben am Ende des 19. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts genähert werden. Damit wird ein kritischerer Umgang mit der Lebensweise Hesses ermöglicht, bevor im dritten Kapitel sein Werk im Hinblick auf Familie, Partnerschaft und dem kontrastierenden Verlangen nach Individualisierung betrachtet wird. Eine Gesamtinterpretation der herausgegriffenen Romane kann im Rahmen dieser Arbeit natürlich nicht geleistet werden. Es werden lediglich Aussagen untersucht, die zur Klärung der Fragestellung benutzt werden können.

Die Forschungsliteratur über das Leben und Werk von Hermann Hesse ist immens. Nach wie vor als wegweisende Biographie gilt die Darstellung von Hugo Ball, die zum ersten Mal 1927 erschien und die nach Balls Tod von Anni Carlsson fortgeführt wurde. Die Bedeutung dieser Biographie entwickelt sich vor allem dadurch, dass Hesse in engem Kontakt zu Ball stand und an der Entstehung direkt teilhaben konnte. Daneben empfiehlt sich vor allem Volker Michels als Hesse-Kenner. Er hat an der Herausgabe zahlreicher Lebenszeugnisse mitgewirkt.

Die Ehegemeinschaften Hesses spielen in allen Biographien eine untergeordnete Rolle. Lediglich zu Ninon Hesse ist bisher eine eigene Arbeit erschienen7.

Zur Geschichte der Familie ist eine umfassende Forschungsliteratur vorhanden. Für konkrete Einblicke in das alltägliche Leben im Familienverband eignet sich die vierbändige Darstellung von Philippe Ariès und Georges Duby, die den Zeitraum vom Römischen Imperium bis zur Gegenwart hinsichtlich des privaten Lebens untersuchen8. Allerdings gründen sich die Ergebnisse auf französische Verhältnisse, so dass sie sich nicht fraglos auf deutsche übertragen lassen.

2. Biographische Betrachtungen

2.1 Kindheit im traditionellen Elternhaus

Kaum ein Dichter entwirft noch in hohem Alter so detaillierte und lebensnahe Erinnerungen an seine Kindheit wie Hesse. Zwar fehlen dem heutigen Forscher Tagebücher oder andere autobiographische Aufzeichnungen aus dieser Zeit, doch in seinen Essays und Romanen mangelt es nicht an Schilderungen, die sich auf seine heimatliche Welt beziehen9. Freunde und Lehrer treten als Gestalten in seinen Büchern auf, einige Orte seiner Erzählungen ähneln seinem Heimatort Calw erstaunlich. Den Demian beginnt Hesse mit dem Wissen um die prägende Kraft der ersten Lebensjahre:

„ Um meine Geschichte zu erzählen, mußich weit vorn anfangen. Ich m üß te, wäre es mir möglich, noch viel weiter zurückgehen, bis in die allerersten Jahre meiner Kindheit und noch weitüber sie hinaus in die Ferne meiner Herkunft zurück. “ 10

Demnach setzt Hesse die Lebensgeschichte eines Menschen in enge Beziehung zur heimatlichen Welt, so dass auch an dieser Stelle einige Worte zu seiner Herkunft gemacht werden müssen.

Hesses Elternhaus war durchtränkt von einer tiefen Religiosität. Sein Großvater mütterlicherseits, Dr. Hermann Gundert, machte es sich - trotz zahlreiche anderer Begabungen11 - nach seinem Theologiestudium zur Aufgabe, eine Missionsstation in Indien zu gründen. Wie seine Vorfahren nahm er einen achtbaren Rang in der württembergischen Kirchengeschichte ein12. Und auch Johannes Hesse, der Vater des Dichters, entschloss sich nach dem Besuch der Domschule in Reval, in den Missionsdienst einzutreten. Daran erkennt man, dass die Familien Hesse und Gundert in ihrem Glauben eine gemeinsame Grundlage hatten, so dass es in der Ehe zwischen Johannes Hesse und Marie Gundert vermutlich keine Unstimmigkeiten bezüglich der Kindererziehung gegeben hatte: Die Erziehung folgte den Vorgaben der christlichen Lehre. Ihre Ehe selbst war, gerade durch die beidseitige Religiosität, mehr eine Zweck- als eine Liebesgemeinschaft13. Gleichzeitig wurde eine unvergleichbare Weltoffenheit gelebt. So schildert Hesse das tägliche Leben folgendermaßen:

