Abstract
Als grundlegende Motivation internationaler Entwicklungszusammenarbeit wird meist die Sicherung menschlicher Grundbedürfnisse genannt. In diesem Zusammenhang kann man den gleichberechtigten Zugang zu sauberem Trinkwasser, das in knappen Zeiten stark umkämpft sein kann, als eines der wichtigsten Ziele betrachten. In einigen Entwicklungs- und Schwellenländern wurden öffentliche Güter in der Vergangenheit nicht im kommerziellen Sinne gehandelt, was nun im Zuge der zunehmenden Privatisierung dieser Güter zu öffentlichen Kontroversen führt.
In Rahmen dieser Diplomarbeit wird die globale Tendenz zur Privatisierung der Trinkwasserversorgung mit organisationssoziologischen Annahmen aus dem Theoriebereich des Neoinstitutionalismus analysiert. Entwicklung und Funktionsweise von Entwicklungsorganisationen und multinationalen Unternehmen werden dabei bezüglich ihres Einflusses auf zwei konkrete Privatisierungsprojekte im Wasser- und Abwassersektor von Manila und Buenos Aires exemplarisch genauer unter die Lupe genommen.
Der Text bietet zudem einen Einblick in die Entstehung des Entwicklungsparadigmas ‚Privatisierung’ auf institutioneller Ebene der Entwicklungsorganisationen, wobei ein besonderer Fokus auf die Rolle der Weltbank gelegt wird. Eine weitere Ebene bildet die Untersuchung der internationalen rechtlichen Rahmenbedingungen, unter der Annahme, dass der veränderte Rechtsrahmen einen nicht unerheblichen Anteil an der zunehmenden Diffusion des Paradigmas hat.
Zusammenfassend können im Verhalten einiger internationaler Unternehmen diverse Strategien identifiziert werden, die vermuten lassen, dass nicht alleine das Streben nach wirtschaftlicher Effizienz, sondern auch der Drang nach Legitimierung des eigenen Handelns durch die Stakeholder das Verhalten bestimmen. Dabei wird die starke Ähnlichkeit zum Agieren der Entwicklungsorganisationen deutlich. Insgesamt kann gezeigt werden, dass Privatisierungsmaßnahmen, die im Rahmen von Entwicklungsprojekten durchgeführt werden durchaus denselben Problemen begegnen können, wie sie während der Durchführung herkömmlicher Projekte immer wieder entstehen. Schlussfolgernd wird somit die Frage gestellt, ob die Beteiligung von Partnern aus der Privatwirtschaft per se für eine positive Wirkung auf Entwicklungsprojekte stehen kann.
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Tabellen- und Abbildungsverzeichnis
- Einleitung
- Einführung in den Untersuchungsgegenstand
- Fragestellung und Ziel der Arbeit
- Struktur der Arbeit
- Theorien und Historie der Entwicklungspolitik
- Entwicklung der Bedeutung von Privatisierungsmaßnahmen als entwicklungspolitisches Instrument
- Begriffliche Prägung
- Privatisierungsinitiativen im System von UN, EU und Weltbank
- Die Entwicklung von GATT, WTO, GATS und AKP-Vertrag
- Erhoffte positive Effekte von Privatisierungsmaßnahmen
- Erwartungen internationaler Finanz- und Entwicklungsinstitutionen und der Regierungen der Entwicklungsländer
- Die Erwartungen der privaten Wirtschaft
- Privatisierung im Wassersektor
- Betreibermodelle
- Lobbyisten und Konzerne der Wasser- und Abwasserindustrie
- Probleme von Privatisierungen im Wassersektor
- Theoretischer Teil - das Privatisierungskonzept aus neo-institutionalistischer Sicht
- Forschungsfragen und Annahmen generiert anhand der Theorie des Neo-Institutionalismus
- Der world-polity-Ansatz: eine Variante der Globalisierungs- und Weltgesellschaftsdiskussion
- Die Mikrofundierung des soziologischen Neo-Institutionalismus
- Die weltweite Verbreitung des Konzeptes der Privatisierung
- Die Weltbank als zentraler Agent der Diffusion
- Normenübemahme und Produktion des Privatisierungskonzeptes
- Kopiervorgänge bei der Verbreitung von Projekten und Strategien
