Kritische Betrachtung des Produktionsfaktors Wissen in Unternehmen


Bachelorarbeit, 2019

44 Seiten, Note: 2,6


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemaufriss
1.1 Gang der Untersuchung

2 Konzeptionelle Grundlagen
2.1 Grundlegendes zu Wissen
2.1.1 Definition Wissen
2.1.2 Wissensarten
2.1.3 Wissenstransfer
2.2 Die Zeit der Wissensgesellschaft
2.2.1 Definition Wissensgesellschaft
2.2.2 Entstandene Risiken und Chancen

3 Produktionsfaktor Wissen im Unternehmenskontext
3.1 Bedeutung des Produktionsfaktors Wissen im Unternehmen
3.2 Wettbewerbsvorteile durch Wissen im Unternehmen
3.2.1 Vorteile durch Wissen über Kunden
3.2.2 Vorteile durch Wissen über Märkte
3.2.3 Vorteile durch Wissen über Prozesse

4 Risiken hinsichtlich des Wissens in Unternehmen
4.1 Betrachtungsebene Mitarbeiter
4.1.1 Bedeutung des Mitarbeiters für den Produktionsfaktor
4.1.2 Wissensverlust durch ausscheidende Mitarbeiter
4.1.3 Temporärer Ausfall von Mitarbeitern
4.1.4 Wissensverluste beim Wissenstransfer
4.2 Betrachtungsebene Betriebsorganisation
4.2.1 Wissensbarrieren durch Informationspathologien
4.2.2 Ungenutztes Wissen durch Wissensbarrieren
4.2.3 Wissensverlust durch Restrukturierung
4.2.4 Wissensbarrieren bei Prozessabläufen
4.2.5 Veraltetes Wissen

5 Schlussbetrachtung und Ausblick

Literaturverzeichnis

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abb. 1: Zeichen, Daten, Informationen, Wissen

Abb. 2: Wissensbildung im Unternehmenskontext

Abb. 3: Optimaler Wissenstransfer

Abb. 4: Unternehmensumfeld

Abb. 5: Kundenkosten und -erträge

Abb. 6: Beziehungslebenszyklus

Abb. 7: Dynamisches Wettbewerbsverhalten

Abb. 8: Wettbewerbsstrategien

Abb. 9: Rückwärtsdesign von Prozessen

Abb. 10: Rationalisierungsprozess

Abb. 11: Produktinnovationen vs. Prozessoptimierung

Abb. 12: Zeit- und Leistungsdruck/ Ausfall von Mitarbeitern

Abb. 13: Wissensverlust beim Wissenstransfer

Abb. 14: Post-Modell

Abb. 15: Informationspathologien

Abb. 16: Wissensbarrieren

Tabelle 1: Vorfallhäufigkeit von Informationspathologien

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

1.1 Problemaufriss

In der Vergangenheit genügte es einem Unternehmen, die klassischen Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital zu berücksichtigen, um auf dem Markt seine Position sicherzustellen. Jedoch verdrängt der Produktionsfaktor Wissen, bedingt durch den Sprung in die entstandene Wissensgesellschaft, zunehmend diese klassischen Faktoren.1

Dieser Sprung in die Wissensgesellschaft bedeutet einen Wandel von arbeitsintensiven zu wissensintensiven Produkten und Dienstleistungen, die immer schneller und individueller auf den Markt gebracht werden müssen, um Wettbewerbsvorteile gegenüber Konkurrenten zu generieren. Dies setzt jedoch voraus, dass das Unternehmen über das nötige Wissen verfügt und dieses Wissen gezielt zum Einsatz bringen kann.2

Da Wissen nicht losgelöst von den Trägern d. h. der Mitarbeiter bestehen kann, muss den Mitarbeitern eines Unternehmens besondere Aufmerksamkeit entgegenkommen.3

Schenkt man den Experten Glauben, wie dem amerikanischen Management Professor James Brian Quinn und dem Management Vordenker Charles Handy, befindet sich in den Köpfen der Mitarbeiter ein Kapital, das den materiellen Wert von Unternehmen um ein Vielfaches übertrifft.4

Wenn demzufolge Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, bedeutet dies somit auch immer einen Wissensverlust, den es zu verhindern gilt, um das wertvolle Kapital nicht zu verlieren.5 Wissensverluste können aber auch andere Ursachen haben wie z. B. eine mangelnde Qualität von Ablaufstrukturen, technologische Innovationen oder auch wirtschaftliche und konjunkturelle Veränderungen.6

Die Frage, die sich Unternehmen daher stellen sollten, lautet: Ist die weitere Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens ohne eine besondere Betrachtung des Produktionsfaktors Wissen gegeben?7

Dieser für ein Unternehmen existenziellen Frage soll die vorliegende Arbeit nachgehen und aufzeigen, welche Risiken, aber auch welche Vorteile die neue Bedeutung von Wissen im Unternehmenskontext mit sich bringt.

