Wortstellung und Informationsstruktur des Französischen


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

22 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Informationsstruktur des Französischen
2.1. Das Konzept der Thema-Rhema-Gliederung
2.2 Die Topic-Comment Struktur

3. Thematische Progression im modernen Französisch
3.1. Lineare Progression
3.2. Progression mit durchlaufendem Thema
3.3 Progression mit abgeleitetem Thema
3.4 Aktiv-Passivkonstruktionen

4. Herausstellungsstrukturen
4.1. Die Extraposition des Subjekts
4.2. Die Inversion des Subjekts

5. Satzsegmentierung
5.1. Linksversetzung
5.2. Rechtsversetzung

6. Schlussfolgerung

7. Literatur

1. Einleitung

Im Rahmen der Funktionalen Satzperspektive (FSP) gliedert sich im Allgemeinen die Aussage in zwei Teile, nämlich das Thema oder den Gegenstand der Aussage und das Rhema oder das, was über den Gegenstand der Aussage gesagt wird. Diese beiden Teile stellen zwei komplementäre Mitteilungsfunktionen von verschiedenen semantischen Bestandteilen einer Aussage dar. Die FSP befasst sich mit dem Konzept der Gliederung in Thema und Rhema bzw. Topic und Comment, wobei die kommunikative Funktion der Elemente für die jeweilige Perspektive entscheidend ist. Die FSP, auch Mitteilungsperspektive (MP) oder Thema-Rhema Gliederung (TRG) genannt, untersucht des weiteren die Verteilung der Information in Sätzen.

Die TRG bietet verschiedene Möglichkeiten, verschiedene Informationen nach ihrem Schwerpunkt zu gewichten. Hierzu wird neben der thematischen Progression (TP), Aktiv-Passiv-Konstruktionen und verschiedener Herausstellungsstrukturen, wie beispielsweise die Extraposition des Subjekts oder dessen Inversion, auch die Satzsegmentierung angewandt.

Bereits die Linguisten der Prager Schule, sowie führende amerikanische Linguisten befassten sich mit der Wortstellung und der Informationsstruktur von Sprache im Allgemeinen. Jedoch muss hierbei die Funktionale Satzanalyse streng von der Formalen unerschieden werden. Die FSP beschreibt die Organisation einer Aussage aus einem bestimmten Blickwinckel heraus.

Die vorliegende Arbeit soll einen Überblick über die FSP des Fränzösischen geben. Hierzu werden sowohl die Aufteilung der Aussage in Thema und Rhema bzw. Topic und Comment, als auch thematische Progression, das Verhältnis von Aktiv- und Passivsätzen im Textzusammenhang, sowie die für das Französische typischen Herausstellungsstrukturen berücksichtigt. Anhand dieser Grundlagen der Funktionalen Satzperspektive soll in der vorliegenden Arbeit die Wortstellung und die Informationsstruktur des moderne Französisch beschrieben werden.

2. Die Informationsstruktur des Französischen

Zur Beschreibung der Informationsstruktur wird häufig der von der Prager Schule eingeführte Begriff der Funktionalen Satzperspektive (FSP), die eine Zweiteilung der Aussage in Thema und Rhema vollzieht, verwendet. Eingeführt wurden diese beiden Begrifflichkeiten von Vilém Mathesius:

„ A closer examination of sentences from the viewpoint of

assertiveness shows an overwhelming majority of all sentences to

contain two basic elements: a statement and an element about which

the statement is made. <…>The element about which something is

stated may be said to be the basis of the utterance or the theme, and

what is stated about the basis is the nucleus of the utterance or the

rheme.” (Mathesius 1975: 81)

Diese Terminologie erlaubt es, die ursprüngliche Lateinische Teilung und Subjekt und Prädikat beizubehalten. Demnach ist das Thema dem Subjekt und das Rhema dem Prädikat das am nächsten stehende Element. Folglich waren also diese beiden Termini schon lange vor Mathesius entwickelt worden, nur wählte er andere Bezeichnungen.

Thema und Rhema nehmen Bezug auf den Bekanntheitsgrad und den Mitteilungswert der Satzteile. Dagegen befassen sich Topic und Comment mit dem Zusammenhang von Aussagegegenstand und Aussageinhalt (Tschida 1995). Eine Trennung dieser beiden Begriffspaare erweist sich daher des öfteren als äußerst schwierig.

2.1 Das Konzept der Thema-Rhema-Gliederung

Thema und Rhema ermöglichen es, die Informationsstruktur einer Aussage genauer zu betrachten, während sich die Termini Subjekt und Prädikat eher der syntaktischen Struktur einer Aussage widmen.

Der sprachliche Ausdruck kann, bedingt durch seine Stellung im Satz, entweder Thema oder Rhema sein, wobei seine Stellung vom jeweiligen Informationsschwerpunkt im Textzusammenhang abhängig ist. So ist beispielsweise das Thema im modernen Französisch meist mit Front-, das Rhema dagegen meist mit Endstellung verbunden:

(1) - Que feront Claude et Michel cet été?
- Au mois de juillet ils iront en Camargue, et en août ils seront de retour à Paris.

(2) - Quand est-ce que Claude et Michel partiront en vacances?
- Ils partiront au mois de juillet et ils seront de retour à Paris en août.

(Klein / Kleineidam 1983:403)

Die beiden adverbialen Bestimmungen „au mois de julliet“ und „en août“ verfügen jeweils über einen unterschiedlichen Informationsschwerpunkt. Somit sind sie im ersten Satz, bedingt durch ihre Frontstellung, Thema und im zweiten, durch ihre Endstellung bedingt, Rhema.

