Frei handelbare Umweltzertifikate in der Form von Minderungsnachweisen und Emissionsrechten für Schadstoffe sowie grünen Zertifikaten und Quoten zur Förderung erneuerbarer Energien spielen in den Diskussionen zur zukünftigen weltweiten Umweltpolitik zurzeit eine entscheidende Rolle. Die Konferenzen der Vertragsstaaten der UN-Klimarahmenkonvention werden mittlerweile durch Diskussionen über die Platzierung von Systemen international handelbarer Umweltrechte und Minderungsnachweise („Kyoto- Mechanismen“) bestimmt. Von der Europäischen Kommission kam im März 2000 der Anstoß zur Einrichtung eines gemeinschaftsinternen Emissionshandelssystems ab dem Jahr 2005 vor. Dänemark praktiziert ein solches System bereits seit 2001. Initiativen für den Setup derartige Regelungen, gibt es in zahlreichen anderen internationalen Staaten. Hinzu kommen Zertifikatessysteme, die einzelne Unternehmen intern zur Umsetzung von freiwilligen Selbstverpflichtungen aufbauen oder bereits betreiben. Es bilden sich derzeit bereits in vereinzelten Ansätzen Märkte für den länderübergreifenden Handel grüner Zertifikate heraus.
An anwendungsreifen Vorschlägen zum Einsatz von Zertifikaten mangelt es nicht. In der Literatur bereits diskutiert wurden u.a. Zertifikate zur Reduzierung von Globalschadstoffen wie Kohlendioxid oder Abfall-Zertifikate und Abfüll-Zertifikate für Einwegflaschen. Trotzdem konnten in der umweltpolitischen Praxis lediglich in den USA umfangreiche Erfahrungen mit Zertifikaten gesammelt werden, wo diese vornehmlich in der Luftreinhaltepolitik eingesetzt werden. In Deutschland wurden seitens der Politik noch keine dem theoretischen Konzept entsprechenden Vorschläge zur Einführung von Zertifikaten gemacht.
Aus diesem Blickwinkel heraus hat sich in der Öffentlichkeit, bei den politischen Institutionen und in der Wirtschaft die Debatte um Umweltzertifikate intensiviert. Die Extrempositionen werden nach wie vor durch die Einschätzung, dass der Handel mit Umweltzertifikaten erlauben würde, sich von jeglicher Verpflichtung zum Umwelt- und Klimaschutz freizukaufen und der Überzeugung, dass Zertifikate das einzige international effiziente umweltpolitische Instrument seien, besetzt. Umso schwerer fällt die Orientierung in der Diskussion, da diese zahlreiche Zertifikatemodelle in verschiedenen Varianten umfasst und es auch nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen ist, welche umweltpolitischen Ziele mit der Umsetzung dieser Modelle verfolgt werden sollen.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Umweltzertifikate im Umweltschutz: Konzepte und Formen
- Definition von Umweltzertifikaten
- Zuteilungsmechanismen
- Ökonomische Kostenbetrachtung
- Intertemporale Flexibilität
- Transaktionskosten
- Transaktionskosten und Veränderung im ökonomischen Datensatz
- Transaktionskosten und Innovationsdruck
- Erfahrungen mit Emissionsrechtesystemen
- Nationale Modellumsetzungen
- Erfahrungen mit dem US-amerikanischen ACID RAIN Programm
- Das Dänische Emissionsrechtesystem
- Unternehmensseitige Initiativen
- Freiwillige Emissionsmodelle
- Freiwilliger Emissionsrechtehandel zwischen Unternehmen
- Nationale Modellumsetzungen
- Bewertung von Umweltzertifikaten im Vergleich zu anderen Instrumenten
- Ökologische Treffsicherheit
- Kosteneffizienz
- Transaktionskosten
- Wettbewerbsneutralität
- Institutionelle Beherrschbarkeit
- Akzeptanz der Anwender
- Fazit der Betrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Semesterarbeit befasst sich mit handelbaren Umweltzertifikaten und untersucht deren Einsatz als Instrument zur Lösung weltweiter Umweltprobleme. Die Arbeit analysiert verschiedene Konzepte, Zuteilungsmechanismen und die ökonomische Kostenbetrachtung von Emissionsrechten. Darüber hinaus werden Erfahrungen mit bestehenden Emissionsrechtesystemen und die Bewertung von Umweltzertifikaten im Vergleich zu anderen Instrumenten beleuchtet.
- Definition und Funktionsweise von Umweltzertifikaten
- Ökonomische Kosten und Effizienz von Emissionsrechten
- Erfahrungen mit Emissionsrechtesystemen in verschiedenen Ländern
- Bewertung von Umweltzertifikaten in Bezug auf ökologische Treffsicherheit, Kosteneffizienz und andere Kriterien
- Potenzial von Umweltzertifikaten für die Lösung globaler Umweltprobleme
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einführung (Kapitel 1) stellt das Thema handelbarer Umweltzertifikate und deren Bedeutung in der aktuellen Umweltpolitik vor. Kapitel 2 behandelt die Konzepte und Formen von Umweltzertifikaten, einschließlich der Definition und verschiedenen Zuteilungsmechanismen. Kapitel 3 beleuchtet die ökonomische Kostenbetrachtung einer Emissionsrechteregelung, wobei insbesondere Intertemporale Flexibilität und Transaktionskosten analysiert werden. In Kapitel 4 werden Erfahrungen mit Emissionsrechtesystemen in verschiedenen Ländern, wie den USA und Dänemark, sowie unternehmensseitige Initiativen im Bereich des freiwilligen Emissionshandels vorgestellt. Kapitel 5 schließlich bewertet Umweltzertifikate im Vergleich zu anderen Instrumenten der Umweltpolitik anhand verschiedener Kriterien wie ökologische Treffsicherheit, Kosteneffizienz und Akzeptanz. Das Fazit (Kapitel 6) zieht eine zusammenfassende Schlussfolgerung über die Rolle und Bedeutung von Umweltzertifikaten im Kontext der weltweiten Umweltpolitik.
Schlüsselwörter
Umweltzertifikate, Emissionsrechte, Umweltpolitik, Kostenbetrachtung, Transaktionskosten, Emissionsrechtesysteme, Vergleich mit anderen Instrumenten, globale Umweltprobleme, ACID RAIN Programm, Dänisches Emissionsrechtesystem, Kyoto-Mechanismen, Freiwilliger Emissionshandel.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Kaufmann Marco Matzke (Autor:in), 2001, Handelbare Umweltzertifikate - ein Instrument zur Lösung weltweiter Umweltprobleme?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58308