„In dieser Zeit [den fünfzig Jahren] straffte Athen seine Herrschaft und gelangte zu bedeutender Macht,...“
Imperialistisch, radikal, expansionistisch, machtpolitisch,
sicherheitsstrategisch, friedenspolitisch, demokratisch, status-quo-orientiert, diplomatisch - Begriffe, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Und doch werden sie alle - mehr oder weniger explizit - in der Forschung in Verbindung mit der Außenpolitik Athens im Perikleischen Zeitalter verwandt. Welche dieser Attribute treffen auf die außenpolitischen Maßnahmen und Ziele des Perikles zu? Oder ist es aufgrund der weit zurückliegenden Überlieferung kaum mehr möglich, ein prägnantes Urteil zu fällen? Und wann beginnt überhaupt der Einfluß des großen griechischen Staatsmannes auf Athens Außenpolitik? Unter Verweis auf die diversen Positionen in der Forschung versucht die vorliegende Arbeit eine Antwort auf diese Fragen zu herauszuarbeiten. Die folgenden Ausführungen sollen chronologisch im Jahre 437/36 v. Chr. mit der Gründung der Kolonie in Amphipolis enden, obwohl man das Verhalten des Perikles in der Zeit vor dem Zweiten Peloponnesischen Krieg - steht es doch in engem Zusammenhang mit seiner seit 449 v. Chr. betriebenen Außenpolitik - sowie die allgemeine Entwicklung des Seebundes zur Arché noch in die Beurteilung einbeziehen könnte. Doch soll den folgenden Referaten im Seminar nicht vorgegriffen werden. Weitgehend außen vor bleibt die Darstellung gelegentlich vorhandener
Datierungs-Kontroversen in der Forschung.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Perikles Einfluss in der Außenpolitik
- III. 462 bis 450 v. Chr.: Machtausdehnung oder „complete miscalculation“?
- 1. Der Zweifrontenkrieg Ergebnis der radikalen außenpolitischen Ideen der Demokraten
- 2. Das ägyptische Desaster
- 3. Waffenstillstand mit Sparta
- IV. Der neue Kurs des Perikles: Sicherheitsstrategie und Panhellenismus, aber dennoch latenter Machtwille?
- 1. Kallias-Frieden 449/8: Freie Hand in Hellas?
- 2. Der panhellenische Kongreß: Propagandacoup oder panhellenische Friedensbemühungen?
- 3. Der 30jährige Frieden zwischen Athen und Sparta und Manifestierung des Dualismus - Politik des Ausgleichs
- V. Maßnahmen und Herrschaftsmittel zur Behauptung der Machtposition
- 1. Die Gründung von Thurioi 444
- 2. Die Samos-Krise 440/39
- VI. Zwei unterschiedliche außenpolitische Konzeptionen Kimon und Perikles
- VII. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss Perikles auf die Außenpolitik Athens im 5. Jahrhundert v. Chr. Sie beleuchtet die Frage, inwieweit Perikles' politische Entscheidungen und Ziele die außenpolitischen Maßnahmen Athens prägten und welche Attribute – imperialistisch, expansionistisch, sicherheitsstrategisch, friedenspolitisch etc. – seine Politik am besten charakterisieren. Die Arbeit analysiert verschiedene Phasen der athenischen Außenpolitik unter Perikles, wobei der Schwerpunkt auf der Zeit zwischen 462 und 437/36 v. Chr. liegt.
- Der Einfluss Perikles auf die athenische Außenpolitik
- Analyse der außenpolitischen Strategien Athens während der Pentekontaetie
- Die Rolle des Delisch-Attischen Seebundes
- Bewertung der Erfolge und Misserfolge der athenischen Außenpolitik unter Perikles
- Vergleich der außenpolitischen Konzeptionen von Perikles und Kimon
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der athenischen Außenpolitik im Zeitalter des Perikles ein. Sie stellt die unterschiedlichen und teilweise widersprüchlichen Interpretationen der Forschung dar und umreißt die Zielsetzung der Arbeit: die Klärung des Einflusses Perikles auf die Außenpolitik Athens und die Bewertung seiner außenpolitischen Maßnahmen und Ziele. Die Arbeit fokussiert sich chronologisch auf die Zeit bis 437/36 v. Chr., wobei der Kontext der vorangegangenen und nachfolgenden Ereignisse berücksichtigt wird. Datierungskontroversen werden dabei weitgehend ausgeklammert.