„ Viele Welten kreuzten ihre Strahlen in diesem Hause. Hier wurde gebetet und in der Bibel gelesen, hier wurde studiert und indische Philologie getrieben, hier wurde viel gute Musik gemacht, hier wußte man von Buddha und Lao Tse, Gäste kamen aus vielen Ländern (...). Es war eine Welt mit ausgesprochen deutscher und protestantischer Prägung, aber mit Ausblicken und Beziehungenüber die ganze Welt hin, und es war eine ganze, in sich einige, heilige, gesunde Welt. “ 14

Hesse erlebt seine Familie als eine „ heilige Welt “, als wohlgeordneten Hort. Doch trotz dieser positiven Wertung befindet sich der junge Hesse nicht in Einklang mit dieser Welt. Zwar teilte er sich mit den Eltern ein differenziertes Geistesvermögen15 - noch vor dem ersten Schulbesuch zeugte seine Malerei und Reimkunst von hohem Verstand -, doch fiel ihm gerade dadurch eine Unterordnung besonders schwer. Auch zum gelebte Pietismus in seinem Elternhaus empfand Hesse keine uneingeschränkte Zustimmung. Zwar sollte er ihn sein Leben lang begleiten16, doch stand er den Lehren schon früh kritisch gegenüber:

„ Bei meiner Konfirmation mit 14 Jahren, war ich schon ziemlich skeptisch und bald darauf begann mein Denken und meine Phantasie ganz weltlich zu werden, ich empfand, trotz großer Liebe und Verehrung für sie, doch die Art von pietistischer Frömmigkeit, in der meine Eltern lebten, als etwas Ungenügendes, irgendwie Subalternes, auch Geschmackloses und revoltierte im Beginn meiner Jünglingsjahre oft heftig dagegen. “ 17

In diesen Worten Hesse findet sich bereits eine Grundüberzeugung, die zu einem ausweglosen Dilemma werden sollte: das Gefühl von Liebe und Zuneigung konnte ihn an seinen Revolten und Rebellionen nicht hindern. Sobald er zwischen seinen eigenen Gedanken und denen seiner geliebten Personen eine Abweichung erkannte, oder er sich von einer Person in seiner geistigen Freiheit eingeschränkt fühlte, lehnte er sich gegen die anderen Meinungen auf - sei es, dass er seine Gegenansicht verbalisierte oder dass er sich von diesen Menschen distanzierte.

Diese Kompromisslosigkeit wirkte sich auch auf Hesses Verhältnis zum Schulbetrieb aus.

„ An mir hat die Schule vieles kaputtgemacht, und ich kenne wenig bedeutendere Persönlichkeiten, denen es nichtähnlich ging. Gelernt habe ich dort nur Latein und Lügen, denn ungelogen kam man in Calw und im Gymnasium nicht durch (...). “ 18

Hesse arbeitet trotz dieser gegnerischen Haltung diszipliniert, und bestand auf diese Weise als einer der Besten das baden-württembergische Landesexamen, das ihn zum Theologiestudium im Zisterzienserkloster von Maulbronn berechtigte. Somit begann der junge Hesse eine Ausbildung auf dem Gebiet, das ihm seine Eltern vorlebten, mit dem er selbst aber zu dieser Zeit bereits in sich andeutendem Widerspruch stand. Aus pragmatischen Gründen, und sicher auch aus Gründen des Alters, das noch keine eigenständigen Entscheidungen gelten ließ, fügte er sich zunächst diesem Schicksal.

