Als sich der Warschauer Pakt am 01. Juli 1991 auflöste, markierte dies nicht nur das Ende eines Systems, sondern auch einer militärischen Macht, die ihren Einflussbereich 46 Jahre durch den Vormarsch der Sowjetarmeen im 2. Weltkrieg über Mittel- und Osteuropa östlich der Elbe ausgedehnt hatte. Die Auflösung, die sich bereits in den Jahren 1989/90 abgezeichnet hatte, bedeutete das Ende des Kalten Krieges. Sie bedeutete auch das Ende eines jahrzehntelangen Wettrüstens sowohl der konventionellen, als auch der nuklearen Arsenale des Ost- als auch des Westblocks. Abrüstung und Rüstungskontrollen sowie Vertrauensbildung auf den Grundlagen von Ausgewogenheit und gegenseitiger Nachprüfbarkeit ermöglichten einerseits einen politischen und militärischen Transformationsprozess, der das Ende sich gegenüberstehender Bündnissarmeen bedeutete, andererseits entstanden durch den Wegfall des Antagonismus und die damit verbundenen Umwälzungen auch neue Konflikte und außenpolitische Risiken für die westlichen Industriestaaten. Bürgerkriegsszenarien (vgl. ehemaliges Jugoslawien seit 1991), humanitäre Katastrophen (vgl. Somalia 1993) und das Erstarken der Bedrohung durch international agierende nichtstaatliche Akteure, stellen neue Anforderungen an moderne Streitkräfte. Entsprechende Reaktionen erfordern nun auch von europäischen Staaten wie Deutschland die Teilnahme an Einsätzen und Interventionen außerhalb des Landes- oder Bündnisterritoriums, so genannte „Out of Area“ -Einsätze. Für das Militär der Vereinigten Staaten von Amerika ist der Kampf nicht mehr um das eigene Territorium, sondern auf Grund des politischen Willens des Staates, seit dem Eintritt der USA in den 1. Weltkrieg im April 1917 nicht mehr fremd. Im Laufe der Zeit, nach dem 2. Weltkrieg und unter dem Eindruck des gescheiterten Vietnam- Engagement zeichnete sich eine gegenseitige Abgrenzung zwischen der amerikanischen Gesellschaft und ihrer Streitkräfte ab. Diese waren seit der amerikanischen Revolution durch das Bild des „citizen soldiers“, des Bürgersoldaten, stets eng verbunden gewesen. Scharfe politische Gegensätze großer Teile der Gesellschaft einerseits und der politischen und militärischen Führung andererseits während des Vietnamkrieges fügten der Figur des citizen soldiers großen Schaden zu. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Citizen Soldier und Staatsbürger in Uniform - ein Vergleich soldatischer Leitbilder für Demokratien
- Der Staatsbürger in Uniform
- Der citizen soldier
- Vergleich
- Citizen soldier und Staatsbürger in Uniform - Ausblicke in die Zukunft
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Vordiplomarbeit beschäftigt sich mit dem Vergleich zweier soldatischer Leitbilder für Demokratien: dem „Staatsbürger in Uniform" und dem „citizen soldier". Die Arbeit analysiert die Entstehung, Entwicklung und Bedeutung dieser Leitbilder im Kontext der jeweiligen historischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Ziel ist es, die militärische Angemessenheit, die historische Rolle und die zukünftige Relevanz der beiden Leitbilder im Rahmen der veränderten sicherheitspolitischen Lage zu beleuchten.
- Die Entstehung und Entwicklung des „Staatsbürgers in Uniform" in der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg
- Die Entstehung und Entwicklung des „citizen soldier" in den Vereinigten Staaten von Amerika
- Ein Vergleich der beiden Leitbilder hinsichtlich ihrer Gemeinsamkeiten und Unterschiede
- Die Zukunftsfähigkeit der beiden Leitbilder im Kontext der neuen sicherheitspolitischen Herausforderungen
- Die Rolle des Militärs in der Gesellschaft und die zivil-militärische Beziehung
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel führt in die Thematik der soldatischen Leitbilder für Demokratien ein und stellt die beiden Leitbilder „Staatsbürger in Uniform" und „citizen soldier" vor. Es skizziert die historische Entwicklung und die relevanten Faktoren, die zur Entstehung der beiden Leitbilder führten.
- Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit dem „Staatsbürger in Uniform" und beleuchtet dessen Entstehung im Kontext der deutschen Nachkriegsgeschichte. Es beschreibt die Konzeptionsphase, die zentralen Elemente des Leitbildes und die Rolle von Wolf Graf von Baudissin.
- Das dritte Kapitel widmet sich dem „citizen soldier" und zeichnet dessen historische Entwicklung in den Vereinigten Staaten von Amerika nach. Es stellt die Kernelemente des Leitbildes nach Morris Janowitz vor und analysiert die Bedeutung des „universal service" und der demokratischen Legitimation.
- Das vierte Kapitel vergleicht die beiden Leitbilder „Staatsbürger in Uniform" und „citizen soldier" hinsichtlich ihrer Entstehungsgeschichte, ihrer Kernelemente und ihrer Bedeutung für die zivil-militärische Beziehung in den jeweiligen Gesellschaften.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Staatsbürger in Uniform, den citizen soldier, die zivil-militärische Beziehung, die Bundeswehr, die US-Streitkräfte, die Innere Führung, die National Guard, die Reserve, die Wehrpflicht, die Friedens sichernde Missionen, die Frieden erzwingenden Aufgaben, die Aufgabenfelder des Militärs, die Sicherheitspoltik, die Demokratie, die nationale Sicherheit, die Geschichte des Militärs, die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, die Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika, die militärische Legitimation, die gesellschaftliche Integration, die Motivation, das Menschenbild, die politische Bildung, die Führungskultur, die Interoperabilität, die internationale Zusammenarbeit, die veränderte Sicherheitslage, die Herausforderungen für die Zukunft.
- Quote paper
- Kristof Trier (Author), 2004, Citizen Soldier und Staatsbürger in Uniform - ein Vergleich soldatischer Leitbilder für Demokratien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55562
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