Die Zehn Gebote (im Folgenden auch als Dekalog1 bezeichnet) bilden wohl eine der bedeutendsten Grundlagen für unsere heutige westliche Kultur. In seiner nun fast schon 3000 Jahre2 alten Geschichte wurde der Dekalog viele Male neu interpretiert und vor allem in der christlichen Diskussion fand ein Bedeutungswandel statt. So kommt es, dass heute viele Menschen zwar den Wortlaut des Dekalogs kennen, jedoch nichts über seine ursprüngliche Bedeutung und die Intention bei seiner Verfassung wissen.
Zur Bedeutungsbestimmung ist in den letzten Jahren von Wierzbicka und Kollegen ein neues Instrument geschaffen worden: Die natürlich-semantische Metasprache (NSM), bestehend aus universellen Konzepten, die dem Anspruch nach in allen natürlichen Sprachen der Welt und somit auch in den Köpfen aller Menschen wieder zu finden sind. Diese Sprache ist ein Versuch, Leibniz’ Idee eines „Alphabet[es] der menschlichen Gedanken“ (Leibniz, 19033, zitiert nach Wierzbicka, 1996, S.13) umzusetzen. Eine Übertragung eines Textes in die NSM bedeutet eine Erklärung der Bedeutung eines Textes durch einfachste menschliche Denkkonzepte. Dies soll ein Verständnis des Textes durch alle Menschen, unabhängig von Kultur und Sozialisation, ermöglichen.
Somit erscheint die NSM als das ideale Mittel, um die ursprüngliche Bedeutung des Dekalogs zu bestimmen. Gleichzeitig soll die Arbeit aber auch dazu dienen, den Anspruch der universellen Verwendbarkeit von Wierzbickas NSM zu überprüfen.
Nach dieser Einleitung soll zunächst meine Motivation für die Wahl des Quellentextes ausführlicher erläutert werden. Anschließend folgt eine Einführung in die von Wierzbicka und ihren Kollegen erstellte natürlich-semantische Metasprache. Im Hauptteil stehen dann die Zehn Gebote im Mittelpunkt, die einzeln analysiert und in universelle Konzepte übertragen werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 2. MOTIVATION
- 2.1. THEOLOGISCHE ERKLÄRUNG
- 2.2. LINGUISTISCHE ERKLÄRUNG
- 3. DIE NATÜRLICH-SEMANTISCHE METASPRACHE (NSM)
- 3.1. IDEE DER NSM
- 3.2. ENTWICKLUNG DER NSM
- 3.3. DIE LEXIKALISCHEN UNIVERSALE
- 4. DIE ZEHN GEBOTE
- 4.1. GRUNDLAGE
- 4.2. BEDEUTUNGSWANDEL DER ZEHN GEBOTE
- 4.2.1. Vom Bundesschluss mit Israel
- 4.2.2. zum Wertemaßstab
- 4.3. EINZELANALYSE DER ZEHN GEBOTE UND ÜBERTRAGUNG IN DIE NSM
- 4.3.1. Präambel
- 4.3.2. Das erste Gebot
- 4.3.3. Das zweite Gebot
- 4.3.4. Das dritte Gebot
- 4.3.5. Das vierte Gebot
- 4.3.6. Das fünfte Gebot
- 4.3.7. Das sechste Gebot
- 4.3.8. Das siebte Gebot
- 4.3.9. Das achte Gebot
- 4.3.10. Das neunte und zehnte Gebot
- 4.4. ZUSAMMENFASSUNG
- 5. FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Übertragbarkeit der Zehn Gebote in die natürlich-semantische Metasprache (NSM) nach Wierzbicka. Ziel ist es, die ursprüngliche Bedeutung des Dekalogs zu ergründen und gleichzeitig die Anwendbarkeit der NSM als universelles Instrument zur Bedeutungsbestimmung zu überprüfen. Die Arbeit analysiert den Dekalog sowohl theologisch als auch linguistisch, um dessen Bedeutungswandel und die Herausforderungen seiner Übersetzung in die NSM zu beleuchten.
- Bedeutungswandel der Zehn Gebote von ihrer Entstehung bis zur heutigen Interpretation
- Anwendung der natürlich-semantischen Metasprache (NSM) zur Bedeutungsanalyse
- Überprüfung der Universalität der NSM anhand des Dekalogs als Testfall
- Theologische und linguistische Aspekte der Dekalog-Interpretation
- Vergleich der verschiedenen Dekalog-Fassungen und deren Bedeutung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Diese Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und beschreibt den Dekalog als eine bedeutende Grundlage unserer westlichen Kultur. Sie stellt die natürlich-semantische Metasprache (NSM) als Instrument zur Bedeutungsbestimmung vor und erläutert die Zielsetzung der Arbeit: die Bestimmung der ursprünglichen Bedeutung des Dekalogs und die Überprüfung der universellen Anwendbarkeit der NSM. Die Arbeit kündigt die folgenden Kapitel an, beginnend mit der Motivation der Textauswahl und gefolgt von der Einführung in die NSM und der Analyse der Zehn Gebote selbst.
