Dysgrammatismus bei Kindern


Trabajo Escrito, 2006

23 Páginas, Calificación: 1,3


Extracto


Gliederung

1. Definition Entwicklungsdysphasie

2. Symptome
2.1. Charakteristika des Dysgrammatismus
2.2. Überblick Symptomentwicklung und Unterschiede der sprachlichen Entwicklung zum „normalen“ Kind
2.2.1. Das prädysgrammatische Stadium
2.2.2. Das dysgrammatische Stadium
2.2.3. Das postdysgrammatische Stadium
2.3. Der Sprachbaum
2.3.1. Inhalt
2.3.2. Zur Einzigartigkeit jedes Baumes

3. Ursachen des Dysgrammatismus
3.1. Das familiäre Umfeld
3.2. Erbliche Dispositionen
3.3. Erworbene Hirnschädigungen

4. Diagnostik
4.1. Die Anamneseerhebung
4.2. Spiel- oder Gesprächssituation

5. Therapie
5.1. allgemeine Ansätze
5.2. konkrete Ansätze
5.2.1. Der Phänomenologische Ansatz
5.2.2. Sprachtherapie als Kommunikationstherapie
5.2.3. Der ökolinguopädische Ansatz
5.2.3. Die entwicklungsproximale Therapie

6. Anhang

7. Quellennachweis
7.1. Literaturverzeichnis

1. Definition Entwicklungsdysphasie

„Dysphasie [zu griech. phásis >Sprechen<, >Sprache<] ist eine Sprachstörung, die auf eine Verletzung des Gehirnes zurückgeht.“[1][2]

Besonderes Merkmal der Entwicklungsdysphasie ist der deutlich verzögerte und verlangsamte Spracherwerb. Hierbei wird der quantitative Sprachrückstand, also Art und Anzahl der gesprochenen Wörter von qualitativen Sprachproblemen begleitet. Die Sprachdefizite sind allerdings nicht auf eine allgemeine, geistige Retardierung[3] des Kindes zurückzuführen. Die Entwicklungsdysphasie ist eine recht häufige Störung, denn 6-8% aller Vorschulkinder sind davon betroffen; jedes 14.Kind jedoch ohne weitere, offenkundige Beeinträchtigung. Die Krankheit gilt als äußerst persistent[4] und hat eine ausbreitende Wirkung. Das bedeutet, dass im Laufe der Zeit die gesamte Persönlichkeit des Kindes gestört werden kann. Zwischen den einzelnen dysphasischen Kindern gibt es Unterschiede im Muster, Ausbildungsgrad und Verlauf der Störung. Somit verlangt jedes Kind nach einer Einzeldiagnose. Kinder mit verspätetem und verlangsamtem Spracherwerb nennt man „late talkers“. Sie äußern ihre ersten Worte erst zu einem Zeitpunkt, wo normale Kinder schon mehrere 100 Wörter sprechen können. Dieser Sprachrückstand kann dann nicht explosionsartig aufgeholt werden, ganz im Gegenteil: die Kinder lernen auffällig langsam und mühsam. Der Leistungsabstand vergrößert sich dann mit zunehmendem Alter – hierbei entsteht die Gefahr der Plateaubildung. Das bedeutet, dass die „normalen“ Kinder in ihrer Entwicklung immer weiter voranschreiten, während die dysphasischen Kinder immer weiter in ihrer Entwicklung zurückbleiben – daher entsteht irgendwann eine Kluft zwischen den Kindern.

2. Symptome

Die nun folgenden Charakteristika des Dysgrammatismus sollen die Sprachstörung näher erläutern. Danach erfolgt ein Überblick über die Symptomentwicklung und anschließend werden die Unterschiede zwischen einem „normalen“ und einem sprachgestörten Kind in verschiedenen Altersstufen verdeutlicht.[5]

