Ich möchte mich in dieser Arbeit einem Theoretiker und Autor widmen, der u.a. laut Marx und Engels zu den kritisch-utopischen Sozialisten zu rechnen ist und Claude-Henri de Saint-Simon sowie Robert Owen in die Reihe der Vorbereiter des wissenschaftlichen Sozialismus gehört. "Die eigentlich sozialistischen und kommunistischen Systeme St. Simons, Fouriers, Owens usw. tauchen auf in der ersten, unentwickelten Periode des Kampfs zwischen Proletariat und Bourgeoisie,..." Die Rede ist von François Marie Charles Fourier.
Fourier, der ab dem Alter von 17 Jahren die Wirren der Großen Französischen Revolution miterlebte, hinterließ seiner Nachwelt ein schon zu Lebzeiten sehr umstrittenes literarisches Werk, denn "bis heute ist man in der Verlegenheit, wenn man genau angeben soll, wo seine Theorie, dies Gewebe aus realistischer Beobachtung, Phantasie und Kalkül einzuordnen sei". Mit Blick auf die Beachtung die er u.a. bei Marx und Engels gefunden hat, wäre es nicht angebracht ihn einfach in die sogenannte schöne Literatur zu verbannen und ihn als eine Art Science-Siction-Autor zu deklassieren, so haben die beiden Autoren bemerkt: "Die sozialistischen und kommunistischen Schriften bestehen aber auch aus kritischen Elementen. Sie greifen alle Grundlagen der bestehenden Gesellschaft an."
Trotzdem ist die literarische Leistung Fouriers nicht zu verleugnen, so daß sich einig Dichter seines Werkes angenommen haben. So geht André Breton auf die "wunderliche und irre Seite" der Theorien Foureirs ein, bemerkt aber auch man könne "nicht nachdrücklich genug unterstreichen, daß bei der möglichen Einführung eines neuen Mythos, auf den sich ein dauerhafter Zusammenhalt gründen ließe, Fourier fraglos als einer der allerersten zu Rate gezogen, ja in umfassender Weise nutzbar gemacht werden muß".
"Wie Breton weiter feststellt, entzieht sich Fouriers Werk jeder verkürzenden Zusammenfassung: Wer sich eine angemessene Vorstellung von ihm machen möchte, muß allein auf dieses Werk zurückgreifen."
Auch wenn diese Aussage etwas entmutigend wirkt, will ich der Aufgabe stellen und Charles Fourier in der Art vorzustellen, daß ich erst einen historischen Überblick gebe, sein Leben skizziere und dann sein Werk vorstelle. Fourier geht niemals nur auf ein Thema separat ein und wiederholt sich häufig.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fouriers historische Umwelt
- Das Leben Charles Fouriers
- Kritik an der „falschen“ Gesellschaftsform
- Der Handel
- Die Ehe
- Die Stellung der Frau
- Die Philosophen
- Theorie der vier Bewegungen
- Theorie der Leidenschaften
- Die sozietäre Gesellschaft
- Die neue Welt
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Leben und Werk des utopischen Sozialisten Charles Fourier, einem Theoretiker und Autor, der laut Marx und Engels zu den kritisch-utopischen Sozialisten gehört und als Vorreiter des wissenschaftlichen Sozialismus gilt. Die Arbeit analysiert Fouriers Kritik an der bestehenden Gesellschaftsform, seine Theorien der vier Bewegungen und der Leidenschaften sowie seine Vision einer neuen Welt.
- Fouriers Kritik an der bestehenden Gesellschaftsform
- Die Theorie der vier Bewegungen
- Die Theorie der Leidenschaften
- Die Vision einer sozietären Gesellschaft
- Das Werk Fouriers im Kontext der französischen Geschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Charles Fourier als einen kritisch-utopischen Sozialisten vor und beleuchtet seine Bedeutung im Kontext des wissenschaftlichen Sozialismus. Sie zeichnet den Hintergrund seines Werkes und seine literarische Leistung nach, die gleichermaßen auf realistische Beobachtungen, Phantasie und Kalkül basiert.
Kapitel 2 widmet sich Fouriers historischer Umwelt und beschreibt die politischen, sozialen und kulturellen Bedingungen Frankreichs im 17. und 18. Jahrhundert. Es zeigt die Entwicklung Frankreichs zur militärischen und wirtschaftlichen Macht in Europa sowie die Herausforderungen, die durch Kriege und die Verschwendung des Hofes entstanden.
Kapitel 3 skizziert das Leben Charles Fouriers und beleuchtet seine Erfahrungen mit der Großen Französischen Revolution, die ihn stark beeinflussten. Es geht auf seine literarische Produktion ein und betont die Kontroversen, die seine Werke zu Lebzeiten auslösten.
Kapitel 4 behandelt Fouriers Kritik an der „falschen“ Gesellschaftsform und analysiert seine Kritik an Handel, Ehe, der Stellung der Frau und den Philosophen seiner Zeit. Dieses Kapitel beleuchtet Fouriers grundlegende Kritik an den bestehenden sozialen und wirtschaftlichen Strukturen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beleuchtet die Kernthemen des utopischen Sozialismus, insbesondere im Kontext der Arbeiten von Charles Fourier. Neben der Analyse seiner Kritik an der bestehenden Gesellschaftsform und seiner Theorien der vier Bewegungen und der Leidenschaften, wird der Fokus auf die Vision einer neuen Welt gerichtet. Zentral sind dabei die Konzepte der sozietären Gesellschaft, der Harmonien und der Passionen.
- Arbeit zitieren
- Jan Eickhoff (Autor:in), 1997, Charles Fourier. Ein utopischer Sozialist, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5716