Welchen Einfluss hat der demographische Wandel auf das Rentensystem der BRD?


Term Paper, 2005

20 Pages, Grade: 1,7


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der demographische Wandel
2.1 Der demographische Wandel und dessen Entwicklung bis

3. Das Rentensystem der BRD

4. Die Folgen des demographischen Wandels in Bezug auf das Rentensystem der BRD

5. Reformierungsvorschläge seitens der etablierten Parteien CDU und SPD zur Aufrechterhaltung der gesetzlichen Altersvorsorge

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Am 18. Oktober 1961 unterschrieb die Bundesrepublik Deutschland die Europäische Sozialcharta, welche am 26. Februar 1965 in Kraft trat.[1] Damit verpflichtete sich die BRD unter anderem zur Einführung bzw. Aufrechterhaltung eines Systems der Sozialen Sicherheit und dessen fortschreitender Optimierung.[2] Der Begriff des Sozialen Sicherungssystems beschreibt ein Netz der finanziellen Absicherung des Einzelnen in der Gesellschaft bei Krankheit, Alter, Unfall etc. und unterliegt dem Prinzip der gesellschaftlichen Solidarität. Die Basis der sozialen Sicherung stellen die gesetzlichen Sozialversicherungen. Zu ihnen gehören die Krankenversicherung, Unfallversicherung, Arbeitslosenversicherung, Rentenversicherung und Pflegeversicherung. In allen Fällen wird der Leistungsbedarf durch das Beitragsaufkommen in einem Jahr finanziert, wobei angesammeltes Kapital als kurzfristige Schwankungsreserve dient. Im Fall der Rentenversicherung spricht man auch von Umlageverfahren beziehungsweise Generationsvertrag, bei dem der Beitragsatz der Versicherungspflichtigen sofort für den Leistungssatz der Rentenempfänger aufgewendet wird. Demnach investieren die Beitragszahler nicht in ihre eigene Rente, sondern finanzieren die auszuzahlenden Renten. Gesetz dem Prinzip der Solidarität werden die Renten der heutigen Beitragszahler wiederum von den Beiträgen der folgenden Generation finanziert. Hierbei ergibt sich jedoch folgendes Problem. Aufgrund des demographischen Wandels[3] wird für die Bundesrepublik Deutschland eine Verringerung der Bevölkerungszahl von heute (Stand: 2000) 82 Millionen auf 65 bis 70 Millionen im Jahr 2050 und eine starke Besetzung der Rentnergeneration vorausberechnet.[4] Gründe dafür sind das Absinken des Geburtenniveaus und die steigende Lebenserwartung in Deutschland. Folglich wird sich die Zahl der Leistungsempfänger im Vergleich zu den Beitragszahlern erhöhen, so dass die Rentensicherung kraft des Generationsvertrages seine Funktion, bei steigendem Altenquotient und ohne entsprechende Maßnahmen, verlieren könnte. Mittels genauerer Betrachtung des demographischen Wandels und dessen Einfluss auf das Rentensystem in der BRD sowie der Erläuterung des Rentensystems und der Darstellung von Maßnahmen und Änderungen seitens der Rürup – Kommission (SPD) und der Herzog – Kommission (CDU) zur Sicherung des Rentensystems soll im folgenden Text geklärt werden, inwiefern sich der demographische Wandel negativ auf das soziale Sicherungssystem, im speziellen auf die Rentenversicherung in der BRD, auswirkt. Abschließend soll beurteilt werden, ob ein modifiziertes Rentensystem, angepasst an die demographischen Veränderungen, weiterhin als Bestandteil des sozialen Sicherungssystems betrachtet werden kann.

2. Der demographische Wandel

Um klären zu können, welchen Einfluss der demographische Wandel auf das Rentensystem der BRD hat, wird im Folgenden erklärt, was unter dem Begriff demographischer Wandel zu verstehen ist und wie sich die Bevölkerung bis zum Jahr 2050 entwickeln wird. Als Grundlage für die Zukunftsaussichten der Bevölkerungsentwicklung Deutschlands dienen die Ergebnisse der 9. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des statistischen Bundesamtes Wiesbaden aus dem Jahr 2000.