2.1. Charakteristika des Dysgrammatismus

Dysgrammatismus bedeutet wörtlich übersetzt soviel wie "schlechter Grammatismus". Man versteht darunter eine grammatische und syntaktische Störung des Sprechens und Schreibens. Der/Die Betroffene zeigt Fehlleistungen in der Deklination und Konjugation sowie Verstöße gegen die Regeln des Wort- und Satzgefüges. Eine eindeutige Definition für Dysgrammatismus gibt es nicht, jedoch sind einige Symptome bekannt, die als erste Anzeichen für die Sprachstörung gelten. Dies wird an dem Beispielsatz: „Der kleine Junge Sandkasten spielen.“ deutlich. Dieser Satz ist verkürzt und enthält eine vereinfachte Syntax. Das finite Verb „spielt“ wird hier durch die infinite Form „spielen“ ersetzt. Weiterhin lassen dysphasische Kinder meist die Elemente der geschlossenen Klasse[6] aus, hier also die Präposition „im“. Des Weiteren sind einige Sprachwissenschaftler der Ansicht, dass dysphasische Kinder allgemeine Probleme mit der Wortstellung haben, dies ist allerdings eine umstrittene Theorie. Laut Grohnfeldt kommen zu den genannten Symptomen noch Wortstellungsfehler, Deklinations-, Konjugationsfehler und Störungen bei der Bildung von Pluralmorphemen dazu.

2.2. Überblick Symptomentwicklung und Unterschiede der sprachlichen Entwicklung zum „normalen“ Kind

Dysgrammatismus tritt nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt auf, sondern schleicht sich durch eine längere Grauphase ein. Besonders auffallend ist, dass dysphasische Kinder keine weiteren Fortschritte in der Sprachentwicklung machen, gänzlich wieder aufhören zu sprechen oder erst verspätet anfangen zu sprechen.[7]

Die Sprachstörung kann man zeitlich in drei verschiedene Stadien unterteilen, die im Folgenden näher erläutert werden.

2.2.1. Das prädysgrammatische Stadium

Das prädysgrammatische Stadium tritt etwa im Alter von 10 Monaten bis 1,5 Jahren auf. Kinder mit normaler Sprachentwicklung äußern in diesem Alter Gebärden wie

„bitte-bitte“ und ahmen Silben und Laute nach. Die Kinder verstehen die Aufforderungen ihrer Umgebung und können bestimmte Gegenstände benennen oder zeigen.

Ein Kind mit gestörter Sprachentwicklung hat eine ausbleibende Sprachentwicklung. Das bedeutet, das Kind beschränkt sich z. Bsp. auf immer wieder gleiche Silben oder Lautfolgen und versteht keine Aufforderungen. Insgesamt beziehen sich die Sprachprobleme des dysphasischen Kindes auf die phonetisch-phonologische Verarbeitung und den Aufbau des frühen Lexikons. So werden bestimmte Wörter weitgehend auf ihre elementaren Formen reduziert. Z.B. : Milch [mi], Wasser [v∂v∂].

2.2.2. Das dysgrammatische Stadium

Das dysgrammatische Stadium tritt in zwei Phasen auf, einmal im Alter zwischen 2 und 3 Jahren und im Alter zwischen 4 und 5 Jahren. Ein normal entwickeltes Kind im Alter von 2 bis 3 Jahren spricht mindestens 50 Wörter und beherrscht vorwiegend Zwei-Wort-Sätze. Es hat schon Verständnis für Nomina, Verben, Adjektive und Präpositionen. Es spricht von sich als „ich“, einzelne Laute und Sätze sind allerdings noch unvollkommen. Zum Beispiel werden die Laute d/g und t/k verwechselt: „Is deh’ Tinderdarten.“ Ein sprachgestörtes Kind in dem Alter hat z.B. eine gestörte Lautbildung, eine stark gestörte Satzbildung und/oder macht keine Ansätze über Zwei-Wort-Sätze hinaus. Auffallend ist vor allem der stereotype Gebrauch sehr weniger, immer derselben, unverständlichen Lautgebilde. Außerdem näseln manche Kinder oder sprechen „heiser“.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Dysgrammatismus weitgehend als einfache Verzögerung der normalen Entwicklung erscheint. Bei dem Vergleich eines älteren, dysgrammatischen Kind mit einem normalen Kind fällt auf, dass das dysgrammatische Kind vom IQ her mehr und Komplexeres erzählen möchte, dies aber nicht kann. Daher wirkt das Kind oft unbeholfen und angestrengt.