1.1 Gang der Untersuchung

Um jedoch die Fragen klären zu können, wie ein Unternehmen die erwähnten Vorteile generieren kann und welche Risiken dabei beachtet werden müssen, werden zunächst im zweiten Kapitel die konzeptionellen Grundlagen zum Thema Wissen und den Übergang in die Wissensgesellschaft beleuchtet. Dies ist insofern wichtig, um verstehen zu können, wie Wissen generell entsteht, sich weiterentwickelt und um zu erfahren, weshalb Wissen zu dem entscheidenden Produktionsfaktor wurde.

Im dritten Kapitel geht es um die Bedeutung von Wettbewerbsvorteilen für Unternehmen, die durch den Produktionsfaktor Wissen erzeugt werden. Die große Bedeutung wird anhand von verschiedenen Bereichen des Unternehmens aufgezeigt und anhand von praxisorientierten Beispielen verdeutlicht. Die Bereiche, die diese Arbeit betrachtet, beschränken sich auf Kunden, Märkte und Prozesse, da diese sich am stärksten auf die Vorteilsgewinnung auswirken.

Risiken, die das Potential besitzen, den Wettbewerbsvorteilen negativ entgegenwirken zu können, behandelt das vierte Kapitel. Anhand der zwei Betrachtungsebenen Mitarbeiter und Betriebsorganisation werden Risiken aufgezeigt, die im Unternehmen Einfluss auf die Wissensbasis und somit auch auf den Erfolg nehmen können.

In der Schlussbetrachtung soll dann geklärt werden, ob die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen generell durch den Faktor Wissen gefährdet werden kann, aber auch welche Maßnahmen ein Unternehmen ergreifen kann, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Ein Ausblick soll weitere Themengebiete aufzeigen, die im Umgang mit Wissen vorteilhaft für die zukünftige Entwicklung eines Unternehmens sein könnten.

Da in dieser Arbeit immer wieder über Produkte und Dienstleistungen im Zusammenhang gesprochen wird, wird der Autor den Begriff Produkte benutzen, um Produkte und Dienstleistungen anzusprechen.

2 Konzeptionelle Grundlagen

2.1 Grundlegendes zu Wissen

2.1.1 Definition Wissen

Über den Begriff „Wissen“ herrscht keine generelle Einigkeit bezüglich seiner Definition, sodass verschiedene Definitionen kursieren.8

Einige Autoren sehen Wissen als eine Art Objekt an, das außerhalb einer Person existieren kann. Dies ist dem Sinne zu verstehen, dass Wissen z. B. in Büchern oder auf Festplatten gespeichert und weitergegeben werden kann. Diese Sichtweise ist deshalb problematisch, da jede Person ein Buch anders interpretiert und somit auch ein anderes Verständnis über den Inhalt des gleichen Buches entwickelt.9

Nach Probst et al. ist Wissen stets an Personen gebunden. Sie lassen durch die Vernetzung von Informationen Wissen erst entstehen. Weiter sei Wissen, also das Verknüpfen von Informationen, die Fähigkeit, durch den Einsatz seiner eigenen Fertigkeiten und Fähigkeiten Probleme zu lösen.10 Im größeren Zusammenhang beschreibt Meyer organisationales Wissen als die Summe der Wissensträger in einem Unternehmen, da auch er der Meinung ist, dass Wissen nicht außerhalb der Köpfe der Mitarbeiter existieren kann.11 Diese Arbeit folgt der Argumentation von Probst et al.

