Klettern gehört zu den elementaren Bewegungsfeldern eines Menschen und zählt bereits zu den Grundbedürfnissen eines Kleinkindes, das seine Umwelt kletternd erforscht. Dieser Vorgang beginnt beim Erlernen der ersten Schritte, da es sich anfangs noch an diversen Gegenständen hochzieht, um seinen Körper in die Vertikale zu befördern.
An Spielplätzen oder Freizeitanlagen kann man schon seit langer Zeit Klettergelegenheiten finden. Seit einigen Jahren entdeckt auch der wirtschaftliche und kulturelle Bereich die Attraktivität des Kletterns für sich. Der Aufbau von künstlichen Kletterwänden bei öffentlichen Ereignissen ist immer häufiger zu sehen. Auch der Schulsport bietet eine Reihe diverser Handlungsmöglichkeiten, bei denen das Klettern als ganzheitliche Bewegungsform zu verstehen ist. Die Problematik dieser Arbeit liegt dabei in der Anordnung der sich teilweise überschneidenden Gliederungspunkte, da die Bearbeitung dieser Thematik verschiedene Positionen umfasst. Die Literaturrecherche ergibt zunächst die Existenz zweier verschiedener pädagogischer Positionen, einer sportartnormierenden und einer bewegungspädagogischen. Erstere orientiert sich vermehrt an sportartspezifischen Handlungsbedingungen und Bewegungsanforderungen. Für den Schulsport zeigt sich jedoch die bewegungspädagogische Position von weit größerer Bedeutung. Dementsprechende Veröffentlichungen setzen sich für eine erfahrungsgeleitete Vermittlung ein. Im Mittelpunkt stehen dabei das Annehmen motorischer Herausforderungen sowie individuelle Grenzerfahrungen. Das Erleben von Raum, Schwerkraft und Gleichgewicht in Verbindung mit der doch atypischen vertikalen Bewegungsrichtung eröffnet den Schülern ungeahnte Erfahrungsmöglichkeiten. Die Verwirklichung verschiedener pädagogischer Wirkungsdimensionen fordert vom Schüler die Erkenntnis, dass die Befriedigung individueller Bedürfnisse nur in enger Verbundenheit und Zusammenarbeit mit dem Kletterpartner und unter der Berücksichtigung seiner eigenen Bedürfnisse gewährleistet werden kann. Dazu zählen Faktoren wie Nervenkitzel, Grenzerfahrungen oder die Verbesserung der eigenen Leistungsvoraussetzungen. Die Leistungsorientierung tritt bei der bewegungspädagogischen Position in den Hintergrund. Beide Positionen kommen allerdings zu dem Schluss, dass die Tätigkeit Klettern bei den Akteuren unterschiedliche Eindrücke hervorruft. Die Tabelle in Abbildung eins zeigt das vielseitige Spektrum kletterspezifischer Wirkdimensionen.
Inhaltsverzeichnis
- INHALTSVERZEICHNIS
- ABBILDUNGSVERZEICHNIS
- PROBLEMSTELLUNG UND GANG DER UNTERSUCHUNG
- I. LEISTUNGSDETERMINIERENDE FAKTOREN EINER KLETTERHANDLUNG
- 1. DIE BEDEUTUNG DER MOTORIK
- 2.1. GRUNDLAGEN
- 2.2 KLETTERSPEZIFISCHE ANFORDERUNGEN
- 2. BEWEGLICHKEIT
- 3. MOTORISCHE KRAFTFÄHIGKEITEN
- 3.1 MAXIMALKRAFT
- 3.2 SCHNELLKRAFT
- 3.3 KRAFTAUSDAUER
- 3.4 KLETTERSPEZIFISCHE FOLGERUNGEN
- 4. DIE NEURONALE AKTIVIERUNG DER MUSKELFASER
- 4.1 INTRAMUSKULÄRE KOORDINATION
- 4.2 INTERMUSKULÄRE KOORDINATION
- II. ZUSAMMENHÄNGE ZWISCHEN MOTORIK UND WAHRNEHMUNG
- 1. BEDINGUNGEN UND PHASEN MOTORISCHEN LERNENS
- 1.1 GRUNDLAGEN
- 1.2 DIE BEDEUTUNG KOORDINATIVER FÄHIGKEITEN
- 1.3 DAS ERLERNEN MOTORISCHER PROZESSE BEIM KLETTERN
- 1.3.1 PHASE DER GROBKOORDINATION
- 1.3.2 PHASE DER FEINKOORDINATION
- 1.3.3 PHASE DER STABILISIERUNG UND VARIABLEN VERFÜGBARKEIT
- 2. WAHRNEHMUNGSLERNEN BEIM KLETTERN
- 2.1 SELBST- UND FREMDWAHRNEHMUNG
- 2.2 KLETTERBEWEGUNG UND KÖRPERWAHRNEHMUNG
- 2.3 ZUSAMMENFASSUNG
- III. SOZIAL-AFFEKTIVE ASPEKTE DES KLETTERNS
- 1. DER SOZIALISIERUNGSEFFEKT DES KLETTERSPORTS
- 1.1 WAS BEDEUTET „SOZIALES LERNEN“?
