Am 21. Oktober 1969 wählt der deutsche Bundestag den ersten sozialdemokratischen Bundeskanzler: Willy Brandt. Die neue Regierung paßte ihre Außenpolitik an den internationalen Wandel an. Sie formulierte eine Art Unabhängigkeitserklärung, die vor allem der USA verdeutlichen sollte, dass die Bundesrepublik von nun an eine selbständigere Politik führen werde. Aus der bequemen Bundesregierung wurde ein loyaler Verbündeter. Durch das neue Selbstbewußtsein der Bundesrepublik und eine aktivere Kooperation im westlichen Bündnis trug die neue Regierung wesentlich zur Gestaltung des internationalen Wandels bei. Es gilt zunächst die Veränderung der außenpolitischen Grundsätze der sozialliberalen Koalition unter den Aspekten der Kontinuität und des Wandels zu untersuchen. Hierbei wird vor allem die Regierungserklärung vom 28. Oktober 1969 zu Rate gezogen. Inwiefern kann man einen Bruch mit der Außenpolitik, insbesondere der Ostpolitik der vorangegangenen Regierungen feststellen? Wo läßt sich eine Beständigkeit oder eine Weiterentwicklung feststellen?
Im zweiten Teil der vorliegenden Arbeit werden die Verträge an sich erörtert. Welchen Verlauf nahmen sie? Welche Bedingungen wurden gestellt und welche Konzessionen gemacht? In welchem Kontext müssen die einzelnen Verträge betrachtet werden? Nahmen sie Einfluß auf die europäische Entspannungspolitik und welche Funktion erhielten sie in diesem Gesamtkomplex? Der Darstellung zugrunde liegende Literatur sind die Werke von Bracher, Jäger, Link: Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Republik im Wandel 1969-1974. Die Ära Brandt1 und Peter Bender: Neue Ostpolitik. Vom Mauerbau bis zum Moskauer Vertrag.2 Das Ziel ist, einen Gesamtüberblick über die Ostpolitik der sozial-liberalen Koalition zu bieten, deren Struktur und Wandel nachzuvollziehen. Abschließend werden die ostpolitischen Aktivitäten der Regierung Brandt bewertet und deren Bedeutung für die Wiedervereinigung erläutert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Kontinuität und Erneuerung
- 2. Die Ostverträge
- a. Der Moskauer Vertrag
- b. Der Warschauer Vertrag
- c. Das Berlin-Abkommen
- d. Der Grundlagenvertrag
- e. Der Prager Vertrag
- 3. Die Ostpolitik Willy Brandts und ihre historische Bedeutung (Schlußbetrachtung)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Ostpolitik der sozial-liberalen Koalition unter Willy Brandt. Sie zielt darauf ab, die Struktur und den Wandel der Ostpolitik sowie die historischen Bedeutungen dieser politischen Aktivitäten zu beleuchten.
- Kontinuität und Erneuerung der Ostpolitik in der Ära Brandt
- Analyse der Ostverträge mit der Sowjetunion, Polen, der DDR und der Tschechoslowakei
- Die Bedeutung der Ostpolitik Brandts für die europäische Entspannung und die Wiedervereinigung Deutschlands
- Bewertung der ostpolitischen Strategien Brandts im Kontext des internationalen Wandels der späten 1960er Jahre
- Die Rolle der Ostpolitik in der Gestaltung einer gesamteuropäischen Friedensordnung
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt den Kontext der Ostpolitik Willy Brandts im internationalen Umfeld der späten 1960er Jahre vor. Sie skizziert die Veränderungen im Kräfteverhältnis und die außenpolitischen Ziele der Bundesrepublik Deutschland.
- Kapitel 1 untersucht die Kontinuität und den Wandel in der Außenpolitik der sozial-liberalen Koalition unter Willy Brandt. Es analysiert die Regierungserklärung vom 28. Oktober 1969 und beleuchtet die Beziehungen zur vorherigen Ostpolitik.
- Kapitel 2 befasst sich mit den einzelnen Ostverträgen und untersucht deren Verlauf, Bedingungen und Konzessionen. Es beleuchtet den Kontext der Verhandlungen sowie die Auswirkungen auf die europäische Entspannungspolitik.
Schlüsselwörter
Die Ostpolitik Willy Brandts, europäische Entspannung, Wiedervereinigung Deutschlands, Ostverträge, Wandel durch Annäherung, Gewaltverzicht, Zwei-Staaten-Realität, Bundesrepublik Deutschland, DDR, Sowjetunion, Warschauer Pakt.
- Quote paper
- Andrea Gebhardt (Author), 2002, Struktur und Wandel der Ostpolitik Willy Brandts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56420