Vom Umgang mit nationalsozialistischer Vergangenheit in der deutschen Gegenwartsliteratur

Untersucht anhand von Uwe Timms "Am Beispiel meines Bruders" und Tanja Dückers' "Himmelskörper"


Mémoire de Maîtrise, 2006

101 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Generationsdiskurs
1. Zum Verständnis des Generationsbegriffs
1.1. Terminologische Einführung
1.2. Generation als Abgrenzungsbegriff?
2. Generationstypen und ihr Umgang mit der Vergangenheit
2.1. Generation der Großeltern
2.2. Generation der Kinder
2.2.1. Väterliteratur
2.3. Enkelgeneration
2.3.1. Gegenwärtige Erinnerungsliteratur

III. Gedächtnis und Erinnerung
1. Einführung zum Erinnerungs- und Gedächtnisbegriff
2. Gedächtnishorizonte
2.1. Kulturelles Gedächtnis
2.2. Individuelles Gedächtnis
2.3. Kommunikatives Gedächtnis
2.3.1. Familiäres Gedächtnis
3. Konflikt zwischenöffentlichem Gedenken und persönlichem Erinnern

IV. Die schwierige Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte - Uwe Timms „Am Beispiel meines Bruders“
1. Zum Autor
2. Werksstruktur und Inhalt
3. Timms Annäherung an die eigene Familiengeschichte
3.1. Motive
3.2. Aufarbeitung der Vergangenheit mittels Erinnerung
4. Timms Suche nach Leerstellen im Familiengedächtnis
4.1. Auseinandersetzung mit dem Bruder
4.2. Elternschuld?
4.2.1. Sprachgebrauch
4.2.2. Verhaltensweisen und Denkmuster
4.3. Schlussfolgerung im Text
5. Fazit: Timms Werk im Vergleich zur Väterliteratur

V. Die Suche nach dem „Familiengeheimnis“ - Tanja Dückers’ „Himmelskörper“
1. Zur Autorin
2. Werksstruktur und Inhalt
3. Annäherung an die Geschichte der Familie Sandmann
3.1. Motiv für Freias Spurensuche
3.2. Rekonstruktion der Vergangenheit mittels Erinnerung
3.3. Annäherungsversuche durch gezieltes Nachfragen
3.3.1. Retrospektive
3.3.2. Gegenwart
4. Reflexionen der Enkelin über die Vergangenheit ihrer Familie
4.1. Auseinandersetzung mit dem Vorgefundenen
4.2. Verarbeitung ihrer Familiengeschichte
5. Fazit: Dückers’ Werk innerhalb der Erinnerungsliteratur

VI. Konklusion

VII. Bibliografie
1. Primärliteratur
2. Sekundärliteratur
3. Internetquellen

I. Einleitung

„ In Deutschland ist der Holocaust Familiengeschichte. “ 1 (Raul Hilberg)

Die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts wurde von keinem anderen historischen Ereignis so nachhaltig geprägt wie vom Ende des Zweiten Weltkrieges. Obgleich es weitere einschneidende Zäsuren gab, wie das Ende des Ersten Weltkrieges 1918, die Studentenbewegung 1968 und die Wiedervereinigung Deutschlands 1989, deren gesellschaftspolitischen Veränderungen bedeutsam für die Bildung einer gemeinsamen Identität waren und in ihrer Konsequenz die jeweils betroffenen Generationen formten, bleibt der Bruch, den die Epoche des Nationalsozialismus im kollektiven Bewusstsein der Deutschen hinterließ, einmalig.

Die traumatischen Erfahrungen von faschistischer Diktatur, dem Kriegserleben selbst, der Trümmerzeit, aber vor allem der Vorwurf an Krieg und Holocaust eine Kollektivschuld zu tragen, belastet die deutsche Nachkriegsgesellschaft bis in die Gegenwart.2 Da die Angehörigen der Kriegsgeneration „die Möglichkeit einer kathartischen Bereinigung und der damit verbundenen Erleichterung und Befreiung“3 nicht zuließen und sich gegen ihre Schmerzen und Erinnerungen „mit einem Panzer der Fühllosigkeit“4 wappneten, blieben sie die Aufarbeitung des Traumas den nachfolgenden Jahrgängen schuldig.

Diese Aufarbeitung bestimmt seither auch die deutsche Nachkriegsliteratur. Während diese sich anfänglich noch durch ihre Sprachlosigkeit gegenüber dem Erlebten auszeichnete, entwickelte sie sich in den 1950er und 60er Jahren zu einem moralisierenden und anklagenden Instrument der Schriftsteller, „den individuellen Zwang zur Erinnerung [zu] thematisieren und die gesellschaftlich dominante Neigung zum Vergessen [zu] geißeln.“5

In der so genannten V ä terliteratur der 70er Jahre kam es erstmals zur persönlichen Auseinandersetzung mit den Angehörigen der Kriegsgeneration. Doch verzeichnet die Nachkriegsliteratur erst mit der deutschen Wiedervereinigung „eine Tendenz zur historischen Positionsbestimmung“6, welche aus der Orientierungssuche in der veränderten Realität resultiert.7 Abseits der einsetzenden Diskussionen um das Ende der Nachkriegszeit entstand „eine neue Nachkriegsliteratur, die stärker polarisiert ist und damit eindeutigere Positionen zur deutschen Geschichte bezieht.“8 Den Anfang machte Bernhard Schlinks 1995 erschienener Roman „Der Vorleser“9, der eine Liebesgeschichte „mit dem deutschen NS- und Holocaust-Diskurs“10 verwebt und erstmalig „die Problematik der vielfältigen - gerade emotionalen - Verstrickungen der [...] ‘Zweiten Generation’, der 68er, in die Schuld der NS-Generation“11 thematisiert. Der Roman war sowohl national als auch international erfolgreich und markiert eine neue Art mit dem Thema der nationalsozialistischen Vergangenheit in der Literatur umzugehen.

Auffallend an dieser Form der Erinnerungsliteratur ist die Fokussierung der Autoren auf die eigene Familiengeschichte. Ihre Texte stellen einen Zusammenhang zwischen den jeweiligen Generationen der Familie her und beleuchten das Verhältnis dieser zueinander. In den so genannten Familien- und Generationsromanen wird die Suche nach der eigenen Vergangenheit mit der Geschichte der Eltern und Großeltern verknüpft.

Die italienische Literaturwissenschaftlerin Elena Agazzi sieht den Grund für die Popularität dieser Art von Erinnerungsliteratur im neuen Wissensdrang der dritten Generation, der Enkelgeneration.12 Ebenso hat der Germanist Joachim Garbe den Trend der gegenwärtigen Erinnerungsliteratur erkannt, die vom Nationalsozialismus belastete Vergangenheit aufzuarbeiten. Er bezeichnet die Familien- und Generationsromane jedoch als Zeitromane.

„Das Auffällige an vielen der in diesem letzten Jahrzehnt veröffentlichten Zeitromane ist die Präsenz der Vergangenheit in ihnen: Historisches wird Folie zum Verständnis der Gegenwart, Zeitkritik entsteht aus kritischer Betrachtung des Vergangenen.“13

Da die gegenwärtige Erinnerungsliteratur bislang noch nicht unter einem konkreten wissenschaftlichen Begriff in die Literaturgeschichte eingegangen ist, wie zum Beispiel im Fall der Väterliteratur, wird in der Untersuchung der vorliegenden Arbeit der Oberbegriff Erinnerungsliteratur beibehalten, denn die Begrifflichkeiten Familien oder Generationsroman erscheinen missverständlich. Die Darstellung von Familiengeschichte erfolgt nicht allein in der epischen Großform des Romans, sondern wird ebenfalls in Berichten, Erzählungen oder Novellen verarbeitet.

Um Verständnisprobleme und eventuelle Überschneidungen im Hinblick auf die Väterliteratur zu vermeiden, werden diese Texte nachfolgend als Gegenw ä rtige Erinnerungsliteratur bezeichnet.

In dieser Arbeit soll der Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit in der gegenwärtigen deutschen Erinnerungsliteratur untersucht werden.

Exemplarisch werden hierfür die Werke „Am Beispiel meines Bruders“ von Uwe Timm, Jahrgang 1940, und „Himmelskörper“ von Tanja Dückers, Jahrgang 1968, hinsichtlich soziologischer und literaturspezifischer Aspekte analysiert. Zum einen soll die Annäherung der Autoren an ihre eigene vom Nationalsozialismus geprägte Familiengeschichte beleuchtet und zum anderen deren literarische Verarbeitung berücksichtigt werden.