2.1 Der demographische Wandel und dessen Entwicklung bis 2050

Der demographische Wandel beschreibt die Bevölkerungsentwicklung eines Landes bzw. der Welt und setzt sich aus drei Komponenten zusammen: der Geburtenhäufigkeit, der Lebenserwartung und der Migration.[5] Um erklären zu können, wie sich die Größe und die Altersstruktur der Bevölkerung Deutschlands verändert, wird die Bevölkerung zunächst in drei Generationen unterteilt: die unter 20-jährigen bilden die Kindergeneration, die 20- bis 65-jährigen die Elterngeneration und die 65-jährigen und älteren Personen die potenziellen Rentenempfänger bzw. die Großelterngeneration.[6]

Deutschland gehört weltweit zu den Ländern mit der geringsten Geburtenhäufigkeit.[7] Dieser Trend lässt sich bereits seit den 1970er Jahren abzeichnen. Ausschlaggebend für diese Feststellung waren die 1960er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland, die durch den sogenannten Babyboom gekennzeichnet waren.[8] In geburtsstarken Jahrgängen der 1960er wurden in der BRD über eine Million Kinder geboren, das heißt, dass durchschnittlich 2500 Kinder pro 1000 Frauen zur Welt kamen.[9] Ab den 1970er Jahren nahm die Zahl der Geburten stark ab, bis in den 1980er Jahren durchschnittlich 1000 Frauen weniger als 1300 Kinder gebaren[10].

In der DDR lässt sich eine ähnliche Entwicklung des Geburtenrückgangs nachzeichnen. Obwohl es in den 1970er Jahren der DDR noch einen Geburtenanstieg gab, nahm die Zahl der Geborenen Ende der 1980er bis Anfang der 1990er drastisch ab, aufgrund der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen als Folge der Deutschen Einheit, so dass 1000 Frauen nur noch durchschnittlich 800 Kinder gebaren[11]. Betrachtet man die Geburtenhäufigkeit in den 1990er Jahren in Deutschland insgesamt, kann man sagen, dass durchschnittlich 1000 Frauen 1400 Kinder zur Welt brachten.[12]

Somit werden in Deutschland deutlich weniger Menschen geboren, als vor 40 Jahren mit dem Resultat, dass die Altersstruktur der Bevölkerung Deutschlands durch die in den 1960er Jahren Geborenen dominiert wird.[13] Der Hauptgrund des Geburtenrückgangs ist laut Birg darin zu sehen, dass sich sowohl die wirtschaftliche als auch gesellschaftliche Stellung der Frau dahingehend verändert hat, dass sie nun ihrer individuellen „biographischen Entscheidungsfreiheit“[14] unterliegt, und ein Kind nicht mehr der finanziellen und sozialen Sicherheit dient, sondern viel mehr ein langfristiger Risikofaktor in der modernen Wirtschaftsgesellschaft darstellt. Kinder werden heutzutage weniger als traditionelle und familiäre Werterfüllung gesehen, sondern vielmehr als kostenintensive, mobilitäts- und flexibilitätshemmende Verantwortung.[15] Die individuelle Kinderplanung wurde zudem durch die Einführung von Kontrazeptiva ab dem Jahr 1965 deutlich erleichtert.

Wenn sich der Trend des geringen Geburtenniveaus weiterhin in Deutschland durchsetzt, ist davon auszugehen, dass es sich bei der deutschen Bevölkerung um eine alternde Gesellschaft handelt, da die heutige starke Elterngeneration zukünftig die Rentnergeneration bilden wird und deren Kinder die zukünftige zahlenmäßig schwächere Elterngeneration. Diese Generation wird, bei anhaltender Geburtenhäufigkeit, ebenfalls weniger Kinder zur Welt bringen. Aufgrund der sinkenden Geburtenziffer und einer steigenden Anzahl der Menschen im Rentenalter, wird auch die Zahl der Sterbenden die der Geborenen übersteigen. Bereits im Jahr 1999 starben 76 000 Menschen mehr als geboren wurden.[16] Für das Jahr 2010 wird vorausgesagt, dass über 300 000 Menschen und für das Jahr 2030 über 500 000 Menschen in Deutschland mehr sterben, als geboren werden.[17]

Während die Zahl der Geburten, auf ein Jahr gerechnet, in Deutschland sank und nun davon auszugehen ist, dass dieses Niveau gehalten wird, steigt die Lebenserwartung, aufgrund des steigenden Wohlstands, des medizinisch-technischen Fortschritts sowie des Rückgangs der Säuglings- und Kindersterblichkeit.[18] Im Vergleich zu den 1970er Jahren ist die Lebenserwartung heutzutage um 7 Jahre gestiegen, so dass man davon ausgehen kann, dass ein 60 jähriger Mann noch weitere 19 Jahre und eine 60 jährige Frau noch weitere 23 Jahre leben wird.[19] Darüber hinaus zeigt die 9. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung, dass davon auszugehen ist, dass die Lebenserwartung bis zum Jahr 2050 um weitere 4 Jahre steigen wird.[20] Das bedeutet, dass Kinder, die heute geboren werden, ein Durchschnittsalter von 93 Jahren (bei den Mädchen) und 86 Jahren (bei den Jungen) erreichen können.[21] Feststellend ist also zu sagen, dass die heutzutage lebende Bevölkerung älter als ihre Vorfahren wird.

