Leseprobe
I Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriffserklarung
2.1 Fernsehen
2.2 Kinder
3. Gefahrdungen
3.1 Entwicklung
3.1.1 Erfahrung
3.1.2 Aufmerksamkeit
3.2 Gesundheit
3.2.1 Gewichtszunahme
3.2.2 Schlafstbrung
3.3 Gewalt
4. Fazit
II Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Heutzutage wird man durch die Medien tagtaglich mit den Thematiken konfrontiert „Wie erziehe ich am besten meine Kinder?", „Wie kann mein Kind sich erfolgreich zu einem gesunden Erwachsenen entwickeln?", „Wie starken wir unsere Gesellschaft?" und „Wie schutzen wir Kinder vor den heutigen Gefahren?"
In der deutschen Gesellschaft geht es urn den Erhalt der gesicherten Zukunft. Die Kinder von heute werden spater die Verantwortung tragen und dies wiederum an die wei-teren Generationen geben. Kinder besitzen und werden immer eine besondere Stel-lung in der Gesellschaft einnehmen, sie benbtigen besonderen Schutz. Vor diesem Hintergrund steht die Gesellschaft immer wieder vor der Frage, wovor ihre Kinder heutzutage geschtitzt werden mtissen. Vor der Digitalisierung und der Einftihrung von Bildschirmmedien sah die Gefahrenquelle fur Kinder noch deutlich anders aus und war urn einiges leichter einzustufen. Die Hauptgedanken waren unter anderem, nicht vor ein fahrendes Auto zu laufen, sich warm genug anzuziehen oder das Einatmen von Schadstoffen zu verhindern.1 Die beschriebenen Gefahren fur Kinder und Jugendliche gelten auch heute noch als bedeutsam. Es ist aber noch ein weiterer Gefahrenfaktor und somit eine neue Dimension der Gefahren hinzugekommen, die Medien. Insbeson-dere wird der Umgang der Bildschirmmedien, wie Fernseher, Computer, Handy und ahnliches als besonders riskant eingestuft. Aufgrund des beschrankten Umfanges wird sich in dieser Arbeit nur auf das Medium Fernsehgerat bezogen.
Manfred Spitzer, ein popularer Hirnforscher, formulierte folgende These: ..Bildschirmmedien machen dick, unaufmerksam, senken die Leistung in der Schule und ftihren zu mehr Gewalt in der realen Welt. Wer das anzweifelt, hat entweder die wissenschaftlichen Studien dazu nicht gelesen oder liigt."2 Ausgehend von dieser These und dem Hintergrund der heutigen Relevanz der gesunden Entwicklung der Kinder, wird in der vorliegenden Arbeit folgende Fragestellung bearbeitet: Inwieweit stellt das Medium Fernseher besonders fur Kinder eine Gefahr dar?
Ziel der Arbeit ist es, einen Uberblick zu erhalten, inwiefern bei Fernsehgeraten von akuten Gefahren fur Kinder gesprochen werden kann. Nachdem im ersten Abschnitt das grundlegende Verstandnis von Fernsehen und der Bedeutung des Kindes naher gebracht wird, geht die Arbeit im nachsten Schritt auf die Gefahrdungen, dem Haupt-bestandteil dieser Arbeit, ein. Der erste Aspekt stellt hierbei die, bereits kurz ange-schnittene Entwicklung zusammenhangend mit dem Fernsehkonsum dar. Eine ent-scheidende Rolle spielen hierbei die gesammelten Erfahrungen des Individuums und die Aufmerksamkeit. Im darauf folgenden Abschnitt wird die Gefahrdung der Gesund-heit differenziert betrachtet. Dabei findet eine Unterteilung in den etwas offensichtli-cheren Aspekt der Gewichtszunahme und den daran anschlieftenden Aspekt der Schlafstbrung statt. Die Gewalt im Fernsehen wird als letzter Punkt in dieser Arbeit aufgefasst .Schlussendlich kommt die Arbeit auf die Ausgangsfragestellung zuriick und stellt diese kritisch betrachtet und zusammenfassend dar. Die Arbeit verwendet viele Studien, Forschungen und Annahmen von Wissenschaftlern.
