Das Instituto Linguistico de Verano und die Shipibo - Missionierung unter dem Deckmantel der Sprachwissenschaft?


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2000

23 Pages, Note: 1,0


Extrait


INHALTSVERZEICHNISS

1. Einleitung

2. Die Urwaldvölker Perus
2.1. Ihre Geschichte
2.2. Kultur, Glaube, Rituale und Lebensweise
2.3. Shipibo-Conibo
2.4. Konfrontation mit der „zivilisierten Welt“; Auswirkungen/Veränderungen

3. 4oo Jahre Missionierung

4. Das ILV
4.1. Sprachwissenschaft oder Bekehrung?
4.1.1. SIL International
4.1.2. Die Wycliffe-Bibelübersetzer
4.2. Verdacht auf Mineralprospektierung

5. Indianerschutz
5.1. Was tut der Staat?
5.2. Andere Schutzorganisationen

6. Schluss

1. Einleitung

Zu Beginn des 20. Jh. existierten im peruanischen Urwald noch ca. 40 Stämme, die noch nie mit anderen Zivilisierten in Kontakt gekommen sind. Heute sind es nur noch zwei bis drei, die sich alle im Süd-Osten befinden.

Wie konnte es dazu kommen? Und was wird zum Schutz der Indígenas unternommen?

Das Instituto Lingüístico de Verano (ILV), ein sprachwissenschaftliches Institut, setzt sich für die Erforschung und den Erhalt der Indianersprachen ein, so heißt es. Ihr Hauptquartier für das peruanische Amazonien ist nur eine halbe Autostunde von Pucallpa entfernt. Es befindet sich also exakt im Zentrum des Siedlungsgebietes der Shipibo-Conibo. Dieser Stamm ist schon recht zivilisiert. Laut Prof. Ricardo Cauper Vargas, dem Direktor des Instituto Superior Pedagógico Bilingüe in Yarinacocha, sind inzwischen ca. 60% der Shipibo zum christlichen Glauben konvertiert. Ein noch größerer Teil spricht fließend spanisch.

Viele kritische Stimmen meinen, hier stünde die Linguistik eindeutig im Dienst der Missionierung und bewirke letztlich das Verschwinden der Indianersprachen und damit auch ganzer Kulturen. Der Indianist Jürgen Riester sagte diesbezüglich bereits den totalen Untergang sämtlicher Urwaldindianer-Kulturen im Grenzgebiet von Peru, Bolivien und Brasilien voraus.

Die folgende Arbeit befasst sich mit der Situation der peruanischen Urwaldindianer und dem Einfluss, den das ILV auf sie ausübt. Besonders eingegangen wird hierbei auf die Shipibo-Conibo im Ucayali-Gebiet, die sich ja schon im Anpassungsprozess befinden, und wohl auf Grund der Nähe am meisten betroffen sind von den Auswirkungen der Arbeit, die das Institut verrichtet.

2. Die Urwaldvölker Perus

Archäologen schätzen, dass die ersten Menschen das Dschungeltiefland im Osten Südamerikas erst nach 3000 v. Chr. Besiedelten. Seit jeher war die Bevölkerungsdichte gering. Mit Ausnahme des Mündungsbereichs ist das Amazonasgebiet eines der am dünnsten besiedelten Gebiete der Erde.

2.1 Ihre Geschichte

1492 gehörten die Karibik, Mexiko, Mittelamerika und das andine Südamerika zu den am dichtesten bevölkerten Regionen der Welt. Innerhalb weniger Generationen kam es jedoch in all diesen Gebieten zu einem drastischen Bevölkerungsrückgang, was auf das Eindringen der Europäer auf diesen Kontinent zurückzuführen ist.

Auf der Suche nach Reichtum, Land und Abenteuern strömten in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts Zehntausende von Einwanderern in die spanischen und portugiesischen Überseebesitzungen. Sie wurden anfangs auch sehr freundlich von der ansässigen Bevölkerung aufgenommen, doch nach und nach wurden die Europäer zunehmend als Plage angesehen, die gierig nach Reichtum und intolerant gegenüber den indianischen Sitten und Gebräuchen waren. Gleichzeitig begann auch von der brasilianischen Küste ausgehend der Sklavenraub.

