"Femme Fatale" oder "Femme Fragile"? Das ambigue Frauenbild in der Literatur des Fin de Siècle am Beispiel "Mi hermana Antonia"


Dossier / Travail, 2006

15 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Kulturgeschichtlicher Hintergrund:Fin de siècle und Dekadenz- Begriff

3. Zeithistorischer Hintergrund
3.1. Die Rolle der Frau in der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts
3.2. Das dekadente Frauenbild in der Kunst - Zur Inszenierung des weiblichen Körpers um die Jahrhundertwende
3.3. Das dekadente Frauenbild in der Literatur
3.3.1. Das literarische Konzept der femme fatale
3.3.1.1. Die wichtigsten Charaktereigenschaften
3.3.2. Das literarische Konzept der femme fragile

4. Valle-Inclán: „Mi hermana Antonia“ aus Jardín Umbrío (Inhaltsangabe)
4.1. Interpretationsversuch
4.2. Analyse der Figuren hi nsichtlich der vorangegangenen literarischen Konzepte der femme fatale und der femme fragile
4.2.1. „Antonia“
4.2.2. „Máximo Bretal“
4.2.3. „Antonias Mutter“

5. Zusammenfassung

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Im Mythos und in der Literatur hat es den Typus der femme fatale immer gegeben, denn Mythos und Literatur sind nur die dichterische Widerspiegelung des wirklichen Lebens, im wirklichen Leben aber hat es an mehr oder minder vollkommenen Exemplaren herrschsüchtiger und grausamer Frauen nie gefehlt[1].

Mario Praz beschreibt in seinem Werk „Schwarze Romantik“ mit diesem Zitat das Phänomen „femme fatale“, das dekadente Frauenbild, das in seiner Darstellung im 19. Jahrhundert einen Höhepunkt in Kunst, Literatur und in der Gesellschaft fand. Doch wie lässt sich dieser „Mythos“ rational erfassen? Wie lassen sich die Grundzüge dieses Typus` beschreiben?

Ziel dieser Arbeit wird es zum einen sein, den Typus der femme fatale herauszustellen und ihn semantisch sowie typisch von dem der femme fragile abzugrenzen. Das Konzept der femme fragile stellt eine Variante der femme fatale dar, sie bildet quasi ihren Gegenpart. Beide literarischen Varianten bildeten sich im Kontext der Dekadenzästhetik heraus, und zwar zwischen 1890 und 1905 einhergehend mit der neuen Sensibilität der schwarzen Romantik[2]. Die differenten Ausprägungen der femme fatale und der femme fragile werden in dieser Arbeit gegenübergestellt. Anschließend erfolgt eine Analyse der Figuren aus Valle-Incláns „Mi hermana Antonia“ aus Jardín Umbrío[3], ich werde untersuchen inwieweit Valle-Inclán in seiner Erzählung die Typen der femme fatale und der femme fragile inszeniert.

Vor der eigentlichen Analyse der Erzählung und den Beschreibungen der Konzepte der „Femmes“ widme ich mich jedoch zunächst den Begriffen des „fin de siècle“ und der „Dekadenz“, die eng mit den literarischen Frauentypen fatale und f ragile in Verbindung stehen und zunächst erläutert werden müssen und stelle außerdem kurz den zeithistorischen Hintergrund dar.

2. Kulturgeschichtlicher Hintergrund:Fin de siècle und Dekadenz- Begriff

Das fin de siècle ( franz. "Ende des Jahrhunderts" oder "Ende der Welt") bezeichnet die Zeit von 1890 bis 1914. Mehr als kein anderer Begriff drückt fin de siècle das Lebensgefühl und die Epoche um die Jahrhundertwende aus. Es unterscheidet sich stark von Stimmungen anderer Strömungen, wie dem Naturalismus, und drückt eine Niedergangs- und Endstimmung aus, "ein Gefühl des Fertigseins, des Zu-Ende-Gehens"[4].

