Die Neoklassik - Grundlagen und zentrale Aussagen


Term Paper (Advanced seminar), 2004

19 Pages, Grade: 2,0


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der klassische Ansatz

3. Annahmen der Neoklassik

4. Allokation von Ressourcen

5. Marktversagen im Mediensektor
5.1. Öffentliche Güter
5.2. Externe Effekte
5.3. Strukturprobleme des Wettbewerbs
5.4. Informationsmängel auf Seiten der Konsumenten
5.5. Nichtrationalität der Konsumenten

6. Kritik an der Neoklassik

7. Fazit

8. Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Verschiebung des Preisniveaus

1. Einleitung

Betrachtet man den Mediensektor, so finden sich auf den ersten Blick keine grundlegenden Unterschiede im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen. Es werden Güter hergestellt und gehandelt und die produzierenden Unternehmen streben nach Gewinnmaximierung. Dennoch haben Medienprodukte gewisse Eigenschaften, die sie von anderen Wirtschaftsgütern unterscheiden. So erfüllen Medien neben der ökonomischen Aufgabe der Gewinnerzielung auch gesellschaftliche Aufgaben, wie etwa die öffentliche Meinungsbildung. Außerdem ist die Qualität eines Medienprodukts im Voraus nicht festzustellen. Medien sind als Güter zu verstehen, deren Kauf stark vom Vertrauen der Konsumenten abhängt. In der Ökonomie werden zahlreiche verschiedene Ansätze diskutiert, die versuchen, das Verhalten von Wirtschaftssubjekten zu erklären. Dabei ist die Neoklassik eine der dominierenden Theorien. In dieser Arbeit soll untersucht werden, wie aussagekräftig die neoklassische Theorie für das Mediensystem ist. Beispielsweise ist zu diskutieren, ob die neoklassische Annahme des „homo oeconomicus“, des rational handelnden Individuums, auf den Medienkonsum übertragbar ist.

Die neoklassische Schule ist, wie der Name schon erahnen lässt, eine Weiterentwicklung des klassischen Ansatzes. Betrachtet man die Hauptdiskussionen in der Volkswirtschaftslehre, so wird deutlich, dass meist die Frage im Mittelpunkt steht, ob sich die Volkswirtschaft im wesentlichen spontan in Richtung eines langfristigen Vollbeschäftigungsgleichgewichts entwickelt oder ob dazu staatliche Eingriffe nötig sind. Ansätze, die von starken selbstregulierenden Kräften einer Volkswirtschaft ausgehen, werden als klassisch bezeichnet. In dieser Arbeit sollen zunächst Grundlagen klassischen Theorie vorgestellt werden. Im Anschluss sollen die zentralen Aussagen der neoklassischen Theorie aufgezeigt werden. Ob sich die Annahmen der Neoklassik auch auf das Mediensystem anwenden lassen, soll schließlich in Kapitel 5 überprüft werden. Abschließend soll eine Kritik des neoklassischen Ansatzes erfolgen.

2. Der klassische Ansatz

Die Klassik wurde Ende des 18. Jahrhunderts entwickelt, ihre wichtigsten Vertreter waren Adam Smith, J. B. Say und John Stuart Mill. Wie bereits in der Einleitung angedeutet, betont der klassische Ansatz die starken selbstregulierenden Kräfte einer Volkswirtschaft. Die Vertreter der klassischen Schule gehen davon aus, dass Preise und Löhne flexibel sind und sich deshalb die Wirtschaft schnell in Richtung ihres Gleichgewichts bewegt. Dabei werden eventuelle Konjunkturzyklen als vorübergehende Abweichungen mit Tendenz zur Selbstkorrektur angesehen. Die Analyse der Klassiker geht vom sogenannten Sayschen Theorem aus. Das Saysche Theorem besagt, dass es in einer Volkswirtschaft unmöglich zu einer Überproduktion kommen kann, oder anders formuliert, dass jedes Angebot seine eigene Nachfrage schafft. Nach dieser klassischen Ansicht beeinflussen Änderungen der Gesamtnachfrage zwar das Preisniveau, haben jedoch keine bleibenden Auswirkungen auf Produktion und Beschäftigung. (Samuelson/ Nordhaus 1999, S. 693)

