In meiner Arbeit habe ich mich mit fiktionaler und nichtfiktionaler KZ-Literatur beschäftigt. Hier entsteht das Problem eine Grenze zu ziehen, da oft beides ineinander übergeht. These ist, dass die Berichte, die eigentlich die Realität vermitteln wollen, sich nicht allzu sehr von der fiktionalen Literatur unterscheiden. Unbegreifliches zu beschreiben, benötigt immer eine Sprache, die sich von der ‚normalen’ abhebt. Somit erheben sich die Berichtenden in die Welt der Literatur und bedienen sich literarischer Tropen.
Gegenstand der Arbeit ist eben diese Wendungen, die in den Berichten auftreten, aufzudecken und sie mit denen aus der rein fiktionalen Literatur zu vergleichen. Nach intensiver Lektüre der Werke habe ich Themen ausgesucht, die nahezu in allen Berichten, Romanen und Erzählungen auftreten. Ein sehr interessantes Thema ist „Idealisierung von Freundschaft und Liebe“ (II.2.2), das eigentlich nur in der fiktionalen Literatur, d.h. bei Feuchtwanger, Seghers und Weil, vorkommt. Dies bleibt in den autobiographischen Berichten aus, wohl weil es so etwas nicht gegeben hat.
Inhaltsverzeichnis
- II. Einleitung
- II.1. Verlust des Menschlichen
- II.1.1. Zwischen Mensch und Tier
- II.1.2. Verdinglichung
- II.1.3. Hunger und primäre Bedürfnisse
- II.1.4. Von Würde und Identität
- II.2. Zwischen Solidarität und Verrat
- II.2.1. Politische und jüdische Gefangene
- II.2.2. Idealisierung von Freundschaft und Liebe
- II.3. Zwischen Leben und Tod
- II.4. Rationales Denken
- II.4.1. Die Fragen, Warum' und, Wozu'
- II.4.2. Eine Frage des,Jetzt'
- II.5. Zwischen Angst und Hoffnung
- III. Ausbruch
- III.1. Flucht
- III.2. Suizid
- III.3. Kunst
- III.3.1. Musik
- III.3.2. Literatur
- III.4. Glaube
- III.5. Lügen und Gerüchte
- III.6. Zwischen Resignation und Widerstand
- IV. Heimat
- IV.1. Zwischen Land und Leuten
- IV.2. Sprache im Lager
- V. Das Leben außerhalb
- V.1. Denunziation und Angst
- V.2. Natur und Freiheit
- VI. Spezies, Überlebender'
- VI.1. Die Schuldfrage
- VI.2. Rachsucht
- VI.3. Die Darstellung der Täter
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese wissenschaftliche Arbeit befasst sich mit der literarischen Verarbeitung von KZ-Erfahrungen im Zeitraum von 1933 bis 1994. Die Arbeit analysiert verschiedene literarische Formen, die von KZ-Überlebenden verwendet wurden, um ihre Erlebnisse zu beschreiben und zu verarbeiten. Die Arbeit konzentriert sich insbesondere auf die Frage, inwiefern Berichte von Überlebenden als literarische Werke betrachtet werden können.
- Der Verlust des Menschlichen und die Auswirkungen auf Identität und Würde
- Solidarität und Verrat im KZ
- Der Umgang mit der Todesnähe und die Rolle des rationalen Denkens
- Die Bedeutung von Flucht, Suizid, Kunst und Glaube als Ausbruch aus der KZ-Situation
- Die Herausforderungen des Lebens außerhalb des Lagers und die Rolle der Schuldfrage
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung der Arbeit setzt sich mit der Bedeutung von Auschwitz als Metapher für die Verbrechen des Nationalsozialismus auseinander und definiert den Begriff der KZ-Literatur. Sie stellt die Frage nach der Beziehung von Fiktion und Wahrheit und erläutert die Notwendigkeit, die literarischen Wendungen in Berichten zu untersuchen.
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Verlust des Menschlichen im KZ und beleuchtet verschiedene Aspekte wie die Verdinglichung der Menschen, den Hunger und die primären Bedürfnisse, die Frage nach Würde und Identität und die Spannungen zwischen Solidarität und Verrat.
Das dritte Kapitel analysiert verschiedene Formen des Ausbruchs aus der KZ-Situation wie Flucht, Suizid, Kunst, Glaube und die Rolle von Lügen und Gerüchten. Es beleuchtet auch die Bedeutung von Widerstand und Resignation als Reaktionen auf die KZ-Erfahrung.
Das vierte Kapitel widmet sich der Bedeutung der Heimat für die Häftlinge und behandelt die Themen Land und Leute sowie die Sprache im Lager.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit den Herausforderungen des Lebens außerhalb des Lagers und konzentriert sich auf Denunziation und Angst sowie die Rolle von Natur und Freiheit.
Das sechste Kapitel befasst sich mit der Spezies ,Überlebender' und analysiert die Schuldfrage, die Rachsucht und die Darstellung der Täter in der KZ-Literatur.
Schlüsselwörter
KZ-Literatur, KZ-Erfahrungen, Überlebensberichte, Holocaust, Literatur und Wahrheit, Verlust des Menschlichen, Solidarität, Verrat, Flucht, Suizid, Kunst, Glaube, Heimat, Denunziation, Schuldfrage, Rachsucht, Täter.
- Citation du texte
- Stéphanie Pissinger (Auteur), 2006, ' ...bis eines Tags es keinen Sinn mehr haben wird zu sagen: morgen." , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56868