Eine Beschreibung, wie sich Wissen zusammensetzt, soll hier anhand des Vier-Stufen- Ansatzes vorgenommen werden, welches zwischen Zeichen, Daten, Informationen und Wissen unterscheidet, die in verschiedenen Anreicherungsprozessen miteinander verknüpft werden, wie in Abb. 1 dargestellt.12

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Zeichen, Daten, Informationen, Wissen13

Als die kleinsten Elemente dieses Ansatzes zur Zusammensetzung von Wissen dienen diejenigen „Zeichen“, die allein für sich noch keinen weiteren Sinn ergeben. Als Beispiel sollen hier die Buchstaben des Alphabets dienen. Setzt man die Zeichen des Alphabets durch die Syntaxregeln der jeweiligen Sprache zusammen, erhält man Wörter, die in diesem Modell die „Daten“ darstellen. Daten wiederum benötigen einen Kontext, der den Zusammenhang für die Verwendung eines Wortes klärt, um als

„Information“ dienen zu können. Eine Information ist z. B. der Hinweis auf ein Meeting (das Meeting findet um 16:30 Uhr statt). Das Wissen, was hieraus resultiert, entsteht durch Vernetzung mit anderen Informationen und deren Interpretation im Kopf einer Person. Dies könnte die Schlussfolgerung sein, dass eine Präsentation, die noch nicht fertig ist, noch vorbereitet werden muss.14 Die folgende Abbildung zeigt ein Beispiel im unternehmerischen Kontext, in dem ein Mitarbeiter verschiedene ihm zur Verfügung stehende Informationen zu Wissen vernetzt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Wissensbildung im Unternehmenskontext15

2.1.2 Wissensarten

Wie auch die Definitionen von Wissen sehr unterschiedlich sind, gibt es auch Unterschiede bei den Wissensarten. Eine Übersicht über die Vielfältigkeit von Wissensarten stellt Rimkus in seinem Buch „Wissenstransfer in Clustern“ dar.16 Die für die vorliegende Arbeit relevanten Wissensarten werden im Folgenden erläutert:

Implizites und explizites Wissen

Weit verbreitet ist die Unterscheidung zwischen implizitem Wissen und explizitem Wissen, dessen Bedeutung besonders Nonaka und Takeuchi Mitte der neunziger Jahre prägten.17

Der größte Unterschied zwischen explizitem zu implizitem Wissen liegt in der Fähigkeit, dieses Wissen zu übertragen. Dadurch, dass das explizite Wissen gut verbalisiert und visualisiert werden kann, gelingt die Übertragung auf eine andere Person leichter als bei implizitem Wissen. Explizites Wissen ist zudem Wissen, das bewusst von dessen Träger wahrgenommen werden kann.18 Es kann auch ohne weitere Probleme mithilfe von Informations- und Kommunikationstechnologien (kurz IKT) als Information umgewandelt und gespeichert werden, um dieses Wissen dem Kollektiv bereitzustellen.19

Ein Problem des impliziten Wissens ist, dass es nicht immer zu ganzen Teilen bewusst wahrgenommen und somit nur schwer zu übertragen ist.20 Gerade die Tatsache, „[…] daß wir mehr wissen, als wir zu sagen wissen“21, macht es noch schwieriger, implizites Wissen überhaupt vermitteln zu können. Denn um Wissen gezielt zu vermitteln, müssen wir uns dem Wissen bewusst sein.22

Da implizites Wissen nach Polanyi sich zudem sowohl auf praktische als auch auf theoretische Kenntnisse bezieht, sind verschiedene Wege der Kommunikation zu ergreifen, um verschiedene Arten von implizitem Wissen übertragen zu können. Eine Möglichkeit der Übertragung von beispielsweise praktischen Inhalten ist die Lehrbeziehung zwischen Meister und Schüler, die oftmals nonverbal abläuft.23

Individuelles und kollektives Wissen

Der Großteil des Wissensbestands eines Unternehmens ist in den Köpfen der Mitarbeiter als Individualwissen gespeichert. Dies liegt daran, dass Individuen die Fähigkeit besitzen, aus Daten und Informationen – wie in Abb. 2 dargestellt – Wissen zu generieren. Das Individualwissen allein nicht genügt, dies machen Probst et al. anhand von Ausbildung deutlich, da generell davon ausgegangen werden kann, dass die erfolgreiche Ausbildung nicht der Erfolg eines Einzelnen ist, sondern das Zusammenwirken eines Teams bedarf. Dieses Zusammenwirken von Individualwissen wird kollektives Wissen genannt.24