Es schien bei der Tradition der Familie (...) das Gegebene, mich studieren zu lassen, und zwar Theologie, denn nicht nur entsprach das den Wünschen der Familie, es war außerdem das Billigste, denn für württembergische Theologen gab es vom 14. Jahr an eine kostenlose Ausbildung für alle Knaben, welche das Landesexamen mit Erfolg bestanden. “ 19

In diesem Falle erfüllte Hesse also die Wünsche seiner Familie - und scheiterte.

Im Seminar fingen meine Nöte an. Die Not der Pubertätszeit traf zusammen mit der Berufswahl, denn es war mir schon damals durchaus klar, daßich nichts andres als ein Dichter werden wollte, ich wußte aber, daßdies kein anerkannter Beruf war und kein Brot einbrachte. “ 20

Ein Vierzehnjähriger wollte der Familientradition Folge leisten, dankbar die sich bietenden Chancen annehmen und sein Leben so gestalten, wie es von der Gesellschaft anerkannt war, obgleich er wusste, dass er damit nicht glücklich werden würde. Einfach betrachtet ist dies ein Konflikt, den Kinder und Jugendliche noch bis heute kennen, der sich allerdings in den meisten Fällen in Wohlgefallen auflöst. Hugo Ball stellt in seiner Biographie heraus, dass sich Hesse mit seinem Widerwillen und seinem Unbehagen gegenüber Maulbronn in die Tradition der schwäbischen „Stiftlerneurose“21 einreiht, die bereits große Geister wie Hölderlin und Mörike als auch einige Mitglieder seiner Familie betroffen hatte22. Gleichzeitig betont er aber, dass die „ Heftigkeit des Knabens23 neuartig sei.

Die Erfahrungen, die Hesse in und nach seiner kurzen Maulbronner Zeit - er war knapp ein halbes Jahr dort - gemacht hat, müssen unwahrscheinlich eindrucksvoll für ihn gewesen sein. Obgleich er sich gut im Kloster eingelebt hatte und mit Interesse dem Unterricht folgte24, empfand er zu Beginn des Jahres 1892 häufig körperliche und geistige Verstimmungen, die seine Eltern dazu veranlassten, ihn unter ärztliche Beobachtung zu stellen. Sein Roman Unterm Rad ist Zeugnis dafür, wie Hesse die Verantwortung für eine gescheiterte Existenz dem strengen Klosterleben zuschreibt. Dennoch sollte man vorsichtig sein mit dem Urteil, dass die seelischen Krisen Hesses, die in dieser Zeit begannen und letztlich in einen Selbstmordversuch mündeten, in Maulbronn verursacht wurden. Vielmehr lagen sie in seiner Persönlichkeit begründet und bauten sich im Folgenden zu einem Konflikt mit den Eltern aus, von denen er sich mit seinen Begabungen und Wünschen nicht wahrgenommen fühlte25. Dass sie ihn wegen seines schwierigen innerlichen Befindens in der Heilanstalt Stetten unterbrachten, war für ihn das tiefgehende Erlebnis, dass Meinungskonflikte und das Andersdenken in einer Familie keinen Platz finden. Entweder, die Mitglieder unterwerfen sich den Anforderungen und Traditionen der Vorfahren und Verwandten, oder man muss sich distanzieren - so scheint es auf Hesse gewirkt zu haben. „Ü berhaupt besteht die ganze Streiterei einfach darin, daßtotal verschiedene Meinungen da zusammentreffen, wo man Sympathie erwartet “, schrieb Hesse im September 1892 an seine Eltern26. Das „da“ steht im Hinblick auf die Adressaten sehr wahrscheinlich für das Elternhaus und die Familie. Wie verlassen er sich von seinen Eltern fühlte, bezeugen auch die Worte „ Aus dem lieben Hermann ist ein anderer geworden, ein Welthasser, eine Waise, deren Eltern leben “ 27. Trotz aller Anklagen, die sie erdulden mussten, versuchte das Elternehepaar Hesse, ihrem Sohn die Hilfe zukommen zu lassen, die er benötigte. Sein Wunsch, nach seiner Entlassung der Heilanstalt ein Gymnasium zu besuchen, wurde erfüllt. Doch nach circa einem Jahr verließ er auch diese Schule wieder. Es folgte eine Phase der Unorientiertheit. Erst mit Beginn seiner Buchhändlerausbildung - Hesse ging dafür 1895 nach Tübingen - tritt eine Zeit der inneren Entspannung ein.