Für die Wirtschaftspolitik ergeben sich aus der klassischen Lehre folgende Schlussfolgerungen. Es gibt keine langen und anhaltenden Wirtschaftskrisen; jegliche Rezessionen oder Depressionen sind – sofern sie überhaupt auftreten – nur von kurzer Dauer. Vertreter der Klassik sind der Meinung, dass qualifizierte Arbeitskräfte zum üblichen Marktlohn schnell Arbeit finden werden und Abweichungen von Vollbeschäftigung nur eine kurzfristige Erscheinung sind. Es gibt folglich keine unfreiwillige Arbeitslosigkeit. (Samuelson/ Nordhaus 1999, S. 694; Kalmbach/ Kurz 1983, S. 77-83)

Noch bedeutender ist die zweite Schlussfolgerung: Wirtschaftspolitisches Einwirken auf die Gesamtnachfrage hat keinen Einfluss auf den Beschäftigungsstand und das reale Bruttoinlandsprodukt. Würde die Zentralbank bei dem ursprünglichen Gleichgewicht in Punkt A zur Inflationsbekämpfung eine knappere Geldmenge beschließen, käme es nur kurze Zeit auf dem ursprünglichen Preisniveau P zu einem Angebotsüberschuss, die Nachfragekurve bewegt sich in Richtung Punkt B. Löhne und Preise würden dann aber zu sinken beginnen und die Wirtschaft würde sich zu ihrem neuen Gleichgewicht in Punkt C bewegen. Der Endeffekt wäre also eine Senkung des allgemeinen Preisniveaus. (Samuelson/ Nordhaus 1999, S. 694)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Verschiebung des Preisniveaus (Quelle: Samuelson/ Nordhaus, S.693)

3. Annahmen der Neoklassik

Die Anfänge der Neoklassik reichen bis in das 19. Jahrhundert zurück. Entwickelt wurden erste neoklassische Überlegungen etwa zeitgleich und unabhängig voneinander um 1870 von William Stanley Jevons in England, Leon Walras in der Schweiz und Carl Menger in Österreich. Die Neoklassik nimmt einige der Grundannahmen der Klassik auf und fügt neue Aussagen hinzu. Die beiden Postulate, die den Kern des neoklassischen Ansatzes bilden, sind:

Preise und Löhne sind flexibel und

Die Menschen bedienen sich aller verfügbarer Informationen. (Groenewegen 1990, S. 13; Samuelson/ Nordhaus 1999, S. 704)

Die erste Aussage bezieht sich auf die bereits angesprochene klassische Annahme der Preis- und Lohnflexibilität. Die zweite Aussage ist neu und besagt, dass die Menschen ihre Erwartungen ausgehend von allen verfügbaren Informationen entwickeln. Das bedeutet aber auch, dass die Bürger gut informiert sind und Zugang zu denselben Informationen wie der Staat haben. Ein Grundstein der neoklassischen Schule ist die Theorie der rationalen Erwartungen. Danach werden Prognosen unvoreingenommen und basierend auf allen verfügbaren Informationen erstellt. Die Annahme, dass die Menschen alle verfügbaren Informationen in ihre Entscheidungen einfließen lassen, ist jedoch nicht unumstritten. Diese Behauptung würde bedeuten, dass die Menschen die Funktionsweisen der Wirtschaft verstehen und so die Folgen staatlicher Eingriffe vorhersehen und sich entsprechend verhalten würden. Die neoklassische Theorie geht also davon aus, dass der Staat aufgrund der rationalen Erwartungen seiner Bürger diese mit systematischen wirtschaftspolitischen Eingriffen nicht täuschen kann. Außerdem verbindet die Vorstellung von rationalem Handeln Eigennutz mit Rationalität. Demnach streben alle Wirtschaftssubjekte danach, ihre Bedürfnisse optimal zu befriedigen. Man geht davon aus, dass der Mensch bezüglich der ihm offenstehenden Möglichkeiten ein widerspruchsfreies System von Präferenzen hat, die er in eine Rangordnung bringt, je nachdem welche ihm den größten Nutzen bringt. Dem Verhalten der Individuen liegt das Konzept der Nutzenmaximierung zugrunde. Rationales Handeln impliziert also immer eine Art von Kosten-Nutzen-Analyse. (Samuelson/ Nordhaus 1999, S. 704/ 705, Haslinger/ Schneider 1983, S. 7; Weber 1988, S. 35-41)

