Nach fünf Jahren der intensiven Arbeit am dritten Band des Wundertäters und einem zwei Jahre währenden „Ringen“ um dessen Veröffentlichung erscheint dieser schließlich im Jahr 1980. Dieser Zeitraum spiegelt sich in authentischer Weise in Strittmatters erst 1990 veröffentlichtem Werk „Die Lage in den Lüften“ wider. In ähnlicher Tradition steht auch das 1981 veröffentlichte, jedoch bereits in den 1960-er Jahren verfasste Werk „Selbstermunterungen“, das in ähnlicher Weise Auskunft gibt über Strittmatters Selbstverständnis und die neue poetische Konzeption. So ist für den 21.Mai 1976 vermerkt: „Der Entschluß, den WUNDERTÄTER III ohne Rücksicht auf parteipolitische Konventionen und so zu schreiben, daß er einzig der Wahrheit dient (oder dem, was ich für die Wahrheit halte), leitete einen neuen Abschnitt in meinem Leben und in meiner Arbeit ein.“ Dieser „neue Abschnitt“ seines Lebens sei geprägt durch die „Befreiung“, vor allem von der parteilichen „Sektiererei“, welche er „im dritten WUNDERTÄTER künstlerisch abhandeln“ wird. Je weiter die Arbeit an eben jenem Roman voranschreitet, je sicherer scheint sich Strittmatter zu sein, wie er am 24.Januar 1977 äußert, er „schreibe ... gar zum ersten Mal von der Position aus, daß nicht veröffentlicht werden wird, was ich schreibe, und auch, was ich dann schreiben werde, wird aus politischen Gründen nicht veröffentlicht werden.“ Dies bezeichnet er als „das große Abenteuer“ seiner „letzten Lebensjahre“. In „Kindlers Neuem Literatur Lexikon“ wird Strittmatters poetisches Hauptanliegen mit der poetischen Behandlung des „‚Anderswerden[s]de[s] Menschen’“beschrieben. Maßgeblich würden hierbei der Interaktion und (Selbst-)Reflexion der Figuren, insbesondere deren Konflikten und ihrer Bewältigung, Ausdruck verliehen. Der „autobiographische Bezug, die Gestaltung naiver Helden, eine bildhafte Sprache, die auch Dialektformen einbezieht, und die Verwendung satirischer und ironischer Mittel [zählen] zu den wichtigsten Elementen seiner Schreibweise“. Dabei ist diesen Werken immanent, den Prozess des Anderswerdens des menschlichen Individuums in vielfältiger Hinsicht darzustellen. Ausdruck dieser Persönlichkeitsentwicklung sind sowohl die autobiographischen Schriften „Selbstermunterungen“ und „Die Lage in den Lüften“ wie auch die autobiographische Züge tragende „Wundertäter“- und „Laden“-Trilogie. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 1. Die Figur des Meisterfaun
- 1.1 Reale Hintergründe des Faun
- 1.2 Erscheinen des Meisterfaun im Werk
- 1.2.1 Im 2. Band des „Wundertäters“
- 1.2.2 Im 3. Band des „Wundertäters“
- 2. Die Beziehung zwischen Meisterfaun und Büdner
- 2.1 Das Über-Ich und/oder das Fantasieprodukt Meisterfaun
- 2.2 Das Verschwinden des Faun und/oder die Transformation des Ichs
- 3. Konklusion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Figur des Meisterfaun in Erwin Strittmatters „Wundertäter III“ und deren Beziehung zum Protagonisten Stanislaus Büdner. Ziel ist es, die reale Grundlage der Faun-Figur zu ergründen, deren Darstellung im Roman zu analysieren und die Bedeutung der Beziehung zwischen Faun und Büdner im Kontext von Persönlichkeitsspaltung und der Bewältigung von Problemsituationen zu beleuchten.
- Die reale Grundlage der Figur des Meisterfaun in Strittmatters Werk
- Die Darstellung des Meisterfaun in „Wundertäter II“ und „Wundertäter III“
- Die Beziehung zwischen Meisterfaun und Stanislaus Büdner als Ausdruck von Persönlichkeitsspaltung
- Der Meisterfaun als Instrument der Bewältigung von Konflikten und Problemsituationen
- Die Bedeutung der Figur des Meisterfaun für das Verständnis des Romans und Strittmatters poetischen Konzepts
Zusammenfassung der Kapitel
0. Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Entstehungsprozess von Strittmatters „Wundertäter III“, den langen Zeitraum bis zur Veröffentlichung und den damit verbundenen Widerständen. Sie beleuchtet Strittmatters neues poetisches Konzept, das von subjektiver Authentizität, individueller Wahrnehmung und künstlerischer Reflexion der Realität geprägt ist. Der Autor beschreibt seine „Befreiung“ von parteipolitischen Konventionen und den damit verbundenen Risiken. Der Fokus liegt auf Strittmatters Selbstverständnis als Künstler und seinem Wunsch nach Wahrheit in seinem Werk.
