„Springer morgens in der Zeitung, mittags im Radio und abends im Fernsehen.“ Was für manche wie ein Horrorszenario klingt, ist für andere die Zukunft im Zeitalter der Konvergenz, in der durch dynamische Veränderungsprozesse neue crossmediale Möglichkeiten zu Tage treten. Die Gründe hierfür sind dabei vielfältig. In erster Linie suchen die globalisierten, nach Diversifikation strebenden Unternehmen nach neuen Zukunftsmärkten. Im Kontrast dazu haben die traditionellen Märkte, wie das Fernsehen oder der Zeitungsmarkt ihre Wachstumssgrenze erreicht. So stagnieren die Marktanteile im werbefinanzierten Fernsehen seit Jahren auf einem nahezu unverändert hohen Niveau. Folglich verteilen sich knapp 60% des Zuschauermarktes, den die privaten Rundfunkveranstalter insgesamt erreichen, fast ausschließlich auf die zwei großen Medienhäuser Bertelsmann und Pro7Sat.1. Auch im Fernsehwerbemarkt ist der Konzentrationsgrad auf anhaltend hohem Niveau. Hier beherrschen die Oligopolisten gemeinsam mehr als 90%. In der Tagespresse sieht das Bild nicht anders aus. Auch wenn hier kein Oligopol besteht, ist die Konzentration dennoch hoch zu bewerten. So ist Springer seit Jahren unangefochtener Marktführer mit einem Marktanteil von deutlich über 20%. Dies beruht nicht zuletzt auf der überragenden Alleinstellung des Springer TitelsBildauf dem Markt für Straßenverkaufszeitungen. Doch nicht nur stagnierende Traditionsmärkte, auch gravierende Veränderungsprozesse in der Medienlandschaft führen zu einer Cross-Owner Orientierung. So steigt mit der zunehmenden Bedeutung des Internets, die Vielfalt multimedialer Angebote bis hin zum IP-TV. Parallel dazu erfolgt der Ausbau der Glasfasernetze durch die Telekom sowie der Mobilfunknetze. Gleichzeitig Drängen die großen Mobilfunkanbieter auf das Inhaltegeschäft. Darüber hinaus erfolgt eine rasante Vermehrung von Programmen via Satellit, begleitet von der aktuellen Digitalisierung im Kabel mit der resultierenden Erweiterung der Pay TV Angebote. Ähnliche Synergiepotentiale will der Axel-Springer-Verlag durch die Übernahme der Anteile von Pro7Sat.1 nutzen. In einer Presseerklärung verdeutlicht der Konzern die resultierenden Vorteile. So steht die Transaktion unter dem Zeichen der „Profitabilität“, „Kontinuität“ und „Qualität“, sowie einer starken Marktpräsenz in den wichtigsten Segmenten Zeitungen, Zeitschriften, TV & anverwandte Märkte. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Die Springer AG und die Träume des Cross-Owner
- 2. Der gesetzliche Rahmen
- 2.1 Das GWB als normative Grundlage der Wettbewerbsaufsicht
- 2.1.1 Der sachliche und räumliche Markt
- 2.1.2 Marktbeherrschende Stellung
- 2.1.3 Eingreifkriterien
- 2.2 Die KEK als Kontrollorgan zur Sicherung der Meinungsvielfalt
- 2.2.1 Der sachliche und räumliche Markt
- 2.2.2 Vorherrschende Meinungsmacht
- 2.2.3 Eingreifkriterien und vielfaltssichernde Maßnahmen
- 3. Die Stellungnahmen von Kartellamt und KEK
- 3.1 Die Übernahmeablehnung durch das Kartellamt
- 3.1.1 Der Fernsehwerbemarkt
- 3.1.2 Der Lesermarkt für Straßenverkaufszeitungen
- 3.1.3 Bundesweiter Anzeigenmarkt für Zeitungen
- 3.1.4 Abhilfemaßnahmen
- 3.2 Die Übernahmeablehnung durch die KEK
- 3.2.1 Marktanteile und Aktivitäten von Pro7Sat.1 und Springer
- 3.2.2 Feststellung vorherrschender Meinungsmacht
- 3.2.3 Maßnahmen zur Verhinderung vorherrschender Meinungsmacht
- 3.3 Ein Vergleich der Stellungnahmen
- 3.3.1 Marktabgrenzung
- 3.3.2 Die Verfahren zur Feststellung der kritischen Grenzen
- 3.3.3 Die unterschiedlichen Abhilfemaßnahmen
- 4. Die Kritik an dem Kartellamt & der KEK
- 4.1 Allgemeine Kritik an den Gesetzesgrundlagen
- 4.2 Kritik zur Springer/Pro7Sat.1 Übernahmeablehnung
- 5. Medienkonzentration, -vielfalt & -konvergenz
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Stellungnahmen des Kartellamtes und der KEK zur Übernahme von Pro7Sat.1 durch den Springer Konzern. Sie analysiert die Unterschiede in der Begründung der beiden Institutionen, die sich aus den unterschiedlichen rechtlichen Grundlagen (GWB und RStV) ergeben. Ziel ist es, die Argumentationslinien beider Institutionen zu vergleichen und die jeweiligen Kritikpunkte an den Gesetzesgrundlagen und der Übernahmeablehnung zu beleuchten.
- Die rechtlichen Rahmenbedingungen der Medienkonzentration im Hinblick auf Kartellrecht und Rundfunkrecht
- Die Übernahme von Pro7Sat.1 durch den Springer Konzern im Kontext der Medienkonvergenz
- Die unterschiedlichen Ansätze des Kartellamtes und der KEK zur Bewertung der Übernahme
- Die Kritik an den Gesetzesgrundlagen und den Verfahren zur Übernahmeablehnung
- Die Auswirkungen der Medienkonzentration auf die Meinungsvielfalt und die Medienlandschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die Springer AG und ihre Bestrebungen im Bereich der Cross-Ownership vor. Es beleuchtet die Motive für diese Strategie und den Zusammenhang mit den sich verändernden Medienmärkten. Das zweite Kapitel skizziert den rechtlichen Rahmen der Medienkonzentration, indem es die relevanten Vorschriften des GWB und des RStV erläutert. Kapitel drei analysiert die Stellungnahmen des Kartellamtes und der KEK zur Übernahme von Pro7Sat.1, indem es deren Argumente und die abweichenden Einschätzungen beleuchtet. Kapitel vier setzt sich kritisch mit den Gesetzesgrundlagen und den Verfahren zur Übernahmeablehnung auseinander.
Schlüsselwörter
Medienkonzentration, Kartellamt, KEK, GWB, RStV, Meinungsvielfalt, Cross-Ownership, Medienkonvergenz, Übernahme, Fernsehmarkt, Zeitungsmarkt, Springer AG, Pro7Sat.1, Marktbeherrschende Stellung, Vorherrschende Meinungsmacht
- Quote paper
- Bogdan Büchner (Author), 2006, Medienkonzentration - Übernahmeablehnung Springer Pro7Sat.1, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56901