Im Alter zwischen 4 und 5 Jahren kann ein normal entwickeltes Kind Situationen sprachlich umschreiben und von Dingen sprechen, die es unmittelbar sieht. Es beherrscht die Umgangssprache, ist allerdings ab und zu noch unsicher im Gebrauch der Vergangenheitsform, z.Bsp: „Ich bin gegangt.“. Das sprachgestörte Kind hat eine gestörte Lautbildung, eine gestörte Satzbildung, einen eingeschränkten Wortschatz und ein eingeschränktes Sprachverständnis. Außerdem entwickeln dysphasische Kinder in diesem Alter oft eine „eigene Sprache“ oder reden wieder in Babysprache. Stottern und überhastetes bzw. verwaschenes Sprechen sind auch Merkmale des Dysgrammatismus, genauso wie die gänzliche Sprechverweigerung. Zusammenfassend fällt auf, dass die Lernprozesse generell verlangsamt, mühsam, teilweise sogar stagnierend sind. Einige Teilentwicklungen bleiben in dieser Phase „hängen“, daher sehen Sprachwissenschaftler die dysgrammatische Phase als besonders kritisches Stadium. Bei vielen Kindern haben die phonologischen Auffälligkeiten im Verlauf dieses Stadiums jedoch soweit abgenommen, dass die Kinder auch für fremde Personen einigermaßen verständlich sind.

2.2.3. Das postdysgrammatische Stadium

Im postdysgrammatischen Stadium haben die dysphasischen Kinder die Grammatik der Muttersprache soweit erlernt, dass sie für das Umfeld relativ unauffällig werden. Allerdings bleiben die Sprachdefizite und das beschränkte Repertoire an Wörtern bis ins Jugend- und Erwachsenenalter bestehen. Teilweise haben diese Menschen extreme Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben, wodurch das Textverständnis erheblich reduziert wird. Daher gehen dysphasische Kinder meistens auch auf Schulen für Lernbehinderte, denn die sprachspezifische Entwicklungsstörung entwickelt sich oft zu einer allgemeinen Lernstörung.

2.3. Der Sprachbaum

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[8]

Abb.1

2.3.1. Inhalt des Sprachbaumes

Nach Wolfgang Wendtlandt lässt sich die Sprachentwicklung eines Kindes anhand des Schaubildes „Der Sprachbaum“ veranschaulichen: ein Kind verfügt nicht von Anfang an über Sprache. Die Sprache muss sich erst im Laufe der Jahre entwickeln, ähnlich wie eine Pflanze erst im Laufe der Jahre zu einem großen Baum heranwächst. Erst braucht die Pflanze Wurzeln, welche Halt im Boden finden müssen. Erst wenn dies geschehen ist, kann sich der Stamm entwickeln, um dann die Krone auszubilden. Die Krone ist hierbei die ausgebildete Sprache mit ihren drei Bereichen Wortschatz , Artikulation und Grammatik. Der Stamm stellt die Voraussetzung für Sprache dar, nämlich das Sprechverständnis und die Sprechfreude. Die Wurzeln symbolisieren die zugrunde liegenden Entwicklungsprozesse. Ein Kind braucht sie um überhaupt fähig zu werden, Sprache zu erwerben und anzuwenden. Hier handelt es sich um Entwicklungsprozesse wie geistige Entwicklung, Bewegung, Hören, Sehen und Tasten. Um zu leben braucht der Baum vor allem äußere Faktoren wie Wärme, Liebe, Akzeptanz, Geborgenheit, Schutz, Sicherheit und Fürsorge. Diese Faktoren sind im Schaubild durch die Sonne dargestellt. Des Weiteren braucht der Baum Nährstoffe; diese sind unter anderem im Wasser und in der Erde enthalten. Das Wasser stellt für das Kind die tägliche Kommunikation und das miteinander - reden dar. Die Erde symbolisiert die Lebensumwelt, z.Bsp. die Kultur und die Gesellschaft, welche einen großen Einfluss, sowohl auf die Entwicklung des Baumes als auch auf die Entwicklung der Sprache hat. Eltern und Erzieher können durch die Art, wie sie mit ihrem Kind reden die Sprachentwicklung „gießen“, anregen und fördern. Wenn die Kommunikation ausfällt, zu viel oder falsch kommuniziert wird, können sich Teile der Krone nicht ausbilden bzw. sie sterben ab.