„Wir kamen hierher, um Gott zu dienen und um reich zu werden", so ein Mitglied der Truppen des spanischen Eroberers Hernán Cortés. Die spanischen Eroberer und andere Abenteurer wollten das Land und die Arbeitskraft der amerikanischen Ureinwohner; die Priester und Geistlichen beanspruchten ihre Seele. Letztlich führte beides zur Ausrottung zahlreicher altamerikanischer Völker. (Encarta Version 2000)

Gonzalo Pizarro, der Bruder des Entdeckers Franzisco Pizarro machte sich Anfang des 16. Jahrhunderts auf den Weg zu den sagenhaften „Goldenen Städten“, die sich im Urwald befinden sollten. Francisco de Orellana trennte sich bald von dieser Expeditionsgruppe und führte eine eigene Expedition 1540/41 in das Amazonasgebiet.

So drangen also die ersten Europäer in den Urwald vor und schleppten auf diesem Weg auch die europäischen Infektionskrankheiten, wie Pocken, Atemwegserkrankungen und Magen-Darmerkrankungen, ein. Diese waren dort noch völlig unbekannt, wodurch das Immunsystem der Indianer nicht in der Lage war, Abwehrstoffe gegen sie zu bilden. Die Folgen dieser Krankheiten waren von katastrophalem Ausmaß.

Von Oktober 1637 bis August 1638 unternahm Pedro Teixeira die erste Fahrt flussaufwärts. Er fuhr den Amazonas bis zur Quelle des Napo hinauf und überquerte dann die Anden nach Quito in Ecuador. Weitere Erforschungen wurden im 19. Jahrhundert z. B. von Alexander von Humboldt durchgeführt.

Ende des 19. Jahrhunderts boomte dann das Gummigeschäft, und die Gummizapfer drangen bis in die entlegensten Ecken des Urwaldes vor. Mit ihren Winschestergewehren waren sie den Naturvölkern stark überlegen und begannen damit, ganze Indianerdörfer zu versklaven, denn das Gummizapfen erforderte viele Arbeitskräfte. Wenn auch 1912 der Gummimarkt zusammenbrach, setzte sich die Tragödie der Indianer dennoch fort.

Im 20. Jahrhundert gewannen der Bergbau, die Holzwirtschaft und Viehzucht zunehmend an Bedeutung. Dafür wurden und werden noch immer große Waldflächen vernichtet, was durch Abholzung und einfache Brandrodung geschieht. Dadurch wird Landfläche gewonnen, um Vieh zu züchten, um Straßen zu bauen oder um neue Dörfer für die Ansiedlung von den Campesinos zu errichten, die seit Anfang der 60er Jahre von der peruanischen Regierung aus der Andenregion in das Dschungeltiefland umgesiedelt werden. Der Straßenbau und verschiedene finanzielle Anreize der Regierung bedingen außerdem, dass auch einzelne Familien aus anderen Gebieten in das Dschungeltiefland auswandern, um sich dort durch Waldrodung eine kleine, ackerbaulich nutzbare Fläche zu sichern.

Weite Flächen des Urwaldes wurden gerodet, Strassen wurden gebaut und so kam ein Indianerstamm nach dem anderen mit Missionaren, Holzfällern, Ölbohrern etc. in Berührung.

2.2 Kultur, Glaube, Rituale und Lebensweise

Um die Sitten und Bräuche der Urwaldindianer zu verstehen, müssen auch die Umstände, in denen sie leben, ihre Umgebung, die Widrigkeiten, die sich ihnen in den Weg stellen, betrachtet werden.

[...]

Fin de l'extrait de 23 pages

Résumé des informations

Titre
Das Instituto Linguistico de Verano und die Shipibo - Missionierung unter dem Deckmantel der Sprachwissenschaft?
Université
Humboldt-University of Berlin  (Romanistik)
Cours
Landeskunde Lateinamerikas
Note
1,0
Auteur
Année
2000
Pages
23
N° de catalogue
V57912
ISBN (ebook)
9783638522298
ISBN (Livre)
9783638953283
Taille d'un fichier
2837 KB
Langue
allemand
Mots clés
Instituto, Linguistico, Verano, Shipibo, Missionierung, Deckmantel, Sprachwissenschaft, Landeskunde, Lateinamerikas
Citation du texte
Gesine Rohrbeck (Auteur), 2000, Das Instituto Linguistico de Verano und die Shipibo - Missionierung unter dem Deckmantel der Sprachwissenschaft?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57912

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