Das duale Rundfunksystem in der Bundesrepublik Deutschland ist mehr als 20 Jahre nach seiner Einführung etabliert. Die Bürger können im Jahr 2006 wie selbstverständlich zwischen unzähligen Hörfunk- und Fernsehprogrammen wählen. Fast vergessen sind da die erbitterten politischen Auseinandersetzungen zwischen Befürwortern und Gegnern des privat-kommerziellen Rundfunks, die seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland herrschten. Auf Grund der geschichtlichen Erfahrungen, vor allem mit dem Missbrauch der Medien in Deutschland, standen viele Bürger dem privat-kommerziellen Rundfunk bis Mitte der 80er Jahre skeptisch gegenüber. Die Befürworter, allen voran die damalige niedersächsische CDU-Landesregierung unter Ernst Albrecht, erwarteten durch die Einführung der ‚neuen’ Medien einerseits wirtschaftliche Impulse, aber anderseits auch eine größere Informations- und Meinungsvielfalt für die Bürger. Im richtungsweisenden ‚Niedersachsenurteil’ des Bundesverfassungsgerichtes vom 4. November 1986 wurde ein ‚salomonisches Urteil’ gefällt, welches die Argumente der Befürworter und Gegner des privat-kommerziellen Rundfunks gleichermaßen berücksichtigte. Die Zulassung des privat-kommerziellen Rundfunks als zweite Säule neben dem Öffentlich-rechtlichen wurde unter strengen gesetzlichen Auflagen gestattet. Diese Auflagen sollten vor allem dem Missbrauch der Medien durch private Träger vorbeugen und ein Mindestmaß an ‚Qualität’ in den Programmen sichern. Gerade die Abbildung der Meinungsvielfalt war und ist hierbei eine der grundlegenden Forderungen an den privatkommerziellen Rundfunk. Inwieweit wird dieser Rundfunkauftrag durch den privatkommerziellen Hörfunk in Niedersachsen heute eingehalten oder orientierten sich die Anbieter ausschließlich am Markt bzw. den Publikumswünschen? Ist ein Informations- und Qualitätszuwachs durch die Einführung der ‚neuen Medien’, wie von der damaligen CDU-Landesregierung erwartet, eingetreten? Nach fast 20 Jahren dualem Rundfunksystem in Niedersachsen ist es an der Zeit zu überprüfen, inwieweit diese in den Mediengesetzen festgeschriebenen Auflagen und Vorstellungen in der Programmrealität des niedersächischen Hörfunks umgesetzt werden.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- Vorgehensweise und Aufbau der Arbeit
- GRUNDLAGEN
- Bedeutung der Medien für eine Demokratie
- Hörfunk als Massenmedium
- Das niedersächsische Hörfunkkonzept
- GESCHICHTE DES HÖRFUNKS. STRUKTUREN UND PROGRAMM
- Zur Geschichte des Hörfunks in Deutschland
- Rundfunk in der Weimarer Republik
- Rundfunk während der nationalsozialistischen Diktatur
- Rundfunk unter alliierter Besatzung und Schaffung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
- Einführung des privat-kommerziellen Rundfunks und Entwicklung des dualen Systems
- Zusammenfassung
- Entwicklung des Hörfunkprogramms
- Vom Einschaltfunk zum Begleitmedium
- Die Blütezeit des Radios
- Hörfunk unter scharfer Konkurrenz des Fernsehens
- Die,Renaissance' des Hörfunks
- Der Hörfunk im dualen System
- Nutzungszeiten des Hörfunks
- Zusammenfassung
- Zwischenfazit
- Zur Geschichte des Hörfunks in Deutschland
- RECHT
- Rechtliche Rahmenbedingungen für den Hörfunk in Deutschland
- Das Bundesverfassungsgericht
- Die Länder
- Der Bund
- Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland
- Rundfunkstaatsvertrag
- Niedersächsisches Mediengesetz
- Zusammenfassung
- Die Landesmedienanstalten
- Landesmedienanstalt Niedersachsen
- Medienpolitik im Spannungsfeld zwischen Rundfunkauftrag und Programmautonomie
- Zwischenfazit
- STRUKTURMERKMALE DES ÖFFENTLICH-RECHTLICHEN UND PRIVAT-KOMMERZIELLEN RUNDFUNKS IM VERGLEICH
- Öffentlich-rechtlicher Rundfunk
- Strukturmerkmale des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
- Organisation des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
- Die Landesrundfunkanstalten
- Programmsituation des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
- Privat-kommerzieller Rundfunk
- Strukturmerkmale des privat-kommerziellen Rundfunks
- Finanzierung
- Programmsituation des privat-kommerziellen Hörfunks
- Exkurs,, Media-Analyse“
- Zwischenfazit
- Öffentlich-rechtlicher Rundfunk
- KRITIK AN DEN AKTEUREN IM DUALEN RUNDFUNKSYSTEM
- Kritik an den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten
- Kritik am privat-kommerziellen Hörfunk
- Kritik an den Landesmedienanstalten
- Zusammenfassung
- ZUSAMMENFASSUNG DER GRUNDLAGEN
- EMPIRIE
- Skizzierung der niedersächsischen Hörfunklandschaft
- Die privat-kommerziellen landesweiten Hörfunkanbieter
- Radio FFN
- Hit-Radio Antenne
- Wie wird der Rundfunkauftrag durch die privat-kommerziellen Hörfunkanbieter in der Programmrealität umgesetzt?