2. Begriffserklarung
Urn einen Uberblick iiber die Thematik der Risiken des Mediums Fernsehgerat bei Kin-dern zu erlangen, bedarf es im Vorfeld einer Definition dieser Begriffe. Fernsehgerate gehbren zu den Massenmedien. Der Begriff Medium bedeutet im fernsten nach lateini-scher Ubersetzung Mitte, Mittel, etwas Vermittelndes.3 Genauer erklart werden die Be-grifflichkeiten Fernsehen und Kinder.
2.1 Fernsehen
Das Massenmedium Fernsehgerat gehbrt zu den tertiaren Medien und kennzeichnet sich als elektronisches, audiovisuelles Medium. Bis heute ist es das grbftte und tragt in Deutschland somit die Stellung des Leitmediums. Das Fernsehen in Deutschland weist eine duale Struktur auf, welche durch bffentlich-rechtliche und kommerzielle Sender gepragt ist.4 Charakteristisch ist sein breites Spektrum an Informationen- und Unter-haltungsmbglichkeiten. Rezipienten schatzen es als eine Freizeitaktivitat. Das gebote-ne Programm setzt sich nicht nur aus Filmen, Seriensendungen, Dokumentationen und Nachrichten zusammen, sondern besteht besonders bei den Privaten Sendern zum GroUteil aus Werbung.5
Die Ausstattung der Haushalte in Deutschland mit elektronischen Geraten verlief in den letzten Jahren so rasant, dass man von einer neuen Stufe des Medienkonsums spricht. Laut Statista verftigen in 2016 uber 33,67 Millionen Haushalte uber ein Fernsehgerat und 7,1 Millionen Haushalte iiber zwei Fernsehgerate. Die durchschnittliche Fernsehdauer pro Tag belief sich 2016 wie schon im Vorjahr auf 223 Minuten.6 Laut einer Umfrage des Medienpadagogischen Forschungsverbundes Siidwest zur tagli-chen Fernsehnutzung gaben 2014 knapp 80 Prozent der befragten Kinder an, jeden Oder fast jeden Tag vor dem Fernseher zu sitzen.7
2.2 Kinder
In dieser Arbeit werden Kinder als Ein- bis 14- Jahrige bezeichnet. An einigen Stellen wird sich explizit auf Kleinkinder bezogen, welche ein Alter von zwei bis vier aufweisen. Urn sich der Bedeutung der Auswirkung des Fernsehkonsums bei Kindern anzunahern, muss zunachst einmal hervorgehoben werden, inwieweit diese sich von den Erwach-senen abheben.
Grundsatzlich ist festzuhalten, dass fruhe Erfahrungen aus mehreren Griinden extrem wichtig sind. Diese werden besonders im zweiten Kapitel noch ausftihrlicher darge-stellt. Nach Spitzer seien Kinder formbarer als erwachsene Menschen und sind somit ungunstigen Einflussen leichter ausgesetzt.8 Zudem stellen sie die Phase des Men-schenlebens dar, in der das Individuum am meisten und schnellsten lernt. Die Entwick-lung des Kindes ist ein laufender Prozess, welcher von inneren und aufteren Einflussen immer wieder angestoften wird. Nach Petermann bedarf ein Kind entsprechende Gelegenheiten und eigene Potenziale urn Entwicklungsaufgaben erfolgreich bewaltigen zu kbnnen.9 Die Entwicklung steht also immer in Wechselwirkung mit vielen anderen Komponenten und kann somit positiv als auch negativ beeinflusst werden. In dieser Arbeit wird sich explizit mit der Umwelteinwirkung des Mediums-, Fernsehgerat, be-schaftigt.