Zunächst müssen dafür die genealogischen Unterschiede, welche sowohl zwischen den beiden Autoren als auch zwischen den Literaturepochen der Väterliteratur und der aktuellen Erinnerungsliteratur bestehen, herausgearbeitet werden. Dazu soll der Generationsbegriff näher erklärt werden, um ihn anhand soziologischer Gesichts- punkte auf die sich im 20. Jahrhundert gebildeten Generationstypen zu übertragen. Im Weiteren sollen die Begriffe Erinnerung und Ged ä chtnis erläutert werden, welche bei der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit eine wichtige Rolle spielen. Hierbei kann allerdings nicht die gesamte Bandbreite der Gedächtnisforschung einbezogen werden. Hinsichtlich der Untersuchung von Timms und Dückers’ Werke erweisen sich die soziologischen und kulturwissenschaftlichen Ansätze am geeignetsten, denn die von beiden vergegenwärtigte Vergangenheit ist die einer sozialen Gruppe, ihrer Familie.

Um die Veränderungen und Unterschiede im Umgang mit dem Thema der national- sozialistischen Vergangenheit aufzuzeigen, sollen „Am Beispiel meines Bruders“ und „Himmelskörper“ in der Konklusion miteinander verglichen, ausgewählten Werken der Väterliteratur gegenübergestellt und in einen Gesamtzusammenhang eingeordnet werden, welcher auch gesellschaftliche und historische Veränderungen einbezieht.

II. Generationsdiskurs

1. ZUM VERSTÄNDNIS DES GENERATIONSBEGRIFFS

1.1. Terminologische Einführung

Eine einheitliche Definition für den Generationsbegriff zu finden, ist so schwierig wie „einen Pudding an die Wand zu nageln“14.

Zu diesem Ergebnis kommen die Teilnehmer der Tagung „Grenzen des Verstehens. Generationsidentitäten nach 1945 in Deutschland“, welche im Januar 2006 an der Universität Konstanz stattfand. Im Mittelpunkt der Tagung stand die Generation der „68er“ und ihr Verhältnis zur Elterngeneration sowie zu ihren eigenen Kindern, die sowohl aus soziologischer und historischer Sicht, als auch aus sozialpsychologischer und literaturwissenschaftlicher Sicht von den Referenten beleuchtet wurden.15

Die vorliegende Arbeit verwendet den Generationsbegriff unter soziologischen Gesichtspunkten und untersucht den Einfluss der verschiedenen Generationen des vergangenen Jahrhunderts auf die aktuelle Erinnerungsliteratur.

Etymologisch ist Generation vom griechischen genos, Abkunft oder Geschlecht16, abgeleitet und bezeichnet „[...] eine Größe, die den Fortgang der Geschichte, in der Figur der Entstehung von neuen Geschlechtern, garantiert und derart die Genealogie als Abkunft und Abfolge organisiert.“17

Hinter dem Begriff Generation verbirgt sich demnach ein komplexes Zusammenspiel von Natur und Kultur, denn er markiert die Schwelle zwischen Entstehung und Fortgang, Abstammung und Erbschaft, Herkunft und Gedächtnis. In der Bedeutung von „Schöpfung“, „Entstehung“ oder „(Er-) Zeugung“ ist der Terminus Generation, der vom lateinischen generatio abstammt, in den biowissenschaftlichen Begriff der Zeugung oder Entstehung von Organismen eingegangen, welcher für einen Prozess der Ersetzung in der Dimension von Zeit steht.18

„Die jeweils neue Generation nimmt den Platz der älteren ein, wo immer Tod oder Entwertung diese aus dem Weg geräumt hat.“19

Für die soziale Sphäre der Familie kann diese rigide Form nicht gelten, denn die Ersetzung des Früheren durch das Spätere erfolgt nicht sofort und automatisch, sondern verzögert, dies führt zu Überlappungen.

In der Familie prägen sich Generationen von Großeltern, Eltern und Kindern durch die Regeln der Verwandtschaft und die Abfolge von Geburt und Tod aus.20 Generationen werden in der Familie als der Abstand zwischen den Geburtsjahren der Eltern und denen ihrer Kinder definiert. Statistisch liegt das Zeugungsalter zwischen 25 und 30 Jahren. Im Verlauf von 100 Jahren kommt es so zu einer vierfachen Generationsfolge.21 Es überlappen sich somit mindestens zwei, meist jedoch drei Generationen.

„Innerhalb der Gesellschaft gibt es keine entsprechenden Eindeutigkeiten; die Abgrenzung und Markierung sozialer Generationen ist selbst ein sozialer Akt, Produkt sozialer Konstruktion und einer Grenzziehung, an der sowohl die Innensicht einer Gruppe als auch die Außensicht auf sie einen Anteil haben.“22

Der Soziologe Karl Mannheim erkannte die Bedeutung des Generationsbegriffs für die Gesellschaft schon 1928. In seinem Aufsatz „Das Problem der Generationen“ versteht er unter Generation eine Altersgruppe, deren Biographie in einer bestimmten Phase durch ein einschneidendes historisches Ereignis geprägt wurde.23 Sie definiert sich folglich nicht allein durch den Geburtsjahrgang. Vielmehr spricht Mannheim von einer verwandten Lagerung.24 Eine Generationsgemeinschaft zeichnet sich demnach durch ähnliche Einstellungen, Lebensstile und Verhaltensweisen aus, welche man auf den gleichen Geburtsjahrgang und lebensgeschichtlich verbindende Erfahrungen zurückführen kann.25 Durch die dauerhafte und gleichartige Wirkung von Sozialisationsbedingungen in der jeweiligen Generation entwickelt sich unter den Angehörigen dieser Generation eine für sie charakteristische Art des Denkens, Fühlens und Handelns.

Diese Ausprägung wird auch als Identit ä t bezeichnet.26 Gleichzeitig dient diese Gruppenidentität der Abgrenzung und Differenzierung zu vorangegangenen Generationen.

„Generationen profilieren sich vor allem durch gegenseitige Reibung und Abgrenzung; sie verstehen und thematisieren sich stets als grundsätzlich ‚anders’ als die vorangehende, ältere Generation.“27

Als eines der häufigsten Probleme, welche sich aufgrund der Abgrenzungen der einzelnen Generationen voneinander ergeben, ist der Generationskonflikt zu nennen. Dieser entsteht aus den Interessen- und Idealunterschieden der Mitglieder der verschiedenen Generationen, die aus den politischen, religiösen und gesellschaftlichen Veränderungen in der Historie einer Gesellschaft resultieren. Wertvorstellungen einer Generation entsprechen meist nicht denen der Folgegeneration, sodass der Austausch über konträre Lebensansätze Konfliktpotential birgt.28

Deutlich trat dieser Konflikt unter anderem in der Studentenbewegung von 1968 zu Tage, die kurz darauf als 68er-Generation in die Nachkriegsgeschichte Deutschlands einging. Ganz offen kritisierte die Generation der 20 bis 30-Jährigen die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse. Sie wandte sich zum Beispiel gegen die weltanschaulichen Überzeugungen, den religiösen Glauben und die staatsbürgerlichen Pflichten und Tugenden der Elterngeneration.29

1.2. Generation als Abgrenzungsbegriff?

„Als tragfähig hat sich die Differenzierungskategorie Generation häufig erwiesen, wenn historische Großereignisse den Grenzwert bestimmen.“30

Das eine Generation auch einen Bruch im Fortgang der Geschichte markieren kann, kristallisierte sich erstmals nach dem Ersten Weltkrieg heraus. Im beginnenden 20. Jahrhundert stellte er die erste politische und gesellschaftliche Zäsur dar, an der sich neue Generationen herausbildeten. Die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg waren „[...] davon geprägt, mittels des Begriffs der Generation die unterschiedlichen Erfahrungen von jüngeren und älteren Soldaten sowie jenen zu beschreiben, die zu jung waren, um eingezogen zu werden, den Krieg aber als Kinder und Jugendliche erlebt hatten.“31

Zum ersten Mal nahm man bewusst wahr, dass sich die Jahrgänge, welche vor und nach dem Ersten Weltkrieg geboren wurden, in ihren Erfahrungen unterschieden und ordnete sie differenten Generationen zu. Heute geht man davon aus, dass das Ereignis des Ersten Weltkrieges in Deutschland für die Unterscheidung in Generationen sehr prägnant war.32

