Die vorliegende Arbeit stellt keine Wertung, sondern lediglich ein Zusammentragen verschiedener gegenwärtiger Theorien, nämlich lerntheoretisch vs. sogenannter alternativ begründeter Theorien zur Lese-Rechtschreibstörung (LRS) dar. Es erfolgt eine Gegenüberstellung und wissenschaftstheoretische Untersuchung von zwei ausgewählten Theorien zur Lese- echtschreibstörung und der daraus abgeleiteten Therapien der Lese-Rechtschreibstörung. Die Auswahl der beiden Therapieverfahren ist in den unterschiedlichen Annahmen zur Ursache der Lese-Rechtschreibstörung und den daraus resultierenden Theorien und letztendlich gegensätzlichen Therapieansätzen begründet.
Im ersten Teil dieser Arbeit wird stellvertretend für die traditionell lerntheoretisch begründeten, deutschsprachigen Therapiekonzepte zur LRS das Trainingsprogramm von Kossow „Zur Therapie der Lese-Rechtschreibschwäche“ (1973) herangezogen, da in den zeitlich nachfolgenden Förderprogrammen von Scheerer-Neumann „Das Rechtschreibtraining“ (1988) und Mannhaupt „Strategisches Lernen“ (1992) grundlegende Aspekte der lerntheoretischen Annahmen, auf denen Kossows Konzept zur Intervention der LRS beruhen, übernommen wurden.
Gegen Ende der Arbeit wird, stellvertretend für ein alternativ begründetes Therapieverfahren, in diesem Fall die neurobiologisch begründete und computergestützte Diagnose- und Therapiesoftware celeco - RICHTIG LESEN LERNEN von Werth (2001 und 2003), vorgestellt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Wissenschaftstheoretische Präzisierung des Ursachenbegriffs
- 2.1. Theoretische Vorüberlegung zum Ursachenbegriff
- 2.1.1. Ausformulierung der Theorie am Beispiel der Lese-Rechtschreibschwäche
- 2.1.2. Notwendige und hinreichende Bedingungen
- 2.1.2.1. Wissenschaftstheoretische Voraussetzung für Bedingungsnetze
- 3. Begrifflichkeit der Lese-Rechtschreibschwäche
- 3.1. Versuch einer Definition
- 3.1.1. Ursachenannahme und Ätiologie der Lese-Rechtschreibschwäche
- 4. Zusammenhang von Intelligenz und Lese-Rechtschreibschwäche
- 4.1. Definitionsversuch der Lese-Rechtschreibschwäche unter Rückgriff auf die Intelligenz: Analyse
- 4.1.1. Kritische Betrachtung der „diskrepanten“ Lese-Rechtschreibschwäche: Analyse
- 4.2. Phänomenologischer Definitionsversuch der Lese-Rechtschreibschwäche
- 4.2.1. Aufzählung legasthenietypischer Fehler
- 4.2.2. Legastheniespezifische Fehler am Beispiel der WR-Fehler
- 4.2.3. Legastheniespezifische WR-Fehler oder Maskierungseffekt?: Überlegung
- 4.3. Sachlogische Überlegungen zum phänomenologischen Definitionsansatz: Analyse
- 4.3.1. Sachlogische Überlegungen zur Methodik des phänomenologischen Definitionsversuchs
- 5. Wissenschaftstheoretische Überlegung zum Konzept der phonologischen Bewusstheit
- 5.1. Die phonologische Bewusstheit: Exkurs
- 5.1.1. Theorie der phonologischen Bewusstheit
- 5.1.2. Begrifflichkeit der phonologischen Bewusstheit
- 5.1.3. Die Phonologie des Lesens
- 5.1.4. Sachlogische Überlegungen zur Messmethodik der phonologischen Bewusstheit: Analyse
- 6. Kognitive Modelle der Sprachverarbeitung: Exkurs
- 6.1. Grundlegende Annahmen zur Sprachverarbeitung: Darstellung
- 6.1.1. Sprachperzeption
- 6.1.2. Lexikalische Verarbeitung
- 6.1.3. Kommunikationsmodelle
- 6.2. Kognitive Modelle der visuellen Sprachverarbeitung: Exkurs
- 6.2.1. Das Logogen-Modell: Darstellung
- 6.2.2. Kritische Betrachtung des Logogen-Modells: Analyse
- 6.2.3. Das Dual-Route-Model: Darstellung
- 6.2.4. Kritische Betrachtung des Dual-Route-Models: Analyse
- 7. Lerntheoretische Annahmen des traditionellen Legastheniekonzepts: Darstellung
- 7.1. Lerntheoretische Grundlagen
- 7.1.1. Lerntheoretisch begründete Interventionsverfahren
- 7.2. Gegenüberstellung von lerntheoretischen und neurobiologischen Konzepten
- 7.2.1. Lerntheoretische Annahmen
- 7.2.2. Neurobiologische Annahmen
- 7.2.3. Benenngeschwindigkeit versus phonologisches Bewusstsein
- 7.2.3.1. Theoretische Annahmen
- 7.2.3.2. Praxis
- 7.3. Zur Geschichte der Benenngeschwindigkeit: Exkurs
- 7.3.1. Die Methode der Benenngeschwindigkeit
- 8. Untersuchung lerntheoretisch begründeter Therapieverfahren: Darstellung