II. Perikles Einfluss in der Außenpolitik: Dieses Kapitel behandelt die Schwierigkeit, Perikles' direkten Einfluss auf die athenische Außenpolitik zu bestimmen, aufgrund der oft unklaren und widersprüchlichen Quellenlage. Es wird jedoch hervorgehoben, dass Perikles seit 461 v. Chr. wichtige Ämter innehatte und seine politische Machtposition zwischen 449 und 430 v. Chr. unbestreitbar war. Die Argumentation der verschiedenen Forscher zu dieser Problematik wird kurz dargestellt und die Problematik um den Begriff der „Herrschaft des ersten Mannes“ angedeutet.
III. 462 bis 450 v. Chr.: Machtausdehnung oder „complete miscalculation“?: Dieses Kapitel beschreibt die Phase von 462 bis 450 v. Chr., gekennzeichnet durch eine expansive Außenpolitik der Athener, die von einem „unbedingten attischen Imperialismus“ getrieben war. Der Zweifrontenkrieg gegen Sparta und die persischen Expeditionen werden analysiert. Die Niederlagen bei Tanagra und der Verlust von Aegina verdeutlichen die Komplexität und die Risiken dieser aggressiven Politik. Die Rolle Perikles' in dieser Phase ist umstritten und wird diskutiert. Der Abschnitt beleuchtet die aggressive Politik gegenüber Aegina und das strategische Kalkül dahinter.
IV. Der neue Kurs des Perikles: Sicherheitsstrategie und Panhellenismus, aber dennoch latenter Machtwille?: Dieses Kapitel analysiert die Änderung der athenischen Außenpolitik nach 450 v. Chr. mit dem Kallias-Frieden und den Bemühungen um eine panhellenische Friedensordnung. Die Frage wird gestellt, ob diese Politik auf einem tatsächlichen Wunsch nach Frieden beruhte, oder ob es sich dabei um eine strategische Maßnahme zur Festigung der athenischen Machtposition handelte. Der 30-jährige Frieden mit Sparta wird untersucht und dessen Bedeutung für die Entwicklung des Machtgleichgewichts im antiken Griechenland.
V. Maßnahmen und Herrschaftsmittel zur Behauptung der Machtposition: Das Kapitel beleuchtet die Maßnahmen, die Athen unter Perikles zur Sicherung seiner Vormachtstellung ergriff. Die Gründung von Thurioi als Kolonie und die Bewältigung der Samos-Krise werden im Detail analysiert, wobei die strategischen Ziele und die Methoden der athenischen Politik herausgearbeitet werden. Der Fokus liegt auf der Aufrechterhaltung und Ausweitung der Machtposition Athens im Mittelmeer.
VI. Zwei unterschiedliche außenpolitische Konzeptionen Kimon und Perikles: Dieses Kapitel vergleicht die außenpolitischen Strategien von Kimon und Perikles. Die unterschiedlichen Ansätze und die daraus resultierenden Folgen für die athenische Politik werden herausgearbeitet, um die Eigenheiten von Perikles' außenpolitischem Wirken besser zu verstehen. Ein Vergleich der Strategien und Ziele unterstreicht die unterschiedlichen Wege, welche die Athener zur Macht verfolgten.
