Kaum jemandem, verfüge er auch über eine gute Allgemeinbildung, dürfte die Stadt Antakya bekannt sein. Das sollte auch nicht verwundern, handelt es sich doch hierbei um eine in der südlichen Türkei, an der Grenze zu Syrien gelegene Menschensiedlung mit gerade einmal 109.000 Einwohnern. Doch blickt man nicht im gegenwärtigen Zustande auf die Stadt, sondern verlagert den Blickpunkt auf die Vergangenheit dieses Ortes, so kann man seiner, wenn auch längst vergangenen Bedeutung gewahr werden.
Unter dem Namen Antiocheia oder lateinisch Antiochia erlangte er in der Antike und besonders in der Spätantike eine im Römischen Reich herausragende Stellung und gehörte neben Rom, Konstantinopel und Alexandria zu den größten und bedeutendsten Städten des Reiches. Schon früh wurde Antiocheia ein wichtiges Zentrum christlicher Religion, war Bischofssitz und Konzilort. Günstig, nämlich keine 30 Kilometer vom Mittelmeer entfernt und sich südwestlich an einen Fluss, den Orontes, anschließend, gelegen, behielt Antiocheia sein typisch spätantikes Stadtbild bis ins 6. Jahrhundert hinein. Während die Städte im Weströmischen Reich viel früher von den Auflösungserscheinungen des einstigen Imperiums und dessen Folgen betroffen waren und ihr ehemals klassisches Stadtbild verloren oder wandelten, bestand Antiocheia, wie die Städte des Oströmischen Reiches im Allgemeinen, in seiner Erscheinung einer spätantiken Siedlung lange Zeit weiter fort. Das nunmehr Byzantinische Reich vermochte es dem Zerfall seiner Strukturen und Ordnung länger standzuhalten. So lässt sich anhand der spätantiken Entwicklung Antiocheias exemplarisch nachvollziehen, wie das spätantike Erbe überlebte, aber letztlich ebenso seine Bedeutung verlor, wie im Westen. In der ersten Hälfte des 6. Jahrhundert führten schließlich verheerende Naturkatastrophen und der Einfall eines feindlichen Volkes zur völligen Zerstörung der Stadt. Aber nicht nur die Bauten fielen dieser Zeit zum Opfer, sondern auch die vielen Menschen, die in ihnen lebten. Endet die, ihre Stadtgeschichte, zumindest die spätantike, also hier, verlor sie endgültig ihre klassische Prägung oder ist es nur eine andere Art der Existenz, die die Metropole nun erwartete?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Antiocheia heute: Archäologische Grabungen geben Aufschluss
- Antiocheia bis zum 6. Jahrhundert: Der Aufstieg einer syrischen Stadt
- Antiocheia: Eine spätantike Großstadt
- Die großen Katastrophen des 6. Jahrhunderts
- Das Feuer von 525
- Das Beben von 526
- Das Beben von 528
- Der Persereinfall und die Eroberung der Stadt 540 n. Chr.
- Der mühsame Wiederaufbau durch Justinian
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Geschichte der Stadt Antiocheia in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts, insbesondere im Hinblick auf die verheerenden Katastrophen, die zur Zerstörung der Stadt führten. Dabei sollen die Ursachen für den Niedergang der Stadt und die Auswirkungen auf die urbane Struktur untersucht werden.
- Die Bedeutung Antiocheias in der Spätantike als eine der größten und bedeutendsten Städte des Römischen Reiches.
- Die Folgen der großen Katastrophen des 6. Jahrhunderts, wie Feuer, Erdbeben und der Persereinfall, für Antiocheia.
- Der Wiederaufbau der Stadt durch Justinian und dessen Auswirkungen auf die urbane Struktur.
- Die Überlebensfähigkeit des spätantiken Erbes in Antiocheia und die Veränderungen, die die Stadt im Laufe der Zeit erfuhr.
- Die Rolle von Primärquellen, wie den Aufzeichnungen von Prokop von Cäsarea, Evagrius und Libanios, in der Rekonstruktion der Geschichte Antiocheias.
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Bedeutung von Antiocheia in der Spätantike heraus und führt die Fragestellung der Arbeit ein: Wie erlebte die Stadt das Ende der Spätantike und welchen Einfluss hatten die Katastrophen des 6. Jahrhunderts auf ihre Entwicklung?
- Das zweite Kapitel beleuchtet die Ergebnisse archäologischer Grabungen in Antiocheia und ihren Beitrag zum Verständnis der spätantiken Stadtstruktur.
- Kapitel 3 behandelt die Geschichte Antiocheias bis zum 6. Jahrhundert, beginnend mit ihrer Gründung durch Seleukos I. und ihrer Entwicklung als wichtige Stadt im Römischen Reich.
- Kapitel 4 beschreibt Antiocheia als eine spätantike Großstadt und beleuchtet ihre Bedeutung als Zentrum des Christentums und ihre urbane Struktur.
- Kapitel 5 untersucht die großen Katastrophen des 6. Jahrhunderts, darunter Feuer, Erdbeben und der Persereinfall, die zu einer weitreichenden Zerstörung der Stadt führten.
Schlüsselwörter
Antiocheia, Spätantike, Katastrophen, Erdbeben, Feuer, Persereinfall, Justinian, Stadtgeschichte, urbane Struktur, Wiederaufbau, Byzantinische Reich, Prokop von Cäsarea, Evagrius, Libanios
- Quote paper
- Anonym (Author), 2004, Antiocheia in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts - Das Ende einer spätantiken Stadt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56382