„Ich komme mehr und mehr zu der Auffassung, dass erwachsene Männer, die sich an kleinen Mädchen vergehen, nicht therapierbar sind … Deswegen
kann es da nur eine Lösung geben: Wegschließen - und zwar für immer!“ Diese Worte gebrauchte der im Jahr 2001 amtierende Bundeskanzler Gerhard Schröder nach einem unglaublich brutalen, grausamen Mord an einem
wehrlosen Kind in der „Bild am Sonntag“. Er sprach hiermit vermutlich aus dem Herzen des Großteils der Bevölkerung. Dennoch wurde Gerhard Schröder auf das Grundgesetz vereidigt und hatte somit, aufgrund dieser Aussage, viele Fachleute nicht mehr auf seiner Seite. Diese „bequeme“ Antwort enthebt ferner die Menschen der schweren Aufgabe, darüber nachzudenken,
was wir wirklich tun können. Der Richtungspunkt dieser Diplomarbeit ist es, einen Denkansatz zu geben, das Problem und immer noch Tabuthema der Pädophilie/Pädosexualität nicht zu eindimensional zu sehen, obwohl dieses Thema das eigene seelische Erleben unmittelbar berührt. Hierbei schlage ich eine Haltung vor, die offen für ein neues Wissen ist. Ebenfalls soll eine Einstellung vermittelt werden, sich diesen schwierigen Menschen, welche auch eine sehr abstoßende Seite haben, anzunähern. Es wird keine vollständige Klärung dieses Phänomens stattfinden, da dies von mir, aufgrund der Verschiedenheit jedes einzelnen Pädosexuellen, nicht wirklich gelingen kann. Auch wird ein wichtiges Element in dieser Arbeit nicht angesprochen: die Opferseite. Diese sensible Seite blende ich komplett aus, da ich auf die Darstellung nur rudimentär eingehen könnte, was aufgrund der Schwere der Last, die sie tragen müssen für sie erniedrigend wäre. Schließlich würde es den Umfang und Rahmen dieser Arbeit sprengen. Diese Thematik wurde von den Opferschutzorganisationen, sowie im Laufe der Vorlesungen des Studiums, breit behandelt. Die Täterseite hingegen ist nur schwach durchleuchtet. Ich habe mir dieses Thema, auf welches ich im Rahmen meines 20-wöchigen Praktikums
beim Sozialen Dienst der Justiz als Bewährungshelferin gestoßen bin, gezielt
ausgesucht. Anfangs konnte ich mit diesem Klientel nicht umgehen und ebenso vertrat ich die Meinung der Gesamtbevölkerung, „für immer wegsperren“
oder „kastrieren“. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Inhaltsverzeichnis
- Definition Pädophilie
- Nicht fachspezifische Definition
- Fachspezifische Definition nach Krafft-Ebing
- Medizinische und psychologische Definition nach ICD-10 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und DSM-IV der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung (APA)
- Definition Persönlichkeitsstörungen nach ICD-10 und DSM-IV
- Definition Pädophilie nach ICD-10
- Definition Pädophilie nach DSM-IV
- Definition Pädophilie (Pädosexualität) nach Martin Dannecker
- Begriffsproblematik
- Historische Kenntnisse
- Gesetzliche Grundlagen gemäß des Strafgesetzbuches
- Die Paragraphen des Dreizehnten Abschnitts
- Erklärungsmodelle zur Entstehung/Ursachen der Pädosexualität
- Psychoanalytischer Ansatz zur Pädosexualität
- Ansatz der sozialen Lerntheorie
- Das Vier-Faktoren-Modell nach Finkelhor
- Typologien pädosexueller Täter
- Typologie nach Groth
- Typologie nach Simkins
- Typologie nach Seibowski
- Typologie nach Schorsch
- Strategien pädosexueller Fremdtäter
- Wahl der Opfer
- Die Kontaktaufnahme
- Vorbereitung bzw. Verführung des Opfers
- Die Aufrechterhaltung
- Pädosexuellenbewegung in Deutschland inklusive der Selbstdarstellung von der AG-Pädo
- Die AG-Pädo
- Vollzug/Therapie von Pädosexuellen
- Strafaussetzung zur Bewährung und Führungsaufsicht
- Sozialtherapeutische Behandlung im Vollzug gemäß § 9 StVollzG
- Die Therapie
- Die Therapiesziele
- Die Therapie mit Medikamenten
- Freiheitsentziehende Maßregeln
- Darstellung des Sozialen Dienstes der JVA-Halle II (SothA)
- Herangehensweise
- Die Konzeption der JVA-Halle II (SothA)
- Die Aufgaben der Diplom-Sozialpädagoginnen des Sozialen Dienstes der JVA-Halle II (SothA)
- Interview mit Herrn P. vom 24. März 2006
- Herangehensweise
- Das Interview
- Persönliche, kritische Beurteilung des Herrn P.
