1. Begriffsdefinition – Was ist ein Kompositum?
Bei dem Phänomen der Komposition, auch Zusammensetzung genannt, lässt sich nicht die eine richtige und erschöpfende Definition nennen. In der Literatur sind zahlreiche Definitionsversuche verschiedener Autoren zu finden, die untereinander stets Bezug aufeinander nehmen. Eine geläufige Definition liefert hierbei Annegret Bollée, die das Kompositum als ein Wortbildungsverfahren beschreibt, „bei dem mindestens zwei Lexeme zusammengefügt“ werden (1995:64).
Die größte Produktivität besitzt dieses Verfahren bei der Bildung von Substantiven. Auch Adjektive und Verben können zusammengesetzt werden. Jedoch spielt die Komposition bei Ersteren (etwa sourd-muet, aigre-doux) lediglich eine untergeordnete Rolle. Zusammensetzungen von Verben wurden in der Vergangenheit nach heute nicht mehr produktiven Mustern gebildet (z.B. maintenir, bouleverser). Bollée meint, dass heute einzig folgendes Muster produktiv sei: avoir faim, prendre froid, tenir tête, faire face, faire grève, faire escale. Allerdings ist nicht eindeutig klar, ob diese Form überhaupt als Zusammensetzung anzusehen ist. Des Weiteren weist sie darauf hin, dass sich bei der Nominalkomposition primär das Problem der Unterscheidung zwischen Komposita (Wortbildungsprodukten) und freien syntaktischen Fügungen (oder Kollokationen) stellt. Um zu klären, welche Verbindungen von zwei oder mehr Lexemen zu den Komposita gerechnet werden sollen und welche nicht, führt sie folgende Bildungen als potentielle Kandidaten mit Beispielwörtern an:
A. Substantiv + Substantiv: cigarette-filtre, bar-restaurant.
B. Verblexem + Substantiv: garde-robe, porte-monnaie, tire-bouchon.
C. Bildungen aus gelehrten Konstituenten1 : télégramme, orthographe, démocrate, ethnologue.
D. Adjektiv + Substantiv oder Substantiv + Adjektiv: grand-mère, basse-cour, mauvaises herbes; film muet, table ronde, marée basse, dessin animé.
E. Substantiv + Präposition + Substantiv : pomme de terre, chemin de fer, brosse à dents ; eventuell mit Binnenartikel robe du soir, vent du nord. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Begriffsdefinition — Was ist ein Kompositum?
- Klassifikation der Nominalkomposita
- Kopulativkomposita
- Determinativkomposita
- Einteilung nach syntaktischer Funktion
- Subjekt — Attribut
- Subjekt — mediales Objekt
- Verb — Subjekt
- Subjekt — direktes Objekt
- Verb — direktes Subjekt
- Subjekt — adverbiale Ergänzung
- direktes Objekt — adverbiale Ergänzung
- Präpositionslose Nominalkomposita
- Bedeutung und Produktivität der Nominalkomposita im heutigen Französisch
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Phänomen der Nominalkomposition im heutigen Französisch. Ziel ist es, die verschiedenen Arten von Nominalkomposita zu klassifizieren und ihre Bedeutung sowie Produktivität im Sprachgebrauch zu untersuchen. Die Arbeit analysiert die verschiedenen Definitionsansätze und Kriterien für Komposita und stellt die wichtigsten Klassifikationsmodelle vor.
- Definition und Kriterien der Nominalkomposition
- Klassifikation von Nominalkomposita
- Syntaktische Funktion von Komposita
- Bedeutung und Produktivität von Komposita im heutigen Französisch
- Entwicklung der Nominalkomposition im Französischen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Definition des Begriffs "Kompositum". Es werden verschiedene Definitionsversuche aus der Literatur vorgestellt und deren Vor- und Nachteile diskutiert. Dabei werden insbesondere die Kriterien der Lexemzahl, der determinativen Struktur, der begrifflichen Einheit, der funktionalen Reaktion im Satz und der Abgrenzung gegenüber syntaktischen Gruppen untersucht. Die Diskussion zeigt die Schwierigkeiten auf, die mit der Abgrenzung von Komposita gegenüber anderen Wortbildungsformen, wie z.B. freien syntaktischen Fügungen, verbunden sind.
Das zweite Kapitel widmet sich der Klassifikation von Nominalkomposita. Es werden die beiden Haupttypen, Kopulativkomposita und Determinativkomposita, vorgestellt und anhand von Beispielen erläutert. Die Diskussion der verschiedenen Klassifikationsmodelle zeigt die Komplexität des Themas und die Herausforderungen, die mit der Einordnung einzelner Komposita in bestimmte Kategorien verbunden sind. Das Kapitel geht auch auf die Einteilung der Nominalkomposita nach ihrer syntaktischen Funktion ein, die auf der Annahme beruht, dass jedes Kompositum auf einen einfachen oder komplexen Satz zurückgeht. Es werden die sieben Einteilungstypen von Christian Rohrer vorgestellt und anhand von Beispielen erläutert.
Das dritte Kapitel untersucht die Bedeutung und Produktivität von Nominalkomposita im heutigen Französisch. Es wird die Entwicklung asyndetischer Nominalkomposita, also Komposita ohne grammatische Bindeglieder, im 19. und 20. Jahrhundert beleuchtet. Die Arbeit analysiert die Ursachen für die zunehmende Verwendung dieser Komposita und untersucht ihre Verbreitung in verschiedenen Sprachbereichen. Die Untersuchung zeigt, dass asyndetische Nominalkomposita im heutigen Französisch zwar eine zunehmende Bedeutung erlangen, jedoch noch nicht in allen Bereichen der Sprache gleichmäßig verbreitet sind.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Nominalkomposition, Wortbildung, Französisch, Klassifikation, Bedeutung, Produktivität, asyndetische Komposita, Determinativkomposita, Kopulativkomposita, syntaktische Funktion, Sprachentwicklung, Sprachökonomie, Werbe- und Handelssprache.
- Quote paper
- Nicole Fleischmann (Author), 2005, Nominalkomposition im heutigen Französisch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55351
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.