Bevor die Bevölkerungszahl und die Altersstruktur Deutschlands genauer bestimmt werden kann, muss letztlich noch die Migrationentwicklung betrachtet werden. Dabei sind die Zu- und Fortzüge aus dem bzw. in das Ausland der letzten Jahrzehnte von beachtlicher Bedeutung. Während die 1950er und 1960er Jahren noch geprägt waren von einer hohen Immigrationswelle, aufgrund der Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte aus wirtschaftlichen Gründen, stieg die Emigrationsrate, nach dem Anwerberstopp der 1970er Jahre, bis Ende der 1990er Jahre. Zunächst erfolgte in den 1980er und Anfang der 1990er Jahren nochmals ein Zuzug deutschstämmiger Aussiedler aus Osteuropa, Asylbewerbern und Bürgerkriegsflüchtlingen aus politischen Gründen nach Deutschland, jedoch Ende der 1990er Jahre wurden insbesondere die Bürgerkriegsflüchtlinge in ihre Heimatländer zurückgeführt.[22] Erst ab dem Jahr 1999 stieg die Emigrationsrate, aufgrund der positiven Bilanz seitens der ausländischen Bevölkerung auf 200 000.[23]

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es aufgrund wechselnder Ursachen zu starken Schwankungen des Wanderungssaldos kam. Da diese Ursachen nur schwer vorhersehbar sind, hat die 9. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung zwei Varianten entwickelt, bei denen es zu einem langfristigen jährlichen Wanderungsgewinn von 100 000 ausländischer Personen (Variante 1) bzw. 200 000 ausländischer Personen (Variante 2) bis zum Jahr 2049 kommt. Daraus ergibt sich eine Nettozuwanderung bis zum Jahr 2049 zwischen 4,9 und 9,3 Millionen Ausländern.[24] Des Weiteren wurde eine Kontrollvariante berechnet, die zeigen soll, wie sich die Bevölkerung entwickelt, wenn ein Wanderungsgewinn ausbleiben sollte, d.h. wenn die Zu- und Fortzüge gleichermaßen hoch sein sollten. Hierbei wird von einer „Sockelwanderung“ der ausländischen Bevölkerung[25], mit einem ausgewogenen Saldo von 400 000 Zu- und Fortzüge pro Jahr, ausgegangen.[26] Die zuziehenden Ausländer werden überwiegend jünger sein und somit im erwerbsfähigen Alter, während die Fortziehenden zu den älteren Generationen gehören. Daraus ergibt sich für die deutsche Bevölkerung ein „gewisser Verjüngungseffekt“[27].

[...]


[1] Europarat (2004)

[2] Bundeszentrale für politische Bildung Bd. 397 (2004: 386)

[3] siehe Kapitel 2.1

[4] Statistisches Bundesamt Wiesbaden (2000)

[5] Statistisches Bundesamt Wiesbaden (2000)

[6] Fachinger / Rothgang (1997:815)

[7] Zandonella (2003)

[8] Geißler (2004:5)

[9] Statistisches Bundesamt Wiesbaden (2000)

[10] Statistisches Bundesamt Wiesbaden (2000)

[11] Statistisches Bundesamt Wiesbaden (2000)

[12] Zandonella (2003)

[13] Statistisches Bundesamt Wiesbaden (2000)

[14] Birg (2003:82)

[15] Birg (2003:64-82)

[16] Statistisches Bundesamt Wiesbaden (2000)

[17] Enquête-Kommission Demographischer Wandel (2002:36)

[18] Geißler (2004:6)

[19] Statistisches Bundesamt Wiesbaden (2000)

[20] Enquête-Kommission Demographischer Wandel (2002:59)

[21] Statistisches Bundesamt Wiesbaden (2000)

[22] Geißler (2004:8)

[23] Statistisches Bundesamt Wiesbaden (2000)

[24] Statistisches Bundesamt Wiesbaden (2000)

[25] Statistisches Bundesamt Wiesbaden (2000)

[26] Statistisches Bundesamt Wiesbaden (2000)

[27] Statistisches Bundesamt Wiesbaden (2000)

Excerpt out of 20 pages

Details

Title
Welchen Einfluss hat der demographische Wandel auf das Rentensystem der BRD?
College
Free University of Berlin  (Otto-Suhr-Institut FB Politik und Sozialwissenschaften)
Course
Politik und Bevölkerung in Deutschland
Grade
1,7
Author
Year
2005
Pages
20
Catalog Number
V56852
ISBN (eBook)
9783638514347
ISBN (Book)
9783638752275
File size
466 KB
Language
German
Keywords
Welchen, Einfluss, Wandel, Rentensystem, Politik, Bevölkerung, Deutschland
Quote paper
Josepha Helmecke (Author), 2005, Welchen Einfluss hat der demographische Wandel auf das Rentensystem der BRD? , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56852

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