Die Legende vom seltsamen Künstler lebt. Die Vorstellung, schöpferische Arbeit in Farbe und Form ginge zwangsläufig einher mit einer Reihe an Eigenartigkeiten, die wiederum den künstlerischen Geist erst ausmachten, ist ebenso alt wie aktuell.
Ein einheitliches Klischee, eine genaue Definition dessen, was den Künstler zum gesellschaftlichen Sonderfall in jeder Hinsicht werden lässt und seit jeher werden ließ, ist allerdings schwerlich auszumachen. Die Bandbreite der angeführten Sonderbarkeiten groß. Von einer exzentrischen Ader war und ist da die Rede, von selbstzerstörerischen Tendenzen, Wankelmut (stets himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt), von innerer Unruhe und der allgemeinen Neigung zum Extremen.
Von all jenen Wesenszügen, die Künstlern in Vergangenheit und Gegenwart zugeschrieben wurden und werden, beschäftigt sich dieser Text mit der Melancholie.
Im Folgenden soll die Bedeutung des melancholischen Temperaments im Bereich der Kunst skizziert und der Begriff des melancholischen oder auch saturnischen Künstlers erläutert werden. Anschließend gilt es der Frage nachzugehen, inwieweit Annibale Carracci angesichts seines Wesens und Wirkens als Stereotyp und Inbegriff eines solchen gelten kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung in das Thema
- Die Melancholie
- Die Temperamentslehre
- Die Bewertung des Melancholischen
- Annibale Carracci
- Leben und Wirken
- Wesen
- Annibale Carracci und die Melancholie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text beschäftigt sich mit dem Stereotyp des melancholischen Künstlers und untersucht, inwieweit Annibale Carracci diesem Stereotyp entspricht. Er beleuchtet die Bedeutung des melancholischen Temperaments in der Kunst und erörtert die Entwicklung des Begriffs "melancholischer Künstler" im Laufe der Geschichte.
- Die Entwicklung des Melancholiebegriffs in der Temperamentslehre
- Die unterschiedliche Bewertung des Melancholischen von der Antike bis zum Mittelalter
- Die Verbindung von Melancholie und Genie in der Kunst
- Die Rolle des melancholischen Temperaments im Leben und Werk von Annibale Carracci
- Die Frage, ob Carracci als Inbegriff eines melancholischen Künstlers gelten kann
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung in das Thema
Die Einleitung stellt die Frage nach dem Stereotyp des "seltsamen Künstlers" und führt die Melancholie als ein wichtiges Merkmal dieses Stereotyps ein. Der Text kündigt die Untersuchung der Bedeutung des melancholischen Temperaments in der Kunst und die Analyse von Annibale Carracci als vermeintlichen Inbegriff eines solchen Künstlers an.
Die Melancholie
Die Temperamentslehre
Dieser Abschnitt beschreibt die Ursprünge des Melancholiebegriffs im antiken Griechenland und seine Verbindung zur Temperamentslehre. Er erläutert die hippokratische Theorie der vier Körpersäfte und die Bedeutung von Galens Weiterentwicklung der Temperamentslehre. Das Kapitel führt die vier Temperamentstypen ein: den Sanguiniker, den Choleriker, den Phlegmatiker und den Melancholiker.
Die Bewertung des Melancholischen
Dieser Abschnitt beleuchtet die unterschiedliche Bewertung der Melancholie im Laufe der Geschichte. Er beschreibt die eher positive Sichtweise auf die Melancholie bei Aristoteles und Galen, die ein moderates Vorherrschen des Melancholischen mit begabten Persönlichkeiten in Verbindung bringen. Anschließend wird der Wandel hin zu einer negativeren Bewertung im Mittelalter dargestellt, die die Melancholie als Krankheit und den Melancholiker als gestörte Persönlichkeit betrachtet.
Schlüsselwörter
Dieser Text beschäftigt sich mit den Begriffen Melancholie, Temperamentslehre, Künstlerstereotyp, Annibale Carracci, Genie, Saturn, und die Verbindung von Melancholie und künstlerischer Kreativität.
- Citation du texte
- Julian Opitz (Auteur), 2004, Annibale Carracci und die Melancholie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58078