Sie ist die weiblichste aller Essstörungen. Sie ist die Essstörung, an welcher der größte Anteil der essgestörten Frauen der westlichen Kultur leidet, und sie ist die Essstörung, die am meisten verheimlicht wird - die Bulimie. Sie wurde erst in den Achtziger Jahren dieses Jahrhunderts beschrieben, aber ist spätestens seit Prominente, wie zum Beispiel Prinzessin Diana oder Jane Fonda (vgl. Methfessel, 2000 S. 51) damit an die Öffentlichkeit gingen allgemein bekannt. Es gibt nur wenig eindeutige Statistiken zur Verbreitung der Krankheit. Viele Studien sind nicht repräsentativ (vgl. Stahr et al. 1998, S. 33) und die Dunkelziffer scheint sehr hoch zu sein. Langzeitstudien gibt es nicht bzw. sind ebenfalls nicht repräsentativ (vgl. Remschmidt et al., S. 202). Andere Essstörungen, wie die Anorexie und Adipositas werden durch die körperlichen Folgen von der Außenwelt erkannt, aber bei bulimischen Patientinnen handelt es sich oft um normalgewichtige, erfolgreiche Jugendliche und Frauen. Sie führen häufig ein Doppelleben und selbst ihre engsten Verwandten, Partner und Freunde wissen nichts von dem bulimischen Verhalten. Doch da sie meist extrem unter ihrer Ess-Brech-Sucht und den Folgen leiden, ist es wichtig, Aufklärungsarbeit zu leisten. Eine Behandlung verspricht am meisten Erfolg, wenn sie frühzeitig beginnt (vgl. Buddeberg-Fischer, 2000, S. 4). Deshalb sollten Eltern, Lehrer und Freunde feinfühlig auf Anzeichen von Essstörungen und speziell Bulimie reagieren, da sie oft jahrelang unentdeckt bleibt. Die Krankheit scheint ein verlockendes Mittel zu sein, um schlank zu bleiben, obwohl ohne Hemmungen gegessen werden kann. Es sind immer mehr Jugendliche und junge Frauen davon betroffen. Die körperlichen Folgen, die Auswirkungen auf das soziale Umfeld und die Psyche der Betroffenen sind jedoch enorm, der Leidensdruck ist sehr groß (vgl. Gerlinghoff et al., 2004, S. 14-15).
Diese wissenschaftliche Hausarbeit soll einen theoretischen Überblick über das Erscheinungsbild der Bulimie geben und sie in Bezug zu anderen Essstörungen und psychischen Problemen setzen. Die Definition der Krankheit, ihren Verlauf, Eigenheiten und Epidemiologie werden im ersten Teil betrachtet. Ein weiterer Schwerpunkt ist die intensive Auseinandersetzung mit den Ursachen der Bulimie, denn nur wenn man diese versteht, kann man die Brücke zu einer erfolgreichen Therapie schlagen und gute praxisorientierte
Präventionsmaßnahmen entwickeln.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Terminologische Abgrenzung
- 2.1 Definition der Essstörung und Sucht
- 2.2 Hauptformen der Essstörungen
- 3 Das Störungsbild
- 3.1 Symptomatik
- 3.1.1 Bulimisches Essverhalten
- 3.1.1.1 Essanfälle
- 3.1.1.2 Erbrechen und Medikamentenmissbrauch
- 3.1.2 Psychodynamik des Essverhalten
- 3.1.2.1 Zwischen Diät und Fressen
- 3.1.2.2 Bulimie als Konfliktlösungsstrategie
- 3.1 Symptomatik
- 3.1.3 Heimlichkeit und Doppelleben
- 3.1.4 Komorbidität
- 4.1 Prädisponierende Faktoren
- 4.1.1 Familiäre Entstehungsmechanismen
- 4.1.1.1 Familiendynamik
- 4.1.1.2 Mutterrolle
- 4.1.1.3 Vater - Oberhaupt der Familie
- 4.1.1.4 Weitere Familienmitglieder
- 4.1.2 Soziokulturelle Ursachen
- 4.1.2.1 Gesellschaftliche Frauenrolle