1. Die Figur des Meisterfaun: Dieses Kapitel untersucht die Figur des Meisterfaun. Es ergründet zunächst die realen Hintergründe der Figur und analysiert anschließend deren Erscheinung im zweiten und dritten Band des „Wundertäters“. Der Fokus liegt auf der deskriptiven Darstellung der Figur und ihrer Rolle im Kontext des Romans. Die Analyse legt die Basis für die tiefergehende Auseinandersetzung in den folgenden Kapiteln.
2. Die Beziehung zwischen Meisterfaun und Büdner: Dieses Kapitel analysiert die Beziehung zwischen dem Meisterfaun und Stanislaus Büdner. Es untersucht den Faun als mögliches Über-Ich oder Fantasieprodukt Büdners und beleuchtet das Verschwinden des Faun als Metapher für die Transformation des Ichs. Die Analyse bezieht psychologische Aspekte und autobiographische Schriften Strittmatters ein, um die Bedeutung dieser Beziehung für die Entwicklung der Romanfigur zu erhellen. Der Fokus liegt auf der Persönlichkeitsspaltung und der Rolle des Faun in der Bewältigung von Problemsituationen.
Schlüsselwörter
Erwin Strittmatter, Wundertäter III, Meisterfaun, Stanislaus Büdner, Persönlichkeitsspaltung, autobiographische Elemente, poetisches Konzept, Realität, DDR-Literatur, politische Konventionen, Selbstreflexion.
Häufig gestellte Fragen zu Erwin Strittmatters "Wundertäter III": Die Figur des Meisterfaun
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit analysiert die Figur des Meisterfaun in Erwin Strittmatters Roman "Wundertäter III" und deren Beziehung zum Protagonisten Stanislaus Büdner. Der Fokus liegt auf der Ergründung der realen Grundlage der Faun-Figur, der Analyse ihrer Darstellung im Roman und der Bedeutung dieser Beziehung im Kontext von Persönlichkeitsspaltung und Konfliktbewältigung.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: die reale Grundlage der Figur des Meisterfaun, die Darstellung des Meisterfaun in "Wundertäter II" und "Wundertäter III", die Beziehung zwischen Meisterfaun und Stanislaus Büdner als Ausdruck von Persönlichkeitsspaltung, der Meisterfaun als Instrument zur Bewältigung von Konflikten und Problemsituationen sowie die Bedeutung der Figur für das Verständnis des Romans und Strittmatters poetischen Konzepts.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, drei Hauptkapitel und eine Konklusion. Kapitel 1 untersucht die Figur des Meisterfaun, einschließlich ihrer realen Hintergründe und ihrer Darstellung im Roman. Kapitel 2 analysiert die Beziehung zwischen Meisterfaun und Büdner im Hinblick auf Persönlichkeitsspaltung und Konfliktbewältigung. Die Einleitung beleuchtet den Entstehungsprozess von "Wundertäter III" und Strittmatters poetisches Konzept. Die Konklusion fasst die Ergebnisse zusammen.
Welche Kapitelzusammenfassungen werden angeboten?
Die Zusammenfassung der Kapitel beschreibt den Entstehungsprozess von Strittmatters "Wundertäter III" und sein neues poetisches Konzept, welches von subjektiver Authentizität, individueller Wahrnehmung und künstlerischer Reflexion der Realität geprägt ist. Kapitel 1 beschreibt die Untersuchung der Figur des Meisterfauns und ihrer realen Hintergründe, Kapitel 2 analysiert die Beziehung zwischen Meisterfaun und Büdner unter Einbezug psychologischer Aspekte und autobiographischer Schriften Strittmatters.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Die relevanten Schlüsselwörter sind: Erwin Strittmatter, Wundertäter III, Meisterfaun, Stanislaus Büdner, Persönlichkeitsspaltung, autobiographische Elemente, poetisches Konzept, Realität, DDR-Literatur, politische Konventionen, Selbstreflexion.
Welches Ziel verfolgt die Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist es, die Figur des Meisterfaun in ihrer komplexen Bedeutung für den Roman "Wundertäter III" zu verstehen. Es geht darum, die reale Grundlage der Figur zu erforschen, ihre Darstellung im Roman zu analysieren und ihre Beziehung zum Protagonisten im Kontext von psychischen Prozessen und der Bewältigung von Lebenskrisen zu interpretieren. Letztendlich soll die Bedeutung der Figur für das Verständnis von Strittmatters poetischem Konzept beleuchtet werden.
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- Stephan Altmann (Autor), 2006, Eine Betrachtung der Figur des Meisterfaun im "Wundertäter III" von Erwin Strittmatter, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57971