Im ersten Teil der Ausführungen soll gezeigt werden, in wie weit Violas „cross-dressing“, durch das sie zu Cesario wird, diese individuelle Konstruierbarkeit des Geschlechts aufzeigt, an die sich die Komponente der sexuellen Anziehungskraft unmittelbar anschließt. Danach soll Shakespeares Darstellung des Konfliktes zwischen konstruierbaren Geschlechtern und der im 16. und 17. Jahrhundert vorherrschenden Hegemonie der Heterosexualität kurz angerissen werden, der sich in der Andeutung homosexueller Neigungen wie der Olivias zu Viola/ Cesario und der Antonios zu Sebastian offenbart, und der am Ende in einer mehr oder weniger zweifelhaften „Lösung“ des Problems durch standesgemäße und moralisch tragbare Heiraten einfach verdrängt wird. Schließlich soll gerade diese harmonisierende Auflösung dazu verwendet werden, die in Twelfth Night dargestellte Unzulänglichkeit heterosexueller Partnerschaften als irrationale Folge eines eigentlich von homoerotischen Anspielungen durchzogenen - geradezu gelenkten! -Handlungsverlaufs aufzuzeigen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Abhandlung
- Violas „,cross-dressing“: Konstruierbarkeit des individuellen Geschlechts
- Der Konflikt zwischen homoerotischer und heteroerotischer Liebe
- Lösung des Konflikts?
- Schlußbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Abhandlung analysiert Shakespeares Komödie Twelfth Night hinsichtlich der Darstellung von Geschlechterrollen und -beziehungen. Der Fokus liegt auf der Frage, ob das Stück eine progressive Sichtweise auf homosexuelle Liebe präsentiert oder eher den Konventionen der frühneuenglischen Sexualmoral folgt.
- Die Konstruierbarkeit von Geschlecht und die Rolle des „cross-dressing“ im Stück
- Der Konflikt zwischen homoerotischer und heteroerotischer Anziehungskraft, insbesondere in den Beziehungen zwischen Viola/Cesario, Olivia und Orsino sowie Antonio und Sebastian
- Die „Lösung“ des Konflikts durch die heterosexuellen Hochzeiten am Ende des Stücks und die Frage, ob diese eine genuine Lösung des Problems darstellt
- Die Unzulänglichkeit heterosexueller Partnerschaften im Kontext der im Stück dargestellten homoerotischen Anspielungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz von Twelfth Night für die Diskussion über die Darstellung homosexueller Beziehungen in Shakespeares Werk dar und beleuchtet die Ambivalenz der heterosexuellen Beziehungen am Ende des Stücks. Des Weiteren wird der Fokus auf die Beziehung zwischen Sebastian und Antonio gelegt, die als fruchtbarer Boden für Untersuchungen homoerotischer Beziehungen gilt.
Der erste Teil der Abhandlung analysiert Violas „cross-dressing“ als Ausdruck der Konstruierbarkeit des Geschlechts in der frühneuenglischen Gesellschaft. Es wird gezeigt, wie die Verwirrung der Geschlechter auf der Aufführungsebene die Möglichkeit einer unabhängigen sexuellen Anziehungskraft von den konventionellen Geschlechterrollen losgelöst aufzeigt.
Der zweite Teil der Abhandlung untersucht den Konflikt zwischen den konstruierbaren Geschlechtern und der hegemonialen Heterosexualität in der frühneuenglischen Gesellschaft. Hier werden die homoerotischen Neigungen von Olivia zu Viola/Cesario und von Antonio zu Sebastian beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Abhandlung sind: Twelfth Night, Shakespeare, Geschlechterrollen, Geschlechterbeziehungen, homoerotische Liebe, heteroerotische Liebe, „cross-dressing“, Konstruierbarkeit des Geschlechts, frühneuenglische Sexualmoral, performativität.
- Arbeit zitieren
- Silja Rübsamen (Autor:in), 2001, Geschlechterrollen und Geschlechterbeziehungen in Shakespeares "Twelfth Night", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55907