- 4.1.2.2 Unerreichbares Schlankheitsideal
- 4.1.3.1 Wer bin ich? - Probleme der Identitätsfindung
- 4.1.3.2 Persönlichkeitsmerkmale
- 4.1.3.3 Individuelle Lernerfahrungen im Zusammenhang mit Nahrung
- 4.2.1 Pubertät als einschneidende Zeit
- 4.2.2 Diät - gezügeltes Essverhalten
- 4.2.3 Traumatische Erlebnisse
- 5.1 Somatische Folgen
- 5.2 Psychische Folgen
- 6.1 Psychotherapeutische Ansätze
- 6.2 Therapieziele
- 6.3 Weitere Behandlungsmöglichkeiten und Methoden
- 6.4 Beispiele
- 8.1 Erzieherischer Auftrag der Schule
- 8.2 Präventive Projekte
- 8.2.1 Inhalte und theoretische Modelle
- 8.2.2 Schweizer Präventions- und Interaktionsstudie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende wissenschaftliche Hausarbeit befasst sich mit der Essstörung Bulimie im Jugendalter. Sie soll einen umfassenden Überblick über das Störungsbild, seine Ursachen, Folgen und Präventionsmaßnahmen bieten. Ziel ist es, die komplexen Zusammenhänge dieser psychischen Erkrankung zu beleuchten und das Verständnis für die Herausforderungen der Betroffenen zu fördern.
- Definition und Abgrenzung der Bulimie im Kontext anderer Essstörungen
- Analyse der Symptome und der psychischen Prozesse bei Bulimie
- Untersuchung der Ursachen von Bulimie, mit Fokus auf familiäre, soziokulturelle und individuelle Faktoren
- Bewertung der Folgen von Bulimie auf die körperliche und psychische Gesundheit
- Darstellung von Behandlungsmöglichkeiten und präventiven Maßnahmen im schulischen Umfeld
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Bulimie ein, beschreibt die Relevanz des Themas und stellt die Zielsetzung der Arbeit dar. Das zweite Kapitel beleuchtet die terminologische Abgrenzung der Bulimie von anderen Essstörungen und Suchtverhalten. Das dritte Kapitel widmet sich dem Störungsbild der Bulimie, einschließlich der Symptomatik, Psychodynamik, Diagnosekriterien und Epidemiologie. Kapitel vier befasst sich mit der Ätiologie von Bulimie, wobei prädisponierende Faktoren wie familiäre Entstehungsmechanismen, soziokulturelle Einflüsse, individuelle Faktoren und biologische Theorien untersucht werden. In Kapitel fünf werden die Folgen der Bulimie auf die somatische und psychische Gesundheit beleuchtet. Kapitel sechs beschäftigt sich mit den Behandlungsmöglichkeiten der Bulimie, inklusive psychotherapeutischer Ansätze, Therapiezielen und weiteren Behandlungsmethoden. Kapitel sieben präsentiert ein Fallbeispiel, das Einblicke in die Lebenswelt eines Menschen mit Bulimie gewährt. Das achte Kapitel beleuchtet die Konsequenzen für die Schulpraxis, den erzieherischen Auftrag der Schule und präventive Projekte. Die Zusammenfassung und der Ausblick geben einen abschließenden Überblick über die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit und mögliche zukünftige Forschungsfelder.
Schlüsselwörter
Bulimie, Essstörung, Jugendalter, Ätiologie, Symptome, Folgen, Behandlung, Prävention, Schule, Präventive Projekte, Familien, Soziokulturelle Faktoren, Identitätsfindung, Psychodynamik, Therapie, Komorbidität.
- Arbeit zitieren
- Ina Nass (Autor:in), 2006, Bulimie im Jugendalter - Ursachen, Folgen und Präventionsmaßnahmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56354