Seit Jahrtausenden versuchen moralische Gebote, Imperative, Appelle und Regeln die Menschen im Umgang miteinander zu einem „besseren“ Verhalten zu erziehen. Betrachtet man den moralischen Zustand der heutigen Menschheit, kommen Zweifel über den Erfolg dieser Bemühungen auf. Der Jahresbericht von Amnesty International registrierte auch 1995 Menschenrechtsverletzungen an Frauen und Männer in 151 Ländern der Welt - darunter auch Deutschland und die Schweiz. Tausende von Menschen wurden von staatlichen Behörden ihrer Länder getötet, viele ohne faire Gerichtsverhandlungen verurteilt und hingerichtet, andere Opfer politischer Morde durch Soldaten und Polizei oder extralegaler Todesschwadronen. Gefangene wurden zu Tode gefoltert oder starben an den Folgen vorsätzlicher Mißhandlungen und Vernachlässigung.
Schlagen nicht schon diese wenigen Andeutungen über den desolaten moralischen Zustand der Menschheit Ethikern - den Spezialisten für moralische Imperative - ins Gesicht, wenn sie behaupten, gewisse ethische Prinzipien - wie z. B. die „Berücksichtung der Interessen aller Betroffenen“ - seien „stark genug“, eine Sklavenhaltergesellschaft oder krasse Formen von Rassismus und Sexismus auszuschließen? Warum sind so viele Versuche, Menschen über moralische Appelle, Gebote oder Verbote zu bessern, bisher gescheitert? Ist damit auch die Ethik für alle Zeiten diskreditiert? Zeigt sie sich gar als eine Geschichte gescheiterter Besserungsversuche? Oder ist vielleicht ihre eigentliche Aufgabe, den tieferen Sinn dieses Scheiterns aufzudecken? Ethik diente dann nicht mehr dazu, die Menschheit vom „Bösen“ weg zum „Guten“ hin zu führen, sondern eher das Bewußtsein für Gut und Böse zu schärfen.
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Imperative als Erfindung zur Selbstverteidigung
- Imperative als Produkt der Evolution
- Der „erste" Imperativ - von Gott aufgegeben?
- Die Welt der Imperative
- Jenseits von Imperativen?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text untersucht die Frage, ob moralische Imperative dazu beitragen können, den Menschen moralisch zu bessern. Der Autor analysiert verschiedene Ansätze zur Begründung von Imperativen, darunter die anthropologische, die naturalistische und die theologische Perspektive. Dabei werden die Grenzen und Möglichkeiten von Imperativen im Kontext der menschlichen Natur und der Geschichte der Moral beleuchtet.
- Die Entstehung und Wirkungsweise moralischer Imperative
- Die Rolle von Imperativen in der menschlichen Evolution und Kultur
- Die Paradoxien und Grenzen von Imperativen im Hinblick auf die moralische Besserung des Menschen
- Die Bedeutung von Selbstbewußtsein und Verantwortung für ein ethisches Handeln
- Die Suche nach einem neuen Bewußtsein jenseits von Imperativen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Entstehung von Imperativen als Mittel der Selbstverteidigung. Der Autor zeigt, wie Imperative als Instrument zur Durchsetzung von Interessen einer bestimmten Gruppe eingesetzt werden und zu neuen, noch schlimmeren Konflikten führen können.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der naturalistischen Begründung von Imperativen. Der Autor analysiert verschiedene Ansätze, die die Natur als Quelle moralischer Normen ansehen. Dabei werden die Grenzen und Widersprüche dieser Ansätze aufgezeigt.
Das dritte Kapitel untersucht die Frage, ob der erste Imperativ, der in der biblischen Schöpfungsgeschichte erwähnt wird, von Gott gegeben ist. Der Autor stellt die Frage, ob der Sündenfall als eine bewusste Provokation des Menschen durch Gott verstanden werden kann und welche Folgen dies für das menschliche Bewußtsein hat.
Das vierte Kapitel beleuchtet die Welt der Imperative und ihre Auswirkungen auf das menschliche Leben. Der Autor zeigt, wie Imperative zu Paradoxien führen können und die moralische Defizienz des Menschen hervorheben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen moralische Imperative, Ethik, Selbstverteidigung, Evolution, Gott, Natur, Mensch, Moral, Bewusstsein, Verantwortung, Paradoxien, Grenzen, Handlung, Versagen, Sühne, Jenseits, Weisheit.
- Quote paper
- Dr. Mathias Schüz (Author), 1996, Stegosaurus gegen Tyrannosaurus Rex - Können Imperative den Menschen moralisch bessern?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56067
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