In seinen Kinder- und Jugendjahren war für Hesse die Familie einerseits ein Ort der Ordnung und Regelmäßigkeit, andererseits erlebte er in ihr erstmals eine Gemeinschaft, mit der er durch ihre Tradition und Verständnislosigkeit für Andersartigkeit nicht in Einklang leben konnte. In seiner ersten großen Krise diente sie ihm nicht zur Erholung, sondern erschütterte ihn noch zusätzlich. Die geistigen Einschränkungen, die er im Elternhaus wahrnahm, wollte er in seinem Leben vermeiden und so organisierte er es vollkommen anders als seine Eltern.

[...]


1 Brief Ninon Hesses an Lis Andreae vom 5. Januar 1964 (zitiert nach: KLEINE, Gisela, Zwischen Welt und Zaubergarten. Ninon und Hermann Hesse: ein Leben im Dialog, Sigmaringen 1988, S.273).

2 So schreibt er 1922: „ Daßman sein Künstlertum auch leben soll, ist mir ganz selbstverständlich, ich tue das, so viel ich kann, (...). Der Konflikt liegt für mich in der völligen Unfähigkeit, mich im Gefühl und in den Lebensgewohnheiten an andere zu binden, weder an Frau noch an Freunde noch an Vorgesetzte oder was immer es sei - meineäußere Lebenstechnik dient einzig dem Zweck, mich unbedingt für meine Arbeiten frei zu erhalten. Ich mußdas mit viel Einsamkeit, auch unerwünschter, und mit vieläußeren Opfern zahlen, aber ich tue es immer wieder. “ (Gesammelte Briefe, Bd.2, S.43).

3 Brief an seinen Vater vom 16. März 1914 (Gesammelte Briefe, Bd.1, S.242).

4 Dazu zähle ich Peter Camenzind (1904), Unterm Rad (1906), Gertrud (1910), Demian (1919), Siddhartha (1922), den Steppenwolf (1927 ), Narzißund Goldmund (1930) und Das Glasperlenspiel (1943).

5 Hermann Hesse. Gesammelte Briefe, hrsg. von Ursula und Volker MICHELS, 4 Bde., Franfurt a.M. 1973-1986.

6 Zum Ursprung und Inhalt der Mentalitätsgeschichte vgl. die Einführung in DINZELBACH, Peter (Hg.), Europäische Mentalitätsgeschichte. Hauptthemen in Einzeldarstellungen, Stuttgart 1993.

7 KLEINE, Gisela, Zwischen Welt und Zaubergarten. Ninon und Hermann Hesse: ein Leben im Dialog, Sigmaringen 1988.

8 ARIÈS, Philippe/ DUBY, Georges (Hgg.), Geschichte des privaten Lebens, 5 Bd. Frankfurt 1989ff.

9 Beispielsweise das Kapitel „Meine Kindheit“ in Hermann Lauscher, wo Hesse die Erinnerungen an seine Lebensjahre in Basel verarbeitet.

10 Demian, S.7.

11 In Angaben zu seiner Person finden sich folgende Berufsbezeichnungen: Schulinspektor, Indologe, Sanskritist, Historiker, Schriftsteller, Missionar und Leiter des Calwer Verlagsvereins. So kann er als geisteswissenschaftlicher Gelehrter mit verschiedenen Forschungsgebieten bezeichnet werde.

12 ZELLER, Bernhard, Hermann Hesse, Hamburg 1998, S.10.

13 In Beschreibungen zu Hesses Mutter schreibt BALL: „ Ihre Ehe dient dem Zwecken der Mission und der Verbreitung des Evangeliums. Ihre Liebe ist von Gott und für ihn; nicht von den Menschen und für Menschen. “ (S.73).

