In der vorliegenden Arbeit werde ich mich dem Engagement des Bunds Schweizerischer Jüdischer Frauenvereine (BSJF) - Dachverband der regionalen jüdischen Frauenvereine in der Schweiz - in der Flüchtlingshilfe widmen. Ich möchte mich dabei nicht auf den praktischen karitativen Einsatz des BSJF beschränken, sondern setze meinen Fokus bewusst auf die politischen Reflexionen, die den einzelnen Aktionen zu Grunde lagen und schliesslich auch zum eigenen Selbstverständnis führten. Da den Schweizerfrauen die politische Partizipation bis zur Erlangung des Frauenstimmrechts im Jahre 1972 verwehrt wurde, bildete die soziale Wohlfahrtspflege lange ein zentrales Forum für die politische Arbeit von Frauen. Anfang des 20. Jahrhunderts profitierten vor allem konfessionelle Organisationen von den zunehmenden Möglichkeiten bürgerlicher Frauen, sich „akzeptabeln“ Vereinigungen anzuschliessen. Dies erklärt die Popularität und den Mitgliederzuwachs der konfessionellen Verbände und belegt eine Verschmelzung von fürsorgerischen, religiösen und politischen Motivationen. Die Betrachtung von Wohltätigkeits- und Frauenvereinen fungiert somit als wichtiges Arbeitsinstrument, um den politischen Diskurs und die dazugehörigen Reflexionen von Frauen erforschen zu können, welche sich nicht über eine Parteizugehörigkeit definieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Flüchtlingspolitik des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes 1933-1945
- Anfänge der Flüchtlingshilfe
- Die Flüchtlingspolitik des SIG 1935-1945
- Die praktische Flüchtlingsbetreuung
- Stellung und institutionelle Vernetzung der Schweizer Jüdin am Anfang des 20. Jahrhunderts
- Die Zeit der Bedrohung: Politischer Diskurs und Reflexion im Bund Schweizerischer Jüdischer Frauenorganisationen( BSJF) 1933-1945
- Statuare Ausrichtung und Selbstdefinition
- Die Zwischenkriegszeit: Konsolidierung des Selbstbildes
- Vereinspolitik in den Jahren der Bedrohung
- Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft „Frau und Demokratie“
- Loyalitätsbekundung und Heimatverbundenheit
- Rückzug der nationalen Kampagne gegen Antisemitismus
- Zurückhaltung bei Frauenspezifischen Diskriminierungen
- Die Rolle des BSJF in der praktischen Flüchtlingsbetreuung 1934-1946
- Aufbau der Kinderhilfe 1934-1938
- Das Engagement des BSJF während den Kriegsjahren
- Verstärkte Zusammenarbeit mit dem SHEK
- Ferienkolonie in Klosters
- Chanukka-Päckchen Aktion
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht das Engagement des Bunds Schweizerischer Jüdischer Frauenvereine (BSJF) in der Flüchtlingshilfe während der Zeit von 1933 bis 1945. Sie geht über die Analyse des karitativen Einsatzes hinaus und fokussiert auf die politischen Reflexionen, die den Aktionen zugrunde lagen und das Selbstverständnis des BSJF prägten. Die Arbeit analysiert die Kooperation des BSJF mit anderen Organisationen wie dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG) und dem Schweizerischen Hilfswerk für Emigrantenkinder (SHEK) sowie die Ausgestaltung des Engagements des BSJF in der Flüchtlingsbetreuung.
- Politische Reflexionen und Selbstverständnis des BSJF im Kontext der Bedrohungssituation
- Kooperation des BSJF mit anderen Organisationen in der Flüchtlingshilfe
- Das Engagement des BSJF in der praktischen Flüchtlingsbetreuung, insbesondere die Kinderhilfe und Zusammenarbeit mit dem SHEK
- Die Rolle der sozialen Stellung der jüdischen Frau in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
- Die Bedeutung von Originalquellen für die Erforschung des Engagements und der Selbstreflexion des BSJF
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert die Notwendigkeit, das Engagement der jüdischen Frauen in der Flüchtlingshilfe stärker zu beleuchten, da es in bisherigen Untersuchungen nur unzureichend berücksichtigt wurde.
- Die Flüchtlingspolitik des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes 1933-1945: Dieses Kapitel beschreibt die Anfänge der Flüchtlingshilfe und die Flüchtlingspolitik des SIG von 1935 bis 1945. Es beleuchtet die praktische Flüchtlingsbetreuung durch den SIG und die Herausforderungen, denen er sich gegenüber sah.
- Stellung und institutionelle Vernetzung der Schweizer Jüdin am Anfang des 20. Jahrhunderts: Dieses Kapitel behandelt die soziale Stellung jüdischer Frauen in der Schweiz zu Beginn des 20. Jahrhunderts und ihre Rolle innerhalb der jüdischen Gemeinde. Es untersucht die Bedeutung von konfessionellen Organisationen für die politische Arbeit von Frauen und die Verschmelzung von fürsorgerischen, religiösen und politischen Motivationen.
- Die Zeit der Bedrohung: Politischer Diskurs und Reflexion im Bund Schweizerischer Jüdischer Frauenorganisationen( BSJF) 1933-1945: Dieses Kapitel analysiert die politische Ausrichtung und Selbstdefinition des BSJF, die Entwicklung seines Selbstbildes in der Zwischenkriegszeit und seine Vereinspolitik in den Jahren der Bedrohung. Es untersucht die Mitgliedschaft des BSJF in der Arbeitsgemeinschaft "Frau und Demokratie", die Loyalitätsbekundung und Heimatverbundenheit des BSJF, den Rückzug von einer nationalen Kampagne gegen Antisemitismus sowie die Zurückhaltung bei frauenspezifischen Diskriminierungen.
- Die Rolle des BSJF in der praktischen Flüchtlingsbetreuung 1934-1946: Dieses Kapitel beleuchtet den Aufbau der Kinderhilfe durch den BSJF von 1934 bis 1938, das Engagement des BSJF während der Kriegsjahre, die verstärkte Zusammenarbeit mit dem SHEK, insbesondere die Organisation von Ferienkolonien für jüdische Kinder, sowie die Chanukka-Päckchen Aktion.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Engagement des Bunds Schweizerischer Jüdischer Frauenvereine (BSJF) in der Flüchtlingshilfe während der Zeit des Nationalsozialismus in der Schweiz. Sie befasst sich mit Themen wie der politischen Reflexion, der Selbstdefinition, der Kooperation mit anderen Organisationen, der praktischen Flüchtlingsbetreuung, der Kinderhilfe und der Bedeutung von Originalquellen. Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Jüdische Frauenvereine, Flüchtlingspolitik, Solidarität, Resignation, politische Reflexion, Kooperation, Selbstverständnis, Kinderhilfe, Chanukka-Päckchen Aktion, Originalquellen.
- Citation du texte
- Master Angela Mattli (Auteur), 2006, Der Bund Schweizerischer Jüdischer Frauenvereine im Spannungsfeld zwischen Solidarität und Resignation - Politik und Engagement in den Jahren der Bedrohung 1933-1945, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58277