Auch der Zweite Weltkrieg brachte eine neue Generation hervor, wenngleich er auf andere Weise, zum Beispiel durch die Erfahrungen der nationalsozialistischen Diktatur, generationsstiftend war als der Erste Weltkrieg. Dass es in Deutschland erst Ende der 1960er Jahre zu einem Generationswechsel kam, der zu einem gesellschaftlichen Umbruch führte, lag daran, dass die Demontage des nationalsozialistischen Systems nach 1945 so umfangreich war, „[...] dass keine Generation im ersten Nachkriegsjahrzehnt in der Lage gewesen war, die politische Macht legitim für sich zu beanspruchen und mit einem eigenen Gesellschaftsmodell einen Neubeginn zu proklamieren.“33

Die Demokratie wurde in Deutschland nicht als Gemeinschaftsprojekt von einer Generation umgesetzt, sondern von außen installiert, weshalb die Anfangszeit nach dem Zweiten Weltkrieg eher als demokratischer Aneignungsprozess beschrieben werden kann.34 Die Veränderungen in der deutschen Gesellschaftsstruktur und Geschichte des vergangenen Jahrhunderts lassen sich anhand der verschiedenen Generationen nachvollziehen, welche sich aufgrund von unterschiedlichen Erfahrungen herausgebildet haben. Ausgehend vom Ersten Weltkrieg ergibt sich eine Abfolge von drei Generationen, wie eine Studie von Gabriele Rosenthal belegt. Sie hat dafür die Jahrgänge zwischen 1890 und 1978 in Deutschland untersucht und zwei Ablaufmuster in der Generationsabfolge herausgearbeitet.35

Jedoch betont sie, dass ihr Modell idealtypisch ist, da sich eine Generation zumeist aus mehreren Geburtsjahrgängen zusammensetzt.

Im ersten Muster hat die erste Generation, die so genannte Großelterngeneration, den Ersten Weltkrieg als Jugendliche erlebt, ihre Kinder waren meist in der Hitlerjugend organisiert und ihre Enkel wurden in den 1950er Jahren, zur Zeit des Wirtschaftswunders, geboren. Diese Generationsabfolge nennt Rosenthal „Erwachsenwerden im Krieg“. Das zweite Muster bezeichnet sie als „Kindheit im Krieg“. Die Großeltern, die erste Generation, erlebten hier den Ersten Weltkrieg als Kinder, ihre Kinder wurden meist im und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg geboren und ihre Enkel gelten als die „Konsumkinder“, die in ihrer Jugend die soziale undökonomische Krise der 1970er Jahre erlebten.36 Rosenthals Ergebnisse soll die folgende Abbildung veranschaulichen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Zwei idealtypische Muster zu Generationenabfolgen37

Die vorliegende Arbeit orientiert sich im weiteren Verlauf am zweiten Muster („Kindheit im Krieg“) aus Rosenthals Modell, da es den Generationsabfolgen in den zu untersuchenden Werken von Uwe Timm und Tanja Dückers vorrangig entspricht.

2. GENERATIONSTYPEN UND IHR UMGANG MIT DER VERGANGENHEIT

2.1. Generation der Großeltern

Angelehnt an Gabriele Rosenthals Studie über die Generationsabfolge ist die erste der drei Generationen des vorangegangenen Jahrhunderts die der Weimarer Jugend- generation, welche der Generation der Großeltern entspricht. Generationsbildend für die zwischen 1906 und 1920 Geborenen war ihre Lebenssituation im Krieg. Verbrachten sie ihre frühe Kindheit im Ersten Weltkrieg, erlebten sie in ihrer Jugend dieökonomischen Krisen wie Inflation (1923) und Weltwirtschaftskrise (1929) mit. Ihre Kindheit und Jugend war somit von Krieg und wirtschaftlicher Unsicherheit bestimmt,38 aber auch von der Erfahrung, „[...] nach dem Kriege völlig entzaubert dazustehen. Nichts war geblieben von dem revolutionären Aufbruch in eine strahlende Zukunft als Zerstörung und Schuld.“39

Während des Zweiten Weltkrieges arbeiteten die Frauen dieser Generation meist in Berufen, welche für gewöhnlich Männern vorbehalten waren. Sie mussten den, durch die Kriegsauswirkungen erschwerten, Lebensalltag allein und oft mit während des Krieges geborenen Kindern bestreiten. Die Männer verbrachten jene Jahre ihrer Lebenszeit, die für biografisch relevante Entscheidungen und Prozesse im beruflichen und familiären Bereich wichtig sind, in militärischen Organisationen. Die jüngsten unter ihnen führten teilweise schon ab ihrem 19. Lebensjahr ein Leben im Krieg. Eine berufliche Identität konnten sie außerhalb der Wehrmacht kaum ausbilden. Für manche wurde das Soldatsein in ihrer Wahrnehmung zum Beruf, den sie pflichtbewusst zu erfüllen hatten.40

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fiel dieser Generation die Wiederaufnahme ihres Alltagslebens sehr schwer. Die Männer mussten sich in ihrer Rolle aus der Vorkriegszeit zurechtfinden und die Frauen mussten ihre berufliche und familiäre Autonomie mit der Rückkehr ihrer Männer aus der Gefangenschaft aufgeben. Zudem wurde das Verhältnis zwischen den Müttern und ihren Kindern durch die Rückkehr der teils stark psychisch und physisch belasteten Väter empfindlich gestört. Auch fand das während der Trennungszeit herbeigesehnte gemeinsame Leben im Alltag kaum Entsprechung.

In vielen Ehen blieben Krisen nicht aus und wirkten sich auf die Beziehung der Eltern, speziell die der Väter zu ihren Kindern, aus.41

Diese Generation wurde somit hauptsächlich durch die beiden Weltkriege sozialisiert. Die Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges waren für diese Generation jedoch prägender, da sie an diesem Krieg bewusst teilnahm, ob an der Front oder in der Heimat. Besonders auf die Männer hatten die Kriegserlebnisse großen Einfluss, weswegen sie die Niederlage als eine persönliche empfanden, denn alles, woran diese Generation glaubte, wofür sie gekämpft hatte, galt nach dem Krieg nichts mehr. Und so stürzten sie in eine Identitätskrise.

„Die für jede Identität notwendige Selbstachtung der Betroffenen konnte nicht mehr ohne weiteres aus den kulturellen Ressourcen des traditionellen Nationalismus gespeist werden [...].“42

Die Folge war der Bruch mit der historischen Identität, welcher überbrückt und die sich auf alle Lebensbereiche auswirkende Krise überwunden werden musste. Damit die Generation eine neue Identität ausbilden konnte, berief sie sich auf Traditionen, die als Gegensatz zur nationalsozialistischen Ideologie verstanden werden konnte, und eliminierte den Nationalsozialismus und mit ihm den Holocaust aus ihrem geschichtlichen Gedächtnis.43

Häufig waren die Erzählungen jener Generation vom Krieg und der Nachkriegszeit von einem Thematisierungstabu für einschneidende Erlebnisse des Zweiten Weltkrieges geprägt. Das Belastende ihrer Erfahrungen wurde völlig ausgeblendet oder nur in allgemeinen Formulierungen angedeutet. Zur Ablenkung von den eigenen schmerzhaften Erinnerungen dienten oft humoristische Kriegsanekdoten.44 Um sich selbst von der Kollektivschuld zu entlasten, verfiel diese Generation in kollektives Schweigen. Sie waren sich stillschweigend darüber einig, welche Themen nicht zur Sprache gebracht werden sollten. „Man wusste voneinander, worüber man schwieg.“45

„Es gab in der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft einen stabilen Konsens, die Vergangenheit aus der Perspektive der biographisch existentiellen Erfahrung nicht zu thematisieren.“46

Dieses Schweigen ermöglichte die Integration der Eliten des Nazisystems in die neue Bundesrepublik. „Es verlängerte die Komplizenschaft der NS-Volksgemeinschaft in die neue Demokratie hinein und war der Kitt, der die bundesrepublikanische Gesellschaft in ihrer Gründungsphase zusammenhielt.“47 Dass Nazigrößen problemlos Ämter in allen Führungsebenen einnehmen konnten, hing kausal damit zusammen,

„[...] daßdie Verstrickungen dieser Eliten in die Naziherrschaft und ihre Verbrechen einfach als Tatsache hingenommen, also nicht geleugnet, aber auch nicht thematisiert, sondern eben beschwiegen wurde.“48

Wurden sie auf ihre eigenen Verflechtungen mit dem Nationalsozialismus angesprochen, zogen sie sich mit unterschiedlichsten Argumenten aus der Verantwortung. Eine der wesentlichen Strategien war die Entpolitisierung des Zweiten Weltkrieges. Durch das Leugnen nationalsozialistischer Kriegsziele und der Nichtthematisierung oder dem Abstreiten der Schuld der Deutschen am Kriegsbeginn, wurde der Zweite Weltkrieg als „ein Krieg wie jeder andere“49 relativiert.

