Lesen im geschlechterspezifischen Vergleich


Dossier / Travail de Séminaire, 2006

24 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die aktuelle Situation
2.1 Jungen lesen schlechter als Mädchen
2.2 Jungen lesen zu wenig

3 Mögliche Ursachen für die Unterschiede
3.1 Neuropsychologische Ursachen
3.2 Die Dominanz der Frauen
3.3 Andere Interessen
3.4 Die häusliche Erziehung
3.5 Der Deutschunterricht

4 Präventionsmaßnahmen
4.1 Konsequenzen für die Schulpraxis
4.1.1 Konsequenzen für den Unterricht
4.1.2 Konsequenzen für die Schulen
4.1.3 Konsequenzen für die Lehrerausbildung
4.1.4 Konsequenzen für weitere Einflüsse

5 Fazit

6 Literatur

1 Einleitung

Lesen – das ist keine Kompetenz, die allen Menschen gleich leicht oder schwer fällt. Besonders im Geschlechtervergleich zeigt sich, dass die Unterschiede gravierend sind. Die PISA-Studie aus dem Jahr 2000 belegt es schwarz auf weiß. Die Untersuchung zeigt, dass Jungen in allen getesteten Ländern einen deutlichen Kompetenzrückstand im Lesen aufweisen. Besonders in den Bereichen Leseintensität, Lesestoff, Leseweisen und Lesefreude sind die Geschlechterunterschiede beträchtlich. Wenn wir vor diesem Hintergrund vergegenwärtigen, dass Lesekompetenz der Schlüssel zur fachkundigen Nutzung aller Medien und – viel wichtiger – die entscheidende Basiskompetenz der Wissens- und Informationsgesellschaft ist, wird die Tragweite der Problematik deutlich. Die OECD erklärte daher im Sommer 2003 die Leseförderung der Jungen weltweit zu einem vorrangigen Ziel von Bildung.

In dieser Arbeit soll den geschlechtsspezifischen Leseunterschieden auf den Grund gegangen werden. Neben der Darstellung der aktuellen Situation liegt dabei der Fokus auf der Ergründung der Ursachen sowie Beispiele für mögliche Präventionsmaßnahmen.

2 Die aktuelle Situation

2.1 Jungen lesen schlechter als Mädchen

„Wenn man […] vorhersagen will, ob ein Kind eher viel oder eher wenig liest, [ist] das Geschlecht einer der zuverlässigsten Prädikatoren.“[1] Bettina Hurrelmann brachte bereits 1993 in ihrer Studie zum Leseklima in der Familie [2] auf den Punkt, was rund zehn Jahre später bei Veröffentlichung der Ergebnisse der PISA-Studie 2000[3] die Gemüter der Erziehungswissenschaftler erregte: Es bestehen erheblichen Unterschiede im Leseverhalten zwischen Jungen und Mädchen. Genauer gesagt: Jungen lesen im Durchschnitt schlechter als Mädchen. In den PISA-Untersuchungen von Lesekompetenzen schnitten die Jungen in allen 32 getesteten Ländern weitaus schlechter ab als die Mädchen – im Durchschnitt zwischen einer drittel und einer halben Kompetenzstufe[4]. Und auch Alltagserfahrungen von Eltern, Lehrern und Erziehern bestätigen, dass es Unterschiede im Leseverhalten von Mädchen und Jungen gibt. Dies betrifft nicht nur die Lesehäufigkeit und -dauer, sondern auch die Lektüre-Auswahl.[5]

Die PISA-Studie prüfte die Lesekompetenz in den drei Teilgebieten „Informationen ermitteln“ „Textbezogenes interpretieren“ sowie „Reflektieren und Bewerten“.[6] Besonders im letzten Themen-Bereich wiesen die Jungen große Defizite auf. Dabei zeigte sich, dass die Mädchen umso besser abschnitten, je anspruchsvoller die gestellten Aufgaben waren.[7]