Eine weitere Annahme der neoklassischen Theorie ist die Gewinnmaximierungshypothese. Gewinnmaximierendes Verhalten wird als Orientierung von Firmen an der Steigerung des Nettoertrags verstanden. Der Nettoertrag der Produktion führt zu einer Erhöhung des Einkommens der Firmeneigentümer und somit auch zu einer Erhöhung ihrer Konsummöglichkeiten. Grundlage dieses Verhaltens ist die Rationalität der Individuen. Ein Kritikpunkt, der der Hypothese der Gewinnmaximierung widerspricht, ist, dass oligopolistisches oder monopolistisches Firmenverhalten andere Strategien verfolgt. Beispielsweise orientieren sich solche Unternehmen eher an bestimmten Umsatzstrategien beziehungsweise sind daran ausgerichtet, gewisse Marktanteile zu halten oder zu erreichen. Jedoch kann diesem Argument entgegengesetzt werden, dass auch diese, eher mittelfristigen Ziele Teil einer langfristigen Gewinnmaximierungsstrategie sind. (Haslinger/ Schneider 1983, S. 13)

In der Neoklassik spielt neben der Annahme rationalen Verhaltens das Postulat des methodologischen Individualismus eine große Rolle. Der methodologische Individualismus stellt das Individuum in den Mittelpunkt seiner Überlegungen. Das bedeutet zum einen, dass Vorgänge in einer Gesellschaft nur durch das Verhalten von Individuen erklärt werden können, nicht etwa durch Handlungen von Kollektiven, und zum anderen, dass Regelungen und Institutionen erst durch Entscheidungen von individuell Betroffenen legitimiert werden. Das Individuum mit seinen Optimierungsentscheidungen bildet also die Basis jeglicher gesellschaftlicher und ökonomischer Geschehnisse. (Heinrich 2001, S. 67)

Ein weiterer Unterschied im Vergleich zur Klassik ist, dass die Neoklassik bewusst Fragen der Politik ausklammert und sich nur mit der reinen Ökonomie beschäftigt. Außerdem wird davon ausgegangen, dass der Markt stabil ist und sämtliche Störungen und Krisen exogen sind, also von äußeren Einflüssen bewirkt werden. Der Markt findet danach wieder von selbst in ein Gleichgewicht. Regulierende Eingriffe von Seiten des Staates sind aus Sicht der Neoklassiker „zeitlich unexakt, nicht effizient und damit gegenstandslos bis kontraproduktiv“ (Grisold 2002, S. 84).

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Details

Title
Die Neoklassik - Grundlagen und zentrale Aussagen
College
University of Hohenheim  (Institut für Sozialwissenschaften)
Course
Seminar: Medien und Ökonomie - Erklärungsmodelle und Theorien
Grade
2,0
Author
Year
2004
Pages
19
Catalog Number
V57675
ISBN (eBook)
9783638520546
ISBN (Book)
9783656794707
File size
501 KB
Language
German
Keywords
Neoklassik, Grundlagen, Aussagen, Seminar, Medien, Erklärungsmodelle, Theorien
Quote paper
Dipl. rer.com. Verena Pohl (Author), 2004, Die Neoklassik - Grundlagen und zentrale Aussagen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57675

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