Theodor Storms 'Pole Poppenspäler' als eine Entscheidung zwischen Leidenschaft und Vernunft.


Hausarbeit, 2005

20 Seiten, Note: bestanden


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. „Pole Poppenspäler“ und die Kunst – Horst Schroeders Textinterpretation

3. Historische und biographische Einordnung der Novelle

4. Ein unentschiedener Kampf zwischen Leidenschaft und Vernunft – Textinterpretation

5. Zusammenfassung und Wertung

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit soll sich mit der Novelle von Theodor Storm „Pole Poppenspäler“ beschäftigen. Es soll eine Interpretation die sich an der Entgegensetzung zwischen Leidenschaft und Vernunft stützen wird, dargeboten werden. Die Entscheidung für diese Idee wird im weiteren begründet, doch eines soll hier angedeutet werden. Das Anknüpfen an den Begriff Leidenschaft ermöglicht die gegenwärtige Bedeutung der im Jahre entstandenen Novelle zu ermitteln. Im Anschluss an die Interpretation kann damit eine moderne Frage gestellt werden; kann man den ökonomisch motivierten Beruf mit der Leidenschaft verbinden?

Als Grundlage für diese Arbeit gilt die Interpretation von Horst Schroeder. Sie wird teilweise bestritten, doch die Struktur erscheint in der Anlehnung an den Begriff der Leidenschaft plausibel zu sein. So werden im folgenden zuerst die Grundzüge der Schroeder´schen Interpretation dargestellt. Dabei wird ein Augenmerk darauf, was er Neues zum Verständnis des Werkes beigesteuert hat, gelenkt. Es werden auch die von ihm erläuterten Symbole aufgezeigt. Um das Verständnis der Novelle zu ermöglichen, wird diese weiterhin historisch eingegrenzt. Denn nur aus der Sicht der im 19. Jahrhundert etablierten Werte können die einzelnen Entscheidungen der Gestalten verstanden werden. Dies ermöglicht dann, eine aus der zeitgenössischen Sicht zu urteilende Wertung auszusprechen. Es ist auch notwendig, einen biographischen Bezug zum Werk herzustellen. Es zeigt sich, dass konkrete Orte bzw. Situationen aus dem Leben Storms sich in der Novelle wiederfinden lassen. Es ist auch nicht unbedeutend, welche Prozesse und Entwicklung der Autor durchgemacht hat, denn hier können Indizien für die Anregung zum „Pole Poppenspäler“ gefunden werden. Dem folgt eine auf dem Begriff Leidenschaft aufbauende Interpretation. Zunähst wird die Wahl jener Idee begründet und die definitorische Bestimmung des Begriffes dargestellt. Anschließend wird der Widerspruch zwischen Leidenschaft und Vernunft anhand des Falken der Novelle – den Kasperl entwickelt und an den entgegengesetzten Gestalten Joseph Tendlers und Paul Paulsens gezeigt. Abschließend wird die Frage; kann Leidenschaft mit Vernunft verbunden werden, beantwortet. Dies ist auch eine Leitfrage, die in der Wertung beachtet wird. Es stellen sich drei Perspektiven, von denen aus die Novelle beurteilt wird. Zunächst ist festzustellen, wie der Autor zum Gegensatzpaar Leidenschaft und Vernunft steht. Weiter ist die Beurteilung der Zeitgenossen im Hinblick auf die Epoche und deren Werte zu leisten. Die letzte Perspektive verlagert den Stoff der Novelle in die Gegenwart und stellt eine Frage nach der Rezeption und Aktualität des Themas.

2. „Pole Poppenspäler“ und die Kunst – Horst Schroeders Textinterpretation

Es sei mit der Feststellung, Horst Schroeders Textinterpretation sei die modernste Textanalyse der Novelle „Pole Poppenspäler“, die Frage, weshalb diese Sekundärschrift in dieser Arbeit betrachtet wird, vorweggenommen. Es ist aber nicht der einzige Grund. Jene Schrift und deren Interpretationszüge werden in dieser Arbeit zur Diskussion stehen, doch die zwiespältige Struktur der Argumente bleibt beibehalten. Im Hinblick der bis zu Schroeders Schrift[i] erschieenen Interpretationen, unterordnet er den Gang der Handlung, die Charakteristik der jeweiligen Personen und deren Entscheidungen einer oberen Kategorie der Kunst und erläutert aus dieser Hinsicht die jeweiligen Lebensschritte der Handelnden. Die Argumentationslinie, nach Schroeder, verläuft zwischen dem Schicksal des fahrenden Künstlertums und der Wertewelt des „wohlgegründeten Bürgertums“. Dabei macht er an den konkreten Stellen der Handlungsentwicklung aber auch an den konkreten Personen eine Absage des Künstlerlebens die zugleich ein Plädoyer für das Bürgertum ist. Als Gegensatzpaar werden die Gestalten Joseph Tendlers und Paul Paulsens gegenübergestellt und damit die Bedeutung, Vor- und Nachteile jener Wertewelt herausgearbeitet. Auch die übrigen Personen werden der jeweiligen Lebensordnung zugeschrieben.

Was Schroeder neues zum Verständnis der Novelle beisteuert, ist die Erkenntnis des Sinns der ersten Textstelle, wo vom Kasperl die Rede ist. Bisher hatte man die zweispältige Natur dieser Figur verkannt und nur an ihre positive Seite angeknüpft. Eine weitere Änderung der Sichtweise richtet sich auf den Charakter der Resel - Ehefrau Tendlers. Schroeder zeigt, dass es nicht gerecht ist, ihren Charakter immer so schroff auszumalen, denn sie war von der Liebe und dem Willen, ihren hilflosen Mann zu schützen, motiviert, was er an den konkreten Textstellen aufzeigt.