3. Gefahrdungen
Den Hauptbestandteil dieser Arbeit stellen die Gefahrdungen dar, welche durch den Konsum von Fernsehgeraten bei Kindern hervorgerufen wird. Bei der behandelnden Thematik der Gefahrdung muss berticksichtigt werden, dass die Medien immer mehr an Bedeutung gewinnen und vom Alltag nicht mehr weg zu denken sind. Es wird davon gesprochen, Kinder in Deutschland wtirden in einer Medienwelt aufwachsen. Kinder haben bereits vor Schuleintritt einen viel breiteren und differenzierteren Kontakt zu Medien als jemals eine Generation vor ihnen.10 Mit diesem Wissen werden in den folgen-den Abschnitten funf verschiedene Gefahren des Fernsehens dargestellt. Das erste Kapitel zielt besonders auf die jiingeren Kinder ab. Je weiter sich dem Fazit genahert wird, desto zunehmendersind altere Kinder von den Gefahren betroffen.
3.1 Entwicklung
In dem folgenden Abschnitt geht es darum, inwiefern das Medium Fernsehgerat die Entwicklung der Kinder in Form der Erfahrung und Aufmerksamkeit beeintrachtigen kann. Aufgrund ihres geringen Entwicklungsstands sind Kleinkinder besonders von den folgend beschriebenen Gefahren betroffen.
3.1.1 Erfahrung
Im ersten Teil wird sich auf die Erfahrungen bezogen, die Kinder durch das Rezeptie-ren von Fernsehen erlangen und als Gefahrdung der Entwicklung anerkannt werden. Eine Studie der Kaiser Family Foundation (2003) legte dar, dass in den USA bereits zweijahrige Kinder 13-22 Prozent ihrer wachen Zeit nicht in der Welt mit Objekten und Szenen, sondern mit dem Bildschirmmedium Fernsehen verbringen.11
Erfahrungen an Bildschirmen und Lautsprechern stellen eine Entkopplung dervisuellen und akustischen Information dar und sind somit anders einzustufen als die der wirkli-chen Welt. Der Bildschirm bietet eine virtuelle Wirklichkeit in der Bilder und Klange oft nicht zusammen passen, weshalb es dem kindlichen Gehirn an Struktur fehlt. Die ver-setzten Reize im Fernsehen ftihren dazu, dass ein Kind nicht die Kausalitaten, „ (...) dort wo es wackelt, es auch rattert (,..)"12, verstehen kann. Vielmehr dominieren im Fernsehen unrealistische Klange, wie Spitzer es beschreibt ein „Gerauschbrei".13
Laut Alias und Burr (2004) kbnnen allerdings Ereignisse nur auf Bruchteile von Winkel-graden des Auges und Ohres verordnet werden, wenn es auch wirklich genau dort wackelt, wo es auch rasselt.14 Das Sehen passt beim Fernsehen nicht zum Hbren. Dadurch wird eine extreme Verarmung der Erfahrung des Kleinkindes ausgelbst und Sinnzusammenhange von Objekten gehen verloren. Gerade im Kleinkindalter ist das Gehirn erst dabei, Objekterfahrungen auszubilden.15
Durch die bereits erlauterte flache und arme Realitat der Bildschirme ist diese Ob-jekterfahrung nicht mbglich. Je mehr Erfahrungen ein Kind macht, desto mehr und deutlichere Spuren bilden sich in dessen Hirn und Verkntipfungen kbnnen schneller vernommen werden.16 Sinnessignale der Umwelt wirken sich nur dann auf die Entwicklung aus, wenn sie im Rahmen von einer aktiven Interaktion mit der Umwelt stattfinden, bei denen das Kind die Initiative hat17. „Sobald ein Kind vor einem Fernseher sitzt, spurt es den Kbrper nicht mehr (...)"18 und ergreift keine Initiative. Urn die neuronalen Schaltkreise im Gehirn aufzubauen, also zum Beispiel das Verstehen von Zusammen-hangen und Kausalitaten, bedtirfen Kinder eigene Kbrpererfahrung. Das wird ihnen durch den Bildschirm genommen. Kinder miissen ein richtiges Gefiihl fur ihren Kbrper und die Umwelt entwickeln, urn iiberhaupt erst ihre eigenen kognitiven Potenziale ent-falten zu kbnnen.19 Deshalb ist es enorm wichtig, dass kleine Kinder mit den Reizen und Dingen, welche sich bewegen und Gerausche machen, in Bertihrung kommen. Nur dadurch lernen sie, wie die Realitat beschaffen ist.20