2.3.2. Zur Einzigartigkeit jedes Baumes

„Kein Baum gleicht dem anderen.“[9] So ist auch die Sprachentwicklung von Kind zu Kind unterschiedlich, im Entwicklungstempo bzw. in Art und Anzahl der ersten Wörter oder in der Häufigkeit des Sprechens. Daher ist es wichtig, richtig einzuschätzen ob das wenige oder „falsche“ Sprechen des Kindes bereits Anzeichen einer Dysphasie sein können oder ob es sich hier lediglich um die Eigenheit der individuellen Sprache handelt.

Der Sprachbaum macht deutlich, dass Störungen des Sprechens und der Sprache (in der Krone) vor allem dadurch behoben werden können, indem man andere Partien des Baumes stärkt. Eine andere Lösung des Problems wäre, gewisse Faktoren der Umwelt ändern, z.Bsp. das „nährstoffarme Wasser“ anzureichern.

Ein abschließendes Beispiel soll dies noch einmal verdeutlichen: Das Mädchen Claudia ist in ihrer gesamten Sprachentwicklung zurückgeblieben und sehr wortkarg. Die Mutter hingegen redet ständig auf sie ein. Erfahrene Sprachwissenschaftler raten der Mutter weniger zu reden und dafür mehr zuzuhören. Sie sollte das Kind nicht unter Druck setzen, sondern es akzeptieren und nicht an ihm „herumdoktern“. Sie muss sich klarmachen, dass jedes Kind sich irgendwann mitteilen möchte. Dies kann es nur, wenn es Beziehungen zu Menschen aufbaut, die es mag und bei denen es sich wohl fühlt. Vor allem die Eltern können dem Kind dabei helfen, sich in diesen Beziehungen wohlzufühlen.

[...]


[1] OERTER, Rolf und Montada, Leo (Hrsg): Entwicklungspsychologie. Ein Lehrbuch (4.Auflage). Psychologie Verlags Union, Weinheim,1998.

[2] Brockhaus Enzyklopädie, Band 6

[3] Verzögerung

[4] D.h. anhaltend, andauernd, hartnäckig

[5] WENDTLANDT, Wolfgang: Sprachstörungen im Kindesalter: Materialien zur Früherkennung und Beratung: 5 Tabellen/Wolfgang Wendlandt. Unter Mitarbeit von Liselotte von der Hude. 4.überarbeitete Auflage – Stuttgart; New York: Thieme 2000

[6] z.Bsp. Konjunktionen, Artikel, Präpositionen, Pronomina, Hilfswörter etc.

[7] BAUMGARTNER,S. und FÜSSENICH,I. (Hrsg): Sprachtherapie mit Kindern. Grundlagen und Verfahren. Ernst-Reinhardt, GmbH & Co, Verlag München, 1997.

Kapitel Grammatik (Friedrich Michael Dannenbauer), Seite 123 - 153

[8] Wendlandt, Wolfgang: Sprachstörungen im Kindesalter: Materialien zur Früherkennung und Beratung, Seite 11

[9] Wendlandt, Wolfgang: Sprachstörungen im Kindesalter: Materialien zur Früherkennung und Beratung, S. 17

Final del extracto de 23 páginas

Detalles

Título
Dysgrammatismus bei Kindern
Universidad
University of Erfurt
Curso
Neurowissenschaftliche Grundlagen der Kommunikation
Calificación
1,3
Autores
Año
2006
Páginas
23
No. de catálogo
V57766
ISBN (Ebook)
9783638521086
ISBN (Libro)
9783656806547
Tamaño de fichero
574 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Dysgrammatismus, Kindern, Neurowissenschaftliche, Grundlagen, Kommunikation
Citar trabajo
Stephanie Ermel (Autor)Ulrike Kalb (Autor), 2006, Dysgrammatismus bei Kindern, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57766

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