Die Verbrechen des Nationalsozialismus verschwanden so unter dem Deckmantel des normalen Kriegsgeschehens. Ehemalige Soldaten flüchteten sich in den Mythos des unpolitischen Soldaten, um sich selbst und anderen zu versichern, dass sie mit ihrem Soldatsein nicht in den Nationalsozialismus verstrickt waren. Die mit ihrer militärischen Vergangenheit verbundenen Selbstwertgefühle konnten sie so aufrecht erhalten, ohne die eigene Vergangenheit zu problematisieren und sich dabei der Gefahr auszusetzen, diese entwerten zu müssen.50

Als weiterer Entlastungsmechanismus von der Kollektivschuld gilt der Prozess der Umdeutung. Dadurch dass die Soldaten allein dem Regime die Täter zuschrieben und im Volk die Opfer ausmachten, wurde sie für sich selbst zu Opfern, die vom Regime „verführt“, „betrogen“, „geschunden“ und „entehrt“ wurden.51

2.2. Generation der Kinder

Dieser Generationstyp sollte, da er in der Generationsabfolge das Bindeglied zwischen zwei Generationen (den Großeltern und den Enkeln) darstellt, genau definiert werden, um Missverständnisse zu vermeiden. Retrospektiv gesehen, müsste dieser Typ im Grunde als die Generation der Eltern bezeichnet werden, weil die Angehörigen dieser Generation aus heutiger Sicht die Eltern sind. Aus der Perspektive der Generation der Großeltern sind es indes die Kinder. Am Schema von Gabriele Rosenthal festhaltend, bezeichnen alle nachfolgenden Betrachtungen diesen Generationstyp als die Generation der Kinder.

Die Kinder der Großelterngeneration gehören demnach sowohl zur Generation der Kriegskinder, jenen, die zwischen 1939 und 1945 geboren wurden, als auch zur Generation der Nachkriegskinder. Diese Kinder kamen zwischen 1945 und 1950 zur Welt.52

Die Kriegskinder-Generation zeichnet das Kriegserleben in der frühen Kindheit, die Umkehrung des Generationsverhältnisses, indem die Mütter die Kinder zum Ersatz der fehlenden Ehemänner machten und die Konfrontation mit den entfremdeten und entmachteten Vätern nach deren Rückkehr aus der Gefangenschaft aus. An ihre Kriegserlebnisse können sie sich kaum erinnern. Häufig verfügen sie nur über isolierte Erinnerungsbilder an den Krieg, die sie selten in Erzählungen sprachlich ausdrücken können. Ihr Verhältnis zu den Vätern gestaltet sich, im Vergleich zu den Kindern der Nachkriegsgeneration, bis in die Gegenwart hinein als eher schwierig und distanziert, während sie eine starke Bindung zur Mutter haben.53

Die Nachkriegskinder tragen in der Familie eine andere Bedeutung als die Kriegskinder, da sie von ihren Vätern nie verlassen wurden. Einerseits wurden sie zum Symbol für den Neuanfang der Familie, andererseits konnten sie aber auch das Scheitern der Ehe ihrer Eltern symbolisieren, wenn deren Partnerschaft nach dem Krieg plötzlich nicht mehr funktionierte.54

Generationsbildend für die Kriegs- und Nachkriegskinder sind die Erfahrungen extrem schlechter Lebensbedingungen kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der materiellen Not in der frühen Kindheit. Begleitet werden ihre Erfahrungen von einer innerfamiliären Schweigebarriere gegen das „Vorher“.55

Anstatt sich ihre Schuld einzugestehen und ihre Trauer und Scham zuzulassen, hüllten sich ihre Eltern (Generation der Großeltern) in Schweigen und bürdeten der Generation ihrer Kinder die Aufarbeitung ihrer Vergangenheit auf.56

Diese wollte jedoch nicht für die Versäumnisse ihrer Eltern aufkommen. In der Studentenbewegung, die sich seit Mitte der sechziger Jahre an den Universitäten formierte, fanden die Kinder eine Möglichkeit gegen das Schweigen der Elterngeneration zu protestieren. So warfen sie den Autoritäten in Familie, Schule, Universität und Staat ihre „unbewältigte“ Vergangenheit vor.57

„Das war nicht nur ein strategisches Argument; moralische Empörung und Enttäuschung über die Unwilligkeit der Älteren, die eigene Rolle im ‚Dritten Reich’ kritisch zu überdenken, saßen tief.“58

Indem die Kinder den Nationalsozialismus und den Holocaust bewusst zur Sprache brachten und als negatives Ereignis in der deutschen Geschichte einordneten, gelang es ihnen, von der Vergangenheit ihrer Eltern Abstand zu nehmen.

„Sie [Generation der Kinder] positionierte sich streng jenseits eines historischen Verhältnisses [...], das in das Zentrum des eigenen Selbst hineinreichen könnte. [...] Damit wurde die zweite Generation fähig, sich von der mentalen Erblast des Beschwiegenen zu befreien und sich zugleich von der Tätergeneration zu distanzieren.“59

Die moralische Verurteilung der Geschichte der Eltern und die Weigerung an diese anzuknüpfen, führte schließlich zum tiefen Bruch zwischen beiden Generationen, denn mit den pauschalen Anklagen gegen die Eltern machten die Kinder jede Aussprache unmöglich und verhinderten letztlich eine kritische Auseinandersetzung mit ihnen. Die angespannte Situation mündete schließlich in einem Generationskonflikt, der sich in der Folge der Ereignisse auch in der Literatur wiederfindet. In der so genannten Väterliteratur konfrontierten Vertreter der 68er-Generation ihre Väter explizit mit dem Vorwurf der Täterschaft.60

2.2.1. Väterliteratur

Von Mitte der siebziger bis Anfang der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts erschienen in Westdeutschland unzählige Bücher, die das Thema Faschismus und Drittes Reich auf die private Ebene ausweiteten. Bei den Veröffentlichungen handelt es sich fast ausschließlich um Erzählungen, in denen sich die Generation der Kinder mit den persönlichen Verstrickungen ihrer Väter im Nationalsozialismus auseinander setzt. In die Literaturgeschichte gingen sie deshalb unter dem Namen Vaterb ü cher ein.61

Ihren Höhepunkt erreichte die Welle der Vaterbücher zwischen 1977 und 1981. In dieser Zeit entstanden mit Christoph Meckels „Suchbild. Über meinen Vater“ (1980), Sigfrid Gauchs „Vaterspuren“ (1979), Günter Seurens „Abschied von einem Mörder“ (1980), Peter Härtlings „Nachgetragene Liebe“ (1980) und Bernward Vespers „Die Reise“ (1977) einige der bedeutendsten Vaterbücher.62

Neben den Erzählungen der Söhne finden auch die Bücher, in denen sich die Töchter mit ihren Vätern auseinandersetzen, große Beachtung in der Literatur. Hierzu zählen Brigitte Schwaigers Prosawerk „Lange Abwesenheit“ (1980) Ruth Rehmanns Roman „Der Mann auf der Kanzel“ (1979) und der Roman „Mitteilung an den Adel“ (1976) von Elisabeth Plessen.

Identisch ist in allen Texten der Wunsch, das versäumte Gespräch mit dem Vater nachzuholen. Ungeachtet dessen formulieren die Kinder diesen Wunsch jedoch als Utopie, denn zu einem richtigen Gespräch kommt es auch in ihren Büchern nicht. Entweder wird die Aussprache mit dem Vater nach dessen Tod imaginiert, oder sie wird, dort wo der Vater noch existiert, aber keine Aussprache möglich scheint, erfunden.63 Für die Mehrzahl der Autoren stellt der Tod des Vaters den unmittelbaren Auslöser dar, sich mit ihm und der eigenen Vergangenheit auseinander zu setzen. Die im Leben gescheiterte, unmögliche, verdrängte, nicht versuchte oder erfolglos abgebrochene Verständigung wird erst in der Rückschau möglich.

