Am 3. Oktober 2005 wurden mit der Türkei erstmalig Beitrittsverhandlungen aufgenommen und noch nie zuvor in der Geschichte der EU wurde ein voraussichtlicher Beitritt beziehungsweise die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen eines Landes so heftig und kontrovers diskutiert, wie es bei der Türkei der Fall ist. Innerhalb der EU ist die überwiegende Mehrheit der Mitgliedsstaaten für einen Beitritt. Großbritannien, Polen und Italien befürworten auch auf Grund ihrer engen Verbindung zu den USA einen Beitritt der Türkei. Aber auch Deutschland und Frankreich stehen der Türkei positiv gegenüber. Österreich ist als einziger Mitgliedsstaat Gegner einer Vollmitgliedschaft. Die Parteien in Deutschland sind sich indes einig, dass die Reformen in der Türkei weitergehen müssen. Welches Ziel sich am Ende daraus ergeben wird, stellt sich für die Parteien unterschiedlich dar. Dies zeigt sich an Hand der beiden deutschen Volksparteien. Die SPD unter Vorsitz des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder ist für einen Beitritt. Auf der anderen Seite sieht die CDU/CSU unter der Kanzlerin Angela Merkel eine privilegierte Partnerschaft, anstatt einer Vollmitgliedschaft, für ausreichend an. Anzumerken ist, dass in einigen Ländern die Meinungen der Bevölkerung von den Regierungen regelrecht missachtet werden. Wie sonst, kann man es sich erklären, dass sich der ehemalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder oder auch der französische Staatspräsident Jacques Chirac für einen Beitritt der Türkei eingesetzt haben bzw. einsetzen, obwohl 60 % der Deutschen beziehungsweise 59 % der französischen Bevölkerung sich gegen einen Beitritt der Türkei ausgesprochen haben. Dieser Situation soll zu mindestens in Frankreich Rechnung getragen werden, dass neben Österreich eine Volksabstimmung zu einem möglichen EU-Beitritt der Türkei durchführen möchte. Die Türkei unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von anderen europäischen Ländern und hebt sich dadurch stark von den bisherigen EU-Mitgliedsstaaten ab, so die Ansicht der Türkei Gegner. Dabei werden vor allem die geographische Lage, die muslimische Bevölkerung, die Kultur, die wirtschaftliche Situation und das Verständnis von Recht und Demokratie als Hinderungsgründe angeführt. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der lange Weg der Türkei zu Beitrittsverhandlungen
- Die Kopenhagener Kriterien als Beitrittsbedingungen
- Der Fortschrittsbericht der Türkei 2005
- Politische Ebene
- Wirtschaftliche Ebene
- Acquis-Kriterium
- Gegenüberstellung der Argumente für und gegen einen Beitritt der Türkei
- Argumente, die für einen Beitritt sprechen
- Politische Zusagen an die Türkei
- Geopolitische Erwägungen
- Auswirkungen auf die Wirtschaft
- Argumente, die gegen einen Beitritt sprechen
- Geographische Lage und die Sicherheit
- Kosten eines möglichen Beitritts
- Kurden- und Zypernkonflikt
- Menschenrechte
- Migration und Integration
- Europäische Identität
- Argumente, die für einen Beitritt sprechen
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert den Weg der Türkei in Richtung EU-Mitgliedschaft, beleuchtet die Kopenhagener Kriterien als Beitrittsbedingungen und bewertet die aktuelle Situation der Türkei. Darüber hinaus werden Argumente für und gegen einen EU-Beitritt der Türkei dargestellt, um abschließend eine Einschätzung hinsichtlich eines möglichen Beitritts abzugeben.
- Der langwierige Prozess der türkischen Annäherung an die EU
- Die Bedeutung der Kopenhagener Kriterien für den Beitritt
- Die aktuelle Situation der Türkei im Hinblick auf die Beitrittskriterien
- Politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Argumente für und gegen einen Beitritt
- Eine umfassende Bewertung der Chancen und Herausforderungen eines möglichen EU-Beitritts der Türkei
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema ein und beleuchtet die kontroverse Diskussion um einen möglichen EU-Beitritt der Türkei. Das zweite Kapitel beleuchtet den langen Weg der Türkei zur Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der EU und beschreibt die verschiedenen Meilensteine der türkischen Annäherung an die europäischen Institutionen. Das dritte Kapitel behandelt die Kopenhagener Kriterien, die als wesentliche Beitrittsbedingungen für die EU gelten. Im vierten Kapitel werden die wichtigsten Punkte des Fortschrittsberichts der Türkei aus dem Jahr 2005 behandelt und die Fortschritte der Türkei in Bezug auf die politischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Voraussetzungen für einen EU-Beitritt beleuchtet. Das fünfte Kapitel stellt die Argumente für und gegen einen Beitritt der Türkei zusammen, wobei sowohl politische, wirtschaftliche als auch gesellschaftliche Aspekte berücksichtigt werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema der Türkei und ihrer Aufnahme in die Europäische Union. Wichtige Schlüsselwörter sind: EU-Beitritt, Kopenhagener Kriterien, Türkei, Fortschrittsbericht, politische Zusagen, wirtschaftliche Entwicklung, geographische Lage, Sicherheit, Kurden- und Zypernkonflikt, Menschenrechte, Migration, Integration, europäische Identität.
- Citation du texte
- Tino Linz (Auteur), 2006, Die Türkei als Mitglied der Europäischen Union - Aufnahme der Beitrittsverhandlungen - der richtige Weg?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58158