2. Motivation: Dieses Kapitel erläutert die Wahl des Dekalogs als Untersuchungsgegenstand aus theologischer und linguistischer Perspektive. Theologisch betrachtet, wird der zentrale Stellenwert des Dekalogs im Judentum und Christentum betont und dessen Einfluss auf Recht und Moral weltweit herausgestellt. Linguistisch betrachtet, wird der Dekalog im Vergleich zu den metaphernreichen Aussagen Jesu als Text mit klarer Aussageposition hervorgehoben, was die Übertragung in die NSM zu einer besonderen Herausforderung macht.
3. Die natürlich-semantische Metasprache (NSM): Dieses Kapitel beschreibt die natürlich-semantische Metasprache (NSM) von Anna Wierzbicka. Es erklärt die Idee der NSM als ein System universeller Konzepte, die in allen natürlichen Sprachen wiederzufinden sein sollen, und deren Entwicklung als Umsetzung von Leibniz' Idee eines "Alphabets der menschlichen Gedanken". Die Bedeutung von lexikalischen Universalien wird im Kontext der NSM erläutert, um den theoretischen Hintergrund für die spätere Analyse der Zehn Gebote zu schaffen.
4. Die Zehn Gebote: Das Kernstück der Arbeit analysiert die Zehn Gebote einzeln und überträgt sie in die NSM. Das Kapitel beginnt mit der Erläuterung der Grundlagen des Dekalogs und seiner Bedeutungswandel im Laufe der Geschichte. Die Einzelanalyse jedes Gebots erörtert seine Bedeutung und seine Übersetzung in universelle Konzepte der NSM, wobei die verschiedenen Interpretationen und die Herausforderungen der Übersetzung im Detail betrachtet werden. Abschließend fasst das Kapitel die Ergebnisse der Einzelanalysen zusammen.
Schlüsselwörter
Zehn Gebote, Dekalog, natürlich-semantische Metasprache (NSM), Anna Wierzbicka, lexikalische Universalien, Bedeutungsanalyse, theologische Interpretation, linguistische Analyse, Bedeutungswandel, universelles Konzept, Recht, Moral, Judentum, Christentum.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Übertragung der Zehn Gebote in die natürlich-semantische Metasprache (NSM)
Was ist das Thema der Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Übertragbarkeit der Zehn Gebote in die natürlich-semantische Metasprache (NSM) nach Anna Wierzbicka. Sie analysiert den Dekalog theologisch und linguistisch, um dessen Bedeutungswandel und die Herausforderungen seiner Übersetzung in die NSM zu beleuchten.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die ursprüngliche Bedeutung des Dekalogs zu ergründen und gleichzeitig die Anwendbarkeit der NSM als universelles Instrument zur Bedeutungsbestimmung zu überprüfen. Sie analysiert den Bedeutungswandel der Zehn Gebote und vergleicht verschiedene Dekalog-Fassungen.
Was ist die natürlich-semantische Metasprache (NSM)?
Die NSM von Anna Wierzbicka ist ein System universeller Konzepte, die in allen natürlichen Sprachen wiederzufinden sein sollen. Sie basiert auf der Idee eines "Alphabets der menschlichen Gedanken" und verwendet lexikalische Universalien für die Bedeutungsanalyse.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Motivation (theologische und linguistische Erklärung der Textauswahl), Einführung in die NSM, Einzelanalyse der Zehn Gebote mit Übersetzung in die NSM und abschließendes Fazit. Jedes Gebot wird einzeln untersucht und in seine Bedeutung und Übersetzung in universelle Konzepte der NSM zerlegt.
Welche Aspekte der Zehn Gebote werden untersucht?
Die Arbeit untersucht den Bedeutungswandel der Zehn Gebote von ihrer Entstehung bis zur heutigen Interpretation, ihre theologische und linguistische Bedeutung sowie die Herausforderungen ihrer Übersetzung in die NSM. Dabei werden verschiedene Interpretationen und die Universalität der NSM anhand des Dekalogs als Testfall geprüft.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Zehn Gebote, Dekalog, natürlich-semantische Metasprache (NSM), Anna Wierzbicka, lexikalische Universalien, Bedeutungsanalyse, theologische Interpretation, linguistische Analyse, Bedeutungswandel, universelles Konzept, Recht, Moral, Judentum, Christentum.
Welche Herausforderungen werden in der Arbeit betrachtet?
Die Arbeit beleuchtet die Herausforderungen der Übersetzung der Zehn Gebote in die NSM, insbesondere die verschiedenen Interpretationen und den Bedeutungswandel im Laufe der Geschichte. Der Vergleich der verschiedenen Dekalog-Fassungen und deren Bedeutung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle.
- Quote paper
- Philipp Helle (Author), 2006, Eine Übertragung der Zehn Gebote in die natürlich-semantische Metasprache nach Wierzbicka, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56259