Wie sich zeigt, sind kollektives Wissen und individuelles Wissen untrennbar miteinander verbunden und stehen wechselseitig in Beziehung. Man kann sagen, dass Individuen das eigene Wissen durch das Wissen des Kollektivs anpassen und in veränderter Weise wieder zurück ins Kollektiv geben. Hierdurch wird das vorhandene Wissen des Unternehmens immer wieder reflektiert und ggf. angepasst, was einer Art von Lernprozess entspricht.25

Internes und externes Wissen

In der Betrachtung von Unternehmen als geschlossene Systeme wird internes und externes Wissen unterschieden. Ein Unternehmen kann sich das benötigte Wissen intern beschaffen oder extern ergänzen, falls das interne Wissen nicht ausreicht.26

Nach Meyer wird Wissen vor allem durch Weiterbildungen, Marktstudien und Kooperationen von Außen ins Unternehmen getragen, aber auch durch Berater und neue Mitarbeiter.27

2.1.3 Wissenstransfer

Wissenstransfer ist lt. Duden die Weitergabe von erworbenem Wissen.28 Da Wissen wie erwähnt an Personen gebunden ist, wird der Transfer von Wissen immer als ein Prozess zwischen Personen verstanden.29

Der Wissenstransfer, ob durch ein direktes Gespräch oder mithilfe von IKT, ist wie in Abb. 3 dargestellt, ein mehrstufiger Prozess. Zunächst transformiert der Sender sein Wissen in Informationen, um diese dann mittels eines Mediums an den Empfänger zu kommunizieren. Der Empfänger interpretiert im nächsten Schritt die ihm kommunizierten Informationen und erlangt durch diesen Schritt bestenfalls das Wissen des Senders.30

Die stetigen Weiterentwicklungen der IKT sollen hier den Gestaltungsspielraum des Transfers von Wissen erhöhen, um das Wissen noch schneller an die jeweiligen Wissensempfänger weiterzuleiten.31

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Optimaler Wissenstransfer32

2.2 Die Zeit der Wissensgesellschaft

2.2.1 Definition Wissensgesellschaft

Wissensgesellschaft bedeutet eine steigende Bedeutung von Information und Wissen als einen für die Wirtschaft entscheidenden Faktor, der auch Wissen aus nicht wissenschaftlichen Kreisen mitberücksichtigt.33

Faßler analysierte mehrere Autoren, um zu definieren, was eine Wissensgesellschaft ausmacht. Demnach ist eine Wissensgesellschaft stark durchdrungen mit Informationstechnik. Der Beitrag von informationsrelevanten Berufen nimmt in der Verteilung des Bruttoinlandsprodukts einen Anteil von min. 50 % ein.34

Aus einer grafischen Aufarbeitung von Blickpunkt Wiso zu den prozentualen Anteilen des Tertiärsektors am Bruttoninlandsproduktes lässt sich ableiten, dass der Übergang in die Wissensgesellschaft bereits Anfang der siebziger Jahre begonnen hat.35 Nach Statista liegt der Anteil des tertiären Sektors am Bruttoinlandsprodukt Ende 2018 bei 68,2 % und hat damit einen 37,1 % höheren Anteil am Bruttoinlandsprodukt als der sekundäre Sektor.36

2.2.2 Entstandene Risiken und Chancen

Um mit dem eigenen Unternehmen langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die Zeichen der Zeit erkannt und auf diese auch reagiert werden. Sind die sozioökonomischen Entwicklungen bekannt, können strategische Vorteile gesichert werden, um sich gegen Konkurrenten zu behaupten.37

Im Jahr 2000 trat der Europäische Rat zusammen, um für die Europäische Union eine Reihe von Zielen für den erfolgreichen Übergang in die Wissensgesellschaft festzulegen. Diese Zielsetzungen wurden gemein als „Lissabon-Strategie“ bekannt und beinhalteten zahlreiche Förderungen, unter anderem auch der Bereiche Bildung, Forschung und Entwicklung, die den Unternehmen als Unterstützung dienen sollten.38 Die Europäische Union verfolgte hiermit „[…] das Ziel, die Union zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum in der Welt zu machen […]“.39