14 Zitiert nach: ZELLER S.14.

15 Über die geistig-seelische Erbschaft, die er von seinen Eltern erhalten hat, schreibt Hesse: „ Vom Vater habe ich einen Teil meines Temperaments geerbt, das Verlangen nach Unbedingtheit, zugleich die Anlage zur Skepsis, Kritik und Selbstkritik, von ihm namentlich auch den Sinn für Präzision im sprachlichen Ausdruck. (...) Von der Mutter habe ich die Leidenschaftlichkeit des Temperaments geerbt, die heftige, sensationslustige Phantasie, außerdem die musikalische Begabung. “ (Biographische Notizen, 1922/23, zitiert nach: Hermann Hesse. Sein Leben ins Bildern und Texten, hrg. von Volker MICHELS, Frankfurt a.M. 1979, S.20).

16 Im Dezember 1930 schreibt Hesse an seine Schwester Adele: „ DaßMenschen ihr Leben als Lehen von Gott ansehen und es nicht in egoistischem Trieb, sondern als Dienst und Opfer vor Gott zu leben suchen, dies gr öß te Erlebnis meiner Kindheit hat mein Leben stark beeinflußt. Ich bin doch der Missionarssohn geblieben, trotz aller Auflehnung, trotzdem ich seit der Konfirmation in keinem Gottesdienst mehr war und den Weg durch Nietzsche, Schopenhauer, durch die indischen und chinesischen Lehren gegangen bin. “ (zitiert nach: ebd. S.31).

17 Zitiert nach: ebd., S.31.

18 Hesse am 25. November 1904 an Karl Isenberg (Gesammelte Briefe, Bd.1, S.130).

19 Biographische Notizen, 1922/23, zitiert nach: MICHELS, Hermann Hesse. Sein Leben in Bildern und Texten, S.46.

20 Ebd., S.51.

21 BALL, Hugo, Hermann Hesse. Sein Leben und Werk. Mit einem Anhang von Anni CARLSSON, Berlin 1947, S.63.

22 Ebd., S.60.

23 Ebd.

24 ZELLER, S.26f.

25 „ Wir wurden (...) zwar nicht spartanisch erzogen (...); aber wir lebten unter einem strengen Gesetz, das vom jugendlichen Menschen, seinen natürlichen Neigungen, Anlagen, Bedürfnissen und Entwicklungen sehr mißtrauisch dachte und unsre angeborenen Gaben, Talente und Besonderheiten keineswegs zu fördern oder gar ihnen zu schmeicheln bereit war. Es war das pietistische Prinzip, daßdes Menschen Willen von Natur aus böse sei und daßdieser Wille also erst gebrochen werden müsse, ehe der Mensch in Gottes Liebe und in der christlichen Gemeinschaft das Heil erlangen könne. “ („Erinnerungen an Hans“, 1936, zitiert nach: MICHELS, Hermann Hesse, Sein Leben in Bildern und Texten) .

26 Kindheit und Jugend vor Neunzehnhundert. Hermann Hesse in Briefen und Lebenszeugnissen.1877-1895, hrsg. von Ninon HESSE, Frankfurt a.M. 1966, S.259.

27 In einem Brief vom 14.September 1892 an seine Eltern (ebd. S.286).

Excerpt out of 34 pages

Details

Title
Der Familienbegriff bei Hermann Hesse. Überlegungen zu Leben und Werk
College
University of Heidelberg  (Germanistisches Seminar)
Course
Hauptseminar "Ausgewählte Werke Hermann Hesses"
Grade
2,0
Author
Year
2003
Pages
34
Catalog Number
V55229
ISBN (eBook)
9783638502412
File size
591 KB
Language
German
Keywords
Familienbegriff, Hermann, Hesse, Leben, Werk, Hauptseminar, Ausgewählte, Werke, Hermann, Hesses
Quote paper
Sandra Lachmann (Author), 2003, Der Familienbegriff bei Hermann Hesse. Überlegungen zu Leben und Werk, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55229

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