Das primäre Ziel Schroeders ist, die Stellung Storms zu den entgegengesetzten Wertewelten zu ermitteln. In seiner Beweisführung übersieht er auch nicht die Bedeutung der von Paul gelesenen Zeitschrift – „Kinderfreund“ von Christian Felix Weiße, was in bisherige Interpretationen nicht einbezogen wurde. Diese aufklärerische Zeitschrift ist ein Symbol für die in der Erziehung vermittelte bürgerliche Lebensordnung. Die Struktur der Argumente wird in der folgenden Interpretation übernommen, so wird hier nicht weiter darauf eingegangen.

3. Historische und biographische Einordnung der Novelle

Ihren Anfang erlebte die Gattung der Novelle mit „Decamerone“ von Giovanni Boccaccio, abgefasst zwischen 1350 und 1353. Ihre Ausprägung erlebte sie in Deutschland im 19. Jahrhundert ohne die Vorläufer Kleist, Grillparzer, Stifter und Droste zu vergessen. Die Bestimmung einer einheitlichen Definition von der Novelle und Abgrenzung dieser von den anderen Erzählformen ist problematisch. Der Begriff Novelle stammt aus der Sprache der Juristen, wo es eignen Nachtrag, der als Neuigkeit einer Urkunde beigelegt wurde, bedeutete. Um die Novelle als Genre abzugrenzen, spricht die Novellentheorie von drei Merkmalen. Nach Goethe muss die Novelle eine unerhörte Begebenheit haben, Storm bezeichnete diese aufgrund ihrer Struktur als Schwester des Dramas, und Heyse will diese Gattung nach dem Falken also einem Dingsymbol einordnen. Diese Merkmale werden im weiteren zu untersuchen sein.[ii]

Die Novelle „Pole Poppenspäler“ von Theodor Storm (1817 -1888) ist 1874 auf Anregung bei der Zeitschrift „Deutsche Jugend“ mitzuarbeiten, geschrieben worden. Zum ersten Mal wurde die Novelle im vierten Band der „Deutschen Jugend“ in Leipzig 1874 gedruckt. 1875 wurde sie zusammen mit „Waldwinkel“ als Buch herausgegeben.[iii] Geht man von dem Entstehungsdatum aus und beachtet dazu noch diese Worte “das hat dein alter Paulsen ja schon vor vierzig Jahren gesagt“ (3)[iv], so kann man den Zeitrahmen der Novelle bestimmen. Demnach wurde die Binnenerzählung um 1835 mitgeteilt. Paul war damals etwa 40 Jahre alt. So ist er um 1790 geboren worden, die erste Begegnung mit den Tendlers erfolgte um 1800 und die Heirat mit Lisei um 1815. In der Novelle finden sich persönliche Züge Storms, die sich aus seiner Biographie ergeben. So sind Erinnerungen an Husum, seine Geburtsstadt, die er auch im größten Teil zum Lebensort wählte, präsent. Es schlägt sich auch ein persönliches Erlebnis des Sohnes von Storm in der Novelle nieder. Er hatte die Familie eines wegen Diebstahlverdachts unschuldig festgenommenenZigeuners in seinem Familienhaus untergebracht und sich dann erfolgreich für die Unterbringung der mittellosen Menschen im städtischen Armenhaus eingesetzt. Die Szene von dem Gefängnis geht auch auf die zu dieser Zeit geübten Tätigkeit Storms zurück. Er war nämlich 1874 zum Oberamtsrichter in Husum ernannt worden. Es sind an dieser Stelle seine Reisen nach München, Prien und Salzburg nicht zu unterschätzen, denn diese gaben ihm die Anregung, Dialoge in der süddeutschen Mundart abzufassen.[v]

4. Ein unentschiedener Kampf zwischen Leidenschaft und Vernunft ? – Textinterpretation

[...]


[i] Vgl. H. Wolgast: Pole Poppenspäler. In: Jugendschriften-Warte 5/1897; Ladendorf: Theodor Storm – „Pole Poppenspäler”, „Ein stiller Musikant”, Leipzig/Berlin 1905.

[ii] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Novelle_%28Literatur%29

[iii] Vgl. G. Eversberg: Erläuterungen zu Theodor Storm Pole Poppenspäler. Hollfeld 1984, S.54ff.

[iv] T. Storm: Pole Poppenspäler. Stuttgart 1996.

[v] Vgl. G. Eversberg: Erläuterungen...a.a.O, S. 8-13.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Theodor Storms 'Pole Poppenspäler' als eine Entscheidung zwischen Leidenschaft und Vernunft.
Hochschule
Uniwersytet Mikołaja Kopernika
Note
bestanden
Autor
Jahr
2005
Seiten
20
Katalognummer
V56549
ISBN (eBook)
9783638512022
ISBN (Buch)
9783656776192
Dateigröße
496 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Theodor, Storms, Pole, Poppenspäler, Entscheidung, Leidenschaft, Vernunft
Arbeit zitieren
M. A. Joanna Kodzik (Autor:in), 2005, Theodor Storms 'Pole Poppenspäler' als eine Entscheidung zwischen Leidenschaft und Vernunft. , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56549

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