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit setzt sich zum Ziel, das Phänomen der Pädosexualität aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten und einen Denkansatz zu entwickeln, der über die gängige, oft eindimensionale Betrachtungsweise hinausgeht. Sie strebt eine offene Haltung gegenüber dem Thema an und zielt darauf ab, einen Zugang zu den Schwierigkeiten und Abstoßungen, die mit dieser Personengruppe verbunden sind, zu ermöglichen.
- Definition und Begriffsproblematik der Pädophilie
- Historische und rechtliche Aspekte der Pädosexualität
- Erklärungsmodelle zur Entstehung und Typologien pädosexueller Täter
- Strategien pädosexueller Fremdtäter und die Rolle der Pädosexuellenbewegung in Deutschland
- Vollzug und Therapie von Pädosexuellen, einschließlich der Arbeit des Sozialen Dienstes der Justiz
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer umfassenden Definition des Begriffs „Pädophilie“ und beleuchtet verschiedene fachspezifische und nicht-fachspezifische Definitionen. Anschließend erfolgt ein kurzer historischer Rückblick auf das antike Griechenland, um die Entwicklung des Themas zu beleuchten. Es werden die gesetzlichen Grundlagen der Pädosexualität gemäß dem Strafgesetzbuch und insbesondere die Paragraphen des Dreizehnten Abschnitts betrachtet.
Im weiteren Verlauf werden verschiedene Erklärungsmodelle zur Entstehung der Pädosexualität vorgestellt, darunter der psychoanalytische Ansatz, die soziale Lerntheorie und das Vier-Faktoren-Modell nach Finkelhor. Anschließend werden verschiedene Typologien pädosexueller Täter diskutiert, die sich auf die unterschiedlichen Charakteristika und Motivationen der Täter konzentrieren.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den Strategien pädosexueller Fremdtäter, die sich auf die Wahl der Opfer, die Kontaktaufnahme, die Vorbereitung und die Aufrechterhaltung der Taten konzentrieren. Die Arbeit untersucht auch die Rolle der Pädosexuellenbewegung in Deutschland und insbesondere die Selbstdarstellung der AG-Pädo.
Abschließend werden der Vollzug und die Therapie von Pädosexuellen behandelt, darunter die Strafaussetzung zur Bewährung und Führungsaufsicht sowie die sozialtherapeutische Behandlung im Vollzug. Die Arbeit beleuchtet die unterschiedlichen Therapiestrategien und -ziele sowie die Rolle der Medikamententherapie. Schließlich wird die Arbeit des Sozialen Dienstes der JVA-Halle II (SothA) vorgestellt und ein Interview mit einem Pädosexuellen kritisch betrachtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Diplomarbeit sind: Pädosexualität, Pädophilie, Täter, Opfer, Vollzug, Therapie, Sozialpädagogik, Recht, Geschichte, Typologie, Strategien, Pädosexuellenbewegung, AG-Pädo, JVA-Halle II (SothA).
- Citar trabajo
- Stephanie Funke (Autor), 2006, Das Phänomen der Pädosexualität. Möglichkeiten im sozialpädagogischen Umgang mit diesem Typus, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56971