Dies liegt zum einen daran, dass die Autoren inzwischen alt genug sind, die meisten sind etwa Mitte 30, um mit genügend Abstand über ihre schmerzhaften Erfahrungen, die sie in der Familie während der Nachkriegszeit gemacht haben, sprechen zu können. Diese zeugen vom Spannungsverhältnis den Vater zu lieben, aber von ihm abgelehnt zu werden.64 Viele Autoren haben unterdessen selbst Kinder und der Generationskonflikt mit dem Vater schlägt plötzlich in einen Generationskonflikt mit den eigenen Kindern um. „Die Klärung der Beziehung zu den eigenen Eltern wird als notwendige Vorleistung empfunden“65, um einer Kommunikationsstörung zu ihren Kindern vorzubeugen. Zum anderen wird ihnen der Rückblick auf den Vater erleichtert, „[...] weil nun, nach einer langen Kette von Thematisierungsschüben seit Kriegsende [...], die Thematik der faschistischen Vergangenheit imöffentlichen Diskurs definitiv durchgesetzt ist.“66

Bei ihrer literarischen Annäherung handelt es sich „in den meisten Fällen um eine negativ geprägte Abrechnung mit den Eltern, die verantwortlich gemacht werden für verhinderte Identität, für verlorenes Glück.“67 Die Betroffenen sind jedoch zum Großteil bereits verstorben und haben gar nicht die Möglichkeit, die Vorwürfe ihrer Kinder auszuräumen. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass von Seiten der Kinder nur bedingt Interesse an einem ernsthaften Gespräch besteht. „Die Väterbücher sind keine Dialoge, sondern pseudo-dialogische Auslotungen eines nicht heilbaren Bruchs zwischen zwei Generationen.“68

Der Konflikt mit der Elterngeneration wirft bei den Kindern vielmehr die Frage nach ihrer eigenen Identität auf. Die Antwort darauf vermuten sie in der Figur des ihnen teilweise unbekannt gebliebenen Vaters. Daher begeben sich die Töchter und Söhne in ihren Erzählungen auf die Suche nach dem Vater und schreiben damit ein literarisches Ur-Motiv fort, das sich quer durch die Kulturen und Epochen zieht. Von ihrer Suche nach dem wahren Ich des Vaters versprechen sie sich Klärung für ihr eigenes Leben, ihr Selbstverständnis oder ihr Geschick.69 Peter Henisch formuliert seine Intention in „Die kleine Gestalt meines Vaters“ (1975) folgendermaßen:

„Daßich wissen möchte, wer er ist, um mir darüber klar zu werden, wer ich bin.“70

Demnach können die Vaterbücher als Varianten des biografischen beziehungsweise autobiografischen Schreibens gelesen werden. Bis auf wenige Ausnahmen, wie zum Beispiel Bernward Vespers Romanessay oder Elisabeth Plessens Roman, sind es Erzählungen, welche aus der Perspektive der Autoren wiedergegeben werden und einen

eher geringen Fiktionalisierungsgrad aufweisen.71 Teilweise griffen die Autoren in ihren Werken auf dokumentarisches Quellenmaterial zurück, um die Biografie ihrer Väter zu veranschaulichen. So wurde im Lebensumfeld des Vaters recherchiert, die Heimatstadt oder das Kriegseinsatzgebiet besucht oder Verwandte befragt.

Manche besaßen auch Dokumente ihrer Väter, wie Christoph Meckel, der dessen Aufzeichnungen verarbeitete.72 In den Notizen und Kriegstagebüchern seines Vaters findet er zum Beispiel die Verszeile „Hyänenopfer, selbst Hyäne“, die er als „vielleicht die bitterste Auskunft über sich selbst“73 deutet. Meckels Auseinandersetzung mit dem Vater wird von seinen verletzten Gefühlen beherrscht, sodass sein Buch zu einer Abrechnung mit ihm wird.

„Ich hätte ihn gern als offenen Menschen gekannt [...]. Ich würde gern zu seinen Gunsten erfinden, sehr gerne für ihn schwindeln und für ihn zaubern.“74

Doch dafür wurde er zu sehr von ihm enttäuscht, denn in seiner Kindheit und Jugend fehlte „[...] die Freude [...], die unbedachte Zärtlichkeit [...] das grenzenlose Verzeihen und also die Liebe.“75

Neben den Schlüssen, die sie für sich aus ihrer familiären Sozialisation ziehen, verfolgen die Autoren mit den Vaterbüchern das Ziel, den nationalsozialistisch verfärbten Hintergrund ihrer Väter aufzuhellen und fragen sich, inwieweit sie in das „Netz der kollektiven Schuld“ hineinverwoben waren. Obwohl die Väter über ihre in der Nazi-Diktatur gemachten Erfahrungen nicht sprachen, wissen die Kinder um ihre biografischen Verknüpfungen mit dem Nationalsozialismus.76

Waren Peter Henischs, Niklas Franks und Sigfrid Gauchs Väter unmittelbar in den Naziterror verstrickt, gelangten die Väter von Christoph Meckel und Bernward Vesper als nationalsozialistische Schriftsteller zu Berühmtheit. Ebenso wurden die Mitläufer des Naziregimes von den Autoren charakterisiert. Als Väter, die, „mitgezogen vom Zeitgeist, ohne eigene tiefverwurzelte politische Überzeugungen, aber dennoch zum Mitmacher geworden“77 sind, beschreiben Brigitte Schwaiger, Ludwig Harig und Hanns-Josef Ortheil ihre Väter.78 Den inneren Grundkonflikt einer ganzen Generation von Täterkindern formuliert Sigfrid Gauch als die schizophrene Situation „[...] den Vater als Person lieben und von seiner Persönlichkeit entsetzt zu sein.“79

Aus diesem Grund sind die Meinungen über die Werke der Väterliteratur geteilt. Wirft man den Autoren auf der einen Seite vor, mit ihren Vätern zu hart ins Gericht zu gehen und ihnen mit ihrer Verurteilung Unrecht zu tun, sehen andere Rezensenten die Gefahr, durch die lediglich marginalisierte Erwähnung, den Nationalsozialismus und damit auch den Holocaust zu verharmlosen.80

In den Vaterbüchern sehen sie den Versuch der Autoren, sich selbst von der Schuld ihrer Eltern freisprechen zu wollen. Weiterhin unterstellen sie ihnen zu glauben, dass sie, sobald sie mit der vom Nationalsozialismus befleckten Vergangenheit der Väter fertig sind, auch persönlich mit dem Thema abgeschlossen haben.81 Durch ihre emotionale Nähe, sowohl zum historischen Ereignis als auch zu den Vätern selbst, blieb den Autoren der Väterliteratur oftmals der kritische Blick auf die Generation der Väter verwehrt, der für eine ehrliche Auseinandersetzung unentbehrlich scheint.

2.3. Enkelgeneration

Orientiert man sich am zweiten Muster des Modells zur Generationenabfolge von Gabriele Rosenthal, wurden die Angehörigen der Generation der Enkel etwa zwischen 1962 und 1970 geboren. Diese Jahrgänge haben in ihrer Kindheit den Wohlstand als selbstverständlich erlebt, während ihre Eltern und Großeltern, bedingt durch zwei Weltkriege, jederzeit mit dem Verlust ihres Wohlstandes rechneten.

„Die wirtschaftliche Verunsicherung, die die nach 1960 Geborenen in ihrer Adoleszenz erlebten, und die damit verbundene Unsicherheit der Berufsaussichten, korrespondieren mit einer pessimistischen Grundhaltung in ihren Familien [...].“82

Die Wechselwirkungen zwischen der im intergenerationellen Dialog vermittelten Erfahrung von Krisen, ihr selbst erlebter Wohlstand in der Kindheit und die Angst in ihrer Jugendzeit, diesen Wohlstand auch aufrecht erhalten zu können, sind generations- bildend für sie. Des Weiteren sah die in den sechziger Jahren einsetzende Bildungsexpansion erstmalig gleiche Bildungsinhalte für Frauen vor, was diesen neue Möglichkeiten in ihrer Ausbildung eröffnete und der Enkelgeneration zu einem veränderten Weltbild verhalf. Für Frauen dieser Zeit gehört ein höherer Schulabschluss und ein Hochschulstudium zum selbstverständlichen Bildungsstand. In Bezug auf die Eltern und Großeltern zeichnen sich die Enkel daher auch durch eine stärker selbst motivierte Lebensplanung aus.83

Speziell die jüngeren Vertreter dieser Generation definieren sich wieder im Sinne Mannheims, durch das, was sie mit anderen Menschen verbindet.