- Implementierung
- Die Wasserkonzerne als Teil des organisationalen Feldes der Weltbank
- Konzerne als nach Legitimation strebende Organisationen
- Internationale Handels- und Wirtschaftsabkommen als Beschleuniger der Verbreitung von Privatisierungsmaßnahmen
- Methode zur Untersuchung der Projekte
- Begründung der Fallauswahl
- Vorgehen
- Empirischer Teil - Projektanalysen
- Der Privatisierungsprozess in Buenos Aires - Grundlegende Vereinbarungen
- Struktur und Verlauf der Privatisierung
- Zugang zu Wasser
- Wasserverluste
- Investitionen
- Wasserpreis
- Arbeiter
- Effizienz der Regulierung
- Analyse und Bewertung der Privatisierung in Buenos Aires aus neo-institutionalistischer Perspektive
- Die Privatisierung der Wasserversorgung in Manila - Grundlegende Vereinbarungen
- Struktur und Verlauf der Privatisierung
- Zugang zu Wasser
- Wasserverluste
- Investitionen
- Wasserpreis
- Arbeiter
- Effizienz der Regulierung
- Analyse und Bewertung der Privatisierungen in Manila aus neo-institutionalistischer Perspektive
- Synthese der Analysen
- Monopolisierungsstrategien
- Bietstrategien
- Die Unterschätzung von Kosten und die Überschätzung von Einnahmen
- Die Schwächung der Regulierungsbehörden
- Strategien der nachträglichen Rationalisierung
- Fazit
- Literatur
- Anhang
- Die Durchsetzung von Privatisierungsmaßnahmen im Wassersektor weltweit
- Die Rolle der Weltbank bei der Verbreitung und Implementierung des Privatisierungskonzeptes
- Das Legitimitätsstreben von global agierenden Wasserkonzernen im Kontext von Entwicklungsprojekten
- Die Bedeutung internationaler Handels- und Wirtschaftsabkommen für die Verbreitung von Privatisierungsparadigmen
- Die Auswirkungen von Privatisierungsprojekten auf die soziale und ökonomische Situation in Entwicklungsländern
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht das Paradigma der Privatisierung in der Entwicklungszusammenarbeit, insbesondere im Wassersektor. Sie analysiert die Ursachen und Konsequenzen der Beteiligung der privaten Wirtschaft an entwicklungspolitischen Maßnahmen, wobei der Fokus auf den soziologischen Neo-Institutionalismus liegt.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in den Untersuchungsgegenstand und skizziert die grundlegenden Theorien der Entwicklungspolitik. Sie verfolgt die Entwicklung der Bedeutung des Privatisierungskonzeptes durch internationale Entwicklungs- und Geberinstitutionen und beschreibt die Erwartungen der Partner dieser Maßnahmen. Im theoretischen Teil wird das Privatisierungskonzept aus neo-institutionalistischer Sicht beleuchtet und konkrete Forschungsfragen für die empirische Analyse abgeleitet. Die Methode der Untersuchung, eine Sekundäranalyse von Privatisierungsmaßnahmen in Argentinien und auf den Philippinen, wird erläutert. Im empirischen Teil werden die beiden Privatisierungsverläufe detailliert rekonstruiert und einer theoretischen Analyse unterzogen. Die Ergebnisse der Sekundäranalyse und der theoretischen Analyse werden subsumiert und die Arbeit schließt mit einer allgemeinen Betrachtung zu Privatisierungsmaßnahmen als entwicklungspolitisches Instrument ab.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Privatisierung, Entwicklungszusammenarbeit, Wassersektor, Neo-Institutionalismus, Weltbank, Wasserkonzerne, Legitimität, Globalisierung, Strukturanpassungsprogramme, Handelsabkommen, WTO, GATS, Argentinien, Buenos Aires, Philippinen, Manila.
- Quote paper
- Diplom-Soziologin Karla Nitschke (Author), 2005, Privatisierungsmaßnahmen im Wassersektor der Entwicklungszusammenarbeit aus neo-institutionalistischer Perspektive, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55297
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