Ähnliche Resultate kamen bei den Befragungen zur Erarbeitung reiner Schrifttexte ans Licht. Mädchen kommen leichter mit Lektüren klar, die nicht durch Grafiken unterstützt werden. Interessant ist an dieser Stelle, dass Jungen hingegen bei nicht-kontinuierlichen Texten, die beispielsweise mit Tabellen, Diagrammen und schematischen Zeichnungen angereichert sind, bessere Ergebnisse erzielen.[8] Ein Hinweis darauf, dass Mädchen und Jungen grundlegend verschiedene Interessen haben, die sich auf ihre Auswahl der Themen niederschlagen. So lesen Mädchen gerne Belletristik, während Jungen lieber zu informativen Sachtexten greifen.[9]

Auch in der Lesegeschwindigkeit bestehen signifikante Geschlechterunterschiede, denn in diesem Punkt zeigen sich die Mädchen ebenfalls als deutlich überlegen. All diese angesprochenen Ergebnisse treten in allen Schulformen auf – zwar verschieden stark ausgeprägt, aber dennoch deutlich. Das bedeutet, dass, egal ob in der Grundschule, Hauptschule oder auf dem Gymnasium, Jungen eindeutig schlechter Lesen können als Mädchen.[10]

2.2 Jungen lesen zu wenig

Woher stammen diese gravierenden Unterschiede? Befragungen zeigen, dass Jungen weniger lesen als Mädchen. In Deutschland geben mehr als die Hälfte aller Jungen an, dass sie in ihrer Freizeit gar nicht zur Lektüre greifen. Unter den Leseratten finden sich umgekehrt 68 Prozent Mädchen und nur 32 Prozent Jungen.[11] Dass das Interesse am Lesen einen hohen Erklärungswert für die Leseleistung hat, spricht dabei für sich.[12] Die besseren Leseleistungen der Mädchen hängen zusammen mit ihrer umfangreicheren Lesemotivation.[13] Gestützt wird diese These beim Vergleich von Mädchen und Jungen, die ein ähnliches Leseinteresse aufweisen. Dort zeigt sich, dass die Kompetenz-Unterschiede gegen Null tendieren.

Wie wichtig jedoch das Interesse am Lesen und die damit einhergehende Leseleistung ist, macht folgende Bilanz klar:

„Die Lese- [und damit oftmals einhergehende Rechtschreib-]schwäche der Jungen ist oft ein Grund dafür, dass ihnen der Zugang zu weiterführenden Schulen versagt bleibt. So stellen die Jungen in Deutschland 56 Prozent der Haupt- und 64 Prozent der Sonderschüler.“[14]

Empirische Untersuchungen stellten fest, dass die Lesekrise bei Jungen bereits im frühen Kindesalter anbricht. „Es gibt einen systematischen Unterschied im Leseverhalten der Geschlechter schon am Ende des Grundschulalters.“[15] Das bestätigt eine Studie von Karin Richter (Professorin an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erfurt). Ihre Befragung zum Thema Entwicklung der Lesemotivation bei Grundschulkindern[16] ergab, dass ein erster »Leseknick« bereits nach der zweiten Klasse einsetzt, also im Übergang vom Anfangsunterricht zum weiterführenden Lesen.[17] Die Würzburger Forschungsgruppe um den Psychologen Wolfgang Schneider vertritt jedoch die Meinung, dass es sich bei den Differenzen in diesem Alter „eher um Unterschiede in der Einstellung zum Lesen als um Unterschiede im – rein quantitativ betrachtet – Leseverhalten handelt.“[18] Diese These wird vom Ergebnis des Modellversuchs Öffentliche Bibliothek und Schule der Bertelsmann-Stiftung bestätigt. Die Auswertung der nicht repräsentativen, aber doch sehr großen Schülerbefragung weist auf einen zweiten »Leseknick« der Jungen hin. Dieser zweite und vielleicht sogar gravierendere Einbruch erfolgt in der Sekundarstufe II zwischen dem 8. und 10 Schuljahr, also mit dem Übergang von der Kindheit zur Pubertät. Während in den Klassenstufen 1 und 2 noch etwa 80 Prozent der Kinder Interesse am Lesen haben, verschwindet die Lust, je älter die Kinder werden, insbesondere bei Jungen[19]. „Ab der 7. Klasse gehört fast jeder fünfte Junge, jedoch nur jedes 20. Mädchen“ zu den »Weniglesern«.[20] Es ist anzunehmen, dass Jungen, die in ihrer Kindheit nicht viel und nicht gerne lesen auch im Erwachsenen-Leben nicht gerne zum Buch greifen, somit wird mehr als jeder zweite Junge der Literatur verloren gehen.[21] Hinsichtlich solcher Zahlen wundert es nicht, dass in mehr als der Hälfte aller bundesdeutschen Haushalte weniger als 50 Bücher stehen.[22]