„Junge Menschen [...] konzentrieren sich nicht mehr ausschließlich auf das, was sie bewusst erlebt und verarbeitet haben, sondern interessieren sich immer stärker auch für die Geschichte der Familie, in die sie hineingeboren wurden. Man versteht sich nicht mehr ausschließlich aus sich selbst heraus, sondern zunehmend auch als Mitglied von Gruppen, denen man sich nicht freiwillig angeschlossen hat, wie der Familie und der Generation.“84

Das neue Selbstverständnis geht auf neue Ansätze der Geschichtsforschung zurück, die einen genealogischen Zusammenhang zwischen den Tätern der Großelterngeneration und den Mitgliedern der Nachkriegsgenerationen hergestellt hat. Bislang hatten die Kinder der Tätergeneration durch ihre moralistische Kritik am Holocaust die intergenerationelle Beziehung aus ihrer Identität herausgehalten. Wenn sie überhaupt über den Holocaust und den Nationalsozialismus sprachen, dann vergegenwärtigten sie beides als negatives historisches Ereignis.85

„Der wachsende Abstand zum Holocaust im Generationswechsel eröffnet nun die Chance, den mentalen Bruch zu schließen, der die Deutschen von heute von ihren Vätern und Großvätern in der historischen Perspektive ihres Selbstverhältnisses trennt.“86

Des weiteren begreifen die Enkel sich inzwischen selbst als das Ergebnis einer historischen Transformation. Dadurch verändert sich die überzeitliche moralische Distanz der zweiten Generation zu einer spezifischen historischen Distanz.87 Verstärkt wird dieser Veränderungsprozess dadurch, dass die Enkel mit dem Zweiten Weltkrieg keine direkte Erfahrung mehr verbindet und sie ihr Wissen aus der Geschichte vorwiegend aus Büchern beziehen können. So wird es ihnen möglich, das historische Ereignis nüchterner zu betrachten und in ihre eigene Geschichte zu integrieren.

Bemühungen, den Mentalitätsbruch in der deutschen Identität zu kitten, kamen auch aus der Politik.

So appellierte Richard von Weizäcker am 8. Mai 1985 in seiner Ansprache vor dem Deutschen Bundestag, sich der deutschen Vergangenheit zu erinnern und sie als einen Teil der eigenen Geschichte zu akzeptieren.

„Wir alle, ob schuldig oder nicht, ob alt oder jung, müssen die Vergangenheit annehmen. Wir alle sind von ihren Folgen betroffen und für sie in Haftung genommen. Jüngere und Ältere müssen und können sich gegenseitig helfen zu verstehen, warum es lebenswichtig ist, die Erinnerung wachzuhalten. Es geht nicht darum, Vergangenheit zu bewältigen. Das kann man gar nicht. Sie lässt sich ja nicht nachträglich ändern oder ungeschehen machen. Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart.“88

Ganz offen forderte von Weizäcker einen ehrlichen Dialog zwischen den Generationen, damit die Nachgeborenen in Zukunft unverkrampft auf ihre Vergangenheit zurückblicken können und ihnen so ein befreiter Umgang mit der deutschen Geschichte möglich wird.

„Bei uns ist eine neue Generation in die politische Verantwortung hereingewachsen. Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah. Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird. Wir Älteren schulden der Jugend [...] Aufrichtigkeit. [...] Wir wollen ihnen helfen, sich auf die geschichtliche Wahrheit nüchtern und ohne Einseitigkeit einzulassen, ohne Flucht in utopische Heilslehren, aber auch ohne moralische Überheblichkeit. [...] Schauen wir am heutigen 8. Mai, so gut wir es können, der Wahrheit ins Auge.“89

Ein weiteres bedeutendes Ereignis, das zum veränderten Selbstverständnis der Deutschen beigetragen hat, war die Wiedervereinigung Deutschlands. Sie setzte eine historische Zäsur, welche das Thema Nationalsozialismus noch einmal auf die politisch- kulturelle Tagesordnung brachte,90 schließlich geht die Teilung des deutschen Staates auf den Zweiten Weltkrieg zurück. Der Mauerfall beendete symbolisch die Epoche der Nachkriegszeit und stellte „die psychosozialen Folgen des Nationalsozialismus in ein neues Licht.“91 Der Schlussstrich, den die Deutschen „unter die monströse Summe der deutschen Schuld“92 ziehen wollen, ist in der Literatur nicht spürbar. Die Forderungen, die Vergangenheit „abzuhaken“, haben das genaue Gegenteil bewirkt und eine Wiederbelebung der Erinnerung ausgelöst.93 „[...] die Wunden, die der deutsche Faschismus und der von ihm verschuldete Krieg in beiden deutschen Nachkriegsgesellschaften hinterlassen haben, scheinen nicht wirklich verheilt zu sein, ansonsten ist nicht zu erklären, warum sie in unterschiedlicher Form in der erzählenden Literatur der neunziger Jahre erneut ‚aufbrechen’.“94

In der Gegenwartsliteratur der letzten zehn Jahre sind der Zweite Weltkrieg und der Holocaust so präsent wie nie.95 Jedoch zeigt der in diesem Zusammenhang oft verwendete Begriff der Vergangenheitsbew ä ltigung „wie schwer es ist, einen Schlussstrich unter die nationalsozialistische Vergangenheit zu ziehen“96, denn die Nachgeborenen können nicht die Vergangenheit an sich, sondern nur die belastenden Folgen des politischen Ereignisses bewältigen.97 Und so suchen die Autoren der Enkelgeneration im unmittelbaren familiären Umfeld nach Erklärungen. Ihre Bücher stellen vor allem die Suche nach der eigenen Familiengeschichte dar.

2.3.1. Gegenwärtige Erinnerungsliteratur

Während die Literaturkritik des wiedervereinigten Deutschlands vergeblich auf einen Wende-Roman wartete, setzte Mitte der neunziger Jahre und bis heute anhaltend, ein Trend in der deutschen Gegenwartsliteratur ein, den man als Besinnung auf die eigenen Wurzeln beschreiben kann. Ähnlich wie bei der Väterliteratur erscheinen Jahr für Jahr Bücher von Autoren, sowohl von Vertretern der 68er-Generation als auch von denen der Enkelgeneration, die ihr Augenmerk auf die Vergangenheit der eigenen Familie richten.98

Die Gründe für eine erneute Ausweitung des Themas der deutschen Vergangenheit und seinen Auswirkungen auf die private Ebene sind verschieden. Ein Hauptgrund für dieöffnung hin zur eigenen Geschichte ist in der Geschichte selbst zu suchen,99 denn gerade in den neunziger Jahren rückte zunehmend die Frage nach der Beteiligung der „normalen“ Deutschen am Krieg in den Blick der Diskussion um die Schuldfrage.

Ausschlaggebend dafür waren die Veröffentlichungen der Victor Klemperer- Tagebücher im Jahre 1995 sowie des Buches „Hitlers willige Vollstrecker“ des amerikanischen Historikers Daniel J. Goldhagen 1996. Erstmalig wurden darin die Schuld und Verantwortung der Zivilbevölkerung und der Beteiligten des NS-Regimes hinterfragt.100 Die Frage wurde in beiden Werken jedoch unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet. Während Klemperer seine Erfahrungen aus der Opferperspektive schildert, beleuchtet Goldhagen die Täterseite unter Hinzuziehung wissenschaftlicher Erkenntnisse.

Zusätzlich räumte die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“ vom Hamburger Institut f ü r Sozialforschung „mit einem der letzten Tabus der NS-Erinnerung, der Legende der sauberen Wehrmacht“101 auf. Die in der Ausstellung gezeigten Dokumente und Fotos widerlegten den Mythos, Millionen von Soldaten haben einen „normalen Krieg“ geführt, denn das Fotomaterial entlarvte die Wehrmachtssoldaten „als aktive Teilnehmer oder selbstzufriedene Chronisten der Verbrechen.“102 Die Diskussion, die die Ausstellung nach sich zog, führte zum Aufbrechen des in Deutschland lang gepflegten Schweigerituals. Kurz vor dem Aussterben der Zeitzeugen, kam es in der Gesellschaft zu einer erneuten Auseinandersetzung mit der Kriegsthematik, die sich in der Literatur widerspiegelt.

Dabei werden die transgenerationellen Auswirkungen des Nationalsozialismus in der deutschen Nachkriegsfamilie aus der Perspektive der zweiten oder dritten Nachkriegsgeneration thematisiert.103 Die literarische Verarbeitung der eigenen Familiengeschichte wird als Familien- oder Generationsroman bezeichnet.104 Jedoch scheint es sinnvoller, diese Gattung als neuere Erinnerungsliteratur zu bezeichnen, da sie vom Roman über die Erzählung bis hin zur Berichtsform reicht.

