Der spanische Konjunktiv/Subjunktiv - Semantische Hintergründe


Dossier / Travail de Séminaire, 2002

20 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhalt

1. Semantik des Subjunktivs
1.1 Das semiotische Dreieck von Ogden und Richards

2. Sprecherhaltungen
2.1 Der Subjunktiv nach Verben des Wünschens, Wollens Befürchtens etc

3. Indikativ vs. Konjunktiv

4. Kognitive Semantik – Der spanische Subjunktiv als Höflichkeitsformel
4.1 Ein Beispiel: Höflichkeitsbetonung mit „creer que“

5. Anhang

6. Literaturverzeichnis

1. Semantik des Subjunktivs

„Die Frage nach dem Grundwert des Subjunktivs ist eine semantische.“[1]

Dabei steht nicht nur die alleinige Bedeutung des gesprochenen Wortes im Vordergrund, sondern auch die Position bzw. Haltung des Sprechers zum gesprochenen Wort.

Ein jeder Mensch möchte verstanden sein und ist bzw. sollte stets darum bemüht sein, sich so auszudrücken, dass seine Wortwahl und die Aneinanderreihung der Wörter einen eindeutigen Sinn ergeben.

Martin Hummel vertritt in seinem Buch „Der Grundwert des spanischen Subjunktivs“ (s. Bibliographie) die Position, dass sowohl eine introspektive Betrachtungsweise des Sprechers eine entscheidende Grundlage bildet, als auch ein damit einhergehender nicht lexikalischer, sondern funktionaler Blickwinkel der kommunizierenden Person.

Allgemein ist die Ansicht zu vertreten, dass der Gebrauch und die Bedeutung des Subjunktivs von der Regel ausgehen kann, dass der Sprecher ausdrücken möchte, was er nicht als tatsächliches Faktum ansehen kann. Der Subjuntivo kann also vorrangig für den Ausdruck des Wünschens, Glaubens, (Be-)Fürchtens, Wollens etc. verwendet werden.

Allerdings wird hierbei stark vernachlässigt, dass ebenfalls Tatsächlichkeiten mit Hilfe des Subjuntivo ausgedrückt werden können, was an folgenden Beispielen deutlich werden soll:

1. Necesitamos lluvia. Ojalá llueva. – Wir brauchen Regen. Ich wünschte es würde regnen.
2. Lamento que no compre un coche – Ich beschwere mich darüber, dass ich/er kein Auto kaufe/kauft.

In Beispiel Eins wird klar deutlich, dass es sich hierbei um ein Wunschdenken des Sprechers handelt. Die Bedeutung des gesprochenen Wortes lässt sich also hierbei auf eine Irrealität – ein Wunschdenken – beziehen.

Allerdings beschreibt Beispiel Zwei, dass es sich um ein tatsächliches Ereignis handelt. Der Sprecher drückt ein Vorkommnis aus, dass sich eine Person tatsächlich kein Fortbewegungsmittel gekauft habe, und sich nun deswegen anscheinend in einer misslichen Lage befindet. Allerdings ist es Fakt, dass das Auto nicht vorhanden ist, was subjunktivisch ausgedrückt wird.

Der spanische Subjunktiv ist demzufolge nicht ausschließlich als Mittel zum Ausdruck von Irrealitäten und Unsicherheiten anzusehen, sondern von der Bedeutung her drückt der Subjuntiv „einen subjektiven Vorbehalt des Sprechers im Hinblick auf die Tatsächlichkeit der Aussage aus.“[2]

In diesem Fall wäre der Vorbehalt des Sprechers als solcher anzusehen, dass es zwar gegeben ist, dass die in Beispiel zwei behandelte Person zwar kein Auto besitzt, aber es ja durchaus sein könnte, dass derjenige seinen Fehler eingesehen hat und sich deswegen ein Auto zugelegt hat oder zulegen wird.

Insofern muss auch Hummel in seinem Buch über den Grundwert des spanischen Subjunktivs feststellen, dass der spanische Subjunktiv ein Phänomen ist und auch bleiben wird, dessen Bedeutung sich nicht aufgrund von Regeln genau definieren lässt und sich im Grunde genommen nicht objektiv beschreiben lässt. Die Bedeutung und Position des Konjunktivs und der Person, die sich in diesem Modus ausdrückt, bleibt dem Sprecher vorbehalten, ist also subjektiv. Das Ergebnis des gesprochenen Wortes ist dementsprechend eine Auslegungssache des Empfängers.

1.1 Das semiotische Dreieck von Ogden und Richards

Als weiteren Verstehens- und Erklärungsansatz zur nicht eindeutigen Semantik des Subjuntivos kann das Zeichenmodell von Ogden und Richards herangeführt werden, welches auch als semiotisches Dreieck bekannt geworden ist:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb1: Das semiotische Dreieck nach Ogden und Richards[3]

Dieses tryadische[4] Modell bildet den Prozess des gesprochenen Wortes ab, ist also dynamisch. Es werden hierbei an einem Zeichen drei Dimensionen unterschieden:

1. Semantik – die Beziehung zwischen diesem Zeichen und dem Bezeichneten
2. Pragmatik – die Beziehung zwischen Zeichen und Verwender (Referent)
3. Syntaktik – die Beziehung zwischen einem Zeichen und einem anderen Zeichen (Meaning) im Rahmen des Systems

Die Form eines Zeichens oder Gegenstandes wird durch den Referenten in eine außersprachliche Bedeutung gebracht, was durch das Benutzen eines Wortes oder Erklären eines Sachverhaltes geschieht, wie zum Beispiel das einfache Ausdrücken von Gedanken.