3 Mögliche Ursachen für die Unterschiede

3.1 Neuropsychologische Ursachen

Die Ursachen für die Leseschwäche sind nicht eindeutig zu benennen, denn die OECD hat keine Ursachenforschung betrieben, sondern nur Tatsachen festgestellt. Nationale und internationale Forschungsgruppen versuchen jedoch bereits seit rund 23 Jahren[23] dem Phänomen auf die Schliche zu kommen. Es gibt inzwischen viele Erklärungsansätze, beispielsweise aus der Neuropsychologie.[24] Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Mädchen Teile ihres Gehirns anders nutzen als Jungen.[25] Besonders der Bereich, der für die Sprache zuständig ist, wird dieser These zugeordnet. Dass dies jedoch auch mit den Unterschieden in der Lesekompetenz in Verbindung gebracht werden kann, wurde bisher noch nicht bewiesen.

3.2 Die Dominanz der Frauen

Andere Begründungen stammen aus der Sozialisationsforschung.

Ein wichtiger Punkt soll dabei die Gleichberechtigung der Frauen sein. Wurden Frauen früher von der Gesellschaft in die Rolle der Hausfrau und Mutter gedrängt, änderte sich das Verhalten der und gegenüber Frauen mit der Emanzipationswelle ab den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Dies wirkte sich auch auf den Schulunterricht aus.

„Unter Erziehern, Lehrern und Forschern galt über Jahrzehnte: Wenn es eine Gruppe von Kindern gibt, die systematische Aufmerksamkeit, Förderung und Schonräume braucht, dann sind das die Mädchen. Jungen dagegen müssen eher gebremst werden in ihrem Tatendrang, ihrer Vitalität, ihrem auftrumpfenden Selbstbewusstsein, aber besondere Aufmerksamkeit brauchen sie nicht.“[26]

Dieses pädagogische Dogma gerät jedoch langsam ins Wanken.

Nichtsdestotrotz liegt der Verdacht nahe, dass auf Grund der oben genannten Erklärungen und durch die Dominanz der weiblichen Lehrkräfte – vor allem in Grundschulen und generell im Fach Deutsch – jungenspezifische Inhalte zu kurz kommen.[27]

Dabei zeigen Studien, dass diese jungenspezifischen Inhalte unheimlich wichtig für die Lesekompetenz sind. So wurde bei der geschlechterkennzeichnenden Auswertung der Hamburger Schreibprobe von Peter May ein Zusammenhang zwischen Erfahrungsnähe von Wörtern und ihrer Rechtschreibung festgestellt. Jungs schrieben schwierige Begriffe, die ihrer Interessenlage entsprachen, wie etwa »Schiedsrichter« und »Bohrmaschine« genauso häufig richtig wie Mädchen.[28] Sigrun Richter von der Universität Regensburg verweist im 7. Forschungsbericht der Universität Regensburg darauf, dass das inhaltliche Interesse einen großen Effekt auf das Textverständnis hat. Demnach liege auf der Hand, dass ein Leseinteresse leichter geweckt werde, wenn sich das Lektüre-Angebot (mehr) an den geschlechtsunterschiedlichen Interessen orientiere.[29]