Schlüsselwörter
Perikles, Athen, Außenpolitik, Pentekontaetie, Delisch-Attischer Seebund, Peloponnesischer Krieg, Imperialismus, Expansionismus, Sicherheitsstrategie, Friedenspolitik, Kimon, Demokratie, Machtausübung, Panhellenismus, Kallias-Frieden, Aegina, Samos.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Perikles' Einfluss auf die athenische Außenpolitik
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht den Einfluss Perikles auf die Außenpolitik Athens im 5. Jahrhundert v. Chr. Sie analysiert Perikles' politische Entscheidungen und Ziele, und wie diese die außenpolitischen Maßnahmen Athens prägten. Die Arbeit bewertet auch, welche Attribute (imperialistisch, expansionistisch, sicherheitsstrategisch, friedenspolitisch etc.) seine Politik am besten charakterisieren.
Welchen Zeitraum behandelt die Arbeit?
Der Schwerpunkt liegt auf der Zeit zwischen 462 und 437/36 v. Chr., wobei der Kontext der vorangegangenen und nachfolgenden Ereignisse berücksichtigt wird. Datierungskontroversen werden weitgehend ausgeklammert.
Welche zentralen Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt den Einfluss Perikles auf die athenische Außenpolitik, analysiert die außenpolitischen Strategien Athens während der Pentekontaetie, untersucht die Rolle des Delisch-Attischen Seebundes, bewertet die Erfolge und Misserfolge der athenischen Außenpolitik unter Perikles und vergleicht die außenpolitischen Konzeptionen von Perikles und Kimon.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in sieben Kapitel gegliedert: Einleitung, Perikles' Einfluss in der Außenpolitik, 462 bis 450 v. Chr.: Machtausdehnung oder „complete miscalculation“?, Der neue Kurs des Perikles, Maßnahmen und Herrschaftsmittel zur Behauptung der Machtposition, Zwei unterschiedliche außenpolitische Konzeptionen Kimon und Perikles und Fazit. Jedes Kapitel behandelt einen spezifischen Aspekt der athenischen Außenpolitik unter Perikles.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit basiert auf der Analyse verschiedener historischer Quellen, wobei die oft unklare und widersprüchliche Quellenlage zur Schwierigkeit, Perikles' direkten Einfluss zu bestimmen, hervorgehoben wird.
Wie wird der Einfluss Perikles bewertet?
Die Arbeit untersucht die Schwierigkeit, Perikles' direkten Einfluss zu bestimmen, aufgrund der Quellenlage. Sie analysiert jedoch seine bedeutenden Ämter ab 461 v. Chr. und seine unbestreitbare Machtposition zwischen 449 und 430 v. Chr. Die Arbeit beleuchtet unterschiedliche Interpretationen der Forschung zu diesem Thema und diskutiert die Problematik um den Begriff der „Herrschaft des ersten Mannes“.
Welche Phasen der athenischen Außenpolitik werden analysiert?
Die Arbeit analysiert verschiedene Phasen der athenischen Außenpolitik unter Perikles. Besondere Aufmerksamkeit wird der expansiven Außenpolitik von 462 bis 450 v. Chr. (Zweifrontenkrieg, ägyptische Expedition) und der Politik nach 450 v. Chr. mit dem Kallias-Frieden und den Bemühungen um eine panhellenische Friedensordnung gewidmet. Die Maßnahmen zur Sicherung der Vormachtstellung Athens (Gründung von Thurioi, Samos-Krise) werden ebenfalls untersucht.
Wie werden die außenpolitischen Strategien von Perikles und Kimon verglichen?
Die Arbeit vergleicht die unterschiedlichen außenpolitischen Strategien von Perikles und Kimon und analysiert die daraus resultierenden Folgen für die athenische Politik. Dieser Vergleich soll die Eigenheiten von Perikles' außenpolitischem Wirken besser verstehen lassen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Perikles, Athen, Außenpolitik, Pentekontaetie, Delisch-Attischer Seebund, Peloponnesischer Krieg, Imperialismus, Expansionismus, Sicherheitsstrategie, Friedenspolitik, Kimon, Demokratie, Machtausübung, Panhellenismus, Kallias-Frieden, Aegina, Samos.
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- Robert Bongen (Autor), 1997, Perikles und Athens Außenpolitik, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55830