Jeder Unternehmer geht Risiken ein, wenn er sich mit seinen Produkten am Markt behaupten will. Seinen Gewinnchancen stehen die Verlustrisiken gegenüber. Doch was heißt „Gewinn“ bzw. „Verlust“ und vor allem: für wen „Gewinn“ oder „Verlust“? Unterstellen wir, daß im Gewinn Werte geschaffen und im Verlust Werte vernichtet werden, so stellt sich die Frage: Wo schafft bzw. vernichtet ein Unternehmen Werte?
Die Erfahrung zeigt, daß diese Frage gar nicht einfach zu beantworten ist. Denn meistens entzieht sich dem rein betriebswirtschaftlichen Blick, wo Werte geschaffen bzw. vernichtet werden. Was dem einen wertvoll erscheint, ist dem anderen wertlos oder gar bedrohlich. Die einen sehen z. B . im Castorbehälter eine Chance, weil er Probleme bei der Zwischenlagerung abgebrannter Uranstäbe lösen hilft, die anderen ein Risiko, weil sie darin eine Bedrohung für künftige Generationen sehen. Was die einen begrüßen, weisen die anderen zurück. So geraten die verschiedenen Interessengruppen innerhalb und außerhalb eines Unternehmens immer wieder miteinander in Konflikt und stören gegenseitig ihre Kreise. Die Chancen und Risiken einer unternehmerischen Aktivität sind nur zu überschauen, wenn man ihre möglichen Konsequenzen kennt. Das Leben sorgt aber immer wieder für Überraschungen, Zufälle und Schicksalsschläge, mit denen niemand gerechnet hat. Die prinzipielle Ungesichertheit des Daseins macht das Management von Risiken so schwierig.
Unternehmerische Risiken können allerdings in ihrer Komplexität mit Hilfe von Suchmustern leichter identifiziert werden. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für ihre Bewältigung. Ignorierte Risiken können durch die Hintertür einem Unternehmen übel zusetzen. Es ist dann nicht darauf vorbereitet und reagiert häufiger falsch. Ganzheitliches Risiko-Management rechnet auch mit Schäden, die nicht mehr rein monetär ausgeglichen werden können. Es kennt die Grenzen von Kosten-Nutzen-Analysen und nimmt gerade auch Risiken in den Blick, die neben den monetären noch andere Werte bedrohen.
In einem ersten Schritt gebe ich einige Hinweise zur Entstehung von Risiken. Nur wenn wir ihre „Ursachen“ kennen, können wir Maßnahmen zur Beseitigung oder wenigstens Eindämmung finden. Der Merksatz hierzu lautet: „Risiken entstehen durch Bedrohung von Werten“.
Inhaltsverzeichnis
- Wozu ganzheitliches Risikomanagement?
- Die Natur des Risikos
- Das Risiko "menschlichen Versagens"
- Zur Kausalität von Schadenereignissen
- Risiken durch Wertkonflikte
- Sach- und Wertaspekte im Risiko
- Zur Genese des Risikos
- Unternehmerische Risiken - Versuch einer Ganzheitsschau
- Bestandsrisiken
- Ethikrisiken
- Identifizieren von Ethikrisiken mit Hilfe des Stakeholder Modells
- Die Machtmittel der Stakeholder
- Risikokommunikation: Die Kunst des Aushandelns von Risiken
- Sinnrisiken
- Ganzheitliches Risiko-Management auf der Basis eines Werte-Managments
- Verantwortlicher Umgang mit Risiken in Unternehmen
- Verantwortung als Durchsetzung von Werten
- Der Nutzen ganzheitlicher Verantwortung
- Die LOGIK ganzheitlicher Verantwortung in Unternehmen
- Grundsätze zur ganzheitlichen Bewältigung unternehmerischer Risiken
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert die Bedeutung ganzheitlichen Risikomanagements im Unternehmenskontext. Er betont die Notwendigkeit, Risiken nicht nur aus betriebswirtschaftlicher Perspektive zu betrachten, sondern auch ethische und gesellschaftliche Aspekte einzubeziehen.
- Identifizierung und Analyse der Ursachen für Risiken
- Klassifizierung von Risiken in Bestands-, Ethik- und Sinnrisiken
- Entwicklung von Strategien für einen verantwortlichen Umgang mit Risiken
- Integration von Werten und Ethik in das Risikomanagement
- Die Bedeutung der Stakeholder und deren Einfluss auf die Risikobewertung
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Wozu ganzheitliches Risikomanagement? Dieses Kapitel stellt die Grundproblematik des Risikomanagements dar und erklärt, warum ein ganzheitlicher Ansatz notwendig ist. Es diskutiert die unterschiedlichen Perspektiven auf „Gewinn“ und „Verlust“ sowie die Bedeutung von Wertschöpfung im Unternehmen.
- Kapitel 2: Die Natur des Risikos Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Entstehung von Risiken, insbesondere dem Risiko „menschlichen Versagens“. Es analysiert die Komplexität von Ursachen-Wirkungsschemata und stellt die Vierursachenlehre der alten Griechen vor. Das Kapitel beleuchtet zudem die Bedeutung von Wertkonflikten und die verschiedenen Aspekte des Risikos.
- Kapitel 3: Unternehmerische Risiken - Versuch einer Ganzheitsschau Dieses Kapitel kategorisiert und analysiert verschiedene Arten von Risiken, die für Unternehmen relevant sind, darunter Bestandsrisiken, Ethikrisiken und Sinnrisiken. Es beleuchtet die Bedeutung des Stakeholder-Modells bei der Identifizierung von Ethikrisiken sowie die Relevanz der Risikokommunikation.
- Kapitel 4: Verantwortlicher Umgang mit Risiken in Unternehmen Dieses Kapitel befasst sich mit den Prinzipien und Mechanismen eines verantwortungsvollen Umgangs mit Risiken im Unternehmen. Es betont die Bedeutung von Werten und Ethik als Grundlage für das Risikomanagement und diskutiert die Vorteile eines ganzheitlichen Ansatzes.
Schlüsselwörter
Ganzheitliches Risikomanagement, Unternehmerische Risiken, Wertkonflikte, Stakeholder, Ethik, Verantwortung, Bestandsrisiken, Sinnrisiken, Risikokommunikation, Werte-Management.
- Quote paper
- Dr. Mathias Schüz (Author), 2002, Ganzheitliche Betrachtung und Bewältigung unternehmerischer Risiken, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56085