3.3 Andere Interessen

Inzwischen weiß man schon eine ganze Menge über die Vorlieben von Jungen. Im Gegensatz zu Mädchen, die gerne Belletristik lesen, bevorzugen sie sachorientierte Texte. „Während Frauen am liebsten mit erfundenen Geschichten in die Welt der Phantasie entschwinden, suchen Männer für ihre Phantasie-Reisen eher einen Startpunkt in der Realität […].“[30] Anschauliche Lektüren wie etwa die Bücher der Erklärungs-Reihe Was ist Was stehen daher bei Jungen hoch im Kurs. Wenn Jungen zur Unterhaltungsliteratur greifen, dann bevorzugen sie überwiegend spannungs- und erlebnisorientierte Werke. Jungen lesen gerne Krimis, Fantasy-, Horror- und Abenteuerprosa. Bestes Beispiel dafür ist der Millionen-Absatz des Bestsellers Harry Potter. Ältere lieben Erwachsenenautoren wie John Grisham, Dan Brown und Stephen King, deren „Romane sich wie […] Drehbücher zu Hollywood-Filmen lesen“.[31] Während Mädchen und Frauen Lesestoffe vorziehen, die starke Emotionen und Empathie auslösen, was gemeinhin als weibliche Identifikationsform gilt,[32] ist die zentrale Lesemotivation von Jungen der Wunsch nach spannender Unterhaltung.[33]

Solch typisch männliche Themen finden Jungen jedoch überwiegend im Fernsehen und den neuen Medien.[34] Ein Grund, weshalb sie „im Übergang von der Kindheit zur Pubertät besonders häufig vom Buch zur anderen Medien“[35] abwandern, vor allem zum Computer und anderen Bildschirmmedien.

Wirft man einen Blick auf die täglichen Zeitbudgets für die einzelnen Medien, so nimmt das Fernsehen den Spitzenrang ein. 190 Minuten sitzt der Deutsche durchschnittlich täglich vor der Flimmerkiste, Radio wird rund 170 Minuten gehört. Für Lese-Medien wie Zeitungen und Bücher werden nur magere 30 Minuten erübrigt.[36] Und selbst um diese halbe Stunde steht es schlecht. Denn spätestens seit dem Siegeszug des Internets werden Computer immer beliebter. Laut Bundeszentrale für politische Bildung wird in 53 Prozent der bundesdeutschen Haushalte das Internet genutzt, das sind 34,4 Millionen Personen ab 14 Jahre.[37] Die meisten von ihnen verbringen mehr als 90 Minuten täglich am Computer. Bei vielen Kindern wird die Zeitspanne noch höher geschätzt. Gerade die Jungen beschäftigen gerne und im Durchschnitt viel häufiger als Mädchen mit dem eigenen Rechner.[38] Denn während Mädchen die neuen Medien eher ergänzend zu Printmedien nutzen, ersetzen Jungen diese durch den Computer.[39] Hoch im Kurs sind neben dem Internet Computerspiele.[40] Forscher erklären den männlichen Hang zu dieser vollanimierten Unterhaltung unter anderem mit dem Geschlechtscharakter der abendländischen-patriarchalischen Kulturgeschichte: Der Mann muss den »Kampf ums Dasein« meistern und ins »feindliche Leben« ziehen, um die »Welt zu erobern«. Klarer gesagt: „Bildschirmspiele sind ein ideales Medium, um die im 20. Jahrhundert arg beschädigte und demontierte Männlichkeit wieder zu reparieren –wenigstens in der fiktiven Welt auf dem Bildschirm.“[41]