Das auffälligste Merkmal dieser Texte ist die explizite Hinwendung zur Geschichte der eigenen Familie. Den Autoren geht es darum, den Leerstellen im familiären Gedächtnis nachzuspüren, die zu den fundamentalen Kommunikationsstörungen oder den kommunikativen Wiederholungsstrukturen innerhalb der Familie während der Nachkriegszeit geführt haben.105

Das Bemerkenswerte an dieser neueren Erinnerungsliteratur ist, dass sie wie ein Indikator Auskunft über die deutsche Mentalität gibt, denn die Sichtweise auf die Problematik des Holocaust und der noch immer hochbrisanten Frage nach der Schuld, scheint sich, gerade bei den Angehörigen der Generation der Kinder, mit dem Identitätswandel der Deutschen verändert zu haben.

Den Erzählern der gegenwärtigen Erinnerungsliteratur geht es dabei nicht mehr um eine Abrechnung, wie sie noch die Autoren der Väterliteratur verfolgten. Sie verbergen nichts, weil sie, manchmal kopfschüttelnd, verstehen und trauern wollen. Deshalb nennen sie Namen, Orte und konkrete Situationen und problematisieren ihre Erzählposition stets mit offenem Visier. Da die Verurteilung der Täter inzwischen vollzogen ist, wenden sie sich einer Grauzone zu, in der die Trennung von Opfern und Tätern nicht mehr eindeutig zu leisten ist. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zu den früheren Versuchen der literarischen Verarbeitung von Vergangenheit.106

Trotzdem unterscheiden sich die Motive der Autoren der Enkelgeneration, aufgrund ihres emotionalen Abstands, noch von denen der Vertreter der 68er-Generation. Gemeinsam ist den Autoren beider Generationen jedoch die Form der Annäherung an die Thematik. So erkunden sie die Kriegs- und Nachkriegsgeschichte im Medium von Generationserzählungen und stellen ihre eigene Geschichte in einen Zusammenhang zur Geschichte ihrer Eltern und Großeltern.107

„In der neueren deutschen Generationenliteratur, die sich auf den Zweiten Weltkrieg bezieht, sind soziale Generationen und Familien-Generationen eng miteinander verkoppelt. Das bedeutet, dass historische Akteure immer zugleich durch das Prisma der Familiengenerationen gesehen werden als Väter, Brüder, Großeltern. In dieser konsequenten Zusammenbindung von Geschichte, Gesellschaft und Familie liegt der Reiz und das besondere Potenzial jener Texte. [...] Sie erzählen die kollektive große Geschichte im Kleinformat von Familiengeschichten und verbinden private Innenansichten mit Außenansichten.“108

[...]


1 Zitiert nach Harald Welzer: Das ist unser Familienerbe. Gemeinsames Interview mit Aleida Assmann. In: Die Tageszeitung. 22.01.2005.

2 vgl. Jochen Vogt: Erinnerung ist unsere Aufgabe. Über Literatur, Moral und Politik 1945-1990. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1991. S. 178f.

3 Norbert Elias: Studien über die Deutschen. Machtkämpfe und Habitusentwicklung im 19. und 20. Jahrhundert. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 1989. S. 549f.

4 Aleida Assmann: Geschichtsvergessenheit - Geschichtsversessenheit. Vom Umgang mit deutschen Vergangenheiten nach 1945. Teil 1. Hrsg. von Aleida Assmann und Ute Frevert. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt, 1999. S. 102.

5 Vogt: Erinnerung ist unsere Aufgabe. S. 179.

6 Joachim Garbe: Deutsche Geschichte in deutschen Geschichten der neunziger Jahre. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2002. S. 222.

7 vgl. ebd.

8 ebd. S. 232.

9 Bernhard Schlink: Der Vorleser. Roman. Zürich: Diogenes, 1997. Bis auf Uwe Timms und Tanja Dückers’ Werke werden alle weiteren Texte, Erzählungen und Romane nachfolgend nicht gesondert im Fußnotentext erwähnt. Sie sind jedoch in der Bibliografie aufgeführt.

10 Lothar Bluhm: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Anmerkungen zu Bernhard Schlinks Roman Der Vorleser. in: Deutschsprachige Erzählprosa seit 1990 im europäischen Kontext. Interpretationen, Intertextualität, Rezeption. Hrsg. von Volker Wehdeking und Anne-Marie Corbin. Trier: Wissenschaftlicher Verlag Trier, 2003. S. 149-161, hier S. 151.

11 ebd.

12 Elena Agazzi: Bericht zur Tagung Grenzen des Verstehens. Generationsidentit ä ten nach 1945 in Deutschland. 19.-20.01.2006 Universität Konstanz. Zitiert nach Lu Seegers. http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichteid=1055 (22.02.2006).

13 Garbe: Deutsche Geschichte in deutschen Geschichten der neunziger Jahre. S. 13.

14 Lu Seegers: Bericht zur Tagung Grenzen des Verstehens. Generationsidentit ä ten nach 1945 in Deutschland. 19.-20.01.2006 Universität Konstanz. http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichteid=1055 (22.02.2006).

15 vgl. ebd.

16 Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 4. Auflage. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1999.

17 Sigrid Weigel: Familienbande, Phantome und die Vergangenheitspolitik des Generationsdiskurses. Abwehr von und Sehnsucht nach Herkunft. in: Generationen. Zur Relevanz eines wissenschaftlichen Grundbegriffs. Hrsg. von Ulrike Jureit und Michael Wildt. Hamburg: Hamburger Editionen, 2005. S. 108-126, hier S. 116f.

18 vgl. ebd.

19 Aleida Assmann: Generationsidentitäten und Vorurteilsstrukturen in der neuen deutschen Erinnerungs- literatur. Hrsg. von Hubert Christian Ehalt. Wien: Picus, 2005 (= Wiener Vorlesungen im Rathaus. Bd. 117). S. 18.

20 vgl. ebd. S. 18ff.

21 vgl. Karl-Heinz Hillmann: Wörterbuch der Soziologie. Stuttgart: Körner, 1994. (Körners Taschenbuchausgabe; Bd. 410). S. 270.

22 Assmann: Generationsidentitäten. S. 24.

23 vgl. Weigel: Familienbande. S. 116.

24 vgl. Karl Mannheim: Das Problem der Generationen. in: Wissenssoziologie. Hrsg. von Kurt Wolff. Berlin: Luchterhand Verlag, 1965. S. 509-565, hier S. 526.

25 vgl. Weigel: Familienbande. S. 117.

26 vgl. Ulrike Jureit, Michael Wildt: Generationen. in: Generationen. Zur Relevanz eines wissenschaft- lichen Grundbegriffs. Hrsg. von Ulrike Jureit und Michael Wildt. Hamburg: Hamburger Editionen, 2005. S. 7-26, hier S. 9.

27 Assmann: Generationsidentitäten. S. 20.

28 vgl. Werner Fuchs (Hrsg.; u.a.): Lexikon zur Soziologie. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1988. S. 262.

29 vgl. Wolfgang Kraushaar: Denkmodelle der 68er-Bewegung. In: Aus Politik und Zeitgeschichte (2001) H. 22-23. S. 14-27, hier S. 14f.

30 Jureit; Wildt: Generationen. S. 11.

31 Jureit; Wildt: Generationen. S. 11.

32 vgl. Heinz Bude: Generation im Kontext. Von den Kriegs- zu den Wohlfahrtsstaatsgenerationen. in: Generationen. Zur Relevanz eines wissenschaftlichen Grundbegriffs. Hrsg. von Ulrike Jureit und Michael Wildt. Hamburg: Hamburger Editionen, 2005. S. 28-44, hier S. 31ff.

33 Jureit; Wildt: Generationen. S. 21.

34 vgl. ebd.

35 vgl. Gabriele Rosenthal: Zur interaktionellen Konstitution von Generationen. Generationenabfolgen in Familien von 1890 bis 1970 in Deutschland. in: Generationen-Beziehungen, Austausch und Tradierung. Hrsg. von Jürgen Mansel, Gabriele Rosenthal und Angelika Tölke. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1997. S. 57-73, hier S. 57ff.

36 vgl. Rosenthal: Generationenabfolgen. S. 63.

37 vgl. ebd. S. 64.

38 vgl. Rosenthal: Generationenabfolgen. S. 68.

39 Heinz Bude: Bilanz der Nachfolge. Die Bundesrepublik und der Nationalsozialismus. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 1992. S. 85.

40 vgl. Rosenthal: Generationenabfolgen. S. 68f.

41 vgl. Rosenthal: Generationenabfolgen. S. 69.

42 Jörn Rüsen: Holocaust, Erinnerung, Identität. Drei Formen generationeller Praktiken des Erinnerns. in: Das soziale Gedächtnis. Geschichte, Erinnerung, Tradierung. Hrsg. von Harald Welzer. Hamburg: Hamburger Editionen, 2001. S. 243-259, hier S. 246.