Dartiber hinaus geht durch das Medium Fernsehgerat die Nachfrage der Kausalitaten verloren. Im heutigen Informationszeitalter sind Dinge, wie das Fernsehgerat, so kom-plex, dass die Ursache von Auswirkungen fur Kinder schwer oder gar nicht begreifbar ist. So ist zum Beispiel fur Kinder nicht klar, weshalb nun ein Programmwechsel durch das Driicken der Taste „7" statt findet. Dieser Mangel an Sinnzusammenhangen hat zur Folge, dass Kinder irgendwann aufhbren, nach den Kausalitaten zu fragen. Die Medienangebote heutzutage sind als nicht verstehbar und eingeschrankt gestaltbar fur Kinder einzugliedern, was zu einem Rtickgang des Gestaltungswillen der Kinder fuhrt. Kinder nehmen dadurch immer mehr die Haltung ein, Dinge einfach hinzunehmen, ohne den Sinn dahinter zu verstehen.21 Davon ausgehend, dass Kinder aktive Gestal-ter ihrer Lern- und Entwicklungsprozesse sind und sehr schnell lernen, werden die be-reits beschriebenen Auswirkungen des Fernsehgerates noch einmal als besondere Gefahrhervorgehoben.22
3.1.2 Aufmerksamkeit
Eng verbunden mit der bereits behandelten Thematik der Erfahrung, stehen die Aufmerksamkeit und Konzentration. Laut Statistiken steigt die Anzahl der Diagnosen von Aufmerksamkeitsstbrungen bei Kindern immer weiter an.23 Urn sich diesen Auswirkungen bewusst zu werden, muss zunachst der Begriff der Wahrnehmung und damit ver-bundene Aufmerksamkeit dargelegt werden.
Die selektive Aufmerksamkeit stellt die Fahigkeit dar, einen Stimulus bevorzugt zu be-handeln, also eine gezielte Wahrnehmung zu ermbglichen.24 Diese Fahigkeit mussen Kinder wiederum erst erlernen, was ebenfalls durch die beim Fernseher fehlende Ob-jekterfahrung geschieht .Davon abzugrenzen ist die Konzentrationsfahigkeit, welche die Voraussetzung ist, sich auf bestimmte Reize zu fokussieren und unwichtige Reize auszublenden. Liegt hierbei eine Stbrung vor, wird von einer Aufmerksamkeitsstbrung gesprochen.25
[...]
1 Vgl: |Kr [2??U AnSng im Hessischen Landtag am 04.05. 2011, S.39.
2 Vgl: |Kr [2??U AnSng im Hessischen Landtag am 04.05. 2011, S.39.
3 Vgl: |Kr [2??U AnSng im Hessischen Landtag am 04.05. 2011, S.39.
4 Vgl: AnSng im Hessischen Landtag am 04.05. 2011, S.39.
5 Vgl: AnSng im Hessischen Landtag am 04.05. 2011, S.39.
6 Vgl: |Kr [2??U AnSng im Hessischen Landtag am 04.05. 2011, S.39.
7 Vgl: |Kr [2??U AnSng im Hessischen Landtag am 04.05. 2011, S.39.
8 Vgl.Wirtz 2006,S.9.
9 Vgl.Wirtz 2006,S.9.
10 Vgl.Wirtz 2006,S.9.
11 Vgl.Wirtz 2006,S.9.
12 Vgl.Wirtz 2006,S.9.
13 Vgl.Wirtz 2006,S.9.
14 Vgl.Wirtz 2006,S.9.
15 Vgl.Wirtz 2006,S.343
16 Vgl.Wirtz 2006,S.343
17 Vgl.Wirtz 2006,S.343
18 Vgl.Wirtz 2006,S.343Vgl. Statista [o.J.b.to.S.
19 Vgl. Statista [o.J.b.to.S.
20 Vgl. Statista [o.J.b.to.S.
21 Vgl. Statista [o.J.b.to.S.
22 Vgl: HauSSel/Be'nsel 2005, S. 10,11.
23 Vgl.Haug-Schnabeimensel|2005],S.28.
24 Vgl.Haug-Schnabeimensel|2005],S.28.
25 Vgl.Haug-Schnabeimensel|2005],S.28.