Demzufolge erscheint es nur logisch, dass die jeweilige Form zweierlei Bedeutungen haben kann. Zum einen die einfache, durch die Form sich selbst erklärende, zum anderen die Form, die es durch die Interpretation des Sprechers annimmt.

Bezogen auf o.g. Beispiel Zwei ließe sich also schließen:

1. Der Sprecher beschwert sich darüber, dass er kein Auto gekauft hat.

2. Der Sprecher hat sich kein Auto gekauft, es wäre aber im Bereich des Möglichen, dass er aufgrund der jetzigen Lage und seiner Ausdrucksweise sich noch ein Auto zulegen wird.

Deutlich wird also durch den Gebrauch des Subjunktivs die nicht eindeutig subjektive Semantik der Interpretation einer solchen Aussage, d.h. die Form, die letztendlich durch den Referenten ausgedrückt wird, lässt sich nicht eindeutig durch den Empfänger interpretieren. Man spricht in diesem Fall von sogenannter kognitiver Semantik einer Aussage, d.h. es bleiben meist Wahlmöglichkeiten. Genauer steht hier ein psychologischer Ansatz im Mittelpunkt. Es wird dabei nach Realitäten gefragt die sich außerhalb der Sprache befinden, was Beispiel Zwei darstellt. Die kognitive Semantik beschäftigt sich mit den beiden hauptsächlichen Assoziationsprinzipien: Ähnlichkeit (Similarität) und „nachbarschaftliche Nähe“ (Kontinguität[5] ).[6]

2. Sprecherhaltungen

Wie in Kapitel 1 bereits erörtert, ist die Haltung des Sprechers beim Gebrauch des Subjuntivs nicht immer eindeutig zu interpretieren.

Hummel veranschaulichte dafür folgende Grafik:

2.1 Der Subjunktiv nach Verben des Wünschens, Wollens Befürchtens etc.

Wie in den meisten Grammatiken dargelegt, steht der spanische Subjunktiv nach Verben des Wünschens, Wollens, Befürchtens, Befehlens und anderen Gefühlsregungen.

In den meisten Fällen wird in diesen Sätzen eine Person illustriert, die eine solche Gefühlsregung zum Ausdruck bringt, und es folgt eine Erwartungshaltung.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Haltung des Sprechers bei Verben des Befehlens, Wünschens, Befürchtens[7]

Einige Beispielsätze sollen diese Grafik näher verdeutlichen:

1. Me temo que no venga aqui – Ich befürchte, dass er hierher kommt.
2. No creo que tengamos tiempo bueno en Octubre. – Ich glaube nicht, dass wir im Oktober gutes Wetter haben werden.
3. Dudo que hable Inglés. – Ich bezweifle, dass er Englisch spricht.

In allen Sätzen wird eine Gefühlsregung oder Haltung einer Person deutlich, die einen bestimmtes Ereignis bezweifelt, befürchtet, etc. Hummel formuliert dies allgemein:

„Allgemeiner formuliert, können wir sagen, dass die Verben eine Haltung der betreffenden Person zu dem Ereignis ausdrücken, dessen Eintreten thematisiert wird.“[8]

Demzufolge wird die jeweilige subjektive Haltung des Sprechers an sich nicht mit dem Subjunktiv ausgedrückt, sondern nur das Eintreten des Ereignisses, welches thematisiert wird. Anhand der Beispiele 1-3 wird dies deutlich.

Das „Prinzpalverb“ in dieser Art von Relativsätzen (in diesen Beispielen das Verb zum Ausdruck der Haltung oder auch das gefühlsausdrückende Verb) bestimmt den Modus des untergeordneten Verbs, d.h. ist das „Prinzipalverb“ ein Verb zum Ausdruck einer Empfindung, wird das Ereignis, welches bezweifelt, befürchtet oder gewünscht etc. wird, im Subjunktiv ausgedrückt.

[...]


[1] Hummel, Martin: Der Grundwert des spanischen Subjunktivs, Tübingen: Narr, 2001, 60

[2] Hummel, Martin: Der Grundwert des spanischen Subjunktivs, Tübingen: Narr, 2001, 27

[3] Wesch, Andreas, Grundkurs Sprachwissenschaft Spanisch, Stuttgart, 2001, 38

[4] dreiseitig

[5] Kontinguität = A zu B Relationen, wie z.B.: Teil-Ganzes Relation, Angebot-Nachfrage Relation, Gefäß-Inhalt Relation

[6] vgl.: Wesch, Andreas, Grundkurs Sprachwissenschaft Spanisch, Stuttgart, 2001, 100

[7] Hummel, Martin: Der Grundwert des spanischen Subjunktivs, Tübingen: Narr, 2001, 56

[8] Hummel, Martin: Der Grundwert des spanischen Subjunktivs, Tübingen: Narr, 2001, 55

Fin de l'extrait de 20 pages

Résumé des informations

Titre
Der spanische Konjunktiv/Subjunktiv - Semantische Hintergründe
Université
University of Paderborn  (Romanistik)
Cours
Hauptseminar
Note
1,3
Auteur
Année
2002
Pages
20
N° de catalogue
V5832
ISBN (ebook)
9783638135719
Taille d'un fichier
1253 KB
Langue
allemand
Annotations
Es handelt sich bei diesem Abstract um eine Durchleuchtung des spanischen Konjunktivs auf seine semantischen Hintergründe, kurz gefasste Modelle der Sprachgestaltung und eine hintergründige Betrachtung der Anwendungsform des Subjunktivs bei höflicher Konversation. 870 KB
Mots clés
Spanisch, Semantik, Subjuntivo, Konjunktiv, spanischer Konjunktiv, Romanistik, Sprachbeschreibung
Citation du texte
Dirk Müller (Auteur), 2002, Der spanische Konjunktiv/Subjunktiv - Semantische Hintergründe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5832

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