Die Unterdrückung der Schrift „De vera et falsa magia“ des katholischen Theologen Cornelius Loos 1592 und der erzwungene Widerruf seiner „unkatholischen“ Ansichten markierten einen Wendepunkt in der überkonfessionellen Hexereidebatte: Ab diesem Zeitpunkt drohte den katholischen Verfolgungsgegnern der Vorwurf der Ketzerei, sollten sie weiterhin inhaltliche (d.h. dämonologische) Kritik am Hexenglauben formulieren.
Doch auch auf protestantischer Seite gab es Vorbehalte und Ablehnung gegenüber „papistischen“ Argumenten. Das Fehlen einer dem Papsttum ähnlichen zentralen Autorität im Protestantismus verleitet sehr leicht zu der simplifizierenden Annahme, dass die protestantischen Verfolgungskritiker deshalb viel freier argumentieren konnten als ihre katholischen Kollegen.
Doch hält diese Annahme einer näheren Untersuchung stand? Unter anderem dies zu überprüfen hat sich diese Arbeit zum Ziel gemacht. Das Hauptaugenmerk dieser Arbeit liegt auf der Darlegung der Charakteristika der protestantischen Hexereidebatte. Die Beantwortung der Frage nach der Offenheit der Debatte stützt sich hauptsächlich auf die Ausführungen von Claudia Kauertz über die universitäre Zensuspraxis an der Universität Helmstedt.
Ausgangspunkt bildet die Betrachtung des lutherischen Teufelsbildes, ohne dessen Kenntnis weder das lutherische Konzept der Sündhaftigkeit des Menschen, noch sein Gottesbild richtig verstanden werden kann. Im Folgenden wird durch die Betrachtung der protestantischen Predigertätigkeit die Rolle des Teufels im Protestantismus untersucht, da die Frage nach den Grenzen dessen Macht und Wirkens den zentralen Punkt der Dämonologie darstellt. Von diesen grundlegenden Betrachtungen ausgehend werden im Folgenden die Grundzüge und Charakteristika der protestantischen Debatte dargelegt. Dazu sollen unterschiedliche Positionen und Argumentationsstrategien sowie deren Vertreter vorgestellt werden. Im Schlussteil der Arbeit wird aufgezeigt, inwieweit die protestantische Zauber- und Hexendebatte im 16. und 17. Jahrhundert tatsächlich offener geführt werden konnte als ihr katholisches Pendant.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. ,,Der Fürst dieser Welt“ – Der Teufel im Protestantismus
- II.1. Luthers Teufelsbild
- II.2. Teufel und Hexen in den Predigten
- III. Zwischen Zweifel und Eifer: Positionen und Charakteristika der protestantischen Hexereidebatte
- IV. Zwischen Zensus und Meinungsfreiheit: Zur Offenheit der protestantischen Debatte
- V. Fazit
- VI. Literaturangaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die protestantische Hexereidebatte im 16. und 17. Jahrhundert, indem sie die zentralen Argumente und Positionen innerhalb dieser Debatte beleuchtet. Ziel ist es, die Charakteristika der Debatte zu erforschen und die Frage nach der Offenheit der Debatte im Vergleich zum katholischen Pendant zu untersuchen.
- Luthers Teufelsbild und seine Bedeutung für die Hexenfrage
- Die Rolle des Teufels im Protestantismus und die Folgen für die Alltagsmagie
- Die protestantische Hexereidebatte: Positionen und Argumentationsstrategien
- Zensuspraxis und Meinungsfreiheit: Die Offenheit der protestantischen Debatte im Vergleich zum Katholizismus
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik der Hexenverfolgung im 16. und 17. Jahrhundert ein und beleuchtet den Stellenwert des Teufels in den Vorstellungen der damaligen Zeit. Besonders die Verbreitung der intellektuellen Hexenlehre durch Traktate und Predigten wird als entscheidender Faktor für die Intensität der Verfolgung hervorgehoben. Die Teufelspaktlehre, die jede Magieausübung mit der Apostasie verbindet, spielt eine zentrale Rolle in dieser Debatte.
II. ,,Der Fürst dieser Welt“ – Der Teufel im Protestantismus
II.1. Luthers Teufelsbild
Dieser Abschnitt betrachtet Luthers Teufelsbild im Kontext seiner Reformationstheologie. Es wird deutlich, dass Luthers Vorstellung vom Teufel eng mit seiner Lehre von der Sündhaftigkeit des Menschen und der ständigen Gefahr durch dessen Versuchungen verbunden war. Der Mensch war nach Luther ein ohnmächtiger Sünder, der auf die Gnade Gottes angewiesen war.
II.2. Teufel und Hexen in den Predigten
Dieser Teil beleuchtet die Rolle des Teufels in den Predigten und untersucht die Frage nach den Grenzen seiner Macht und Wirkens. Die Predigttätigkeit spielte eine zentrale Rolle bei der Verbreitung der intellektuellen Hexenlehre und der Verknüpfung von Alltagsmagie mit dem theologischen Lehrgebäude.
III. Zwischen Zweifel und Eifer: Positionen und Charakteristika der protestantischen Hexereidebatte
Dieses Kapitel widmet sich den verschiedenen Positionen und Argumentationsstrategien innerhalb der protestantischen Hexereidebatte. Es werden verschiedene Vertreter der Debatte vorgestellt und ihre Ansichten zu den Themen Zauber, Hexerei und Teufelspakt analysiert.
IV. Zwischen Zensus und Meinungsfreiheit: Zur Offenheit der protestantischen Debatte
Dieser Abschnitt untersucht, inwieweit die protestantische Zauber- und Hexendebatte tatsächlich offener geführt werden konnte als ihre katholische Entsprechung. Insbesondere die Auswirkungen des universitären Zensus auf die Debatte werden hier beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Arbeit sind: Protestantische Hexereidebatte, Teufelsbild, Sündhaftigkeit, Alltagsmagie, Zensuspraxis, Meinungsfreiheit, Offenheit, Dämonologie, Traktate, Predigten, Teufelspaktlehre.
- Citar trabajo
- Marius Sauter (Autor), 2005, Zwischen Zweifel und Eifer - Positionen und Charakteristika der protestantischen Hexereidebatte, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57552