Der Begriff Dekadenz steht für eine Radikalisierung des fin de siècle. Er drückt eine Niedergangs- und Verfallsstimmung aus. Jedoch lassen sich zwischen den Begriffen keine klaren Grenzen ziehen. Merkmale der Dekadenz sind z.B. ein Verlust des Ich und des Daseins, die Schaffung einer künstlichen Welt und die Herrschaft der Kunst über die Natur. Außerdem charakteristisch ist der Hang zum Künstlichen und die Entfernung vom Natürlichen, ein Interesse für das Mystische ist außerdem zu beobachten[5].

3. Zeithistorischer Hintergrund

3.1. Die Rolle der Frau in der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts

Die Gleichstellung von Männern und Frauen im 19. Jahrhundert stand keinesfalls im Interesse des männlichen Bürgertums. Ganz im Gegenteil, zur Zeit der als überwältigend erfahrenen Industrialisierung kam es immer mehr zu Emanzipationsbewegungen der Frauen, vor denen sich der bürgerliche Mann zu „schützen“ versuchte. Die Frau galt als Feind[6]. Bettina Pohle schrieb hierzu:

Es gilt, den Feind im eigenen Lager zu identifizieren und zu entwaffnen, ihn zu besiegen, zu beherrschen. Wer oder was aber ist diese feindliche Kraft? Zum Ende des 19. Jahrhunderts lautet die Antwort auf diese Frage hinter medizinischen, wissenschaftlichen und pseudowissenschaftlichen, künstlerischen, privaten und öffentlichen Auseinandersetzungen schlicht „das Weib“[7].

[...]


[1] Mario Praz, Liebe, Tod und Teufel: die schwarze Romantik, München: Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, 2. Auflage 1981, S.167.

[2] vgl. Manuel Díaz Castillo, “Frágil, fatal, turbulenta (algunas notas a los tipos de mujer en Valle-Inclán)”, in: Actas del IX simposio de la sociedad española de literatura general y comparada, (1992), S.131.

[3] Die exakte Bibliographie lautet : Ramón María del Valle-Inclán, I Prosa obra completa, Madrid: Espasa Calpe, 2002.

[4] vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Fin_de_siecle.

[5] vgl. http://www.literaturwelt.com/epochen/moderne.html#dekadenz.

[6] vgl. Karin Tebben, Hrsg ., Frauen-Körper-Kunst: Literarische Inszenierungen weiblicher Sexualität, Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 2000, S. 87.

[7] Tebben S. 87

Fin de l'extrait de 15 pages

Résumé des informations

Titre
"Femme Fatale" oder "Femme Fragile"? Das ambigue Frauenbild in der Literatur des Fin de Siècle am Beispiel "Mi hermana Antonia"
Université
Christian-Albrechts-University of Kiel
Cours
Proseminar Literaturwissenschaft
Note
1,3
Auteur
Année
2006
Pages
15
N° de catalogue
V56100
ISBN (ebook)
9783638508889
ISBN (Livre)
9783638765862
Taille d'un fichier
502 KB
Langue
allemand
Annotations
In dieser HA wird der Typus der "femme fatale" sowie ihr Gegentypus der der "femme fragile" dargestellt. Es wird beschrieben, inwieweit sich die "femme fatale" im 19. Jahrhundert in der Gesellschaft entwickeln konnte. Die "femme fatale" der Kunst wird ebenfalls skizziert. Im Haupteil wird untersucht inwieweit die Frauentypen in Valle-Incláns "Mi hermana Antonia" zu finden sind.
Mots clés
Narrative, Inszenierungen, Frauenbildern, Literatur, Frühen, Neuzeit, Moderne, Proseminar, Literaturwissenschaft
Citation du texte
Nicole Zanger (Auteur), 2006, "Femme Fatale" oder "Femme Fragile"? Das ambigue Frauenbild in der Literatur des Fin de Siècle am Beispiel "Mi hermana Antonia", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56100

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