- 1.2 DER ERWERB SOZIALER HANDLUNGSKOMPETENZEN
- 1.3 SOZIALES LERNEN BEIM KLETTERN
- 2. KOMPONENTEN DER PERSÖNLICHKEITSFÖRDERUNG
- 2.1 BEGRIFFSBESTIMMUNG VON PERSÖNLICHKEIT
- 2.2 SPORT UND PERSÖNLICHKEIT
- 2.3 KLETTERN UND PERSÖNLCHKEIT
- 3. ABENTEUER UND RISIKO BEIM KLETTERN - DAS ERLEBNIS SPORT
- 3.1 DER WANDEL ZUM ERLEBNISORIENIERTEN SPORTUNTERRICHT
- 3.1.1 ERLEBNISPÄDAGOGIK HEUTE
- 3.1.2 MOTIVATION UND EMOTION
- 3.2 DAS WAGNIS BEIM KLETTERN
- 3.3 DIE BEDEUTUNG GEMEINSCHAFTLICHER ERLEBNISSE
- IV. DIE UMSETZUNG VON KLETTERN IM BAYERISCHEN SPORTLEHRPLAN
- 1. KLETTERN IM LEHRPLAN
- 1.1 GESUNDHEIT
- 1.2 FAIRNESS UND KOOPERATION
- 1.3 LEISTEN, SPIELEN, GESTALTEN
- 1.4 UMWELT
- 2. EXKURS: SPORTFÖRDERUNTERRICHT AM BEISPIEL KLETTERN
- SCHLUSSBEMERKUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Zulassungsarbeit analysiert Klettern als Schulsport unter Einbezug trainings- und bewegungswissenschaftlicher Aspekte. Dabei wird die Bedeutung der Motorik, die Rolle der Beweglichkeit und Kraft sowie die neuronalen Aktivierungsprozesse im Zusammenhang mit Kletterbewegungen beleuchtet. Die Arbeit untersucht zudem die Zusammenhänge zwischen Motorik und Wahrnehmung, wobei die Bedeutung koordinativer Fähigkeiten, die Phasen des motorischen Lernens und die Rolle der Selbst- und Fremd- sowie Körperwahrnehmung im Kletterprozess betrachtet werden.
- Leistungssteigernde Faktoren im Klettersport
- Motorische und koordinative Fähigkeiten im Klettern
- Wahrnehmungslernen und die Bedeutung der Körperwahrnehmung
- Sozial-affektive Aspekte des Kletterns und dessen Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung
- Die Umsetzung des Kletterns im bayerischen Sportlehrplan
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel I befasst sich mit den leistungssteigernden Faktoren einer Kletterhandlung. Dabei wird die Bedeutung der Motorik, der Beweglichkeit und der Kraft im Klettersport analysiert. Kapitel II untersucht die Zusammenhänge zwischen Motorik und Wahrnehmung, insbesondere die Rolle der koordinativen Fähigkeiten und das motorische Lernen beim Klettern. Das dritte Kapitel widmet sich den sozial-affektiven Aspekten des Kletterns, wobei die Auswirkungen des Klettersports auf die Sozialisation und die Persönlichkeitsentwicklung beleuchtet werden. Kapitel IV zeigt die Umsetzung von Klettern im bayerischen Sportlehrplan auf und beleuchtet die Bedeutung von Klettern im Kontext der schulischen Gesundheitsförderung.
Schlüsselwörter
Klettern, Schulsport, Motorik, Beweglichkeit, Kraft, Koordination, Wahrnehmung, Körperwahrnehmung, Sozialisation, Persönlichkeitsentwicklung, Sportlehrplan, Gesundheitsförderung.
- Citar trabajo
- Petra Fasan (Autor), 2005, Klettern als Schulsport. Eine pädagogische Analyse trainings- und bewegungswissenschaftlicher Aspekte, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55434