Zu den obersten Ziele der Entwicklungspolitik der Europäischen Union (EU) gehören die Erreichung der Millennium Entwicklungsziele (MDG) der Vereinten Nationen (UN), insbesondere die Halbierung der Armut und der Unterernährung bis zum Jahre 2015, und die Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklung in den Entwicklungsländern. Trotz dieser Anerkennung leiden derzeit weltweit etwa 850 Millionen Menschen an Unterernährung, davon 815 Millionen in Entwicklungsländern. Diese Ungerechtigkeit wiegt vor allem deshalb so schwer, weil sie sich nahezu vollständig verhindern ließe: Rechnerisch stehen genügend Lebensmittel zur Verfügung, um alle 6,5 Milliarden Menschen auf der Welt mit einer angemessenen Menge an Nahrungsmitteln zu versorgen.
Dabei spielt die Beseitigung der Unterernährung eine Schlüsselrolle bei der Bekämpfung der Armut und der Erreichung der anderen MDG: Unterernährung (MDG 1) führt zu einer Verringerung der (schulischen) Leistungsfähigkeit (MDG 2), zu einer Verringerung der Bildungs- und Beschäftigungschancen von Frauen und Mädchen (MDG 3), zu einer Schwächung des Immunsystems und infolgedessen zu einer Erhöhung der Kindersterblichkeit (MDG 4), zu einer Verschlechterung der Gesundheit von Müttern und Kindern (MDG 5), zu einer Beschleunigung des Ausbreitens von HIV/Aids und zu einer sinkenden Überlebenswahrscheinlichkeit bei schweren Erkrankungen wie zum Beispiel Malaria (MDG 6). Des weiteren verstärkt sie die Gefahr der nicht-nachhaltigen Nutzung der Umweltressourcen (MDG 7) und verschlechtert die Chancen der betroffenen Menschen auf einen gerechten Markt- und Ressourcenzugang (MDG 8). Als pragmatische Lösung zur Linderung der Unterernährung bietet sich die Versorgung der bedürftigen Bevölkerung mit Nahrungsmitteln aus Überschussbeständen anderer Länder an. Die Notwendigkeit der Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln in Katastrophenfällen oder zur Überwindung von Krisen, also der sogenannten Nothilfe, ist auch weitgehend unumstritten. Die über die Nothilfe hinausgehende Nahrungsmittelhilfe (NMH) steht jedoch regelmäßig in der Kritik, da ihr verschiedene negative Effekte nachgesagt werden, die der Erreichung der Ziele der Entwicklungspolitik entgegenstehen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Nahrungsmittelhilfe der Europäischen Union
- Definitionen
- Entstehung und heutige Rechtsgrundlage
- Mittelherkunft und -verwendung
- Direkte Nahrungsmittelhilfe
- Indirekte Vergabe
- Zwischenfazit
- Forderungen an eine kohärente EU-Politik
- Definitionen
- Rechtliche Verankerung des Kohärenzgebotes und Gründe für den Kohärenzanspruch
- Gründe für Inkohärenz
- Bisherige Reformbemühungen und Zwischenfazit
- Analyse der Nahrungsmittelhilfe der EU
- Wirksamkeitsanalyse
- Die Wirkungen der Nahrungsmittelhilfe im Empfängerland
- Der Disincentive-Effekt des Preismechanismus
- Der Output-Effekt der Nahrungsmittelhilfe
- Zwischenfazit
- Vergleich der Bereitstellungskosten nach Ursprungsmarkt
- Zwischenfazit
- Die Wirkungen der Nahrungsmittelhilfe im Empfängerland
- Analyse auf Kohärenz
- Gemeinsame Fischereipolitik
- Gemeinsame Agrarpolitik
- Gemeinsame Handelspolitik
- Reformvorschläge
- Wirksamkeitsanalyse
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Nahrungsmittelhilfe als Teil der EU-Entwicklungspolitik. Sie analysiert die Wirksamkeit und Kohärenz der aktuellen Strategie und identifiziert Reformbedarfe.
- Die Wirksamkeit der Nahrungsmittelhilfe
- Die Kohärenz der Nahrungsmittelhilfe mit anderen EU-Politiken
- Reformvorschläge zur Verbesserung der Wirksamkeit und Kohärenz der Nahrungsmittelhilfe
- Die Bedeutung der Mittelverwendung und -herkunft
- Der Einfluss der Nahrungsmittelhilfe auf die Empfängerländer
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema ein und stellt die Relevanz der Nahrungsmittelhilfe der EU dar. Kapitel 2 beleuchtet die Entstehung und heutige Rechtsgrundlage der Nahrungsmittelhilfe, sowie die Mittelherkunft und -verwendung. Kapitel 3 widmet sich den Forderungen an eine kohärente EU-Politik, insbesondere in Bezug auf die Nahrungsmittelhilfe. Im vierten Kapitel erfolgt eine Analyse der Wirksamkeit und Kohärenz der Nahrungsmittelhilfe der EU. Schließlich werden im fünften Kapitel Reformvorschläge zur Verbesserung der aktuellen Strategie vorgestellt.
Schlüsselwörter
Nahrungsmittelhilfe, EU-Entwicklungspolitik, Kohärenz, Wirksamkeit, Reformvorschläge, Mittelverwendung, Empfängerländer, Preismechanismus, Output-Effekt, Gemeinsame Fischereipolitik, Gemeinsame Agrarpolitik, Gemeinsame Handelspolitik, Bereitstellungskosten, Disincentive-Effekt.
- Quote paper
- Dirk-Jan Aschoff (Author), 2006, Nahrungsmittelhilfe als Teil einer kohärenten EU-Entwicklungspolitik - Strategie, Kritik und Reformvorschläge, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57791