Die Türkei war schon lange für den westlichen Beobachter die Pforte in das islamische Abendland. Sie war geheimnisvoll, ein wenig fremd und zuweilen undifferenziert bedrohlich. Demjenigen allerdings, der das Land bereiste, wurde schnell klar, dass es zwei Gesichter hat, zum einen traditionell und eher ärmlich, zum anderen modern und westorientiert. Dabei spielte und spielt der Islam in beiden Teilen der Türkei, dem Traditionellen und dem schnelllebigen Modernen, eine wichtige Rolle.
Vor allem in der jetzigen Zeit, der aktuellen Diskussion um die Mohammed- Karikaturen und die Ausschreitungen, die selbst nicht vor der Türkei halt machten, ist es wichtig zu beobachten, wie die Türkische Republik mit dem Islam umgeht. Obwohl sich die Türkei als laizistisches Land sieht und das Militär sich als der Garant laizistischer Stabilität versteht, gehört der Islam zur Türkei, nicht zuletzt auch gestützt durch die konservativ-islamistische Regierungspartei AKP. Das Bild einer islamisch geprägten Nation, das die Medien derzeit präsentieren, ist ein Bild von radikal fundamentalistischen Islamisten, die alles daran setzen den Westen zu zerstören. Dies ist grundsätzlich falsch, da der Islam zunächst eine gewaltlose Religion ist, die, wie es auch in der Geschichte des Christentums zu finden ist, von Führern breiter Massen für ihre Ziele ausgelegt wird und somit den Radikalismus heraufbeschwört, der zu den Aktionen führt, die täglich die Medien beschäftigt.
„Das Verhältnis von türkischem Nationalismus und Islam – Die Geschichte einer langen und nicht immer einfachen Beziehung“ lautet der Titel dieser Arbeit. Im Mittelpunkt steht die nicht immer einfache Beziehung zwischen dem türkischem Nationalismus und dem Islam.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Türkischer Nationalismus
- Zum Begriff Nationalismus
- Kemalismus; der türkische Nationalismus
- Die Jungtürken
- Die sechs Grundprinzipien des Kemalismus
- Kemalismus heute
- Geschichte des türkischen Nationalismus im Spiel der Kräfte des Islams nach 1923
- ,,Vater der Türken“: Mustafa Kemal Atatürk
- ,,Türkisieren, Islamisieren, Modernisieren“. ,,Der Vater des türkischen Nationalismus“: Ziya Gökalp. Theorie und Ideologie
- Die Institutionen des türkischen Nationalismus: Türk Tarih Kurumu („Amt für die türkische Geschichte\") und Türk Dil Kurumu („Amt für die türkische Sprache\")
- Fazit
- Stellung der türkischen Religion(en)
- Islam als Gegenspieler des Nationalismus
- Religionsgemeinschaften in der Türkei: Diskriminierung durch den Staatsislam?
- Türkischer Laizismus
- Diyanet İşleri Başkanliği („Präsidium für Religionsangelegenheiten\")
- Politischer Islam in der Türkei
- Fazit
- Islam, Nationalismus und Politik am aktuellem Beispiel
- Die MHP (Milliyetçi Hareket Partisi – „Partei der nationalistischen Bewegung \")
- Parteientwicklung und Geschichte
- Die grauen Wölfe
- Ideologie und die zwei Grundpfeiler der MHP
- Die MHP und der Islam
- Die „,Türkisch-Islamische Synthese\"
- Fazit
- Die MHP (Milliyetçi Hareket Partisi – „Partei der nationalistischen Bewegung \")
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit befasst sich mit dem Verhältnis von türkischem Nationalismus und Islam. Sie untersucht die Geschichte dieser komplexen Beziehung und analysiert, wie sich beide Kräfte gegenseitig beeinflusst und geprägt haben. Dabei geht die Arbeit insbesondere auf die Rolle des Kemalismus und die Entwicklung des politischen Islams in der Türkei ein.
- Die Geschichte des türkischen Nationalismus und seine Beziehung zum Islam
- Die Rolle des Kemalismus und seine Auswirkungen auf die türkische Gesellschaft
- Die Entwicklung des politischen Islams in der Türkei
- Die Auswirkungen des türkischen Laizismus auf die Religionsgemeinschaften in der Türkei
- Die Rolle von Institutionen wie dem Türk Tarih Kurumu und dem Türk Dil Kurumu im Kontext des türkischen Nationalismus
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und skizziert die Bedeutung der Beziehung zwischen türkischem Nationalismus und Islam. Sie beleuchtet die zwei Gesichter der Türkei, das traditionelle und das moderne, und die Rolle des Islams in beiden Teilen der Gesellschaft.
- Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit dem türkischen Nationalismus. Es definiert den Begriff Nationalismus und beleuchtet die Entstehung und Entwicklung des Kemalismus, des dominierenden Nationalismus in der Türkei. Das Kapitel analysiert die Rolle der Jungtürken, die sechs Grundprinzipien des Kemalismus und die Bedeutung von Mustafa Kemal Atatürk als „Vater der Türken“.
- Im dritten Kapitel wird die Stellung der türkischen Religionen im Kontext des türkischen Nationalismus untersucht. Es beleuchtet den Islam als möglichen Gegenspieler des Nationalismus und analysiert die Diskriminierung von Religionsgemeinschaften durch den Staatsislam. Des Weiteren wird der türkische Laizismus und die Rolle des Diyanet İşleri Başkanliği („Präsidium für Religionsangelegenheiten\") untersucht.
- Das vierte Kapitel befasst sich mit dem aktuellen Verhältnis von Islam, Nationalismus und Politik in der Türkei. Es analysiert die Partei der nationalistischen Bewegung (MHP) und ihre Geschichte, die Ideologie und die Beziehung zum Islam. Das Kapitel beleuchtet auch das Konzept der „Türkisch-Islamischen Synthese“ und die aktuellen Herausforderungen in der türkischen Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Türkischer Nationalismus, Kemalismus, Islam, Politischer Islam, Laizismus, Diyanet İşleri Başkanliği, Türk Tarih Kurumu, Türk Dil Kurumu, MHP, „Türkisch-Islamische Synthese“, Religionsgemeinschaften, Türkei.
- Quote paper
- Dennis Merklinghaus (Author), 2006, Das Verhältnis von türkischem Nationalismus und Islam - Die Geschichte einer langen und nicht immer einfachen Beziehung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56165