3.4 Die häusliche Erziehung

Bestätigt wird das Klischee »Jungs an den Computer, Mädchen an die Bücher« zudem noch von der häuslichen Erziehung. In den meisten Haushalten gilt noch die klassische Rollenverteilung. Die Männer gehen arbeiten und sehen ihre Sprösslinge nur kurze Zeit am Abend. Die Mutter zieht die Kinder groß und kümmert sich tagtäglich um sie. Dadurch geschieht auch die Einführung in die Welt der Literatur in der frühkindlichen Phase über sie.[42] Denn die Mutter ist es, die der Junge täglich lesen sieht und die dem Jungen vorliest. Daher wird „Lesen von Jungen (unbewusst) […] als eine weibliche kulturelle Praxis wahrgenommen […].“[43] Andersrum werden sie in die Welt der Computerspiele meist von ihren Vätern oder Brüdern eingeführt. Nur in wenigen Fällen setzen sich die Mütter gemeinsam mit den Söhnen über den Gameboy oder die SpieleKonsole.[44] Für Mädchen stellt diese Wahrnehmung kein Problem dar, schließlich eifern sie ihren Müttern gerne nach. Sie sehen, wie ihre Mütter lesen und werden selbst zu Leserinnen. Für den kleinen Jungen hingegen besteht die Entwicklungsaufgabe zur »Männlichkeit« in der Loslösung von der Mutter. Sie lehnen Lesen unbewusst ab.[45]

3.5 Der Deutschunterricht

Ein Sachverhalt, der im Schulunterricht leider nicht genügend aufgefangen wird. Die Leseinteressen der Jungen, die sich eher auf Sachbücher richten, werden laut Christine Garbe im Literaturunterricht zu wenig angesprochen. Die männlichen Genres sind schulfremd und werden in Schulen gar nicht als Lesen wahrgenommen, stimmen die Verfasser der Wiesbadener Proklamation (Verabschiedet auf dem Wiesbadener Lesekongress „Alle Mann ans Buch“) zu.[46] Vor allem fiktionale Geschichten, die vielfach gelesen werden, bereiten Jungen offenbar Probleme. Sie neigen weniger dazu, sich auf Fantasiewelten einzulassen und damit die Möglichkeiten zu nutzen, die ihnen Literatur bietet.[47] Mädchen hingegen profitierten stärker durch die bevorzugten Lektüren im Deutschunterricht.[48]

Das zeigt sich auch am Spaß-Faktor des Deutschunterrichts: In der zweiten Klasse mögen 65,6 Prozent der Mädchen und 51,7 Prozent der Jungen die Deutschstunde. In der vierten Klasse sind es jedoch nur noch 40,5 Prozent Mädchen und 28,6 Prozent Jungen. Innerhalb dieser zwei Schuljahre ist der Spaß am Deutschunterricht bei fast der Hälfte der Jungen geschrumpft.[49]

Dabei sind Deutschlehrer angeblich guten Willens. Als wichtigstes Unterrichtsziel nennen sie „Lesefreude vermitteln“. Aber bei der Realisierung dieses Auftrags sieht es meist schlecht aus. Die landläufigen Schultexte sind meist nicht das, was Kinder und Jugendliche zum freiwilligen Lesen animiert. „Nicht nur, dass der Eindruck entsteht, […] der Lektürekanon hätte sich seit den 60er Jahren kaum […] geändert, auch die inzwischen […] in die Schule Eingang gefundene Jugendliteratur unterliegt einer fatalen Kanonbildung.“[50]

Die PISA-Siegerländer haben gezeigt, dass eine Beteiligung der Schüler an der Lektüre-Auswahl ein wesentlicher Motivationsfaktor ist. Bei uns wählen die Deutschlehrer Lesestoff meist allein und nach Maßgabe des Lehrplans aus. Da wundert es nicht, dass zwei von drei Schülern es kategorisch ablehnen, Schultexte auch privat zu lesen. Noch schlechter sieht es mit den vom Lehrer empfohlenen Büchern aus. 75 Prozent der 15-Jährigen –und hier wieder deutlich mehr Jungen als Mädchen –sagen, sie hätten solche Bücher noch nie gelesen. „Wenn es einen Beleg für den minimalen lesefördernden Effekt des üblichen Deutschunterrichts bedurfte, dann diesen.“[51]

Die Schule unterstützt den negativen Trend unbeabsichtigt, meint auch Garbe. Statt ihm effektiv entgegenzuwirken, betreibe sie eine vollkommen unzulängliche Leseförderung.