- Meinungsvielfalt
- Radio FFN
- Hit-Radio Antenne
- Regionalisierung
- Radio FFN
- Hit-Radio Antenne
- Sendungen für Kinder und Jugendliche
- Radio FFN
- Hit-Radio Antenne
- Sendezeiten für Kirchen
- Radio FFN
- Hit-Radio Antenne
- Meinungsvielfalt
- Nachrichtenangebot der niedersächsischen privat-kommerziellen Hörfunkanbieter
- Aufbau der Studie „Nachrichten im Hörfunk“
- Nachrichtenangebot von Radio FFN
- Nachrichtenangebot von Hit-Radio Antenne
- Trends im niedersächsischen Hörfunkmarkt
- Problematik der Forschungsergebnisse
- FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit untersucht die Divergenz zwischen dem Rundfunkauftrag und der Programmrealität am Beispiel des privat-kommerziellen Hörfunks in Niedersachsen. Die Arbeit analysiert die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Strukturmerkmale des dualen Rundfunksystems, um anschließend die Programminhalte der beiden landesweiten Hörfunkanbieter Radio FFN und Hit-Radio Antenne zu untersuchen.
- Rechtliche Rahmenbedingungen des Hörfunks in Deutschland
- Strukturmerkmale des öffentlich-rechtlichen und privat-kommerziellen Rundfunks
- Programmgestaltung der privat-kommerziellen Hörfunkanbieter
- Umsetzung des Rundfunkauftrags in der Programmrealität
- Trends im niedersächsischen Hörfunkmarkt
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert die Vorgehensweise sowie den Aufbau.
- Die Kapitel 2 und 3 beleuchten die Grundlagen des Hörfunks und seine Geschichte, wobei die Entwicklung des dualen Systems und die Rolle des Hörfunks als Massenmedium im Fokus stehen.
- Kapitel 4 behandelt die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Hörfunk in Deutschland, mit einem besonderen Schwerpunkt auf den Rundfunkauftrag und die Medienpolitik in Niedersachsen.
- Kapitel 5 vergleicht die Strukturmerkmale des öffentlich-rechtlichen und des privat-kommerziellen Rundfunks und analysiert die Programmsituation beider Systeme.
- In Kapitel 6 werden kritische Aspekte beider Rundfunksysteme beleuchtet, wobei die Kritik an den öffentlich-rechtlichen Anstalten, den privaten Hörfunkanbietern und den Landesmedienanstalten im Vordergrund steht.
- Kapitel 7 fasst die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammen.
- Kapitel 8 analysiert die Programminhalte der beiden landesweiten Hörfunkanbieter Radio FFN und Hit-Radio Antenne, wobei die Umsetzung des Rundfunkauftrags in der Programmrealität im Mittelpunkt steht.
Schlüsselwörter
Privat-kommerzieller Hörfunk, Rundfunkauftrag, Programmrealität, Niedersachsen, duales Rundfunksystem, Medienpolitik, Landesmedienanstalten, Meinungsvielfalt, Regionalisierung, Nachrichtenangebot, Hörfunkmarkt, Trends, empirische Analyse, Radio FFN, Hit-Radio Antenne.
- Arbeit zitieren
- Jan Flemming (Autor:in), 2006, Divergenz zwischen Rundfunkauftrag und Programmrealität? Das Beispiel des privat-kommerziellen Hörfunks in Niedersachsen. , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57170