Einen entscheidenden Treiber in der Wissensgesellschaft stellt die Globalisierung dar, die auch einen weltweiten Austausch von Informationen und Wissen begünstigt und eine wachsende Nachfrage nach wissensintensiven Produkten mit sich bringt. Da aber ein exklusiver Zugang zu Technologien und Wissen im 21. Jahrhundert nicht mehr existiert, wird der Konkurrenzkampf in den meisten Bereichen immer größer.40 Da viele Branchen durch den Megatrend der Globalisierung mit Anbietern regelrecht überschwemmt sind, muss sich ein Unternehmen auf dem Markt von der Konkurrenz abheben, um mit seinem Produkt oder seiner Dienstleistung Kunden bedienen zu können. Durch eine Vielzahl an Informationen, die weltweit zur Verfügung stehen, lassen sich jedoch auch gezielt Marktlücken erkennen, um sich besser von der Konkurrenz abzuheben. Die Herausforderung besteht darin, sich dem Markt anzupassen und somit dynamisch auf die Bedürfnisse der Kunden zu reagieren.41

Um sich dem Markt entsprechend anpassen zu können, sollten Unternehmen auch andere treibende Faktoren – die Megatrends – kennen. Die folgenden Megatrends stellen Unternehmen nicht nur vor Herausforderungen, sondern eröffnen ihnen auch zahlreiche neue Möglichkeiten:42

Die zunehmendeIndividualisierungder Produkte bedarf neuer Formen der Zusammenarbeit und des Aufbaus von kollektivem Wissen, um sich mit neuen individuellen, aber auch wissensintensiven Produkten und Dienstleistungen auf dem Markt erfolgreich positionieren zu können.43 Durch die zunehmende Individualisierung von Produkten müssen auch die Arbeitsbedingungen zunehmend individualisiert betrachtet werden. Um z. B. die Kreativität zu fördern, lassen Unternehmen den Mitarbeitern die Wahl, wann und vermehrt auch von wo ihre Angestellten arbeiten. Dies macht die zunehmende Vernetzung durch IKT möglich. Flexible Arbeitsmodelle sind hier eine Möglichkeit, die Zufriedenheit und somit auch die Motivation der Mitarbeiter zu erhöhen, um auch als Unternehmen bessere Ergebnisse zu erzielen.44

DieSilver Societybezeichnet die immer stärkere Betrachtung der Arbeitnehmer gehobenen Alters, die durch den demografischen Wandel für Unternehmen an Bedeutung gewinnen. Viele Unternehmen mit älteren Mitarbeitern nutzen das vorliegende Erfahrungswissen der älteren Mitarbeiter oft nicht aus. Dabei würde ein Transfer des Wissens zwischen den Generationen, z. B. in Projektteams die Produktivität steigern und das Wissen im Unternehmen erhalten.45

Konnektivitätbedeutet derzeit vor allem eins: Ein Netzwerk mit Kunden, Investoren und sonstigen Interessenten zu bilden. Diese Gruppen fordern heutzutage eine noch nie dagewesene Transparenz vom Unternehmen, was die Unternehmen dazu auffordert, teilweise interne Abläufe offenzulegen, um das Vertrauen der Interessenten zu gewinnen. Ein offener Dialog bedeutet aber auch, Informationen vom Gegenüber zu erhalten, die man wiederum gezielt nutzen kann, um seine Produkte zu verbessern.46 Die zunehmende Konnektivität bietet durch die sich entwickelnden Technologien riesige Chancen für die Steigerung der Effizienz oder sogar den Einstieg in neue Geschäftsmodelle. Da wir aber mitten im Prozess der Entwicklung neuer richtungsweisender Technologien sind, steigt auch die Herausforderung, neue Wege und Denkweisen zu finden.47

Wissenskultur.Wissen ist in Form von Informationen in einer nie da gewesenen Fülle vorhanden. Diese Informationen sind heute durch die zunehmende Konnektivität von überall und von jedem nutzbar, was zu einem zunehmenden Bildungsstand der Bevölkerung führt. Durch die steigenden und sich ändernden Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt geht der Trend bei Arbeitnehmern über zum lebenslangen Lernen, um den Anschluss nicht zu verlieren. Durch diese Kombination wird auch mehr Wissen generiert, was zu neuen Innovationen führt. Wissen wird in dieser Kultur immer schnelllebiger und nimmt für Unternehmen eine zentrale Bedeutung ein. Um auf Veränderungen schnell und angemessen reagieren zu können, ist es somit notwendig, dieses Wissen ständig zu überprüfen, anzupassen und auszubauen.48