[...]

[1] Garbe, Christine: Mädchen lesen ander(e)s. In JuLit 29, Heft 2 (2003), S. 16.

[2] Vgl. Hurrelmann, Bettina; Hammer, Michael; Nieß, Ferdinand: Leseklima in der Familie. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung. In: Lesesozialisation Bd. 1, Gütersloh 1993.

[3] PISA steht für „Programme for International Student Assessment“ und ist ein Programm zur Erfassung basaler Kompetenzen der nachwachsenden Generation, das von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) durchgeführt wird.

[4] URL: «http://www.pisa.oecd.org» (06. Februar 2006)

[5] Vgl. Daubert, Hannelore: Helden in Not? Der kleine Unterschied und seine großen Folgen für das Leseverhalten von Mädchen und Jungen. In: JuLit, Heft 2 (2003), S. 3.

[6] URL: «http://www.pisa.oecd.org» (06. Februar 2006)

[7] Vgl. Garbe, Christine: Weshalb lesen Mädchen besser als Jungen? Genderaspekte der Leseförderung. Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung „Leselust statt PISAfrust“ der HSA Luzern. Lüneburg 2003, S. 3.

URL: «http://64.233.183.104/search?q=cache:wTbassANLGMJ:www.hsa.fhz.

ch/pdf/WDFProjekte/wdf_Leseorte_Referat-Ch.-Garbe-130103.pdf+Weshalb+lesen+M%C3%A4dchen+besser+als+Jungen&hl=de&ie=UTF-8» (06. Februar 2006)

[8] Vgl. Garbe, Christine: Weshalb lesen Mädchen besser als Jungen? S. 4.

[9] Vgl. Garbe, Christine: Geschlechterspezifische Zugänge zum fiktionalen Lesen. In: Bondafelli, Heinz; Bucher, Priska (Hrsg.): Lesen in der Mediengesellschaft. Zürich 2002, S. 217.

[10] Vgl. Garbe, Christine: Weshalb lesen Mädchen besser als Jungen? S. 4-5.

[11] Vgl. Garbe, Christine: Geschlechterspezifische Zugänge… S. 215.

[12] Vgl. Garbe, Christine: Weshalb lesen Mädchen besser als Jungen? S. 6.

[13] Vgl. Garbe, Christine: Mädchen lesen ander(e)s. S. 15.

[14] Daubert, Hannelore: Helden in Not? S. 4.

[15] Hurrelmann, Bettina: Leseförderung. In: Praxis Deutsch, Heft 127 (1994), S. 25.

[16] Es wurden rund 1200 Kindern der zweiten bis vierten Klasse in Erfurt/Thüringen befragt.

[17] Vgl. Garbe, Christine: Weshalb lesen Mädchen besser als Jungen? S. 9.

[18] Franzmann, Bodo: Leseförderung – auch für Jungen. In: JuLit, Heft 2 (2003), S. 32.

[19] Vgl. Garbe, Christine: Weshalb lesen Mädchen besser als Jungen? S. 11.

[20] Garbe, Christine: Geschlechterspezifische Zugänge… S. 217.

[21] Vgl. Garbe, Christine: Weshalb lesen Mädchen besser als Jungen? S. 6.

[22] Vgl. Hamm, Ingrid; Langen, Claudia: Das Lesebarometer – Lesen und Umgang mit Büchern in Deutschland. In: Bondafelli, Heinz; Bucher, Priska (Hrsg.): Lesen in der Mediengesellschaft. Zürich 2002, S. 43.

[23] Vgl. Barth, Susanne: Differenzen: weiblich – männlich? In: Praxis Deutsch. Heft 143 (1997), S. 18.

[24] Vgl. Daubert, Hannelore: Helden in Not? S. 3.

[25] Vgl. Franzmann, Bodo: Leseförderung auch bei Jungen. S. 32.