- 8.1. Das Trainingsprogramm von Hans-Joachim Kossow
- 8.1.1. Theorie und Aspekte
- 8.1.1.1. Inhaltliche Aspekte
- 8.1.1.2. Pädagogisch-psychologische Aspekte
- 8.1.1.3. Lerntheoretische Aspekte
- 8.1.1.4. Kybernetische Aspekte
- 8.1.2. Die Praktische Umsetzung
- 8.2. Untersuchung des Trainingsprogramms: Analyse
- 9. Alternative Therapieansätze: Überlegung
- 9.1. Neurobiologische Annahmen von Funktionsstörungen
- 10. Neurobiologische Grundlagen des Sehens: Exkurs
- 10.1. Augenbewegungen beim Lesen
- 10.1.1. Blickbewegung des kompetenten Lesers
- 10.1.2. Durch Wortarten bedingte Augenbewegungen
- 10.1.3. Gestörte Augenbewegungen
- 10.1.4. Augenbewegungen legasthener Kinder
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die wissenschaftstheoretische Fundierung gegenwärtiger Theorien zur Lese-Rechtschreibschwäche (LRS). Ziel ist es, die unterschiedlichen Erklärungsansätze in Bezug auf ihre wissenschaftstheoretischen Grundlagen zu analysieren und kritisch zu bewerten.
- Analyse des Ursachenbegriffs in der LRS-Forschung
- Kritischer Vergleich verschiedener Definitionen von LRS
- Wissenschaftstheoretische Untersuchung der Rolle der phonologischen Bewusstheit
- Bewertung kognitiver Modelle der Sprachverarbeitung im Kontext von LRS
- Analyse lerntheoretischer und neurobiologischer Ansätze zur LRS-Therapie
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
- Kapitel 2: Wissenschaftstheoretische Präzisierung des Ursachenbegriffs
- Kapitel 3: Begrifflichkeit der Lese-Rechtschreibschwäche
- Kapitel 4: Zusammenhang von Intelligenz und Lese-Rechtschreibschwäche
- Kapitel 5: Wissenschaftstheoretische Überlegung zum Konzept der phonologischen Bewusstheit
- Kapitel 6: Kognitive Modelle der Sprachverarbeitung: Exkurs
- Kapitel 7: Lerntheoretische Annahmen des traditionellen Legastheniekonzepts: Darstellung
- Kapitel 8: Untersuchung lerntheoretisch begründeter Therapieverfahren: Darstellung
Die Einleitung führt in das Thema der Lese-Rechtschreibschwäche ein und erläutert die Relevanz der wissenschaftstheoretischen Untersuchung von Theorien zur LRS.
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Definition des Ursachenbegriffs und seiner Bedeutung für die Analyse von LRS-Theorien. Es werden verschiedene wissenschaftstheoretische Ansätze diskutiert und anhand von Beispielen illustriert.
Kapitel 3 analysiert verschiedene Definitionen von LRS und untersucht deren Ursachenannahmen und Ätiologie.
Dieses Kapitel befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen Intelligenz und LRS und untersucht kritisch die Definition der „diskrepanten“ Lese-Rechtschreibschwäche. Es werden verschiedene Aspekte des phänomenologischen Definitionsversuchs der LRS analysiert.
Kapitel 5 beleuchtet das Konzept der phonologischen Bewusstheit und untersucht seine wissenschaftstheoretischen Grundlagen. Es werden verschiedene Aspekte der phonologischen Bewusstheit und deren Messmethodik analysiert.
Dieses Kapitel stellt verschiedene kognitive Modelle der Sprachverarbeitung dar und untersucht deren Relevanz für das Verständnis von LRS. Es werden insbesondere das Logogen-Modell und das Dual-Route-Model diskutiert und kritisch betrachtet.
Kapitel 7 analysiert die lerntheoretischen Grundlagen des traditionellen Legastheniekonzepts und stellt verschiedene lerntheoretisch begründete Interventionsverfahren vor. Es werden lerntheoretische und neurobiologische Ansätze zur LRS-Therapie gegenübergestellt.
Dieses Kapitel untersucht das Trainingsprogramm von Hans-Joachim Kossow und analysiert dessen theoretische und praktische Aspekte. Es werden verschiedene Lerntheorien und kybernetische Aspekte im Kontext des Trainingsprogramms diskutiert.
Schlüsselwörter
Lese-Rechtschreibschwäche, LRS, Ursachenbegriff, Definition, Wissenschaftstheorie, Phonologische Bewusstheit, Kognitive Modelle, Sprachverarbeitung, Lerntheorie, Neurobiologie, Therapieverfahren, Trainingsprogramm, Hans-Joachim Kossow.
- Citation du texte
- Christina Boronkay (Auteur), 2005, Wissenschaftstheoretische Untersuchung gegenwärtiger Theorien zur LRS, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56444