„Vergangenheitsbewältigung“ meint hier ganz allgemein einerseits den Umgang mit Geschichte und andererseits die historische Aufarbeitung als Wahrheitsfindung in einer historischen Epoche sowie wie die Sensibilisierung im Umgang mit historischen Fragen überhaupt, seien sie politischer, sozialer, gesellschaftlicher und/oder religiöser Natur. „Vergangenheitsbewältigung“ kann und soll Geschichte aber nicht abschließend behandeln.
Ein „Schlussstrich“ unter eine wie auch immer geartete Vergangenheit scheint weder erstrebenswert noch erreichbar, denn nur durch und mit Hilfe fortdauernder Erinnerung ist und bleibt Geschichte erst lebendig. Ein Nicht-Vergessen der Geschichte, der Vergangenheit kann und soll auch Schutz davor bieten, dass sie sich wiederholen könnte. Erinnerung kann und soll also auch immer Mahnung für die Zukunft sein. Aufarbeitung und Bewältigung der Vergangenheit erfolgt durch Publikationen, Ehrungen, Gedenkveranstaltungen, Briefmarkenausgaben, etc durch unterschiedliche gesellschaftliche, soziale und staatliche Schichten, Gruppen, Organisationen und Institutionen, in der katholischen Kirche gibt es darüber hinaus die Seligsprechung als ein Instrument der Würdigung und Ehrung für christlichen Einsatz. Dabei darf die Erkenntnis und Erfahrung nicht gering geschätzt werden, dass „Geschichte immer politisch (ist). Denn Geschichte ist, was von früheren Zeiten wie, in welchem Zusammenhang und mit welchem offenkundigen und / oder geheimen Zweck erinnert wird,“ aber auch, dass „alle Erinnerung hochgradig wählerisch, voll der Rationalisierung der jeweils Erinnernden“ ist (Narr 2001). Meine Arbeit verfolgt die These, dass die katholische Kirche - darunter wird im folgenden immer die „Amtskirche“ als Leitungshierarchie der Bischöfe, des Klerus bezeichnet - bezüglich der jüngsten deutschen Vergangenheit vor allem eine Vergangenheitsbewältigung oder -politik betreibt, deren Ziel es ist, sich von der „Schande“ reinzuwaschen, in jener Vergangenheit oft tatenlos zugesehen oder zu wenig getan und damit als Institution versagt zu haben. Das Verhalten der kirchlichen Institution während des Nationalsozialismus steht zweifellos im Widerspruch zur christlichen Lehre der Nächstenliebe und Barmherzigkeit und der Solidarität mit den Armen und Unterdrückten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Vergangenheitsbewältigung, Geschichtsschreibung und die katholische Kirche
- I. Der Umgang der Kirche mit dem „Widerstand“ im Dritten Reich
- 1. Der „Fall“ Nikolaus Groß: Seligsprechung eines „Verschwörers“.
- a) zur Person Nikolaus Groß
- b) Vergangenheitsbewältigung: Indizien für eine spezifische Sicht
- 2. Christen im Widerstand - ein Buch zum 20. Juli aus katholischer Sicht..
- 1. Der „Fall“ Nikolaus Groß: Seligsprechung eines „Verschwörers“.
- II. Widerstand auf katholisch
- 1. Das Schweigen der kirchlichen Autorität..
- 2. Der,,Widerstand der Kirche“: Einsatz für Kriegsverbrecher und NS-Täter ......
- III. Vergebungsbitte des Papstes als Wendepunkt in der Vergangenheitspolitik? ......
- Schlussbemerkung: Was wäre eine ehrliche Vergangenheitsbewältigung?.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Vergangenheitsbewältigung der katholischen Kirche in der jüngsten deutschen Vergangenheit. Sie untersucht, wie die Kirche mit der eigenen Rolle im Nationalsozialismus umgegangen ist und welche Strategien sie zur Bewältigung dieser Vergangenheit verfolgt hat. Die Analyse basiert auf ausgewählten Beispielen und zielt darauf ab, die Widersprüche zwischen der christlichen Lehre und dem Verhalten der kirchlichen Institution aufzudecken.
- Die Seligsprechung von Nikolaus Groß als Beispiel für die kirchliche Vergangenheitsbewältigung.
- Die Rolle der Kirche im Widerstand gegen den Nationalsozialismus.
- Das Schweigen der kirchlichen Autorität während des NS-Regimes.
- Die Vergebungsbitte des Papstes als Wendepunkt in der Vergangenheitspolitik.
- Die Herausforderungen einer ehrlichen Vergangenheitsbewältigung.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung definiert den Begriff „Vergangenheitsbewältigung“ und stellt die These der Arbeit vor, dass die katholische Kirche eine Vergangenheitspolitik betreibt, die darauf abzielt, sich von der „Schande“ der NS-Zeit reinzuwaschen. Kapitel I analysiert den „Fall“ Nikolaus Groß und untersucht, wie die Seligsprechung eines Widerstandskämpfers dazu genutzt wird, die eigene Vergangenheit zu beschönigen. Kapitel II befasst sich mit dem Schweigen der Kirche im Dritten Reich und mit dem „wahren“ Widerstand einzelner Katholiken. Kapitel III befasst sich mit der Vergebungsbitte des Papstes und deren Bedeutung für die Vergangenheitspolitik der Kirche. Abschließend werden die Herausforderungen einer ehrlichen Vergangenheitsbewältigung diskutiert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Hausarbeit sind: Vergangenheitsbewältigung, katholische Kirche, Widerstand, Nationalsozialismus, Seligsprechung, Nikolaus Groß, Schweigen, Vergebungsbitte, Erinnerungskultur.
- Citar trabajo
- Dipl. Pol. Tobias Raschke (Autor), 2002, Zur Vergangenheitsbewältigung der katholischen Kirche anhand ausgewählter Beispiele, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57112