[26] Daubert, Hannelore: Helden in Not? S. 4.

[27] Ebenda, S. 5.

[28] Ebenda.

[29] Vgl. Richter, Sigrun: 7. Forschungsbericht der Universität Regensburg. Regensburg 1997. URL: »http://www.uni-regensburg.de/Universitaet/Forschungsbericht/Bericht_7/phil2/prof19. html« (06. Februar 2006)

[30] Vgl. Franzmann, Bodo: Leseförderung auch bei Jungen. S. 33.

[31] Vgl. Garbe, Christine: Geschlechterspezifische Zugänge… S. 217.

[32] Ebenda, S. 217.

[33] Vgl. Daubert, Hannelore: Helden in Not? S. 5.

[34] Vgl. Gaile, Dorothee: Alle Mann ans Buch: Perspektiven geschlechterdifferenzierenden Leseförderung der 10 bis 16-Jährigen.

URL: »http://www.dgls.de/wiesbaden01.htm« (06. Februar 2006)

[35] Garbe, Christine: Geschlechterspezifische Zugänge… S. 217.

[36] Vgl. Hamm, Ingrid; Langen, Claudia: Das Lesebarometer… S. 44.

[37] Vgl. Beer, Annelie: Internet-Nutzung in Deutschland. Publikation der Bundeszentrale für politische Bildung.

URL: »http://bpb.de/themen/1RXZZP,,0,InternetNutzung_in_Deutschland.html« (06. Februar 2006)

[38] Vgl. Barth, Susanne: Differenzen: weiblich – männlich? S. 17.

[39] Garbe, Christine: Weshalb lesen Mädchen besser als Jungen? S. 15.

[40] Vgl. Hamm, Ingrid; Langen, Claudia: Das Lesebarometer… S. 45.

[41] Garbe, Christine: Mädchen lesen ander(e)s. S. 27.

[42] Becker, Susanne; Elias, Sabine; Hurrelmann, Bettina; Odag, Özen; Wilbert, Jürgen: Mündlichkeit und Schriftlichkeit: Zur (Re-)Konstruktion geschlechterspezifischer Vermittlungsformen in den Lesesozialisation. In: Bondafelli, Heinz; Bucher, Priska (Hrsg.): Lesen in der Mediengesellschaft. Zürich 2002, S. 180.

[43] Gaile, Dorothee; Garbe, Christine; Jasper, Jona; Ronte-Rasch, Barbara; Thon, Birgit: Wiesbadener Proklamation zum Lesen. Verabschiedet auf dem Wiesbadener Lesekongress „Alle Mann ans Buch“, Wiesbaden 2004.

[44] Garbe, Christine: Weshalb lesen Mädchen besser als Jungen? S. 22.

[45] Vgl. Garbe, Christine: Mädchen lesen ander(e)s. S. 23.

[46] Vgl. Gaile, Dorothee; Garbe, Christine; Jasper, Jona; Ronte-Rasch, Barbara; Thon, Birgit: Wiesbadener Proklamation zum Lesen.

[47] Vgl. Franzmann, Bodo: Leseförderung – auch für Jungen. S. 33.

[48] Vgl. Garbe, Christine: Mädchen lesen ander(e)s. S. 16-17.

[49] Ebenda.

[50] Franzmann, Bodo: Leseförderung – auch für Jungen. S. 33.

[51] Ebenda.

Fin de l'extrait de 24 pages

Résumé des informations

Titre
Lesen im geschlechterspezifischen Vergleich
Université
University of Cologne  (Deutsch und ihre Didaktik)
Cours
Leseförderung
Note
1,7
Auteur
Année
2006
Pages
24
N° de catalogue
V58163
ISBN (ebook)
9783638524339
ISBN (Livre)
9783656782513
Taille d'un fichier
508 KB
Langue
allemand
Mots clés
Lesen, Vergleich, Leseförderung
Citation du texte
Stephanie Traichel (Auteur), 2006, Lesen im geschlechterspezifischen Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58163

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