43 vgl. ebd.

44 vgl. Gabriele Rosenthal (Hrsg.): Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun. Zur Gegenwärtigkeit des Dritten Reiches in Biographien. Opladen: Leske & Budrich, 1990. S. 9.

45 Bude: Bilanz der Nachfolge. S. 81.

46 Assmann: Geschichtsvergessenheit - Geschichtsversessenheit. S. 141.

47 Hermann Lübbe: Der Nationalsozialismus im politischen Bewußtsein der Gegenwart. in: Deutschlands Weg in die Diktatur. Referate und Diskussionen. Ein Protokoll. Internationale Konferenz zur nationalsozialistischen Machtübernahme im Reichstagsgebäude zu Berlin. Hrsg. von Martin Broszat u.a. Berlin: Siedler, 1983. S. 329-349, hier S. 332.

48 Hermann Lübbe: Der Nationalsozialismus im deutschen Nachkriegsbewußtsein. In: Historische Zeitschrift 236 (1983). S. 579-599, hier S. 581.

49 Rosenthal: Als der Krieg kam. S. 9f.

50 vgl. ebd. S. 10.

51 vgl. Assmann: Geschichtsvergessenheit - Geschichtsversessenheit. S. 141.

52 vgl. Rosenthal: Generationenabfolgen. S. 69.

53 vgl. ebd. S. 69f.

54 vgl. Bude: Bilanz der Nachfolge. S. 87f.

55 vgl. Jochen Vogt: Er fehlt, er fehlte, er hat gefehlt …. Ein Rückblick auf die sogenannten Vaterbücher. in: Deutsche Nachkriegsliteratur und der Holocaust. Hrsg. von Stephan Braese u.a. Frankfurt am Main: Campus, 1998. S. 385-398, hier S. 386.

56 vgl. Jochen Vogt: Erinnerung ist unsere Aufgabe. S. 11.

57 vgl. Ute Frevert: Geschichtsvergessenheit - Geschichtsversessenheit. Vom Umgang mit deutschen Vergangenheiten nach 1945. Teil 2. Hrsg. von Aleida Assmann und Ute Frevert. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt, 1999. S. 226.

58 ebd.

59 Rüsen: Holocaust, Erinnerung, Identität. S. 252f.

60 vgl. Weigel: Familienbande. S. 123.

61 vgl. Vogt: Er fehlt, er fehlte, er hat gefehlt …. S. 386.

62 vgl. Irmgard Scheitler: Deutschsprachige Gegenwartsprosa seit 1970. Tübingen: Francke, 2001. S. 235ff.

63 vgl. Garbe: Deutsche Geschichte in deutschen Geschichten der neunziger Jahre. S. 221.

64 vgl. Ralph Gehrke: Literarische Spurensuche. Elternbilder im Schatten der NS-Vergangenheit. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1992. S. 52.

65 Georg Langenhorst: Vatersuche in deutschen Romanen der letzten 20 Jahre. Zur Renaissance eines literarischen Urmotivs. In: literatur für leser. 1 (1994). S. 23-35, hier S. 25f.

66 Vogt: Er fehlt, er fehlte, er hat gefehlt …. S. 388.

67 Scheitler: Deutschsprachige Gegenwartsprosa seit 1970. S. 236.

68 Vogt: Er fehlt, er fehlte, er hat gefehlt …. S. 387.

69 vgl. Langenhorst: Vatersuche. S. 23f.

70 Peter Henisch: Die kleine Figur meines Vaters. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 1975. S. 9.

71 vgl. Vogt: Er fehlt, er fehlte, er hat gefehlt …. S. 388f.

72 vgl. Scheitler: Deutschsprachige Gegenwartsprosa seit 1970. S. 235.

73 Christoph Meckel: Suchbild. Über meinen Vater. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, 1983. S. 72.

74 ebd. S. 92.

75 ebd. S. 96f.

76 vgl. Langenhorst: Vatersuche. S. 26f.

77 ebd. S. 27.

78 vgl. Langenhorst: Vatersuche. S. 27.

79 Sigfrid Gauch: Vaterspuren. Erzählung. Königstein: Athenäum, 1979. S. 135.

80 vgl. Vogt: Er fehlt, er fehlte, er hat gefehlt …. S. 395.

81 vgl. Adolf Höfer: Vater-Sohn-Konflikt in moderner Dichtung. Symptome einer Verharmlosung des Faschismus am Beispiel von Peter Schneiders Erzählung Vati. In: literatur für leser 1 (1994). S. 11-22, hier S. 14.

82 Rosenthal: Generationenabfolgen. S. 71.

83 vgl. Rosenthal: Generationenabfolgen. S. 71f.

84 Assmann: Generationsidentitäten. S. 22.

85 vgl. Rüsen: Holocaust, Erinnerung, Identität. S. 254.

86 ebd.

87 vgl. ebd. S. 258.

88 Richard von Weizäcker: Ansprache zum 8. Mai 1985 vor dem Deutschen Bundestag. http://www.bundestag.de/parlament/geschichte/parlhist/dokumente/dok08 (08.09.2005).

89 ebd.

90 vgl. Frevert: Geschichtsvergessenheit - Geschichtsversessenheit. S. 258.

91 Bude: Bilanz der Nachfolge. S. 11.

92 Assmann: Geschichtsvergessenheit - Geschichtsversessenheit. S. 53.

93 vgl. Assmann: Geschichtsvergessenheit - Geschichtsversessenheit. S. 53.

94 Garbe: Deutsche Geschichte in deutschen Geschichten der neunziger Jahre. S. 222.

95 vgl. Wieland Freund: Nach dem Nach. 2001: A Literary Odyssey. in: Der deutsche Roman der Gegenwart. Hrsg. von Wieland Freund und Winfried Freund. München: Fink, 2001. S. 11-15, hier S. 11ff.

96 Elena Agazzi: Erinnerte und rekonstruierte Geschichte. Drei Generationen deutscher Schriftsteller und die Fragen der Vergangenheit. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2005. S. 134.

97 vgl. ebd.

98 vgl. Garbe: Deutsche Geschichte in deutschen Geschichten der neunziger Jahre. S. 221ff.

99 vgl. Volker Wehdeking: Mentalitätswandel in der Gegenwartsprosa. Berliner Autor(inn)en und Themen. in: Deutschsprachige Erzählprosa seit 1990 im europäischen Kontext. Hrsg. von Volker Wehdeking und Anne-Marie Corbin. Trier: Wissenschaftlicher Verlag Trier, 2003. S. 7-25, hier S. 7.

100 vgl. Ute Frevert: Geschichtsvergessenheit und Geschichtsversessenheit revisited. Der jüngste Erinnerungsboom in der Kritik. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. (2003). H. 40-41. S. 6-13, hier S. 7f. 101 ebd.

102 ebd.

103 vgl. Anne Fuchs: Bericht zur Tagung Grenzen des Verstehens. Generationsidentit ä ten nach 1945 in Deutschland. 19.-20.01.2006 Universität Konstanz. Zitiert nach Lu Seegers. http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichteid=1055 (22.02.2006). 104 vgl. Agazzi: Tagungsbericht.

105 vgl. Fuchs: Tagungsbericht

106 vgl. Thomas Kraft: Unscharfe Bilder. Literarische Erinnerungen an die eigene Familiengeschichte während der NS-Zeit. In: Goethe-Institut - Literatur - Themen. http://www.goethe.de/kue/lit/thm/de665807.htm (15.06.2005).

107 vgl. Assmann: Generationsidentitäten. S. 24f.

108 ebd.

Fin de l'extrait de 101 pages

Résumé des informations

Titre
Vom Umgang mit nationalsozialistischer Vergangenheit in der deutschen Gegenwartsliteratur
Sous-titre
Untersucht anhand von Uwe Timms "Am Beispiel meines Bruders" und Tanja Dückers' "Himmelskörper"
Université
Martin Luther University
Note
1,0
Auteur
Année
2006
Pages
101
N° de catalogue
V58321
ISBN (ebook)
9783638525510
ISBN (Livre)
9783656111658
Taille d'un fichier
728 KB
Langue
allemand
Mots clés
Umgang, Vergangenheit, Gegenwartsliteratur, Timms, Beispiel, Bruders, Tanja, Dückers, Himmelskörper
Citation du texte
Linda Schulze (Auteur), 2006, Vom Umgang mit nationalsozialistischer Vergangenheit in der deutschen Gegenwartsliteratur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58321

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