Beim MegatrendNeo-Ökologiegeht es um den Klimawandel und das zunehmende Bewusstsein in den Köpfen der Menschen und somit auch bei den Kunden eines Unternehmens. Diese Kunden fordern von Unternehmen, nun mehr denn je, einen nachhaltigen Umgang mit der Umwelt. Es liegen genügend Beispiele für diesen Umwelttrend vor, wie die Einsparung von Plastiktüten, der Trend zu Bio-Produkten oder die vegetarische oder vegane Ernährung.49 Kunden sind aufgrund dieser Entwicklung bereit, für Produkte, die diesen Anspruch erfüllen, höhere Preise zu zahlen. Für viele Unternehmen bedeutet dies eine Anpassung an diese Trends, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben.50

3 Produktionsfaktor Wissen im Unternehmenskontext

3.1 Bedeutung des Produktionsfaktors Wissen im Unternehmen

Märkte mit zunehmenden individuellen Kundenwünschen und schnell veralteten Produkten verlangen vom Unternehmen sehr viel Dynamik ab, um sich immer wieder erfolgreich neuen Anforderungen anzupassen. Der zunehmende Bedarf an wissensintensiven Produkten zieht einen Wandel von arbeitsintensiven zu wissensintensiven Prozessen innerhalb der Unternehmen nach sich. Das heißt: Um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben, sind Unternehmen zunehmend gezwungen, sich mit der Thematik Wissen auseinanderzusetzen.51

So zeigt sich z. B., dass Unternehmen, die gezielt Wissen über Kunden identifizieren, sammeln und analysieren, besser als andere Wettbewerber in der Lage sind, den Kunden und dessen Bedürfnisse zu verstehen, um ihm gezielter passendere Produkte anbieten zu können.52

Jedes Unternehmen besitzt zwangsläufig Wissen über dessen Kunden, Märkte und die Prozesse und Leistungen. Es besteht jedoch die Notwendigkeit, dieses Wissen zu

erweitern und auch veraltetes Wissen zu ersetzen, um Prozesse, Produkte und Geschäftsfelder neu zu erschaffen oder anzupassen. Diese sollten vom Wettbewerber nicht oder nur schwer reproduzierbar sein, um sich hierdurch Wettbewerbsvorteile zu schaffen. Die folgende Abbildung zeigt die für die Schaffung von Wettbewerbsvorteilen relevanten Informationsquellen aus dem Unternehmensumfeld.53

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


1 Vgl. Probst, G./Raub, S./Romhardt, K., (Wissen managen, 2010), S. 1.

2 Vgl. North, K., (Wissensorientierte Unternehmensführung, 2016), S. 1f.

3 Vgl. Meyer J.-A. (Hrsg.), (Wissens- und Informationsmanagement in kleinen und mittleren Unternehmen, 2005).

4 Vgl. Probst, G./Raub, S./Romhardt, K., (Wissen managen, 2010), S. 3.

5 Vgl. Meyer J.-A. (Hrsg.), (Wissens- und Informationsmanagement in kleinen und mittleren Unternehmen, 2005).

6 Vgl. Trojan, J., (Strategien zur Bewahrung von Wissen, 2006), S. 166 ff.

7 Vgl. Probst, G./Raub, S./Romhardt, K., (Wissen managen, 2010), S. 3.

8 Vgl. Rimkus, M., (Wissenstransfer in Clustern, 2009), S. 3.

9 Vgl. A. Hoffmann, (Entwicklung eines Ordnungsrahmens zur Analyse von intraorganisationalem Wissenstransfer, 2009), S. 39.

