Im Mittelpunkt der Betrachtung steht der Roman „Der Zauberberg“ von Thomas Mann und insbesondere die Figurenkonstellation Leo Naphta und Lodovico Settembrini. Beide Figuren haben pädagogische Auswirkungen auf den Hauptdarsteller der Erzählung, den jungen Hans Castorp, der zwischen ganz verschiedenen Weltanschauungen, zwischen einem italienischen Freimaurer und einem deutschen Vertreter des mittelalterlich-christlichen Kommunismus steht. Thomas Mann setzt in diesem Werk den Konflikt zwischen Romantik und Rationalismus, der sich bereits als Grundton durch die ‚Betrachtungen eines Unpolitischen’ zieht, fort. „Die Genusssucht [namentlich Naphta], vor dem drohenden Tod aufschäumend, das ist die Romantik. Der italienische Aufklärer [namentlich Settembrini] der Rationalismus.“ Der Roman entstand in den Jahren 1912 bis 1924. Genau in diesen Zeitraum fallen wesentliche Umbrüche des politischen und gesellschaftlichen Lebens. Das Kaiserreich schreitet seinem Ende entgegen und wird nach vierjährigem Weltkrieg durch eine deutsche Republik ersetzt. Diese Umwälzungen konnten nicht ohne Auswirkungen auf die Geistes- und Gedankenwelt des Autors bleiben. Gerade deswegen ist der Aspekt so interessant, inwiefern der Autor die Geistes- und Gedankenwelt der damaligen Zeit, die Zeitgeschichte im Roman verarbeitet. Hierbei sind vor allem die politischen Anschauungen von besonderer Bedeutung. Aus diesem Grund befasst sich die vorliegende Ausarbeitung mit den beiden politischen Figuren des Werkes: Naphta und Settembrini. Der Versuch, die Auseinandersetzungen zwischen den beiden in wenigen Worten zu entfalten, muss sehr schnell scheitern. In diese Gestalten hat der Autor eine derartige Vielfalt an Ideen, Konzepten und Standpunkten eingeflochten, dass flüchtige Schilderungen das Gemeinte nicht annähernd treffen könnten. Es sollen daher zunächst beide Figuren für sich betrachtet werden. Danach wird nochmals auf einen der elementarsten Gegensätze im Besonderen eingegangen, denjenigen in Bezug auf ihre Auffassung von historischer und politischer Entwicklung. Zur Literaturlage ist anzumerken, dass es über die Romane von Thomas Mann eine große Bandbreite an Forschungsliteratur gibt und kaum ein Aspekt in seinen Werken bisher unbetrachtet geblieben ist. Deswegen beansprucht diese Arbeit auch nicht, sämtliche zu dem Thema verfassten Werke mit in die Untersuchung einbezogen zu haben, sondern konzentriert sich auf ausgewählte Werke.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ludovico Settembrini
- Herkunft und Persönlichkeit
- Politische Gesinnung/Ideologie
- Leo Naphta
- Herkunft und Persönlichkeit
- Politische Gesinnung/Ideologie
- Weltbild und Geschichtsauffassung
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Ausarbeitung befasst sich mit dem Roman "Der Zauberberg" von Thomas Mann und untersucht die Figurenkonstellation Leo Naphta und Lodovico Settembrini, die den jungen Hans Castorp mit ihren unterschiedlichen Weltanschauungen konfrontieren. Der Autor setzt in diesem Werk den Konflikt zwischen Romantik und Rationalismus fort, der sich bereits in "Betrachtungen eines Unpolitischen" abzeichnet. Die Arbeit analysiert die pädagogischen Auswirkungen der beiden Figuren auf Hans Castorp und beleuchtet die politischen Anschauungen der Figuren im Kontext der Zeitgeschichte des frühen 20. Jahrhunderts.
- Der Konflikt zwischen Romantik und Rationalismus
- Die pädagogischen Auswirkungen der Figuren auf Hans Castorp
- Die politischen Anschauungen der Figuren
- Der Einfluss der Zeitgeschichte auf den Roman
- Der Vergleich der Weltbilder von Naphta und Settembrini
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Figuren Naphta und Settembrini sowie den Kontext des Romans "Der Zauberberg" vor. Der Fokus liegt auf dem Konflikt zwischen Romantik und Rationalismus, der durch die Figuren repräsentiert wird.
Der erste Abschnitt behandelt die Figur Lodovico Settembrini, wobei die Herkunft und Persönlichkeit sowie die politische Gesinnung im Vordergrund stehen. Hierbei werden auch die historischen Vorbilder, die den Autor bei der Gestaltung der Figur beeinflusst haben, beleuchtet.
Der zweite Abschnitt befasst sich mit der Figur Leo Naphta und widmet sich ebenfalls seinen Herkunftsmerkmalen, seiner Persönlichkeit und seiner politischen Gesinnung. Die Analyse betrachtet die ideologische Auseinandersetzung zwischen Naphta und Settembrini und die Auswirkungen dieser auf Hans Castorp.
Der dritte Abschnitt beschäftigt sich mit dem Weltbild und der Geschichtsauffassung der beiden Figuren, um die ideologische Konfrontation zwischen Romantik und Rationalismus zu vertiefen.
Schlüsselwörter
Thomas Mann, Der Zauberberg, Leo Naphta, Lodovico Settembrini, Romantik, Rationalismus, Politik, Zeitgeschichte, Weltanschauung, Ideologie, pädagogischer Einfluss, Hans Castorp.
- Quote paper
- Andrea Gebhardt (Author), 2004, Zeitgeschichte im Roman "Der Zauberberg" von Thomas Mann. Die Antipoden Settembrini und Naphta und ihre ideologischen Gegensätze, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56425