Folglich ist es notwendig, im Rahmen der TRG das Thema mit „bekannter Information“ und das Rhema mit „unbekannter Information“ zu bezeichnen. An dieser Stelle kommt jedoch zwangsläufig die Frage auf, wann eine Information bekannt ist. In dem Satz

(3) Mon ami Pascal est venu me voir à Paris.

ist das Thema des Satzes (mon ami Pascal) dem Sprecher bekannt. Möglicherweise ist es auch dem Hörer bereits durch Vorerwähntheit bekannt. In diesem Fall ist also die TRG mit dem Thema im linken und dem Rhema im rechten Kontext relativ eindeutig. Die folgende Schlagzeile erweist sich jedoch als schwieriger:

(4) Avion bordé de 100 voyageurs s’abattait au mer.

Dieser Satz ist kontextisoliert und folglich ist es daher schwierig, ein Element als dasjenige mit bekannter, unstrittiger Information zu isolieren. Denn auch wenn man von der Erstpositionierung des Themas ausgeht, bleibt „avion“ in diesem Fall nach wie vor unbekannt. Hier erscheint es sinnvoll, auf die ursprüngliche Trema-Konzeption von Mathesius zurückzugreifen. Er definierte das Thema als „das der Mitteilung zugrundeliegende“ bzw. „das besprochene“. Diese Definition lässt sich auch auf „avion“ übertragen, denn auch aus diesem kontextisolierten Satz ist es möglich „avion“ als „das der Mitteilung zugrundeliegende“ zu isolieren. Folglich gibt es, wenn das Thema als „das der Mitteilung zugrundeliegende“ Element aufgefasst wird, abgesehen von sogenannten Einwortsätzen keine themalosen Sätze im Französischen.

Firbas, ein Schüler Mathesius’, entwickelte eine graduelle Abstufung der Thema – Rhema Abfolge anhand einer Skala des kommunikativen Dynamismus (communicative Dynamism (CD)).

Nach Firbas haben Satzelemente, die neu oder unbekannte Information enthalten, einen höheren grad an CD als Elemente, die bekannte Information vermitteln. Die verschiedenen Grade des CD entstehen durch das Zusammenwirken von zwei Faktoren: Zum einen steigt der Grad des CD zum Satzende hin an und zum anderen werden diese Grade durch die semantische Struktur des Satzes ausgedrückt.

„Par degré de force communicative véhiculée par un élément de

la phrase, nous entendons dans quelle mesure il fait en quelque

sorte avancer la communication. Les éléments qui apportent les

plus bas degrés de force communicative constituent le thème,

ceux qui apportent les plus hauts degrés, le rhème, l’élément qui

apporte le plus bas degré de force communicative fonctionnant

comme le thème propre, celui qui apporte le plus haut degré de

force communicative comme le rhème propre. En plus du thème

et du rhème, il y a la transition qui du point de vue de la force

communicative apportée est d’une part supérieure au premier, et

d’autre part inférieur au second. La répartition fondamentale de

la force communicative est une suite thème-transition-rhème (M.

Brown [thème] s’est révélé [transition] un excellent professeur

[rhème]) (Firbas 1966: 240)

Auf dieser Skala werden also folgende Kategorien verteilt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Nach Firbas ist der Informationsgehalt der thematischen und rhematischen Elemente, die in einem Text enthalten sind, relativ zueinander zu gewichten. Der Sprecher bringt Thema und Rhema mittels Wortstellung und Intonation zum Ausdruck. Das Thema ist dasjenige Element, von dem her der Satz in kommunikativer Hinsicht gestaltet wird. Es bietet die Plattform für neu Informationen – dem Rhema.

Firbas stellte außerdem verschiedene Tests zur Aufstellung verschiedener Grade kommunikativer Dynamik auf. Eine Möglichkeit besteht darin, mittels des sogenannten Negationstests, den zu untersuchenden Satz zu verneinen um somit schließlich, durch das Hinzufügen weiterer Elemente, das verneinte Satzelement isolieren zu können. Zum anderen kann auch eine Verkettung von Sätzen im Sinne einer Frage-Antwort-Sequenz erstellt werden. Ziel dieses Tests ist es, dass die thematischen Elemente in der Frage stehen und somit die rhematischen Elemente mittels des Fragewortes erfragt werden könne. Des weiteren bietet sich noch die Möglichkeit, Ergänzungsfragen zum Thema zu stellen, um somit das bekannte zu isolieren.

Bezüglich der TRG können mehrere Arten von Aussagestrukturen unterschieden werden. Zum einen unterscheidet man zwischen einfachen und mehrfachen Aussagen zu denen dann noch Aussagen mit einem oder mehrfachen Thema oder Rhema, kondensierte Aussagen mit einem komplexen Thema oder Rhema, sowie Aussagen mit einem unexpliziten Thema hinzutreten. Vom Standpunkt der Mitteilungsperspektive her gesehen, spielt das Rhema die relevanteste Rolle, de es „neue“ Informationen beinhaltet. Für den Text dagegen ist das Thema relevanter, da es aufgrund seiner niedrigen Informationsbelastung als wichtiges Aufbaumittel fungiert. In dieser Hinsicht kann also jeder Text als eine Sequenz von Themen betrachtet werden, wobei

[...]

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Wortstellung und Informationsstruktur des Französischen
Hochschule
Philipps-Universität Marburg  ( Institut für Anglistik und Amerikanistik)
Veranstaltung
Seminar: Funktionale Satzperspektive
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
22
Katalognummer
V58177
ISBN (eBook)
9783638524438
ISBN (Buch)
9783656813385
Dateigröße
472 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wortstellung, Informationsstruktur, Französischen, Seminar, Funktionale, Satzperspektive
Arbeit zitieren
Nadine Kröschel (Autor:in), 2005, Wortstellung und Informationsstruktur des Französischen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58177

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