10 Vgl. Probst, G./Raub, S./Romhardt, K., (Wissen managen, 2010), S. 23.

11 Vgl. Meyer J.-A. (Hrsg.), (Wissens- und Informationsmanagement in kleinen und mittleren Unternehmen, 2005).

12 Vgl. Probst, G./Raub, S./Romhardt, K., (Wissen managen, 2010), S. 16.

13 Eigene Darstellung in Anlehnung an: ebd., S. 16.

14 Vgl. Hopf, S., (Fragebogen zur Identifikation von Wissensbarrieren in Organisationen (WiBa), 2009), S. 6.

15 Eigene Darstellung in Anlehnung an: Probst, G./Raub, S./Romhardt, K., (Wissen managen, 2010), S. 16.

16 Rimkus, M., (Wissenstransfer in Clustern, 2009), S. 4 ff.

24 Vgl. Probst, G./Raub, S./Romhardt, K., (Wissen managen, 2010), S. 18 ff.

25 Vgl. Schmiedgen, P., (Barrieren im interorganisationalen wissensaustausch, 2015), S. 15.

26 Vgl. ebd., S. 15.

27 Vgl. Meyer J.-A. (Hrsg.), (Wissens- und Informationsmanagement in kleinen und mittleren Unternehmen, 2005).

28 Vgl. o.V., (Wissenstransfer, o.J.), abgerufen am 15.07.2019.

29 Vgl. Müller, J. C., (Wissenstransfer in Einsatzorganisationen, 2018), S. 27.

30 Vgl. K. A. Schröder, (Motivation zum Wissenstransfer in KMU, 2005), S. 110 f.

31 Vgl. Meisenberger, S., (Strukturierte Organisationen und Wissen, 2018), S. 10.

32 Eigene Darstellung in Anlehnung an: K. A. Schröder, (Motivation zum Wissenstransfer in KMU, 2005), S. 111.

33 Vgl. Arnold, N., (Was bedeutet "Wissensgesellschaft"?, 2012), S. 3.

34 Vgl. Manfred Faßler, (Informations- und Mediengesellschaft, 2000), S. 333 ff.

35 Vgl. o.V., (Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftssektoren, o.J.), abgerufen am 16.07.2019.

36 Vgl. o.V., (Anteil der Wirtschaftssektoren an der Bruttowertschöpfung in Deutschland im Jahr 2018, o.J.), abgerufen am 16.07.2019.

37 Vgl. Schröder, L., (5 Megatrends, die die Zukunft des Mittelstands definieren, 2015), abgerufen am 17.07.2019.

38 Vgl. Europäischer Rat, (EUROPÄISCHER RAT 23. und 24. März 2000 LISSABON, 2000), abgerufen am 16.07.2019.

39 Eco. ebd.

40 Vgl. Arnold, N., (Was bedeutet "Wissensgesellschaft"?, 2012), S. 3.

41 Vgl. Schröder, L., (5 Megatrends, die die Zukunft des Mittelstands definieren, 2015), abgerufen am 17.07.2019.

42 Vgl. ebd.

43 Vgl. Gatterer, H., (Die 5 wichtigsten Megatrends für Unternehmen in den 2020er Jahren, o.J.), abgerufen am 17.07.2019.

44 Vgl. Schröder, L., (5 Megatrends, die die Zukunft des Mittelstands definieren, 2015), abgerufen am 17.07.2019.

45 Vgl. Cesinger, B./Baumann, A., (SILVER SOCIETY, o.J.), abgerufen am 20.07.2019.

46 Vgl. Schröder, L., (5 Megatrends, die die Zukunft des Mittelstands definieren, 2015), abgerufen am 17.07.2019.

47 Vgl. Gatterer, H., (Die 5 wichtigsten Megatrends für Unternehmen in den 2020er Jahren, o.J.), abgerufen am 17.07.2019.

48 Vgl. Gatterer, H., (Die 5 wichtigsten Megatrends für Unternehmen in den 2020er Jahren, o.J.), abgerufen am 17.07.2019.

49 Vgl. Schröder, L., (5 Megatrends, die die Zukunft des Mittelstands definieren, 2015), abgerufen am 17.07.2019.

50 Vgl. o.V., (Megatrend Neo-Ökologie, 2013), abgerufen am 20.07.2019.

51 Vgl. North, K., (Wissensorientierte Unternehmensführung, 2016), S. 1 f.

52 Vgl. ebd., S. 2.

53 Vgl. North, K., (Wissensorientierte Unternehmensführung, 2016), S. 2.

Ende der Leseprobe aus 44 Seiten

Details

Titel
Kritische Betrachtung des Produktionsfaktors Wissen in Unternehmen
Hochschule
Private Fachhochschule Göttingen
Note
2,6
Autor
Jahr
2019
Seiten
44
Katalognummer
V580625
ISBN (eBook)
9783346164063
ISBN (Buch)
9783346164070
Sprache
Deutsch
Schlagworte
betrachtung, kritische, produktionsfaktors, unternehmen, wissen
Arbeit zitieren
Christian von Rönn (Autor:in), 2019, Kritische Betrachtung des Produktionsfaktors Wissen in Unternehmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/580625

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